Fundstück: Frauen in der Musikindustrie

Dummerjan schrieb bei Alles Evolution zwei interessante Kommentare, die ich hier (mit leicht korrigierter Rechtschreibung und Zeichensetzung) vollständig wiedergeben möchte:

Da ich ja am Bodensatz (wie so oft) der Musikindustrie unterwegs bin, dort wo die Anfänger, Wannabes, Loser und so weiter daheim sind, glaube ich hier mal aus dem Nähkästchen plaudern zu können.

Absolut zentrale Beobachtung: Junge hübsche Frau mit ausgeprägten Brüsten so um die 20, die am Klavier oder an der Gitarre etwas dahinhaucht, bekommt immer Bonusbeifall. Egal, wie scheiße sie ist.

Zweite zentrale Beobachtung: Wenn Frau im Schlabberlook und ohne Alarmmakeup daherkommt, ist Vorsicht geboten. Die sind meistens ziemlich gut. Egal, wie scheiße sie aussehen.

Zusammenfassung: Es gibt immer einen Tussenbonus. Der hängt sehr am Alter und der äußeren Erscheinung der Person. Hilft aber nicht weiter als bis zum dritten Lied.

Hier eine Liste der 15 erfolgreichsten YOutube Stars:
http://mashable.com/2011/01/23/found-fame-youtube/#1NKuybDz3Oq4

Aufgabe:
1. Wieviele Frauen (Mädchen), wieviele Männer (Jungs)?
2. Wieviele sind heute noch im Geschäft?

Errinert Euch, meine These war:
1. Frauen haben einen Startvorteil in der Industrie.
2. Der Startvorteil verpufft sehr schnell.

Einige Bestandteile kann man relativ leicht nachvollziehen: Natürlich haben es attraktive Menschen leichter und natürlich wirkt das Aussehen bei Frauen stärker. Der Rest ist eine weitere Überlegung wert.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Hier ein Beispiel für eine Sängerin, die ich tatsächlich nicht besonders gutaussehend finde, die aber eine so gute Nummer abliefert, dass sie zum Teil gar nicht verstanden wird.

Giulia Becker: Verdammte Schei*e

Fundstück: Männer und Frauen bei Stack Overflow

Gefunden via Fefe: Stack Overflow (eine Plattform, bei der man Fragen rund um Softwareentwicklung stellen kann) hat die Zahlen zur letztjährigen Nutzeranalyse veröffentlicht.

Einige Details, die ich besonders interessant finde: Weniger als 6% der Menschen, die die Fragen beantwortet haben, sind Frauen. Auch wenn es bei der Frage nach dem Geschlecht auch die Antwortmöglichkeit „ein anderes“ gab, wählte das fast niemand aus.

Wie auch schon von Fefe bemerkt, gibt es einige beachtliche Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern bei der Frage, warum sie Stack Overflow benutzen. Frauen wählten häufiger „weil ich sonst meine Arbeit nicht machen kann“, Männer hingegen „um zu zeigen, dass ich gut bin in dem, was ich mache“ und deutlich öfters „um anderen zu helfen“.

Bei letzterem bleibt der Unterschied auch dann noch sehr groß, wenn man die möglichen Schwankungen jeweils voll in Richtung „weniger Unterschied“ wertet. Dieser mögliche Korridor ist bei den Frauen größer, weil deutlich weniger an der Umfrage teilnahmen.

Ich finde es faszinierend, dass gerade der Unterschied in der Hilfsbereitschaft am stärksten ausgeprägt ist. Schon bei bei Alles Evolution wurde als eine Ursache für einen möglicherweise stärker ausgeprägten Wunsch bei Männern, etwas zu erklären, angenommen, dass diese lieber zeigen, sich mit etwas auszukennen. (Ob das daher kommt, dass sie Kompetenz zeigen müssen, ist dann wieder die nächste Frage…)

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Wo es darum geht, um Hilfe zu bitten…

The Beatles: Help!

