Fundstück: Die Geschichte der Pornographie und ihre Bedeutung für die Gesellschaft

Der Podcast CRE (Untertitel: Technik, Kultur, Gesellschaft) bringt immer wieder interessante Sendungen zu völlig verschiedenen Themen. Nummer 198 befasste sich mit Pornographie. Ich war doch recht angetan, was man ganz seriös über dieses „Schmuddelthema“ erzählen kann. Als Gesprächspartner war Tina Lorenz eingeladen.

Dass eine Frau zur Geschichte der Pornographie forscht, ist für mich eine absolute Selbstverständlichkeit. Neulich war ich über einen Kommentar darauf aufmerksam gemacht worden, dass jemand die Männerlastigkeit der Wikipedia damit „beweisen“ will, dass es viel mehr Artikel über Pornodarstellerinnen gebe als über Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Da frage ich mich allerdings, in welchem Jahrhunderts der Autor dieses Gedankens lebt, wenn er es offenbar für unweiblich hält, sich für unanständige Themen zu interessieren.

Schon vor ca. 10 Jahren gab es auf arte den Themenabend Orgasmus. Dabei wurde zum Beispiel kurz und nüchtern der Inhalt eines Pornofilms zusammengefasst wurde. Also, wo ist der Widerspruch zwischen unanständigen Themen und seriöser Information? Nur in den Köpfen derer, die damit ein Problem haben!

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? 1989, lang ist’s her, erschien elektronische Musik mit recht spartanischem „Text“, die es in die Charts schaffte. Das heftige Gestöhne geht in dieser langen Version erst ab 05:20 los.

Honesty 69: French Kiss

Warum mir diese Comics etwas anderes sagen

Nach der Tee-Zustimmung macht nun ein Comic auf „Everyday Feminism“ gerade die Runde, in dem angeblich dargestellt wird, wie „die Gesellschaft“ Zustimmung zu sexuellen Handlungen behandelt. In Wirklichkeit zeigt der Artikel natürlich in erster Linie, was die Autorin Alli Kirkham für ein negatives Gesellschaftsbild hat, wenn sie allen Ernstes glaubt, solche Grenzüberschreitungen würden im allgemeinen akzeptiert und sogar verteidigt. „Rape Culture“, die von ihren den Kritikern selbst erzeugt wird.

Aber machen wir uns mal den Spaß und stoßen ins selbe Horn: Wie würden die dargestellten Situationen ablaufen, wenn die Welt nach radikalfeministinnen Regeln ablaufen würde? Weitere Vorschläge willkommen! (Der Aktive in meinen Beispielen ist jeweils der Mann, auch wenn es im Comic anders ist. Machen wir uns nichts vor: Es geht nur um diese Konstellation!)

Ein Student und eine Studentin geben sich beide die Kante. Betrunken beschließen sie, „Pulp Fiction“ zu schauen. Als die Studentin am nächsten Morgen bereut, den Film geguckt zu haben, denunziert sie den Studenten wegen „Film-Vergewaltigung“ bei der Uni-Verwaltung. Die Universität verständigt nicht etwa die Polizei, sondern läßt ein Gremium jenseits der Justiz den Fall behandeln. Solange der Student nicht seine Unschuld beweisen kann, gilt er als schuldig und muss damit rechnen, für das betrunkene Anschauen von Pulp Fiction von der Uni zu fliegen.

Ein Mann will sich von einer Frau das Auto ausborgen und sie fährt mit. Er möchte nicht als böser Raser gelten. Daher bleibt er alle 100 Meter stehen und fragt sie, ob sie auch enthusiastisch zustimmt, dass er weiterfahren darf. Auf keinen Fall reicht es ihm aus, wenn sie vorher sagt: „Fahr den Wagen mal richtig aus, ich mag das und melde mich schon, wenn es mir nicht passt.“

Eine Frau läßt sich eine Tätowierung machen. Nachdem sie von Politik-Aktivistinnen überzeugt wird, dass sich keine Frau freiwillig so eine Tätowierung stechen läßt, zeigt sie Monate nach dem Vorgang den Tätowierer wegen „Tattoo-Vergewaltigung“ an. Sollte er freigesprochen werden wegen Mangels an Beweisen, beklagen die Aktivistinnen, dass sich nun weniger Frauen trauen werden, Vergewaltigungen anzuzeigen, und plädieren dafür, im Zweifelsfall lieber einen Unschuldigen zuviel in den Knast zu stecken als einen bösen Tätowierer laufen zu lassen.

