Fresseschau

Die Zeit habe ich mir ja schon fast ganz abgewöhnt, bei SpOn schaue ich jedoch noch zu oft rein. Was geht?

Stokowski wieder. Anlässlich des Todes einen Menschen in Chemnitz ruft sie auf, die „Besorgten endlich ernst“ zu nehmen und das ganz ohne Geschlechterkeule. Was ist los Margarete?  Ohne mich in dieses Thema vertiefen zu wollen, was nun tatsächlich in Chemnitz passierte, finde ich ihren Spin doch recht irrsinnig. Immerhin, AfD-Wähler seien sexuell frustriert. Das ist ungefähr genau das, was man über Frauen nicht mehr sagen darf, ohne eine Abmahnung (mindestens) zu riskieren. Auch die verlinkte Studie kommt ganz ohne Gendersprache und sogar ohne Unterscheidung in Männer und Frauen aus. Ich würde die Studie ja nur maximal zum Ofenanzünden benutzen, weil sie anscheinend nicht die Altersgruppen rausrechnet, aber was weiß ich schon. Allerdings:

Psychologe Gebauer hält die Ergebnisse für plausibel und psychologisch sehr gut nachvollziehbar. Manche Menschen mit Beziehungsdefiziten begäben sich in eine Opferrolle und seien dann gefährdet, andere Kulturen oder Flüchtlinge zu Sündenböcken für ihre eigene Unzufriedenheit zu machen. Dies mache sie erreichbar für fremdenfeindliche Propaganda.

AfD-Wähler seien offenbar tatsächlich, wie sich auch auf ihren Protesten erkennen lasse, Wutbürger. Ihre Wut stamme aber nicht daher, dass ihnen Vertreter anderer Kulturen oder Flüchtlinge Unrecht angetan hätten, sondern aus ihren eigenen Beziehungsdefiziten, die sie aggressiv ausagierten.

Zu den Ergebnissen der Studie passe auch die Beobachtung bei Gleichklang, dass es gerade Unterstützer der AfD und andere Fremdenfeinde seien, die auch beim Online-Dating durch zynische Einstellungen, Nörgeleien und Misserfolg immer wieder besonders auffielen. Die Bilder der Proteste von undifferenziert grölenden AfD-Anhängern im Fernsehen sprächen ebenfalls aus psychologischer Sichtweise dafür, dass es sich um Menschen mit ernsthaften Defiziten in ihrer Beziehungsfähigkeit handele.

Bei „Opferrolle“ war ich irgendwie getriggert. Netzfeministinnen, ick hör dir trapsen.


Weiter geht’s. Auch Muschitexte kommen auf SpOn keinesfalls ohne Männerbashing aus. Natürlich sind es die bösen Männer, die Frauen zur Kindervagina zwingen. Es sind doch wohl eher die Frauen, die die größten Kritiker der Frauen sind. Die patriarchale Gesellschaft zieht jedenfalls nicht, wenn es sich um solch intime Körperregionen handelt. Und die Leute die behaupten, dass das alles nur an den bösen Pornos liegt, haben wohl die Kategorie „Hairy“ auf youporn noch nicht entdeckt. Und so schließe ich diesen Absatz mit der Bemerkung, dass der Sack doch ein bisschen schwerer zu rasieren ist als der Venushügel.


Filme müssen ja unbedingt gendergerecht sein. Nichtmal Lesben sind heutzutage lesbisch genug, ihr erinnert euch sicherlich auch ohne entsprechenden Link. Das mache Männern sichtlich Angst, behauptet die Schlagzeile über „bad spies“. Ihr glaubt es nicht, zentral scheint dem Autor die Szene zu sein, indem die Agentin den USB-Stick versteckt. In. der. Vagina. Etwas ganz neues, noch nie von Drogenkurieren genutzt.