Warum ich Widersprüchlichkeit in Ordnung finde

Bei Alles Evolution kamen zwei interessante Fragen in die Runde:

Sind eurer Meinung nach Frauen widersprüchlicher als Männer oder sind Männer in anderen Bereichen widersprüchlicher und es fällt Männer bei sich selbst vielleicht weniger auf? Oder ist es eben einfach nur ein Vorurteil, welches gar nicht zutrifft?

Drei wesentliche Punkte dazu kamen von MGTOW Deutsch in einem Kommentar unter dem Artikel:

Menschen sind im Allgemeinen widersprüchlich. (…) Unterschiede gibt es individuell, nicht auf das Geschlecht bezogen.
Allerdings wird bei Frauen Widersprüchlichkeit von der Gesellschaft eher akzeptiert als bei Männern.

Zur ersten Aussage: Genau so ist es. Menschen allgemein sind widersprüchlich. Die Welt ist voller Widersprüche. Die Realität ist unrealistisch.

Und das hat einen Sinn. Stellen wir uns das krasse Gegenteil vor: Menschen, die immer konsistent, also konsequent handeln. Klingt nach fürchterlichen Pedanten und Prinzipienreiterei. Ein Mensch, der zum Beispiel im Alltag auf seine Ausgaben achtet und das dann auch im Urlaub durchzieht, nie „einfach mal so“ ins Café geht, nie „mal Fünfe gerade sein lassen“ kann, kommt mir nicht besonders nachahmenswert vor, sondern wie ein armseliger Geizhals.

Allzu viel Konsequenz wirkt unmenschlich und abstoßend! „Es ist ja wirklich erschreckend, wie zielgerichtet manche Leute ihr Ziele verfolgen.“

Punkt Nummer zwei: Selbst für den Fall, dass es Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt – na und? Am Ende sind die individuellen Unterschiede größer.

Dass Frauen sich in bestimmten Situationen Widersprüchlichkeit eher erlauben können als Männer, ist auch meine Vermutung. Gut wurde das in den Kommentaren bei Christian schon eingegrenzt: Im Berufsleben geht das zum Beispiel nicht, egal, welches Geschlecht man hat. Männer haben genauso widersprüchliche Gefühle, sind inkonsequent usw., aber es schadet ihrer Attraktivität und ihrem Ansehen, wenn das zu offensichtlich wird.

Für Beziehungen werte ich eine gewisse Unterschiedlichkeit sogar sehr positiv: Wenn einer Klarheit und Entschlossenheit ausstrahlt, gibt das Halt und Orientierung (und „eine erste Lösung“), wenn der andere viele verschiedene widerstrebende Gefühle ausdrückt, zeigt das auch Offenheit und gesunden Restzweifel (und „verschiedene Alternativen“).

Aber es geht auch humorvoll. Wie Christian schrieb:

Allerdings habe ich den Satz „ich bin eine Frau, ich darf das“ in Bezug auf gewisse „Widersprüchlichkeiten“ auch schon gehört. Nicht absolut als Recht, eher dann als scherzhafte Bemerkung.

Meine erste Assoziation war: Das ist jemand so mit sich selbst im reinen, dass er über sich Scherze machen kann. Sympathisch!

Um mit Stereotypen spielen zu können, braucht man eine gewisse Lockerheit. Das ist eine hervorragende Basis für ein entspanntes Verhältnis.

Ich benutze immer wieder folgenden Spruch: „Bitte geben Sie mir einfache Anweisungen – ich bin ein Mann!“

Das spiegelt natürlich die Auffassung wieder, dass Männer allgemein etwas simpler gestrickt sind. Aber man kann das eben positiv ummünzen, um klare Anweisungen einzufordern.

Mit Stereotypen über die eigene Gruppe zu spielen kann ein absoluter Eisbrecher sein. Den Satz „Wir sind Italiener, da ist es nun mal etwas chaotisch!“ habe ich schon so oft von italienischen Freunden gehört. Selbst kontere ich natürlich gerne im Sinne von „Entschuldigung, aber wir sind Deutsche, das wird jetzt genauso gemacht, wie es die Regeln sagen, ob sie einen Sinn ergeben oder nicht!“

Lockerheit und Selbstironie sind wunderbare Gewürze für die Suppe des Lebens. Lieber widersprüchlich als langweilig!