Das sind natürlich vollkommen absurde Situationen, die einfach dadurch zustande kommen, dass ich hier völlig schiefe Vergleiche anstelle. Aber das gilt fürs Original ebenso
– mit dem traurigen Unterschied, dass das von einigen Leuten vollkommen ernst genommen wird.

Der einzige Nutzen besteht in der geistigen Übung, zu erkennen, warum die Vergleiche nicht passen. Das liegt vor allem daran, dass in einem Fall das „Opfer“ als vollkommen machtlos und passiv dargestellt werden. Der Typ, dem gegen seinen Willen jede Menge Gewichte aufgeladen werden, kann anscheinend nicht etwa bereits das erste ablehnen. In den anderen Fällen sind die Opfer nicht anwesend (!) oder nicht bei Bewusstsein oder die Täter drohen jeweils Gewalt an. Hier ist die Vorstellung, es gäbe keinen breiten gesellschaftlichen Konsens darüber, dass das nicht ok ist, lachhaft.

Ähnlich wie ich schon an anderer Stelle sagte: Lassen wir doch einfach diese durchgeknallten Übertragungen auf andere Situationen, die nicht funktionieren, und widmen wir uns lieber vernünftigen Themen.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal mit Queen, den Weltmeistern der „Consent Culture“. In ihrem Lied „I Want It All“ geben sie oft und enthusiastisch Zustimmung!

Queen: I Want It All

Fundstück: Badesalz und die armen Frauen

Das hessische Comedy-Duo hat sich in einem Sketch mit zum Teil erschütternden Frauenschicksalen befasst. Nichts für zarte Gemüter!

Badesalz: Frauenschicksale

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Badesalz haben neben zahlreichen Sketchen auch Liederparodien drauf. Hier etwa ein auf „If You Don’t Know Me By Now“ von Simply Red.

Badesalz: Evi, Du wohnst in Bad Nauheim

Warum ich mich freue

Das flächendeckende Erlauben der homosexuellen Ehe in den USA ist ein wichtiger Durchbruch für die westliche Gesellschaft. Man muss weder selbst homosexuell noch ein besonders großer Freund der Vereinigten Staaten sein, um das einzusehen.

Sicher, das „katholische“ Irland ist vorangegangen und da habe ich nichts geschrieben. Aber machen wir uns nichts vor: Die USA sind das mächtigste Land der Welt; kein anderes Land übt außerdem eine solche kulturelle Strahlkraft auf alle anderen aus. Ausgerechnet ein Land, das in Deutschland gerne dargestellt wird als zutiefst gespalten zwischen ultraliberalen Großstädtern und erzreligiösen Hinterwäldlern, hat also ein richtigen Schritt gemacht, um die Gesetzgebung der Realität folgen zu lassen.

Und damit hat dasjenige Land, welches „befreundete“ Staaten beliebig ausspioniert, Gefangene jenseits von Recht und Gesetz foltert und beliebige Ausländer mit Drohnen abschießt, plötzlich in einem Punkt die Nase vorn, in dem ich es ihm nun wirklich nicht zugetraut hätte. Schön, wenn ich mich so irre! Selbst wenn sich damit für deutsche Homosexuelle noch nichts ändert: Die Einschläge kommen näher.

Natürlich haben wir andere Probleme; es reicht, Ländernamen wie Griechenland, Ukraine und Syrien zu schreiben und schon sollte jeder Bescheid wissen. Das schmälert jedoch nicht den Fortschritt; im Gegenteil ist es doch schön, dass wenigstens eine Sache sich einmal gut entwickelt hat.