Aus Sicht dieser Frau ist das deshalb eine gute (sogar geniale) Idee, weil die Männer, die diese Festplatte aus den unterschiedlichsten Gründen gut gebrauchen könnten – je nachdem, ob sie bei der CIA, beim MI6, beim FSB oder bei irgendeinem Terrorring angestellt sind -, allein deshalb nie im Leben auf diesen Schutzraum kommen würden, weil sie das Wort Vagina längst ins Kellerarchiv der eigenen Urängste hineinverdrängt haben. Bevor Mann es ausgesprochen kriegt, ist der Erdball zehnmal geplatzt.

Äh ja. Die Urangst des Mannes. Schon klar. Babes, ich habe Neuigkeiten: Alles nur geklaut. Ein Filmkritiker muss diese berühmte Stelle aber auch nicht kennen:

Bruce Willis und die Uhr.


12:25 bis 15:16 eines Tages auf Spiegel Online. Weniger als ein feministisch durchwirkter Schwachsinnsartikel pro Stunde. Glückwunsch. Dafür habe ich aber auch SZ und Zeit sowie die drei nicht mehr nur grenzdebilen pseudojungen Angebote der drei ausgelassen. Leider war der Rand zu klein, sorry.

Transsexualität und thailändische Geschlechtsumwandlungs-Industrie

Der wohl bekannteste Transidente bzw. Transsexuelle der westlichen Welt: Der US-Whistle-Blower Bradley/Chelsea Manning, der wohl noch während der Haft eine geschlechtsumwandelne Operation machen wird.

Das Magazin GEO (Chefredakteur ist seit 2014 übrigens Christoph Kucklick, der Autor von Das unmoralische Geschlecht) berichtet in der aktuellen Printausgabe (GEO, 09, 2018) über „transidente“ (transsexuelle) Männer, die sich einer Geschlechtsumwandlung (bzw. „Geschlechtsangleichung“) unterziehen; also Penis und Hoden durch eine künstliche Vagina ersetzen, Brustimplantate machen lassen, Hormone einnehmen und weiteres. Ärtze und ganze Kliniken in Thailand sind darauf spezialisiert und obendrein preiswert, so dass es einen international bedeutsamen Kliniktourismus in das südostasiatische Land gibt. GEO:

[Thailand] ist in der Transidenten-Szene berühmt für seine hoch spezialisierte plastische Chirugie. In den Krankenhäusern arbeiten brilliante Ärzte, die ausschließlich Vaginas formen, Tag für Tag. Die Operation ist nicht teuer, knapp 8600 $ (etwa 7400€)

Laut GEO kostet eine vergleichbare Operation in Deutschland etwa 20 000 €, hat darüber hinaus beträchtliche Wartezeiten und die Chirurgen wenig Erfahrung. Der Artikel erzählt nun die Geschichte eines Deutschen, der sich nach Thailand aufmacht, um den „richtigen“ Körper zu bekommen, wie es GEO unkritisch nennt, und beschreibt dabei auch eindrücklich die Geschlechtsumwandlungs-Industrie, die sich in Thailand gebildet hat:

Das Preecha Aesthetic Institute (PAI) liegt im Zentrum von Bankok; neben verglasten Bürotürmen und Leuchtreklame von Nachtclubs werben Schönheitsinstitute auf haushohen Plakaten für ihre Dienste. Penisvergrößerung! Bauchmuskelimplantat! Zähne, strahlend weiß!

Eine Geschlechtsumwandlung ist hier nur eine von vielen Möglichkeiten für ein glückliches Leben

[…]

Im PAI […] kann man ein All-inclusive-Paket buchen, um wiederholte Narkosen zu vermeiden: Geschlechstangleichung, Gesichtsfeminisierung und Brüste – in einer einzigen Operation.

Man wacht aus der Narkose auf und befindet sich in einem völlig veränderten künstlich-weiblichen Körper. Ich weiß nicht was das für ein Gefühl ist, aber ich würde niemanden raten das zu riskieren.

