Gastartikel: Sohn einer Feministin

Es folgt ein Gastbeitrag von Philipp.

Frage: „Was ist der Unterschied zwischen einem Mann und einem Scheißhaufen?“
Antwort: „Es gibt keinen: Umso älter sie sind, umso leichter sind sie abzukratzen!“

Das ist ein brutaler Witz, nicht wahr? Solche Brutalität empfand ich gegenüber allen Männern, es war ein glühender Hass. Ich pflegte solche Witze zu erzählen, um damit zum Beispiel Blondinenwitze zu kontern, denn ich hasste es, in einem Patriarchat zu leben, in welchem schmierige Kerle mit sexistischen Witzen durchkamen. Dass ich selbst mit solchen Witzen durchkam in einer Gesellschaft, in der Männer Frauen unterdrückten, in der also alles stets den Interessen der Männer diente, fiel mir nicht weiter auf.

Diesen Ekel, diesen Hass gegen Männer empfand ich auf unbewusster Ebene wohl auch mir gegenüber. Meine Mutter hatte mal einen Freund. Ich mochte ihn, er war ein Typ, der mir Musik von CDs auf Musikkassette überspielte. So konnte ich ich, der ich keinen CD-Player hatte, meine Lieblingsmusik anhören. Lange blieb er nicht, auf einmal kam er nicht mehr zu Besuch. Als ich meine Mutter fragte, warum, sagte sie mir mit angewiderten Gesichtsausdruck, dass er mit ihr schlafen hatte wollen.

Die Lektion dahinter ist: Männer mit sexuellen Gefühlen sind etwas widerliches. Auch das hatte ich verinnerlicht. Ich schämte mich, wenn ich eine Frau sexy fand, wenn ich sie begehrte. Das war wohl auch der Grund, warum ich in meiner Jugendzeit ein – wie soll ich es nennen? – „Ausweichmanöver“ unternahm. Ich war schwul. Nein, eigentlich nicht und eigentlich doch. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, zu behaupten, ich sei schwul, und selber davon auch halb überzeugt war. Der Grund war: Der schwule Mann ist der bessere Mann. Er war kein Vergewaltiger, kein Kinderschänder, kein Gewalttäter, schwul sein war angesagt, schwul sein bedeute, dass man kein Verbrecher war.

Denn dass Männer Verbrecher waren, war auch eine Binsenweisheit, die ich fest verinnerlicht hatte. Diesen Hass gegen Männer hatte ich auch vom Patriarchat selbst gelernt, denn überall im Patriarchat hört man ja die Story vom Mann als Täter und der Frau als Opfer. Mein Feindbild Mann war bereits in früher Kindheit ausgeprägt. Meine Tante erzählte mir dazu mal eine Anekdote. So habe sie mir mal geantwortet, dass es auch gute Männer gebe, zum Beispiel Einstein. „Nein“ entgegnete ich, Einstein hatte die Atombombe erfunden, war also ein ganz besonders schlimmes Exemplar eines Mannes. Männer waren schuldig, immer und überall. Sie waren auch dann schuldig, wenn es Frauen waren, die schuldig wurden. So erinnere ich mich, wie ich mir einmal gemeinsam mit meiner Mutter eine Dokumentation über Mädchenbeschneidung in Afrika ansah. Als zu sehen war, wie mehrere Frauen ein schreiendes Mädchen fixierten, drehte sich meine Mutter zu mir um und sagte mit vor Hass triefender Stimme: „Männer sind solche Schweine“. Auch das übernahm ich ohne Widerspruch. Wenn Frauen ein Verbrechen begehen, zum Beispiel ein Mädchen foltern oder als KZ-Aufseherinnen arbeiten, dann sind daran Männer schuld. In einem Patriarchat können Frauen gar nicht anders. Sie werden dazu gezwungen, sie müssen so handeln um ihr eigenes Überleben zu sichern. Dieses Muster hat Margarete Mitscherlich vortrefflich ausgearbeitet: Die ganzen Frauen, die dem Naziregime zugearbeitet haben, waren unschuldig, so wie Frauen an sich unschuldig sind. Es ist eine in sich geschlossene Logik, aus der man nicht rauskann.

Vor einiger Zeit las ich mal einen Artikel, in der Männer gleich in der Überschrift als „Alte Säcke“ bezeichnet wurden. Auch das ist brutal wie der Witz, der sich am Tod von Männern erfreut und diese mit Kot gleichsetzt. Was wohl nie passieren wird, ist, dass eine Zeitung ältere Frauen als „Schamlappen“ oder „-lumpen“ niedermacht. So geht man mit Frauen nicht um im Patriarchat.