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Konsequenterweise bringe ich ein Lied, das den Widerspruch im Titel trägt.

Green Day: Walking Contradiction

Fundstück: Ahoi Polloi zu Sexismus

Diesmal verweise ich auf nur einen einzigen Beitrag von Ahoi Polloi, aber der hat es in sich: Sexismus.

Die Comics sollen übertreiben, aber in diesem Fall gibt es reale Vorbilder: Es erinnerte mich sofort an Jessica Valenti (bekanntester Spruch: „Ich bade in Männertränen„) und
Bascha Mika (sehr empathisch: „Frauen sind dadurch benachteiligt, dass Männer früher sterben„).

bisherige Erwähnungen von Ahoi Polloi:

  1. Modernität bei Arbeit, Gesellschaft und Moby Dick
  2. über kulturelle Aneignung, rape culture und sexistische Werbung
  3. gegen mansplaining und Mikroaggressionen und für die Wahrheit
  4. zum neuen Sexualstrafrecht und der Unschuldsvermutung
  5. dreimal zu „hate speech“
  6. eine ganze Sammlung
  7. zu Sprache

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Wo es ums richtige Alter geht… es gibt zumindest ein „zu jung“.

Gary Puckett & The Union Gap: Young Girl

Fundstücke gesucht: Frauenverachtende Artikel?

sharkathotep schreibt in einem Kommentar auf den gestrigen Beitrag:

Irgendwie lese ich hier ständig tatsächlich zutiefst frauenverachtende Bemerkungen, aber die scheinen dir nicht aufzufallen … Bzw. scheinst du sie nicht so enthusiastisch anzuprangern.

Sie meint damit aranxo, aber letzten Endes kann sich jeder Autor dieses Blogs angesprochen fühlen. Frage an die Leser: Was sind Beispiele für zutiefst frauenverachtende Bemerkungen, die hier in den Artikeln im Blog fallen?

Die Kommentare halten wir tatsächlich recht offen. Hier ist jeder für seinen eigenen Grütz verantwortlich.

Aber auch da sei einmal in die Runde gefragt: Was waren zutiefst frauenverachtenden Bemerkungen, bei denen Ihr erwartet hättet, dass die Blogautoren einschreiten, kommentieren, was auch immer tun? Was wäre denn die richtige Reaktion gewesen?

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Wenigstens fallen mir langsam immer weniger Lieder zum Thema „Hass“ ein…

Erasure: Love To Hate You

Fundstück: „After Dark“ als Test dafür, ob man auf Frauen steht

Der bereits erwähnte Scot W. Stevenson berichtete in seinem Blog „USA erklärt“:

Vor einigen Jahren fragte eine Bekannte dieses Autors, die namenlos bleiben soll, warum scheinbar alle Männer in ihrem Bekanntenkreis das Lied „After Dark“ von Tito & Tarantula kennen. Der Hinweis auf den Tanz von Salma Hayek in From Dusk Till Dawn brachte nur ein fragendes Gesicht und die Feststellung aller Umstehenden, dass die Bekannte offensichtlich streng heterosexuell ist.

Darüber musste ich sehr schmunzeln, denn aus meinem Bekanntenkreis gibt es ähnliche Berichte: Auf Salma Hayek in „From Dusk Till Dawn“ haben sich die heterosexuellen Männer, wenn das Thema aufkam, noch immer einigen können. Entsprechend gut im Gedächtnis geblieben ist auch das Lied, welches ihren Auftritt begleitete.

Miramax: From Dusk Till Dawn | ‘The Art of Seduction’

Ich finde es faszinierend, dass man die sexuelle Ausrichtung von Leuten anscheinend so treffsicher anhand einer bestimmten Filmszene bestimmen kann. Zumal es ja viele gutaussehende Frauen mit mehr oder weniger erotischen Szenen in Filmen gibt, aber dieser Auftritt scheint ein Stück Filmgeschichte geschrieben zu haben. Ich frage mich, ob es ähnliche Szenen gibt, die so stark auf heterosexuellen Frauen / homosexuellen Männern / homosexuellen Frauen gewirkt haben. Es ist sowieso interessant, dass es einige Fälle gibt, in denen die Rezeption eines Filmes bzw. die Erinnerung daran so unterschiedlich ausfällt.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal liegt die Musikwauswahl auf der Hand.

