SWR: Scheitern Hipster an ihren eigenen Gleichstellungsansprüchen?

Beim SWR2, wo es vor kurzem auch einen hörenswerten Podcast von Christopher Kucklick über den Mann als verteufeltes Geschlecht zu hören gab, habe ich auch einen älteres Interview mit einer Geschlechterforscherin gefunden, die untersucht hat, wie verschiedene soziale Milieus mit der geschlechtlichen Rollenverteilung umgehen. Besonderes Augenmerk legte die Forscherin auf die Frage, wie Paare aus den verschiedenen Milieus mit der speziellen Situation umgehen, dass die Frau Hauptverdienerin ist. Das „individualisierte moderne Milieu (Akademiker in Großstädten)“ (vereinfacht gesagt: Hipster), also genau das Milieu aus dem wesentlich die Gender- und Gleichstellungsagenda stammt, kommt bei dieser Analyse schlecht weg:

Man sollte meinen, dass gerade das moderne Milieu offen mit einem Rollentausch umgeht. Doch weit gefehlt: Die Paare erliegen einer sogenannten Gleichheitsillusion. Ihnen ist es wichtig, dass beide sich selbst verwirklichen können. Deshalb behaupten sie zwar, ihre Partnerschaft beruhe auf Gleichberechtigung. In Wirklichkeit leben sie jedoch gemäß traditionellen Rollenklischees: Auch wenn die Frau die Hauptverdienerin und der Mann zu Hause ist oder einen Halbtagsjob hat, trägt die Frau immer noch die Verantwortung für die Haushaltsführung. Das ist ungerecht, wird aber von beiden geschickt kaschiert, um den Anspruch der Gleichberechtigung aufrecht erhalten zu können.

Sprich: Die modernen urbanen Individualisten können mit ihren Geschlechterrollen, die sie aus ideologischen Gründen als Schande wahrnehmen, nicht offen umgehen, verstecken sich hinter ausreden und können aufgrund ihres unehrlichen Umgangs mit ihrer Aufgabenverteilung Partnerkonflikte auch nicht lösen, was in dem SWR-Beitrag ausführlich dargestellt wird.
[Die konservativeren Milieus] gehen hingegen sehr pragmatisch und entspannt mit einem Rollenwechsel um. Wenn die Frau allein das Geld verdient, ist das kein Problem. Der Grund ist, dass dieses Milieus die Werte der Familie höher schätzt als den beruflichen Erfolg, Karriere ist zweitrangig, Selbstverwirklichung zählt schon gar nicht, sondern es geht um die Gemeinschaft. Für die macht man alles.
Was lernen wir daraus? Lieber ehrliche Rollenverteilung als unehrliche feministische Illusionen, die im Ernstfall auf Kosten der Familie gehen. Das sagt der Beitrag so deutlich natürlich nicht, denn natürlich gibt es auch hier eine gewisse feministisch-umerzieherische Tendenz. Trotzdem eine interessante Studie. Hört selbst.

ZEIT: Männer schuld, dass Sophie Passmann nicht so witzig ist

Die bekannte Poetry-Slammerin, Feministin und selbst ernannte Komikerin Sophie Passmann gibt ein Interview in der Zeit zur Frauenfrage. Wer das Interview vollständig lesen will, kann das prätentiöse Geschwafel am Anfang getrost überfliegen. Erst ab der zweiten Hälfte wird es interessant:

ZEITmagazin: Was glauben Sie: Haben Sie es als lustige Frau karrieretechnisch leichter oder schwerer als männliche Kollegen?

Passmann: Das hängt vom Markt ab, und es gibt gerade eine Nachfrage nach lustigen Frauen. Bei der Planung vieler Shows heißt es oft: Wir brauchen noch eine Frau. Auf der Ebene habe ich es leichter, weil ich Anfragen bekomme, die ich als Mann nicht zwangsweise bekommen hätte.