Ausländer mit weniger Geld suchen ein Behandlungszentrum auf, das in der Szene „Breast factory“ genannt wird: Brüste-Fabrik. Eine Einrichtung mit dem Charme einer Änderungsschneiderei. […] eine Geschlechtsangleichung kostet hier nur 1400 €. […] Der Eigentümer der Klinik formt Brüste im Akkord, meist von zwei Patientinnen gleichzeitig, die nebeneinander im Operationssaal liegen. Bis zu 30 Brüste schafft er an einem Morgen, nachmittags widmet er sich den Geschlechtsangleichungen, bis zu zwei am Tag.

[…]

Ein Arzt buhlt mit einer Art zweiter Klitoris um zahlungskräftige Ausländer, für maximalen Sex-Genuss.

Erlaubt ist, was gefällt, aber ich halte das für sehr bedenklich. Es kommt mir wie ein äußerst leichtsinniger Umgang mit dem Körper vor. Der Mensch sollte nicht glauben, dass er schlauer als die Evolution ist.

 

Eine psychische Störung?

Transidentität bzw. Transsexualität gelten der WHO zufolge seit Juni diesen Jahres offiziell nicht mehr als psychische Störung. Dazu der Tagesspiegel:

Bisher wurde Transsexualität im Bereich der „mental and behavioural disorders“ (also der psychischen und Verhaltensstörugen) eingeordnet. Komplett gelöscht aus der ICD-Klassifikation wird das Thema aber nicht. Künftig soll von „Gender Incongruence“ die Rede sein („geschlechtliche Nicht-Übereinstimmung“). Dafür wird die Kategorie „Sexual Health Conditions“ eingeführt, was man mit „Zustände sexueller Gesundheit“ übersetzen könnte.

Sprich: Sich im eigenen Körper fremd zu fühlen, soll nun offiziell als Zustand sexueller und psychischer Gesundheit gelten. Transaktivisten und linke Öffentlichkeit sind begeistert. Die Krankenkassen tragen die Operationskosten übrigens teilweise und es ist tendenziell zu erwarten, dass sie zukünftig mehr Kosten übernehmen werden. Wahrscheinlich wird gerade dadurch, dass Transsexualität in Zukunft als „gesund“ angesehen wird, der Zugang zur operativen Geschlechtsumwandlung erleichtert, was natürlich strenggenommen widersprüchlich ist, denn ein Gesunder braucht ja normalerweise keine Operation.

Ich habe große Zweifel, ob man den Betroffenen durch diese gut gemeinte Haltung wirklich einen Gefallen tut. Was, wenn sich Transidente am Ende doch nur in eine ernsten Wahn bzw. eine Identitätsstörung hineingesteigert haben und dann auch noch von der Gesellschaft bestätigt werden, anstatt echte Hilfe zu bekommen? Sollte man einem Mann, der z.B. meint, dass er die Identität eines Baumes hat und glaubt unbedingt eine operative „Körperangleichung“ zu benötigen, ebenfalls sagen, dass alles in Ordnung mit ihm ist? Und sollten die öffentlichen Kassen dann auch seine künstliche Verholzung und regelmäßige Chlorophyll-Einnahme bezahlen, damit er endlich in dem Körper leben kann, in dem er sich (angeblich) wohlfühlt? Das meine ich durchaus nicht polemisch.

 

Warum hat sich gerade Thailand als Land der Geschlechtsumwandlung international etabliert?

Ein „drittes Geschlecht“ und Androgynie sind in der traditionellen Kultur Thailands fest verwurzelt (Vergleichbares gibt es übrigens in auffallend vielen Gesellschaften Asiens, z.B. auch Oman, Afghanistan, Indien, Laos). Thailändische junge Männer, die in einer Frauenrolle leben heißen Kathoeys; im Westen werden sie meist als „Ladyboys“ bezeichnet. Sie sind in der Gesellschaft seit jeher relativ akzeptiert und heute vor allem im Unterhaltungs- und Prostitutionsgewerbe tätig. Der in Thailand vorherrschende Buddhismus scheint dem gegenüber tolerant zu sein.