Zur Situation in Deutschland sich hat der konservative Journalist Michael Spreng Anfang des Monats eine bemerkenswerte Kolumne geschrieben, in der er Angela Merkel Feigheit vorwirft und ganz locker davon ausgeht, dass weder die Mehrheit der Christen noch die große Mehrheit der CDU-Mitglieder gegen die Ehe für Homosexuelle ist. Nur aus taktischen Gründen, um eine Minderheit hartgesotten konservativer Wähler nicht zu verlieren, bekenne die Kanzlerin keine Farbe:

Es ist traurig, aber wahr: Die Verweigerung der Gleichstellung der Homo-Ehe ist die letzte konservative Bastion der CDU/CSU.

Ähnlich enttäuscht hatte sich Spreng bereits vor über zwei Jahren geäußert:

Bitter für die CDU, wenn sie ihren christlichen Markenkern nur noch über die Verweigerung einer Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften definieren kann.

„Nur Nixon konnte nach China gehen.“ Wenn sich ein Konservativer so äußert, sollte klar sein, wie die Lage ist.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal ein Klassiker über Liebe, die man verstecken muss.

The Beatles: You’ve got to hide your love away

Warum ich keine Verschwörung gegen Frauen in DAX-Vorständen wittere

Bisherige Artikel zum Thema Statistik:

Im Februar wies Genderama auf einen Artikel hin, der die geringere Verweildauer von Frauen in DAX-Vorständen thematisierte. Bezeichnenderweise wurden diese Frauen bereits in der Überschrift als „gescheitert“ bezeichnet – und man hatte auch gleich eine Verschwörungstheorie parat: Wurden sie etwa in eine Falle gelockt? Ich habe mal die Regel gehört, dass wenn eine Zeitungsüberschrift aus einer Ja/Nein-Frage besteht, die Antwort „nein“ richtig ist.

Thomas Sattelberger, ehemaliger Personalvorstand bei der Telekom, unterstützt jedoch diese These und wird mit den Worten wiedergegeben, „Frauen würden gezielt in die Falle gelockt“. Ein Catch-22 von dem Kaliber, wie ich es zuvor von Anne Wizorek kannte: Steigen Frauen nicht in höchste Positionen auf, ist das das Werk einer Männerverschwörung; tun sie es jedoch, ist es hingegen ein hinterhältiger Trick der Männerverschwörung. Alles und das Gegenteil davon zeigt, wie fies man zu Frauen ist. Der Erfolg ist nur eine Falle, damit Frauen keinen Erfolg haben!

Bereits einige Monate vorher, im November 2014, waren die Frauen, die aus den DAX-Vorständen scheiden, Thema der Unstatistik des Monats des Rheinisch-Westfälischen Institus für Wirtschaftsforschung. Diese Serie habe ich bereits einmal erwähnt – es lohnt sich, da am Ball zu bleiben.

Sie erwähnt einen Artikel vom August, in dem eben jener Thomas Sattelberger dieselbe These von der Verschwörung vorträgt. Als Zahlenbasis dienen dabei 8 von 17 Frauen und eine durchschnittliche Verweildauer von 3 Jahren (im Vergleich zu 8 bei Männern).

In dem Unstatistik-Artikel wird gleich das wichtigste Argument genannt: Eine so geringe Anzahl von Fällen läßt keine statistisch signifikante Analyse zu. Beweisen läßt sich damit also gar nichts.

Aber es folgt angenehmerweise sogar eine ganz schlüssige Erklärung: Zum einen sind die Frauen häufiger Quereinsteiger, zum anderen besetzen sie oft das Personalressort. Beides ist mit häufigeren Wechseln verbunden. Unter Berücksichtigung dieser Umstände ergebe sich auch kein Unterschied zwischen den 24 Frauen und 209 Männern, die seit 2007 in den Vorstand eines DAX-Unternehmens berufen worden seien.