Ach guck an. Ist das jetzt Feminismuskritik?

Aber wenn man zwei Schritte zurückgeht, muss man sagen: Krass! Wir haben 2018, und das Öffentlich-Rechtliche bekommt es nicht hin, dass 50 Prozent seiner Komiker weiblich sind.

Nein, Gott sei Dank, alles wieder im Lot. Du Dummchen, was willst du den Öffentlich-Rechtlichen hier vorwerfen? Du sagst selber, dass die gezielt Frauen in die Comedy-Shows holen, weil sie Frauen sind und einen Satz später beklagst du dich, dass sie zu wenig Frauen in den Comedy-Sendungen zeigen? Ja, sollen sie die aus dem Hut zaubern? Und warum genau sollte hier 50:50 herrschen? Ist Comedy für dich nur eine Angelegenheit von Geld und Machtpositionen?

ZEITmagazin: Vielleicht sind Frauen weniger lustig.

Passmann: […] Ich glaube, ich kenne mehr lustige Männer. Es liegt an der Erziehung. Mädchen kriegen vermittelt, dass Lächeln und Nettaussehen wichtiger sind als Sprücheklopfen.

Wenigstens gibt sie es zu, aber dann gleich dieser politische Reflex. Woher nimmt sie diesen Eindruck, dass Jungs der Humor anerzogen wird oder er Mädchen abtrainiert wird? Ich habe eine andere Erklärung: Humor braucht ein gewisses Maß an Mut und Aggressivität – beides männliche Eigenschaften. Männer werden auch nicht zum Sprücheklopfen erzogen. Mein Eindruck ist eher das Gegenteil – die Erziehung versucht heute Jungs überzudisziplinieren, eben weil sie für die moderne Gesellschaft zu mutig und aggressiv sind und gibt ihnen obendrein kaum würdevolle Vorbilder. Damit provoziert die Erziehung erst den typisch männlichen frechen Witz als Gegenreaktion gegen das lächerliche, verklemmte und bigotte Gouvernanten- und Spießertum, das die Schulen, Kindergärten, bürgerlichen Elternhäuser, Wirtschaft, Politik und Medien beherrscht. Da Mädchen nun natürlicherweise weniger rebellisch sind als Jungs, sind sie entsprechend auch weniger humorvoll. Das wäre meine Erklärung zum „gender_joke_gap“. Weiter Passmann:

Außerdem hat Humor etwas mit Intelligenz zu tun. Ich habe mal auf Twitter einen Witz gemacht, dessen Pointe ein offensichtlicher Logikfehler war. So was wie: „Alle Allgäuer trinken Milch, alle Milchtrinker sind Allgäuer.“ Daraufhin hat der damalige Chefredakteur einer großen Tageszeitung geantwortet, ich solle mal besser ein Logikseminar belegen. Für Humor muss man ja Dinge verstanden haben, und das hat er mir nicht zugetraut.

Direkt danach meint sie, dass sie oft nicht ernst genommen werden würde, weil sie weiblich und unter 50 ist. Insofern wirft sie diesem Chefredakteur also vor, dass er ihr als junger Frau wenig Intelligenz zutrauen würde, weil er nicht gemerkt hat, dass irgendein Tweet von ihr ein Witz gewesen sei. Implizit will sie damit sagen, dass die Männer die Witze der Frauen nicht verstehen, weil sie den Frauen keine Intelligenz zutrauen. Das halte ich für groben Unfug. Könnte es nicht einfach sein, dass dieser Chefredakteur deswegen ihren Witz nicht verstanden hat, weil der „Witz“ einfach nicht lustig war? Oder könnte es nicht auch sein, dass er deswegen den Witz nicht bemerkt hat, weil er dieser Frau zurecht wenig Intelligenz zutraut und weil Feministen eben auffällig oft zu Logikfehlern neigen, die sie aber ernst meinen?