Tito & Tarantula: After Dark

Fundstück: Gute Worte über die Einstellung gegenüber Frauen

Zwei Kommentare bei Alles Evolution bringen es auf den Punkt:

Adrian:

Man kann Frauen wohl ebensowenig übel nehmen, Männer mit Status und Resourcen sexy zu finden, wie man Männer verübeln kann, gutaussehende junge Frauen sexy zu finden.

LoMi:

Es scheint mir wichtig zu sein, dass man in der Lage bleibt, Frauen nach wie vor als Individuen wahrzunehmen, anstatt als willenlose Marionetten evolutionärer Programme.

Ich halte beides für sehr gute Ideen. Wer behauptet, dass die Kommentarspalten immer mies sind?

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Natürlich etwas mit „Frau“ im Titel, und da der Blogeintrag so kurz war, darf wenigstens das Lied ein wenig länger sein…

The Doors: L. A. Woman

Warum ich Alice Greschkows Artikel über ambitionierte Frauen empfehle

Unter meinen Artikel zum Erlauben der gleichgeschlechtlichen Ehe in den USA hatte
Alice Greschkow einen Kommentar geschrieben und auf ihren Artikel zum Thema Ehe hingewiesen mit der Einladung, zu kommentieren. Die Dame war mir bislang unbekannt, hat aber einige interessante Lebensdaten: Universitätsabschlüsse in Deutschland, Dänemark und Polen und spricht anscheinend noch Bulgarisch (stammt zumindest aus Bulgarien). Sie bloggt auf Deutsch und Englisch.

Wie das bei mir so ist, merkte ich mir nur den Kommentar, machte aber weiter nichts daraus. Mir war beim Stöbern ein ganz anderer Artikel als der vorgeschlagene ins Auge gefallen: Can we avoid the “Ambitious Woman Trap”?, also sinngemäßt „Können wie die ehrgeizige-Frau-Falle vermeiden“?

Zunächst beschreibt sie eine Sorte Frau, die sie häufig in ihrem Freundeskreis vorfindet: intelligent, attraktiv, witzig und ehrgeizig – ach ja, und Single. Das klingt auf den ersten Blick bedauerlich. Aber schon dann ist die Frage interessant, ob die Frauen auch von Männern so eingeschätzt werden und nicht nur von den Freundinnen.

Dass es ehrgeizige Frauen schwerer haben, einen Partner zu finden, glaube ich jedoch sofort. Alice Greschkow nennt auch gleich zwei Gründe: Männer verpartnern sich, was Position und Kohle angeht, lieber „nach unten“, Frauen „nach oben“. Allem Gerede von modernen Beziehungen zum Trotz bleibt das erstaunlich konstant. Hier gefällt mir, dass beides direkt nebeneinander genannt wird, denn natürlich beeinflussen sich beide Partnerwahlkriterien bis zu einem gewissen Grad. Wenn ich als Mann etwa bereit bin, eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen, jedoch den Eindruck habe, dass sich viele Frauen finanziell nach oben orientieren (und nie nach unten), dann bin ich in meiner Wahrnehmung ökonomisch der schlechteste akzeptable Mann für eine Frau, die gleichviel verdient. Ich konkurriere also mit allen Männern, die besser darstehen – ein ziemliches Risiko, das ich vielleicht eingehe, wenn ich außerordentlich gutaussehend bin oder zusätzlich zum Beruf noch Prestige habe. In jedem Fall kann ich mit Fokus auf finanzieller Gleichheit nur eine sehr schmale Nische bedienen. Je weiter ich mich hingegen nach unten umsehe, desto mehr Möglichkeiten habe ich.