Diese kurze, klar verständliche Erklärung war also bereits Ende 2014 verfügbar. Trotzdem wird Anfang diesen Jahres weiter die Mär von der Verschwörung gegen die Frauen verbreitet.

Jetzt mal ganz anders gefragt: Was hat Thomas Sattelberger davon, immer wieder mit derselben (falschen, aber offensichtlich populären) Behauptung in der Zeitung zu stehen? Hat er etwas zu verkaufen, das er damit bewerben möchte? Oh, der neuere Artikel erwähnt es gleich: Es geht um sein Buch „Ich halte nicht die Klappe. Mein Leben als Überzeugungstäter in der Chefetage„. Das soll wohl mutig klingen, könnte aber ebensogut auf einen Menschen hinweisen, der ideologisch motiviert vorgeht.

Beachtlich finde ich dabei zweierlei: Zum einen, dass das Ausscheiden der Frauen aus den DAX-Vorständen als „Scheitern“ angesehen wird, obwohl es laut Statistik nichts Ungewöhnliches ist. Zum anderen, dass offenbar keiner der Frauen zugetraut wird, sich auf dieser Stufe der Karriere durchzusetzen – im Zweifelsfall auch gegen Skeptiker oder erschwerte Bedingungen (Umstände übrigens, die Männern so weit oben vollkommen unbekannt sein müssen; da scheint es irgendwann ohne Aufwand von alleine zu laufen). Frauen werden also von denjenigen als unfähige Versager angesehen, die vorgeben, ihnen helfen zu wollen.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Wo es um Möglichkeiten und Kohle machen geht…

The Pet Shop Boys: Opportunities (Let’s Make Lots of Money)

Warum ich kein Hindernis dafür sehe, andere Leute anständig zu behandeln

Das Blogstöckchen #Was wäre wenn („ich das andere Geschlecht hätte“) zog weite Kreise. Das freut mich sehr, denn letzten Endes bekomme ich dadurch mal ganz andere Perspektiven zu lesen – auch solche, die mir völlig fremd sind und aus einer anderen Welt zu stammen scheinen. Natürlich bedeutet das auch, dass ich Sachen lese, denen ich am liebsten sofort heftig widersprechen möchte. Bislang habe ich mich jedoch zurückhalten können und es hat stets das Hirn gewonnen, welches mir sagte: Das ist erst einmal ein Gedankenexperiment. Ist doch klar, dass da jeder seine Sichtweise reinbringt, die nicht objektiv ist (und sogar bei Sachaussagen widerlegbar sein kann). Viel spannender als „recht zu haben“ ist doch erst einmal, überhaupt etwas anderes zu lesen.

Aus diesem Grund habe ich auch auf jeden mir bekannten Artikel zum Blogstöckchen verwiesen nicht nach „interessanten“, „lesenswerten“ oder gar „guten“ Antworten gefiltert. Wenn man damit anfängt, ist das meistens der Anfang vom Ende. Soll sich stattdessen jeder Leser selbst sein Urteil bilden.

Mit Kommentaren habe ich mich weitgehend zurückgehalten. In der Zwischenbilanz der ursprünglichen Initiatoren hatte ich allerdings kommentiert; der Kommentar wurde jedoch bis jetzt nicht freigeschaltet. Dann veröffentliche ich ihn einfach hier.

Christian und Matze wollen nicht unter Generalverdacht stehen, bloß weil sie Männer sind. Sie möchten nicht gleichgesetzt werden mit den Männern, die tatsächlich gefährlich, die gewalttätig sind gegenüber Frauen und Kindern, und damit den Ruf und das Ansehen aller Männer negativ beeinflussen. Sie wünschen sich, als Individuen, unvoreingenommen anerkannt zu werden, so, wie sie sich selbst sehen.

Ich denke, da ist nichts gegen einzuwenden, egal, wer hinter Christian und Matze steckt. Wer hat es schon verdient, unter Generalverdacht gestellt zu werden?