Fundstück: Männer? Ausländer? Alles Kriminelle!

Blogger uepsilonniks zeigt Parallelen in der Hetze gegen Männer und Ausländer auf. Diese liegen auf der Hand, wenn man sich vor Augen hält, dass eine pauschalisierende Abwertung in beiden Fällen nichts anderes als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF) ist.

Es spielt daher keine Rolle, ob man wie die „Frauen gegen Gewalt“ mit einer riesigen Dunkelziffer begangener Vergewaltigungen arbeitet (und die Falschbeschuldigungen einerseits unter die Vergewaltigungen mischt, sie andererseits schön von den Verurteilungen trennt – denn das kann ja gar nicht passieren, dass ein Unschuldiger verurteilt wird!), oder ob man eine Karte mit dem zynischen Namen „Einzelfall-Map“ anlegt, auf der angeblich Straftaten von Ausländern dokumentiert werden und deren Aussage darin besteht, dass es natürlich nicht Einzelfälle sind, sondern uns einfachem Volk das wahre Ausmaß der Kriminalität von Ausländern verschwiegen wird. Uepsilonniks zum einenden Element der Gruppen, die solche Hetze betreiben:

Beide haben neben der Kaltherzigkeit gegenüber Kindern ein weiteres gemeinsam: Sie lieben das Verbrechen Vergewaltigung. Während Sexistinnen jeden siebten Mann zum Vergewaltiger stempeln, sprechen Rassisten liebevoll von „Rapefugees“.
(…)
Gräuelpropaganda Nummer 1 ist das Beschwören einer Flut von Vergewaltigungen. Ein- und dieselbe Sauce, nur das Feindbild unterscheidet sich.

Er verweist praktischerweise auf einen Artikel, der Anti-Ausländer-Karte sachlich auseinandernimmt: Kartenlegen mit kriminellen Ausländern. Der ist in Gänze lesenswert. Besonders beachtlich ist daraus folgende Passage:

Ein weiteres entscheidendes Problem der Karte ist, dass sie sich zwar auf Polizeimeldungen stützt – diese wiederum jedoch in den meisten Fällen einzig auf den Aussagen der vermeintlichen Opfer beruhen.

Heißt also: Die Karte verzeichnet nicht die Fälle, in denen Ausländer (beziehungsweise irgendwie nach Ausländern aussehende Personen) Straftaten verübt haben, sondern: Fälle, in denen das jemand gegenüber der Polizei behauptet hat. Was nicht bedeutet, dass es auch stimmt.

Die Unschuldsvermutung – ja, sie lebt noch! Und genau, wie man sie bei jeder anderen behaupteten Straftat und bei jedem anderen behaupteten Täter anwenden soll, so gilt sie auch bei der Kombination mutmaßliche Vergewaltigung / Mann, egal, was uns da irgendwelche von Hass zerfressenen Leute eintrichtern wollen.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Da es um Hass geht, auch ein Lied über Hass…

Subway to Sally: Wenn Engel hassen

Fundstück: Bianco-Werbung mit Frauengewalt und Männerhass

Gerade gesehen: Eine Schuhfima macht Werbung mit Frauengewalt und Männerhass, und zwar so, dass ich nicht wüsste, das schon einmal in dieser Unverfrorenheit gesehen zu haben. Mal stelle sich das nur mal andersrum vor. Und dann auch noch mit dem Slogan:

Equal pay is not enough! We need more!

It’s more expensive to be a woman than to be a man. Equal pay is not enough! #WomenNeedMore

Schöner kann man weibliche Anspruchshaltung wohl kaum ausdrücken.

Fundstück: Männliche Ausländer haben eine doppelte Chance, unter Generalverdacht gestellt zu werden

„Wo bleibt da die Chancengleichheit?“, möchte man zynisch hinzufügen. Doch der Reihe nach.

Gerhard kritisiert einen Artikel über Kriminalität von Ausländern von asemann:

Ersetze „Ausländer“ durch „Männer“ und Du hast genau dieselbe femifaschistische Argumentation, die auch [Margarete] Stokowski so gerne hinlegt.