Eine chirurgische Geschlechtsumwandlung machen diese Kathoeys traditionell natürlich nicht. Wahrscheinlich handelte es sich ursprünglich noch nicht mal um echte Transsexuelle im modernen Sinne einer klinisch definierten Identitätsstörung, sondern eben einfach nur um äußerst feminine männliche Jugendliche, so wie sie es z.B. in der traditionellen Kultur Afghanistans z.T. bis heute gibt. In Zeiten der plastischen Chirurgie jedoch, also seit Ende des 20. Jahrhunderts, entstand in Thailand ein riesiger Markt für entsprechende Operationen. Es ist nun davon auszugehen, dass sich die thailändischen Ladyboys nicht umoperieren lassen, weil sie sich in ihrem männlichen Körper unwohl fühlen oder so Sachen, denn das scheint mir ein sehr moderner westlicher Identitätskomplex zu sein. Vielmehr werden sich Kathoeys operieren lassen, weil sie in ihrem primären Gewerbe, also der Prostitution und dem Showbusiness, bessere Chancen haben wenn, sie besonders weiblich aussehen. Das hat sich dann im Laufe der letzten Jahrzehnte so gesteigert, dass es sich am Ende nur noch um mehr oder weniger künstliche Frauen handelte und eigentlich nicht mehr um Ladyboys. Da nun gerade Thailand für sein -sagen wir mal- ‚vielseitiges‘ bis maßloses Rotlichtmilieu und den dazugehörigen Tourismussektor bekannt ist, gibt es eine große Nachfrage nach stark feminisierten jungen Männern, die sich mehr und mehr umoperieren lassen um sich dem Markt anzupassen. Daher entsteht auch ein großes und ziemlich günstiges Angebot. Westliche Identitätssucher, die sich „im falschen Körper fühlen“ sind für diese Industrie nur ein willkommenes Zubrot. Solche ziemlich offensichtlichen Hintergründe erwähnt der Geo-Artikel aber leider nur am Rande.

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Kathoeys bei einer Show in der Touri-Hochburg Pattaya. Sie sind Kundschaft und Produkt einer ausgeprägten Industrie der plastischen Chirurgie. Quelle:Wikipedia

Um das Phänomen Transsexualität und der Kathoeys besser zu verorten, lohnt es sich, die bereits kurz angesprochene Tradition der afghanischen „Ladyboys“ anzuschauen. Es handelt sich hierbei um den Brauch des Bacha Bazi, einem traditionellen subtil-erotischen Tanz eines jungen androgynen Mannes. Ich werde über das Thema vielleicht noch mal einen gesonderten Artikel schreiben. Was fällt in den beiden Videos auf im Vergleich zu den Kathoey oder westlichen Transen?

Auf eine Manipulation des Körpers durch Operationen oder Hormone wird genauso verzichtet wie auf Pornofizierung und affektierte Tuntigkeit. Die Bachas haben sicherlich auch keine Identitätsstörung oder dergleichen, im Gegenteil scheinen die sich in ihrem Körper recht wohl zu fühlen.

Die Grenze zwischen weiblich und männlich wird von den Tänzern bewusst uneindeutig gehalten. Stattdessen beherrschen sie genau das, was westlichen Transidenten und modernen Kathoeys wohl fehlt: Das Spiel mit Homoerotik und den weiblichen Aspekten des Körpers, ohne dessen Männlichkeit zu negieren. Ist ein Mann hier weich, zärtlich und aufreizend muss er deswegen noch lange nicht gleich seine „sexuelle Identität“ oder gar seinen Körper wechseln.

Giffey: Familienpolitik aus der Mottenkiste

Bundesfamilienministerin Giffey (SPD) wärmt den Vorschlag auf, Unterhaltssäumigen mittels Führerscheinentzug zur Zahlung zu bewegen.