Problem: Diesem berechtigten, persönlichen Wunsch steht eine ganze Industrie entgegen, die tagtäglich ein Männerbild verbreitet, das nicht gerade vertrauenserweckend ist.

Und warum ist das so ein Riesenhindernis? Wenn in der Unterhaltungsindustrie Araber tendeziell vor allem als Terroristen gezeigt werden, kann doch niemand antiarabische Vorurteile damit rechtfertigen, dass er das aus der Popkultur hat. Oder wer würde sich für ein Frauenbild von vorgestern damit verteidigen können, dass er einfach nur so viele alte Filme guckt und alte Bücher liest? Ich finde die Bewertung medialer Wirkung überschätzt. Die Verantwortung liegt bei jedem einzelnen und wer eine halbwegs ordentliche Erziehung genossen hat, läßt sich auch nicht gehirnwaschen.

Nicht nur die Unterhaltungsindustrie mit ihren Krimi-Thrillern, Action-Filmen, Ego-Shootern, Gangsta-Rappern, auch die Nachrichten, Spielwarenabteilungen und nicht zuletzt die Werbung verbreiten das Bild vom echten Kerl, der sich nimmt, was ihm zusteht, der keine Kompromisse eingeht, rücksichtslos ist sich selbst und anderen gegenüber, dabei immer im Reinen mit sich: Selbstzweifel und Schwächen haben hier keinen Platz. (…) Unsere Kinder lernen so schon sehr früh, was den richtigen Mann ausmacht, wie er sich verhält, so im Allgemeinen…

Da haben wir eine komplett andere Wahrnehmung. Ich stimme eher Lucas Schoppe zu, wenn er schreibt:

Von der damals skandalösen Selbst-Inszenierung als männliches Sex-Objekt bei Elvis Presley, dem Versicherungsvertreter-Look Buddy Hollys oder der Mischung aus Virilität und Nervosität bei James Dean, der Boygroup-Struktur der Beatles, die den Typus des Intellektuellen, den des hübschen Romantikers, den des stillen Sensiblen und den des Komikers, aber eben nicht den des beständig starken Mannes besetzten, der bewussten Androgynität David Bowies, Mick Jaggers, Michael Jacksons oder von Prince, der von Boy George ganz zu schweigen, der Gebrochenheit der tragischen Figuren wie Jimi Hendrix oder Kurt Cobain bis zu gegenwärtigen Schauspielern wie Ryan Gosling, der beständig zwischen hartem Kerl und Loser changiert, oder dem auch von den Autorinnen erwähnten James Gandolfini, der Wucht und Verunsicherung in sich vereint (die Liste ist willkürlich und ließe sich beliebig fortsetzen):
Männliche Pop-Idole sind in aller Regel eben keine unerschütterlichen Herrscher, sondern zwiespältige, facettenreiche, starke, aber eben auch verletzbare Figuren. Dies sind sie schon traditionell, seit Jahrzehnten

Das war das Ende des Kommentars. Ehrlich gesagt habe ich inzwischen den Eindruck, dass ich bei Widerspruch 10-20% dümmer kommentiere als wenn ich ihn in einem Artikel verarbeite. Spricht umso mehr fürs selbst bloggen.

Letzten Endes dreht es sich darum: Warum sollen einseitige Bilder aus den Medien ein Problem sein, wenn Leute grundsätzliche Rechte für sich einfordern? Dagegen spräche doch nur, dass man es entweder nicht kann, weil man quasi durch die Medien ferngesteuert ist, oder es nicht will, weil man der Meinung ist, die Beseitigung des schlechten Bildes aus den Medien müsse zuerst geschehen und erst wenn dies zu 100% geschehen ist, könne man sich der ursprünglichen Forderung widmen.

Nichts auf der Welt kann verhindern, dass ich als aufgeklärter Bürger Leute anständig behandele und damit meinen Teil dazu beitrage, dass die Welt ein Stück besser wird. Dies gilt auch dann, wenn diese Leute zu einer Personengruppe gehören, die mir im allgemeinen suspekt oder unsympathisch ist. Eben das macht zu einem Teil die gesittete Auseinandersetzung aus.