Die „Eine Zeitung“ berichtete kurz zuvor: „Es war schon wieder ein Mann!!!“: Lutz Bachmann fordert nach Mord an Freiburger Studentin Ausweisung aller Männer. Übertroffen hatte das zuvor nur Der Postillon mit seiner Schlagzeile über die Gruppe mit den meisten Verbrechern.

Via Fefe, der über Berichterstattung in gleichen Fall bloggte, stieß ich auf einen Artikel in der Berliner Zeitung, in dem mir einige Abschnitte besonders ins Auge fielen:

„Aber wir dürfen nicht vergessen“, ergänzte [Steffen] Seibert nun, „wir reden von der möglichen Tat eines afghanischen Flüchtlings – nicht von einer ganzen Gruppe von Menschen, die wie er Afghanen oder Flüchtlinge sind.“
(…)
Darum bat auch Freiburgs grüner Oberbürgermeister Dieter Salomon: Man möge „die Herkunft des Täters nicht für Pauschalurteile heranzuziehen“.

Aber das Geschlecht schon? Bzw. man möge bitte die Herkunft des mutmaßlichen (Rechtsstaat!) Täters ignorieren, damit er dann genauso wie inländische Männer unter Generalverdacht gestellt werden kann? Wann hören wir so etwas wie „wir reden von der möglichen Tat eines Mannes – nicht von einer ganzen Gruppe von Menschen, die wie er Männer sind.“?

Die Ruhrbarone haben einen Artikel veröffentlicht, in dem Martin Niewendick genau das Gegenteil getan hat: Er zählt einzelne Taten von Männern gegen Frauen auf und summiert das als „Der Krieg der Männer gegen die Frauen„. Allerdings bekommt er in den Kommentaren ordentlich Gegenwind, gerade von einigen üblichen Verdächtigen hier aus der Blogblase:

Matze:

Soll ich hier jetzt eine Liste starten mit Müttern die ihre Kinder töten und das ganze dann der Krieg der Mütter gegen ihre Kinder nennen? Denn zwischen zwei Drittel und drei Viertel der Kindstötungen werden durch die leiblichen Mütter verübt.

Adrian:

Ein erstaunlich erfolgloser Krieg, bedenkt man, dass Frauen die Mehrheit stellen, länger leben und seltener Opfer von Gewalt werden als Männer.

djadmoros:

Mit demselben Level an verallgemeinernder Dummheit ließe sich schreiben, dass ein Krieg »der Ausländer« gegen »die Deutschen« herrscht oder ein Krieg »der Moslems« gegen »das Abendland«. Aber das wäre dann zweifellos »Hate Speech«.

Ebenso bezeichnende wie weitverbreitete Doppelmoral: Sexismus ist Scheiße, außer gegen Männer. Rassismus ist Scheiße, außer gegen Weiße.

uepsilonniks:

Das was der Autor hier mit Männern macht, machen Rassisten exakt genauso mit Flüchtlingen, Muslimen, Ausländern. Aber hey, der aufrechte Pseudolinke weiß genau zwischen guter und böser Hetze zu unterscheiden…

Und damit schließt sich der Kreis. Ich bin sehr erfreut darüber, dass als Mittel, um sie vor Augen zu führen, „Männer“ und „Ausländer“ in beide Richtungen getauscht werden. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF) ist immer abzulehnen. Genau diese Erkenntnis ist es, die ich zum Beispiel mit der Serie „Spaß mit Männerhass“ erzielen möchte.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Wo es sowohl um Ausländer als auch Männer geht…

Foreigner: Growing Up The Hard Way

Fundstück: Spaß mit Männerhass – Folge 15

Bei Stadtmensch-Chronicles wird schön herausgestellt, warum sich der unten beschriebene Test lohnt:

Würde man nämlich derartige Schuldzuweisungen, wie sie von Frauen an Männer gemacht werden, auf andere Peergroups übertragen – etwa Schwarze vs. Weiße, Arier vs. Juden (letzter Vergleich nur aus dramaturgischen Gründen) – dann würde einem die Monstrosität der Vorwürfe geradezu entgegen springen. (…) Würde z.B. ein Politiker Sätze in die Welt streuen wie »Juden sind halbe Wesen« oder »Alle Schwarze sind potenzielle Vergewaltiger«, dann würde es sein sofortiges Karriereende bedeuten und zwar völlig unabhängig vom »Wahrheitsgehalt« oder von nachgeschobenen Entschuldigungen wie etwa »aus dem Zusammenhang gerissen«. Frauen dürfen das anscheinend, insbesondere die feministischen in Funk und Fernsehen.