Von welchem Tweet sie redet ist unbekannt und kaum recherchierbar. Zur Beantwortung dieser Fragen müssen wir also wohl die Witzigkeit, das logische Denken und auch die Ehrlichkeit dieser Frau einschätzen. Anhand ihrer nachfolgenden Aussagen gelingt das ganz gut:

[…] Ich mache zum Beispiel öfter Witze über Lohnungleichheit und bekomme dann von älteren Herren im Internet erklärt, warum der Gender-Gap von 21 Prozent statistisch so nicht stimme. Dann sage ich: Ich habe an der Uni Statistik-Tutorien gegeben, das brauchst du mir nicht zu erklären. Vor allem: Du hast es mir gerade falsch erklärt.

Das selbstgerechte Gejammer über „Mansplaining“. Jede Wette, dass die „älteren Herren“, ihr einfach nur erklärt haben, dass bei den 21% unbereinigten GPG Äpfel mit Birnen verglichen werden und diese Zahl daher keine Aussage über Diskriminierung zulässt. Die ZEIT hakt hier natürlich nicht nach, sondern lässt Passmann diese höchst wahrscheinlich entweder gelogene oder dumme Aussage durchgehen, auch wenn die ZEIT natürlich längst weiß, was hinter dem GPG steht. Weiter im Text:

Passmann: […] Ich lebe in einem System, in dem man als junge lustige Frau mehr machen muss als ein Kerl. Ich habe mein Studium schneller beendet, als ich gemusst hätte. Ich lese wie besessen. Es ist eine Mischung aus Besessenheit und Fleiß.

Sagtest du nicht vor zwei Minuten noch, dass Frauen es in der Comedy-Branche leichter haben, weil sie gezielt gesucht werden? Ein Logikfehler oder einfach nur gelogen? Und schön, dass du so fleißig und belesen bist. Aber erstens scheint es dich nicht groß weitergebracht zu haben und zweitens hat das nichts mit Comedy zu tun.

Was sagt ihr? Ist das nicht eine super witzige, kluge und sympathische Frau? Würdet ihr die nicht auch sofort zu einem Interview einladen und habt ihr jetzt nicht alle meeega Bock, euch einen richtig hippen, flippen und feministisch korrekten Poetry-Slam von ihr reinzuziehen?

JAAAA!!!! 😀 😀 😀

Naaaa gut, aber nur einen! Einen Poetry-Slam hab ich auf YT allerdings nicht gefunden, was vielleicht etwas über deren Qualität aussagt. Dafür gibt’s einen Auftritt bei Böhmermann:

Ich bin mir nicht sicher, ob ihre anstrengende schmallippige Genervtheit zu ihrer Rolle gehört oder ob sie es einfach nicht besser kann, weil sie Böhmermanns feminismuskritischem Spott nichts entgegensetzen kann. Wahrscheinlich verstehe ich als Mann auch einfach ihre komplexe humoristische Performance nicht, weil ich ihr als Frau zu wenig Intelligenz zutraue. Jedenfalls finde ich sie hier echt nicht lustig und teilweise oberlehrerhaft und vermute mal, dass sie vor allem wegen ihrer Vagina und ihrem politischen Profil in die ZDF-Show gekommen ist (siehe ihre Aussage am Anfang des Interviews). Wenn Passmann ihre Femi-Platte auflegt ist sie in etwa so humorvoll wie Erich Honecker. Und nein, Honecker war nicht deswegen so unlustig, weil ihm die patriarchale Erziehung vermittelt hat, dass „Lächeln und Nettaussehen wichtiger sind als Sprücheklopfen“, sondern einfach deswegen, weil er ein versteifter, heuchlerischer, maschinenhafter und würdeloser Funktionär war. Witzig kann nur ein autarker Geist sein, aber ein Hampelmännchen der eigenen Ideologie kann nur Propaganda von sich geben. Man kann sich höchstens noch darüber lustig machen.