Auf die Spitze getrieben: Selbst einem rechtskräftig verurteilten 200-fachen Mörder muss ich den 201. Mord, wegen dessen er auf der Anklagebank sitzt, penibel nachweisen. Er hat das Recht auf einen fairen Prozess und darf nicht bereits im Vorfeld für diesen Mord (im wahrsten Sinne des Wortes) verurteilt werden. In den Genuss des zivilen Umgangs kommen damit auch Leute, die selbst überhaupt keinen zivilen Umgang erkennen lassen.

Zu der These der allmächtigen Medienbilder (oder wahlweise dem Patriarchat) habe ich immer die Frage der Initialbefreiung: Wenn ihre Macht so groß ist, dass sie uns in unserem Männer- und Frauenbild effektiv steuern, wie konnte es dann überhaupt jemals jemandem gelingen, daraus auszubrechen?

Wende ich zum Schluss einmal meine eigenen Rezepte an… ich gehe von den besten Absichten der Blogbetreiber aus und hoffe, dass ich das angesprochene „Problem“ einfach nur fürchterlich falsch verstanden habe.

Ich selbst bin kein besonders edler oder guter Mensch. Daran ändern auch hochtrabende Worte nichts. Gleichzeitig denke ich, dass es sich lohnt, nach etwas besserem zu streben, selbst wenn ich dabei immer wieder Fehler mache.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Gegen das Schwarzweißdenken hatte Michael Jackson einen großen Hit. Um das aber nicht ganz so pathetisch klingen zu lassen, bringe ich lieber die Badesalz-Version.

Badesalz: Black or White

Nostalgie-Fundstück: Fruitshaming

Manchmal lohnt es sich, ein altes Fundstück noch einmal hervorzuholen, um sich in Erinnerung zu rufen, dass radikalfeministischer Schwachsinn sich nicht auf die vergangenen Jahre beschränkt. Sowohl Schindluder als auch Emannzer hatten bereits auf einen Artikel aus dem Jahr 1998 aufmerksam gemacht, den zuerst das Blog Männer- und Väterrechte ausgegraben hatte. Die damalige Frauenbeauftragte der Stadt München protestierte gegen eine apfelförmige Broschüre, in der auch eine Apfelhälfte abgebildet war, mit der Begründung, das sei sexistisch, weil diese an das weibliche Geschlechtsorgan erinnere. Ach, hätte sie mal lieber Äpfel mit Birnen verglichen…

Schon im damaligen Interview hatte der Münchner Gesundheitsreferent erkannt, eine Banane würde genauso Ärger verursachen. Emannzer hat daraufhin eine ganze Liste von „verboteten Früchten“ zusammengestellt.

Mit dem Wort „Äpfel“ werden auf saloppe Weise mitunter auch die sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale bezeichnet, das geht also sowieso nicht. Aus demselben Grund fallen etwa „Melonen“ weg. „Pflaume“ gehört ebenfalls verboten (vgl. Apfelhälfte). „Erdbeere“ ist durch das „Erdbeerfeld“ aus Pickup und Flirtratgebern verbrannt. Als besonders schlimm erkannt habe ich jedoch zwei andere Früchtchen. Hier wird Fruitshaming par excellence betrieben!

  • Orangen erst einmal zusätzlich wegen Orangenhaut – hier wird Schönheitsdruck ausgeübt!
  • Pfirsich ebenso wegen Pfirsichhaut – zeigt lieber, wie richtiges Obst aussieht!

Es hilft allerdings auch nicht, Kampagnen à la „Jede Frucht ist schön!“ oder „Obst in allen Formen und Farben“ zu fahren. Denn am Ende kommt da ja Tutti Frutti heraus, und so hieß doch diese Sendung mit Hugo Egon Balder…

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Da liegt ein Klassiker auf der Hand.