Zunächst einmal: Was für eine Abstrusität. In Deutschland gibt es in der Justiz zwei Ansätze zur Bestrafung bzw. Beugung: Geldstrafen und Freiheitsentzug. Die Wegnahme des Führerscheins kommt nur bei Delikten im Strassenverkehr zum Einsatz und soll denjenigen die Fahrerlaubnis nehmen, die sich nicht angemessen verhalten haben bzw. ein Sicherheitsrisiko darstellen. Das ist kausal, das macht Sinn. Betrunken Auto gefahren? Lappen weg.

Was für Formen der phantasievollen Gängelung kann man für die Zunkunft erwarten? Die Sperrung des Netflix-Zugangs? Zigaretten-Verbot? Man darf nicht mehr grillen? Der Vorschlag von Giffey ist absurd und aktionistisch-hilflos, auch unabhängig vom zutreffenden Gegenargument, dass viele Bürger auf den Führerschein angewiesen sind, um ihrer Erwerbsquelle nachkommen zu können.

Und warum soll so etwas gerade bei Unterhaltssäumigen Premiere feiern? Es gibt doch viele andere Delikte, bei denen man das schon hätte machen können? Nun, es handelt sich weit überwiegend um Männer, die zu Unterhaltszahlungen verpflichtet wurden. Mit denen kann man es ja machen. DAS ist der Grund. Für weibliche Vergehen (um beim Thema zu bleiben: Kindesentzug!) käme man nie auf solche hirnverbrannten Ideen, es wäre nicht populär, treusorgenden Müttern so etwas anzutun.

Und es soll anprangernd wirken, öffentliche Sichtbarkeit entfalten. „Herr Schulze kommt nicht  mehr mit dem Auto zur Arbeit? Hm, seltsam … war da nicht auch was mit seinen Kindern nach der Scheidung? Oder hat er zu tief ins Glas geschaut und war unter Alkoholeinfluss am Steuer?“.

Wenn Verpflichtete ihren Zahlungen nicht nachkommen, sollte man zunächst nach ihren Beweggründen schauen. Warum zahlen sie nicht? Was liegt da in der ganzen familiären Situation im Argen? Aber das würde miteinbeziehen, auch auf das Verhalten der Mütter einzugehen, dieses zu bewerten und gar zu ahnden. Aber es ist bekannt, das solche Dinge meist nur auf Papier verewigt sind und seltens zu tatsächlichen Konsequenzen führen. Vom Wechselmodell, dass die Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind auf gerechtere Beine stellen würde, will man da gar nicht anfangen zu reden. Angesichts des vorliegenden Vorhabens mutet dieses wie eine Utopie an.

Der jetzt angestrebte Versuch der Gängelung von Männern ist eine späte Geburt einer hoffentlich vergehenden Epoche. Eine Haudrauf-Methode, weil es ja immer schon so war, dass der Trennungsvater zu zahlen und sich ansonsten nicht zu melden hat. Eine Epoche, als „Patchwork-Familie“ und „soziale Väter“ noch Fremdwörter waren. Eine Epoche in der die Ansprüche und Gefühle der Männer nicht interessierten. Aber darum kümmert sich Giffey nicht, es bleibt beim „Frauen zuerst“.

Warum nur lassen sich Männer diesen Anachronismus gefallen, der sich allein schon durch solche perfiden Vorschläge äußert? Warum gibt es keine Demonstrationen in Berlin um zu zeigen, was man von dieser einseitigen „Familienpolitik“ hält?

„Guter“ Sexismus bei den Grünen

Zu einem Schenkelklopfer im bayrischen Wahlkampf-Bierzelt kam es kürzlich aufgrund dieser Aussagen von Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Schulze:

Dem „breitbeinigen Söder“ wirft Schulze vor, das Friedensprojekt Europa kaputt machen zu wollen. Dann liest sie die Definition des Ausdrucks „zum Horst machen“ aus einem Werk für Kinder vor, nennt Verkehrsminister Andreas Scheuer einen „digitalen Flachwurzler“. Damit hat Schulze die Lacher auf ihrer Seite, gerade in der vorderen Zelthälfte.