Alternativ genügen aber auch die echten Ergebnisse der Allensbach-Studie für eine triviale Erklärung: Die Mutter möchte in der ersten Zeit häufig ganz für das Kind da sein, die Väter erfüllen diesen Wunsch gerne und arbeiten deswegen Vollzeit. Das funktioniert besser, wenn der Mann ohnehin vorher mehr verdient hat. Das höhere Einkommen ist also das passende Puzzlestück zum häufigen Szenario. Treffe ich als Mann eine ehrgeizige Frau, muss ich mindestens genauso ambitioniert (und erfolgreich!) sein – ansonsten bin ich eine schlechte Wahl als Partner. Mal ganz davon abgesehen, dass Ehrgeiz auch nicht angeboren ist, sondern bei Männern notgedrungen genau deswegen häufiger gelebt wird.

Ehrgeiz bei einer Frau bedeutet also, dass weniger Männer sich Chancen ausrechnen können, als Partner in Frage zu kommen – selbst wenn sie das gar nicht so sieht! Für Männer mit Kinderwunsch ist eine Frau, die zuerst einmal beruflich weit aufsteigen will, umgekehrt auch keine gute Wahl, weil Karriere und Kinder kriegen in dieselben Jahre fällt.

Es gibt also recht nachvollziehbare Gründe, warum das oft nicht passt. Allerdings braucht niemand neidisch sein auf Väter mit Karriere: Die müssen nämlich darauf verzichten, ihre Kinder allzuoft zu sehen.

Alice Greschkows Artikel enthält aber noch einige weitere schöne Stellen: Etwa, dass es natürlich tröstet, als Frau nach einer Abfuhr von den Freundinnen zu hören „Er ist einfach eingeschüchtert von Dir, weil Du eine starke Frau bist“, „Er könnte Dich nicht wertschätzen, weil er zu unreif ist“ oder „Männer haben einfach Angst vor Bindungen“, das aber letzten Endes den Graben zwischen den Geschlechtern weiter aufreißt – und der Frau eine willkommene Ausrede liefert, warum sie Single ist. Nebenbei verstärkt diese Erklärung nur noch die Überzeugung, dass die Frau kaum Chancen auf einen Mann hat.

Es folgt eine sehr schöne Überzeugung, die ich viel zu selten lese: Wenn Frauen so akzeptiert werden sollen, wie sie sind, und es unterschiedliche Typen gibt – dann muss den Männern doch dasselbe erlaubt sein! Und tatsächlich sei die Mär vom modernen, bindungsunwilligen Mann so allgemein gesprochen nicht wahr (hier beruft sie sich auf Helen Fisher). Der Fehler liegt also nicht bei den Männern, sondern besteht darin, die Männer so negativ zu sehen.

Es sei daher Sache der ambitionierten Frauen, die immer noch einen Mann suchten, der besser sei als sie selbst, ihre Partnerwahlkriterien zu überdenken. Dazu noch der Hinweis, dass die Rollen für Männer im Gegensatz zu denen der Frau nicht flexibler geworden sind.

Die erwähnte Allensbach-Studie hatte diesbezüglich die Möglichkeiten für Frauen aufgezeigt: Sie selbst haben es in der Hand, beruflich nach einem hohen Einkommen zu streben und einen Partner zu wählen, der nicht deutlich mehr verdient. Dann ist die Aussicht, bald nach der Geburt der Kinder wieder ins Berufsleben einzusteigen, deutlich höher.

Bei Alice Greschkow folgt der Hinweis, dass man sich nicht von ehrgeizigen / attraktiven Frauen abschrecken lassen sollte. Das ist richtig, wenngleich beide Eigenschaften nicht deckungsgleich sind, sondern sich, wie oben erläutert, zuviel Ehrgeiz negativ auf die Attraktivität auswirken kann. Dazu kommt, dass diejenigen, die das Verhältnis zwischen den Geschlechtern wie einen Kampf darstellen, dieser Ermutigung zum Ansprechen direkt entgegenwirken: Wenn alles Belästigung ist und Männer stets damit rechnen müssen, plötzlich als Vergewaltiger beschuldigt zu werden, treibt das das Risiko für den ersten Schritt (der in der Regel vom Mann ausgehen muss, weil es so erwartet und bevorzugt wird) unnötig in die Höhe. Jeder halbwegs intelligente Mann wird sich bei einer Frau auch fragen, ob er ihre mitunter hohen Ansprüche erfüllen kann. Hat er diesen Eindruck nicht, landet die Frau bei längerem Kontakt in der Friendzone – denn die gibt es auch für Frauen.