Little Richard: Tutti Frutti

Warum ich diese Liste von männlichen Attraktivitätsmerkmalen gut finde

Mir ist neben den Flirttipps von Erzählmirnix noch ein anderer Text zum Thema „Was sind gute Bedingungen, um auf Frauen anziehend zu wirken?“ im Gedächtnis geblieben. Da er ebenfalls von einer Frau stammt, hat das gleich zwei Vorteile: Zunächst kann ich als Mann überprüfen, inwieweit sich das mit meinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen deckt. Was Menschen mit verschiedenen Geschlechtes (und auch sicherlich in vielen Punkten unterschiedlicher Weltanschauung) geteilt wird, das ist zumindest durch ein sehr feines Sieb gegangen. Außerdem ist das eine gute Gelegenheit, den Spruch „Frauen sagen A und machen B“ auf seinen Wahrheitsgehalt zu testen.

Der Artikel heißt „Männlichkeit, die attraktiv macht“ und stammt von Onyx. Sie schreibt am Anfang ihrer Aufzählung, Maren habe es bereits ähnlich angedeutet, verweist aber leider auf keine Quelle.

Wenn ich mal die Einleitung (den ersten Abschnitt) überspringe und den Nachtrag (ersten Kommentar) dazunehme, dann lese ich folgende Punkte:

  • körperliche Attraktivität – wird zwar als letzter Punkt genannt, aber nicht unter den Teppich gekehrt oder marginalisiert. Finde ich so wie es dargestellt wird sehr treffend: Natürlich spielt das eine Rolle, aber das alleine reißt nichts raus (d.h. wenn das ganze Verhalten schrecklich ist).
  • Empathie, sich für andere interessieren – ja. Der Mensch lebt davon, zu anderen Menschen positive Beziehungen aufbauen zu können.
  • lachen können und freundlich sein – ja! Ich bin inzwischen überzeugt, dass wir in Deutschland eine absolute Lächelwüste haben. Meine eigenen Experimente mit „grundlos lächeln und über die Maßen freundlich sein“ waren so verblüffend erfolgreich, dass ich nicht beabsichtige, dieses ungewöhnliche Verhalten abzustellen. Viele Leute scheinen nur darauf zu warten, dass jemand anderes das Eis aufbricht, und tauen dann selbst total auf.
  • sich nicht todernst ernst nehmen und seine Grenzen kennen – das trifft es schon sehr gut. Das sind zwei Eigenschaften, die Leute viel erträglicher machen und damit geeignet dafür, mit ihnen mehr Zeit zu verbringen.
  • Lebensinhalte haben – das kann in zweierlei Hinsicht gelten. Zum einen bezogen auf Intelligenz und Intellekt. Zum anderen aber auch auf eigene Aktivität. Tatkräftigkeit wird bei Männern belohnt und ermutigt. Selbst wenn man sich mal irrt und in etwas verrennt, wird das besser aufgenommen als allzu vorsichtiges, zögerliches Handeln.
  • Verantwortung für sich selbst (und das eigene Handeln) übernehmen – oh ja. Das ist ein Punkt, der immer wieder aufkommt und der für Menschen allgemein gilt.
  • mit Klischees brechen, über ihnen stehen – nun, man wird nicht alle Klischees auf einen Schlag brechen können und man wird auch nicht ständig über den Dingen stehen. So funktionieren Menschen nicht, die in eine Gesellschaft eingebettet leben. Aber eben nicht einfach alles zu 100% an- und übernehmen, was einem vorgesetzt wird, sondern sich in gewisser Weise daraus zu erheben, und das noch humorvoll – das ist großes Kino, weil es in positivem Sinne so unheimlich menschlich ist. Denn der Wunsch, etwas zu ändern, ist idealistisch, und ein lockerer, spielerischer Umgang verhindert, dass man sich allzu wichtig nimmt. Ich glaube, dass das tiefe Bedürfnisse in uns Menschen anspricht und dass jemand, der das macht, auch nach außen strahlt.