Quelle: FOCUS

Sieh mal einer an. Die Grünen entdecken die Lust an der politischen Inkorrektheit. Oder, um es mit einem Sinnspruch auszudrücken: Der Zweck heiligt die Mittel. Guter Sexismus, sozusagen. Wie sonst sollte man „breitbeinig“ deuten, wenn nicht so, dass es eine Anspielung auf das männliche Genital sein soll, als Metapher für einen „testosterongesteuerten“ politischen Gegner?

Klar, Frau darf so was sagen … da läßt man vieles durchgehen. Mann sein ist sowieso unmodern geworden. Da darf man ruhig mal darauf hinweisen, wie „falsch“ diese Gattung politisch unterwegs ist, aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften.

Hoffen wir, dass Frau Schulze ihre politischen Ämter künftige besser ausfüllen kann. Schön wäre es, gelänge es so gut wie bei ihrem feschen, konservativ-anbiedernden Dirndl.

Leider wird es wohl eher eine Hoffnung bleiben, wenn man sieht, welche Geisteshaltung immer mal wieder aufblitzt. Ist ja nicht die erste sexistische Auslassung. Siehe hier.

 

 

 

Hör auf, Nebelbomben zu werfen, Journalist

Der Artikel, auf den ich mich beziehe, ist kaum lesenswert. Er trägt die Überschrift „Hört auf zu jammern, alte weiße Männer!“ und es wird erklärt, warum man sich nicht darüber echauffieren soll, wenn Männer ebenso betitelt werden.

Der Autor (Till Raether) stellt sich für jemanden, der im Magazin der Süddeutschen Zeitung einen Artikel veröffentlichen darf, erstaunlich dumm und „schwelgt“ in der Vergangenheit. Es referiert über Männer, die heute um die 50 sind und damals viele Vorteile genossen haben, weil es früher noch nicht so weit her war mit Gleichberechtigung & Co.

Letzteres ist richtig. Nur, was hat das mit der Gegenwart zu tun? Raether legitmiert quasi heutigen Unsinn mit dem Unsinn von damals. Völlig am Kern der der Sache vorbei.

Die Phrase „alte weiße Männer“ wird nämlich benutzt, um (unliebsame) Meinungen zu diskreditieren. Es handelt sich um ein personenbezogenes Totschlagargument. Damit wird stets der Versuch unternommen, andere Ansichten bequem zur Seite schieben, auf die man argumentativ nicht eingehen möchte oder kann. Stammen diese Ansichten doch angeblich von einem Personenkreis, dessen Weltbild antiquiert ist und auf das man in einer „jungen, bunten, weiblicheren Gesellschaft“ verzichten kann.

Komisch. Es galt mal die Auffassung, dass jede Stimme gleich viel wert sein soll. Insbesondere im Kreis unserer (ehemals) aufklärerischen Journalisten. Und Raether fällt es tatsächlich nicht auf, wo das Problem mit dieser Phrase liegt und wirft stattdessen eine solche Nebelbombe, die geeignet ist, um die niederen Absichten mit dieser Formulierung gar noch zu unterstützen?

Denn wieder soll es der „alte, weiße Mann“ sein, der doch bitteschön nicht jammern möge. Merke: Kritik aus diesem Kreis gibt es nicht, es ist ein unberechtigtes Jammern.

Besuchen Sie doch lieber noch einmal ein paar Vorlesungen in Demokratie, Herr Raether. Um diese wieder so zu verstehen, wie Sie sie in ihren früheren Zeiten (hoffentlich) verstanden haben. Zu Zeiten, als Sie sich als Student noch gegen etablierte Ansichten durchsetzen mussten. Heute gehören Sie zum Establishment mit imprägnierter Meinungs- und Deutungshoheit und müssen vielleicht noch lernen, Dinge von der anderen Seite zu sehen.

Oder direkter ausgedrückt an alle Phrasen-Verwender: Kommt gefälligst mit anderen Meinungen klar und versucht nicht, diese über hinterhältige „Argumente“ auszuhebeln.