Alice Greschkow beendet ihren Artikel mit einem positiven Schlusswort. Das finde ich allemal schöner als immer nur negativ zu sein. Ich empfehle, den Artikel auf Englisch zu lesen und nicht nur bei meinen Anmerkungen zu bleiben.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? „Glaubst Du, dass Du alleine besser dran bist?“ heißt es in diesem Trance-Stück einer Künstlerin, die auch noch Alice heißt.

Alice Deejay: Better Off Alone

Warum mich solche Frauenfußballwerbung ärgert

„Dritte Plätze sind was für Männer!“ hieß es zur Fußball-WM der Frauen 2011. Und auch für die diesjährige WM ist es gelungen, eine selten dämliche Werbung zu finden:

#Titeltraum – Ein Kurzfilm mit Carolin Kebekus.

Warum stößt mich das so ab? Was haben beide Werbungen im negativen Sinne gemeinsam?

Wie die Stadtmensch-Chronicles 2011 berichteten: „Von Anfang an wurden die WM-Kampagnen als Kriegserklärung gegen die Männer designt.“

Ja, dieses Element „Wir sind besser als die Männer“ finde ich schon sehr verstörend, zumal es für mich nach „Wir müssen uns unbedingt mit Männern vergleichen!“ klingt. Dabei sollte die eigene Leistung doch einen eigenen Wert haben – unabhängig davon, was andere geschafft haben (außer natürlich, sie waren die direkten Konkurrenten).

Beim Fußball könnte das Bild nicht weiter von der Realität entfernt sein: 2003 verloren die damaligen Weltmeisterinnen gegen die B-Jugend des VfB Stuttgart, also gegen 14- bis 16-jährige (Quelle: taz).

Den Kurzfilm würde man mit vertauschten Rollen sofort als sexistische Werbung brandmarken. Man stelle sich vor, so wie Carolin Kebekus würde ein Mann über Frauen reden (und dabei als positive Figur dargestellt)! Manches geht eben nur mit Männern…

Es ist aber auch bezeichnend, dass die Schiedsrichterin, die eigentlich neutral über einen sportlichen Wettkampf wachen müsste, klar Partei ergreift und das Geschehen genüsslich kommentiert. Man fühlt sich an manche Debatten erinnert, wo einige Leute der Meinung sind, Sprüche dürften nur in eine (die politisch genehme Richtung nämlich) ausgeteilt werden. Stattdessen wäre hier ja eine weitere Chance, die Leistung einer Frau zu zeigen, die in ihrer Rolle als Schiedsrichterin aufgeht und das Spiel nüchtern und zurückgenommen beurteilt.

Der Film ist aber auch ansonsten von vorne bis hinten verkrampft und bemüht: Er wiederholt den alten Grabenkampf Männer gegen Frauen, am dem außer irgendwelchen Extremisten sowieso niemand Interesse hat. Die Männer spielen vorher fröhlich und entspannt und fangen erst gegen die Frauen mit peinlichen Patzern an. Die Botschaft für Männer lautet also: Spielt nie gegen Frauen, da könnt Ihr nichts gewinnen, sondern Euch nur blamieren! Das kollektive Gekicher der Frauen auf die abwertenden Sprüche gegenüber den Männern zeugt auch nicht gerade von einem Frauenbild, das im 21. Jahrhundert angekommen ist.

Es ist schon traurig, dass der Frauenfußballnationalmannschaft ein Wert nur gegen die Männer zugestanden wird. Waren wir da nicht schon einmal weiter?

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal ein Lied aus dem Jahr, als den Männern bei der Fußball-WM ein dritter Platz zuwenig war.