Vermischtes: „Unteilbar“-Demo, Frauenvolksbegehren, Gender-Pay-Gap, Blödsinn, Abtreibung

1. Großdemo „Unteilbar“ in Berlin

In Berlin haben eine viertel Million Menschen für… also bzw. gegen.. also… – ja was eigentlich genau? – demonstriert. Natürlich geht es vielen Demonstranten einfach darum, gegen die Fremdenfeindlichkeit zu protestieren, die in den letzten Jahren durch AfD und Pegida wieder in der Öffentlichkeit angekommen ist. Das ist ein aufrechtes legitimes Ziel, doch das gemäßigte Fußvolk steht in Berlin neben linken Aktivisten und Ideologen, die politische liberale, humanistische Werte für sich vereinnahmen, denen sie heute keineswegs mehr gerecht werden können. Die Mainstreammedien unterstützen die Linken dabei, indem sie deren politisches Vokabular unkritisch übernehmen. Ein paar Beispiele aus diversen FAZ und ZEIT-Artikeln, die erklären, wofür die Demo angeblich steht:

für die Offene Gesellschaft

Der linke politisch korrekte „Antirassismus“ ist heute gegen die Offene Gesellschaft – ein wichtiger liberaler Begriff, der vom Philosophen Karl Popper geprägt wurde und heute offensichtlich nicht mehr verstanden wird.

gegen Hass

  1. Hass kann auch berechtigt sein, weshalb es unsinnig ist, ganz allgemein „gegen Hass“ oder „für Liebe“ zu demonstrieren. Das ist inhaltsleerer Kindergarten.
  2. Die heutige Linke ist alles, nur nicht frei von Hass.

gegen die Spaltung der Gesellschaft und gegen Rassismus

Wer die Welt in die bösen „Rassisten“ und die guten „Antirassisten“ einteilt und der anderen politischen Seite nur mit Ignoranz und Vorverurteilung begegnet und wer darüber hinaus z.B. Weiße gegen „People of Colour“ (oder Frauen gegen Männer) ausspielt, der ist es, der die Gesellschaft spaltet.

für bunt statt braun

  1. Ihr seid nicht „bunt“, ihr seid rot. Meinungspluralismus (bunt) ist etwas wofür die heutige Linke so gar nicht steht – schon gar nicht in der Flüchtlingsfrage.
  2. Eure Gegner sind längst nicht alle Nazis (braun). Das ist wieder die alte Vorverurteilung. Wann versteht die Neue Linke endlich, dass sie ihre Gegner nicht einfach mit den Braunhemden der SA gleichsetzen kann!

gegen rechts

Das alte Feindbild, das der Tabuisierung aller Meinungen, die gegen links sind, dienen soll – sich also grundsätzlich auch gegen Feminismuskritiker richtet. Hierzu ein Auszug aus einem vorangegangenen Artikel von mir:

Der identitätspolitische Kampf „gegen rechts“ – Der undemokratische Kult um ein Tabuwort

Natürlich kann man gerne gegen eine beliebige rechte Position sein, aber dann nenne man diese doch bitte beim Namen und erkläre warum man sie ablehnt; anstatt dass man einfach in einem Akt kollektiver Selbstvergewisserung klar stellt, dass man irgendwie gegen rechts ist. Dieses Bekenntnis ist keine Argumentation sondern reine identitäre Abgrenzung im Sinne eines Lagerdenkens.

 

Das Problem ist nun – ich möchte es nochmal wiederholen – nicht, dass sich Bürger gegen Islamhass und Fremdenfeindlichkeit einsetzen, sondern das Problem ist, dass sie sich dabei von linker Ideologie vereinnahmen lassen und sich mit Politikern und Aktivisten gemein machen, deren Verhältnis zur freiheitlichen Demokratie höchst zweifelhaft ist. Damit machen sie ihren Protest unglaubwürdig und tragen zur Abschottung der Lager bei. Und das zweite Problem ist, dass die unkritische Berichterstattung dies unterstützt. Für die Geschlechterfrage ist dies von Belang, weil die Front gegen rechts selbstverständlich auch gegen Feminismuskritiker instrumentalisiert werden wird, auch wenn dies von den meisten Teilnehmern solcher Demos nicht intendiert sein dürfte.