Insgesamt eine Liste, der ich sehr viel Wahres und Positives abgewinnen kann. Das passt in weiten Teilen zu meiner Wahrnehmung und meinen Erfahrungen. Zudem wird zu keinem Zeitpunkt behauptet, dass dies ausreicht, um als Partner interessant zu sein.

Mal von der körperlichen Attraktivität abgesehen (an der man viel mehr machen kann, als man gemeinhin glaubt – siehe Fettlogik überwinden), lassen sich all diese Punkte zu einem Stichwort subsummieren: Souveränität.

Das ist die eine große wichtige Sache, die ein Mann anstreben muss. Darum hat MANNdat mit dem Text „Lebenssituation junger Männer“ so recht, wenn da steht:

Das Schlüsselanliegen besteht darin, Männer zu den Autoren ihres eigenen Lebensentwurfs werden zu lassen.

Genau. Das dient nämlich nicht nur den Männern, sondern macht sie attraktiv und bringt damit die Gesellschaft insgesamt weiter. Nun läßt sich Souveränität nicht wie ein Geschenkkarton übergeben – das muss man jeweils selbst leisten (allein schon aufgrund des Punktes mit der Verantwortung für das eigene Handeln). Allenfalls kann ich anerkennen, wenn sich jemand souverän verhält.

Vielmehr ist die umgekehrte Frage interessant, was denn verhindert, dass Männer souverän werden. Dass dem vielfach so ist, darüber trifft oben erwähnter MANNdat-Texte eine klare Aussage:

Das Lebensgefühl vieler junger Männer ist geprägt von einer tiefen Verunsicherung.

Also, was sind die Hindernisse, die es aus dem Weg zu räumen gilt? Das ist einen eigenen Artikel wert.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal eine Coverversion eines Klassikers. Irgendwie kommt mir das Lied immer in den Kopf, wenn ich über das Thema schreibe.

Salt ‚N‘ Pepa (featuring En Vogue): Whatta Man

Fundstück: Nick Guerra und die „verrückten Frauen“

Das Thema „Comedy“ kam in letzters Zeit öfters auf. Ich möchte daher ein Fundstück präsentieren, in dem der Comedian Nick Guerra die Klage „Wo sind all die guten Männer hin?“ auseinandernimmt. Nicht alles aus diesem Video halte ich für einen Megabrüller, aber ich finde es doch interessant, dass der Club Laugh Factory so ein Programm erlaubt.

Nick Guerra: Crazy Women

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Da gab es doch mal eine Band, die eine amerikanische Frau besang…

The Guess Who: American Woman

Warum ich Norah Vincent sympathisch finde

Die Frage #Was wäre wenn („ich das andere Geschlecht hätte“) zog vor einem Monat ziemlich weite Kreise. Ich habe im ursprünglichen Artikel die Liste auf andere Beiträge ergänzt und es sind wirklich angenehm viele!

Eine lesbische Frau wollte es mal genauer wissen und ist dafür mehr als nur einen Schritt weiter gegangen: Norah Vincent hatte sich 18 Monate lang als Mann ausgegeben und sich dabei nicht nur gut verkleidet, sondern auch Stimme, Gestik und Mimik denen der Männer angepasst. Als Ergebnis veröffentlichte sie 2006 das Buch „Self-made Man„. Ein Schmankerl war etwa, wie überrascht sie von den hohen Erwartungen von Frauen an Männer war.

Vor einigen Tagen stieß ich auf diese Dokumentation. Sicherlich kann die nicht das Buch ersetzen, aber sie bietet doch einige nette Einblicke.

2006 Self Made Man: Norah Vincent chooses Female Privilege over Male Privilege

Insbesondere spannend, dass sie nach diesem Rollentausch viel wohler in ihrer Rolle als Frau fühlt. (So einseitig fällt ihr Bericht allerdings nicht aus. Es lohnt sich schon, auf die Details zu achten.) Soviel Empathie gegenüber Männern habe ich selten erlebt.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal ist mir spontan das Lied „Smalltown Boy“ eingefallen. Vielleicht liegt es daran, dass es so melancholisch ist.

Bronski Beat: Smalltown Boy

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