Andreas Bourani: Auf uns

Warum ich Transsexuelle nicht für Kronzeugen bei Geschlechterthemen halte

Bei Vergleichen zwischen Geschlechtern werden ab und zu Transsexuelle hinzugezogen, welche sich erfolgreich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen haben. Die simple Begründung dahinter: „Die haben schon einmal beide Geschlechter gehabt und müssen es ja besser wissen als wir!“

Nun sind die Erfahrungen Transsexueller grundsätzlich interessant und und es ist gut, wenn diese Menschen Gehör finden. Als Maßstab dafür, welches Geschlecht es nun besser hat / edler ist usw. taugen sie jedoch nichts.

  1. Menschen sind nicht objektiv – einzelne Menschen schon gar nicht, egal, welche. Einzelpersonen sind das Gegenteil einer verlässlichen Stichprobe.
  2. Alle Transsexuellen haben das Pech, im falschen Körper geboren worden zu sein. Da enden auch schon die Gemeinsamkeiten. Warum sollte also einer stellvertretend für alle von ihnen sprechen können?
  3. Ein Mensch hat von Geburt an Geschlecht X, empfindet sich aber als Geschlecht Y. Ganz klar, der kann automatisch besonders nüchtern über die Geschlechter reden – es ist ja nicht so, dass das für ihn womöglich ein hochemotionales Thema wäre, das sein Leben geprägt hat!

In Wirklichkeit pickt man sich jeweils ein Beispiel heraus, dass die eigene Weltanschauung bestätigt. Auf meinen Artikel über blödsinnige Comics bei Everyday Feminism wies maddes8cht in einem Kommentar noch auf einen Artikel hin, in dem ein Transmann „25 männliche Privilegien“ auflistete. Auseinandergenommen hat diese Liste etwa Sargon of Akkad:

Male Privilege as Experienced by Women

Das Verhältnis von Transsexualität und Feminismus ist ohnehin ein eher seltsames bei denjenigen feministischen Strömungen, laut denen Geschlecht nur eine soziale Konstruktion sei. Kurz gefasst könnte nichts davon weiter entfernt sein als ein Mensch, der zwei klar unterscheidbare biologische Geschlechter erkennt, eines davon hat, aber unbedingt das andere haben will, um endlich glücklich zu werden.

Ein anderes Beispiel aus einem anderen Artikel wurde im Februar bei Alles Evolution behandelt („Transgender wissen, welches Geschlecht welche Privilegien hat„). Auch wenn im ursprünglichen Artikel einige Vorteile für Frauen vorkamen, war der Grundtenor derselbe: Männer haben es besser.

Aber wie gesagt – aus den Erfahrungen Transsexueller einen objektiven Maßstab zu machen, führt in die Irre. Ansonsten müsste man ja folgender Aussage zustimmen, die im Februar in einem Fundstück bei Genderama zu lesen war. In der Sendung „This American Life“ ging es um Testosteron und ein Transsexueller, der im Körper einer Frau geboren worden war, beschrieb, was nach der Hormoneinnahme geschah:

Griffin Hansbury: Something that happened after I started taking testosterone, I became interested in science. I was never interested in science before.

Alex Blumberg: No way. Come on. Are you serious?

Griffin Hansbury: I’m serious. I’m serious.

Alex Blumberg: You’re just setting us back a hundred years, sir.

Es sei erwähnt, dass etwa im Blog Mel Chua dieselbe Sendung behandelt wird und in einer längeren Version des Zitates dort ausdrücklich nur der zeitliche, nicht jedoch ein kausaler Zusammenhang bestätigt wird.

Dort wird in einem anderen Zitat aus der Sendung nebenbei mit dem Mythos aufgeräumt, dass Männer „nicht klar denken, wenn sie testosterongesteuert sind“:

People who are deprived of testosterone don’t become Spock-like and incredibly rational. They become nonsensical because they’re unable to distinguish between what is and isn’t interesting, and what is worth noting and what isn’t.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Mir gingen die Titel über Männer und/oder Frauen aus, deswegen habe ich eines aus den 1980ern genommen von einer Gruppe namens „Trans X“.

Trans X: Living On Video