 

2. „Frauenvolksbegehren“ in Österreich

Die FAZ interviewt Lena Jäger, Projektleiterin des „Frauenvolksbegehrens“ in Österreich. Diese glänzt in ihren Antworten mit Widersprüchen und unsinnigen Erklärungen, die äußerst bescheidene Kenntnisse von Politik, Gesellschaft und dem eigenen Tun offenbaren. Wer sich den Quark durchlesen möchte, kann das hier tun. Viel wichtiger ist jedoch, in die Forderungen des Volksbegehrens einzusteigen, die in dem Interview viel zu kurz kommen. Der Forderungskatalog ist lang; ich versuche es mal runterzubrechen:

  • 50%-Zwangsquoten für die gesamte Gesellschaft, einschließlich des politischen Betriebs (Einschränkung der Demokratie)
  • umfassende Zensur- und Umerziehungsmaßnahmen (Werbung, Bildungseinrichtungen) gegen alles was nicht genderkorrekt ist
  • staatliche Förderung feministischer Medienberichterstattung (institutionalisierte politische Beeinflussung der Medien)
  • „Volle Lohntranzparenz“ und tiefe Eingriffe in marktwirtschaftliche Lohnentwicklung
  • Verpflichtung von privaten Unternehmen zu Gleichstellungsmaßnahmen
  • 30h-Woche für alle (damit soll die geschlechtliche Aufgabenverteilung irgendwie abgeschafft werden)
  • mehr Unterhaltskram für Alleinerziehende (davon hab ich Gott sei Dank keine Ahnung)
  • Rechtsanspruch auf kostenlose öffentliche Vollzeit-Kinderbetreuung bis 14 Jahre (!)
  • komplett steuerfinanzierte Verhütungsmittel und Abtreibungen (in allen Krankenanstalten)
  • mehr Frauenhäuser
  • geschlechtergetrennte Unterbringung von Flüchtlingen (auch Ehepartner scheinen mitgemeint zu sein)

 

Knapp eine halbe Million Österreicher hat sich für diesen antidemokratischen und freiheitsfeindlichen, prüden und männerverachtenden Scheiß begeistern können und hat das Volksbegehren unterschrieben. Viele haben wahrscheinlich nur „Frauen“ gelesen und ihren Stempel drunter gesetzt.

 

3. Pay Gap in MINT-Branche

Die FAZ berichtet über den GPG in MINT-Berufen fast ohne femi-Moralisierung. Die gemessenen Werte sind relativ hoch. Die Überschrift „Was Frauen verdienen und Männer bekommen“ ist wohl als Unterstellung zu verstehen, dass Männer das bekommen würden, was eigentlich Frauen erarbeitet haben. Weiter heißt es dann im Artikel, Frauen verdienten „zu wenig“. Diese Wertung, die eine Ungerechtigkeit suggeriert, ist eigentlich hinfällig, wo am Ende des Artikels doch zugegeben wird, dass

allerdings der unbereinigte Wert wenig aus[sage], da die Analysten unterschiedliche Stellenprofile miteinander verglichen. Um eine exakte Aussage bezüglich der Entgeltlücke treffen zu können, müsse der Wert nach vielen Parametern bereinigt werden. In ihrer Auswertung seien lediglich der Beruf, die Personalverantwortung sowie das Studienfach berücksichtigt worden.

 

4. ZEIT: Frauenbewegung von Problemen entfremdet, zerstritten und unverständlich – aber trotzdem voll wichtig

Bei Zeit Online gibt es die feministische Rubrik „10 nach 8“, deren Artikel auf der Blödsinn-Skala von 1 bis 10 meistens im Mittelfeld liegen. So auch der neue „10 nach 8“-Artikel von Caroline Rosales, die sich als „ganz gewöhnliche Frau“ vorstellt. Wie das ganz gewöhnliche Frauen so machen, besucht sie feministische Lesezirkel und versucht, sich so weit wie möglich feministisch korrekt zu verhalten. Doch die intellektuellen Diskurse sind ihr zu hoch und die unterschiedlichen Ansichten darüber, wie sich die moderne Frau zu verhalten hat, setzen ihr zu. Anscheinend schafft sie es nicht, nach ihren eigenen Überzeugungen zu denken und zu handeln und macht sich lieber von anderen abhängig. Folgerichtig beklagt sie daher die akademische Abgehobenheit und die Grabenkämpfe innerhalb der Bewegung. Nun versucht sie aber diese Meinungsverschiedenheiten und ihren theoretischen Unterbau zu ignorieren und Einigkeit zu beschwören, damit den „ganz gewöhnlichen Frauen“ endlich geholfen werden kann. Was diese vereinten feministischen Kräfte inhaltlich leisten sollen, weiß die Autorin aber auch nicht so genau. Das einzige handfeste, was ihr hier einfällt ist die Abschaffung von §219a (Verbot der Werbung für Abtreibung). Ansonsten noch irgendwas gegen „Mutterbild“ und Kleinfamilie und dann soll noch irgendeine neue Partei gegründet werden. Na, da werden sich die gewöhnlichen Frauen aber freuen. ;D

In Wirklichkeit geht es mal wieder nur um das gar furchtbarste Übel für die Sache der Frau: Dass die bösen Rechten in der Frauenfrage mitreden und den Feminismus kapern. Also heißt es mal wieder: gegen rechts – egal warum.

Denn während wir Frauen uns selbst kannibalisieren, haben ausgerechnet populistische rechte Parteien das Thema Feminismus für sich entdeckt. Die AfD in Deutschland, der Rassemblement National (RN) in Frankreich, die Trumps (insbesondere Ivanka) schmücken sich mit dem Wort, instrumentalisieren es […]

Merkt die Autorin nicht, dass sie damit die beklagten Grabenkämpfe einfach nur nach rechts verlagert und geht es ihr wirklich nur um die Belange der „ganz gewöhnlichen Frauen“ oder doch nicht vielmehr um die eigene linke Diskurshoheit, von der andere Frauen überhaupt nichts haben?

 

5. ZEIT: Abtreibungsfrage

Feministen tun zur Zeit so, als würden die Rechte der Frauen mit Füßen getreten werden, weil es in Deutschland ein Werbeverbot für Abtreibung gibt. Die Zeit berichtet jedoch ausgewogen und unaufgeregt (Daumen hoch!).

§219a hat den Zweck zu verhindern, dass Abtreibung als etwas normales unbedenkliches gehandhabt wird. Man muss nicht so weit gehen, Abtreibung als „Mord“ zu bezeichnen, aber es handelt sich nun mal um etwas, was in diese Richtung geht, unter Umständen eine Straftat darstellt und daher nicht öffentlich normalisiert werden sollte. Daher finde ich den Gedanken von §219a grundsätzlich richtig. Ein Verbot, über Schwangerschaftsabbruch nur zu informieren, halte ich jedoch für falsch. Hier gibt es auch verfassungsrechtliche Bedenken. Die ZEIT berichtet von einem problematischen Gerichtsurteil diesbezüglich. Ein zweiter Artikel zu dem Thema lässt die AfD-Politikerin Beatrix von Storch zu Wort kommen, die §219a verteidigt:

„Was rechtswidrig ist, darf nicht beworben werden“, sagte sie der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Abtreibung ist kein Menschenrecht.“ Sie wünsche sich stattdessen eine „Willkommenskultur für Kinder“.

 

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