Ich muss fast immer, wenn ich solche Ungeheuerlichkeiten lesen, laut loslachen. Dass jemand ernsthaft in der Öffentlichkeit solche Aussagen über Ausländer, Schwarze oder Juden tätigt, ist so jenseits von Gut und Böse, dass mich allein Vorstellung daran zum Lachen bringt, weil es einfach zu absurd klingt. Und genau über diese Schiene kann sich die Debatte einschleichen. Wie ich in einem Kommentar unter den letzten Beitrag der Serie schrieb:

Zu erkennen, dass einem derselbe Grütz mit nur ein paar ausgetauschten Wörtern unter verschiedenen Etiketten präsentiert ist, ist schon einmal ein wichtiger Schritt.

Dann noch darauf zu kommen, dass das ja in keinem Fall angemessen ist, ist mein frommer Wunsch an andere. Das wird bestimmt nicht immer klappen (und ich bin mir sicher, da ebenfalls irgendwelche Scheuklappen zu haben), aber wenn ich da nur einen einzigen Menschen zum Nachdenken bringe, hat es sich gelohnt.

Zur Erinnerung: die Spielregeln

Nur ein kleiner Test:

Was kommt dabei heraus, wenn ich in einem Text „Männer“ wahlweise durch „Ausländer“, „Schwarze“ oder „Juden“ ersetze?

Fundstücke mit Quellangabe einfach in die Kommentare schreiben!

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? „I can’t believe the news today“ – das ist genau meine Reaktion, wenn ich den Test durchführe.

U2: Sunday Bloody Sunday (live)

Fundstück: Spaß mit Männerhass – Folge 14

Ein Beispiel für eine ganz klassische männerfeindliche Argumentation zeigt der Stadtmensch in seinem Artikel „Ladenhüter Feminismus“ auf. Er zitiert und kritisiert den Artikel „Der Mann als Wille und Vorstellung“ von Selma Mahlknecht:

Der Feminismus beispielsweise kann per Definition nicht männerfeindlich sein. Er (…) bekämpft nicht den Mann als solchen. Der Feminismus, der eine Welt der Chancengleichheit und Partnerschaftlichkeit einfordert, unterstellt (…), dass Männer sehr wohl dazu in der Lage sind, in einer solchen Welt zu leben. Der Feminismus behauptet, dass Männer offene Haare und Miniröcke aushalten können, dass sie selbst nach Mitternacht und in dunklen Seitengassen fähig sind, Frauen, sogar schöne, unvergewaltigt ihrer Wege gehen zu lassen.

Das Schema dieser gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit lautet:
„Ich habe nichts gegen X, sie sollen sich nur nicht wie Xse verhalten“

Wie Christian Schmidt im gleichnamigen Artikel passend schreibt:

Und es wäre eben auch nicht weniger rassistisch, wenn man sagt, dass man „nichts gegen Schwarze hat, wenn sie eben nicht stehlen und vergewaltigen, sie könnten sich ja ändern“. Weil man eben eine Gruppe verurteilt und ihr bestimmte negative Eigenschaften unterstellt und nur den Einzelnen davon ausnimmt, wenn er sich exkulpiert.

Über diese Stelle musste ich immer lachen, denn sie erinnerte mich an einen Text, den ich vor fast 20 Jahren gelesen habe. Ein Team um Rainer Stenzenberger präsentierte eine Art Seifenoper im Internet mit Namen „Kleine Welt“: Heute mag es technisch trivial klingen, aber 1997 war es Pionierarbeit: Die Serie bestand aus den Texten aus der jeweiligen Perspektive des Charakters, passend bebildert mit Fotos von Schauspielern.

Aus der Riege der jungen Protagonisten stach einer hervor: Herr Schlüter, der Hausmeister. Seine Ansichten waren jenseits von Gut und Böse. Aus dem Gedächtnis heraus: Einmal gab es Krach in der Kneipe, weil sich einer in der Runde abfällig über Schwarze geäußert hatte. Schlüter hatte damals einen schwarzen Angestellten und schilderte, wie er seinem Kumpel fast eine geschallert hätte. Im Brustton der Überzeugung, dass er sich damit gegen Rassismus eingesetzt hätte, erzählte er, was er als Antwort gebrüllt hätte: Die Schwarzen könnten schließlich nichts dafür, dass sie dümmer seien als Weiße!

Es ist einfach ein wunderbares Beispiel für das Denkmuster „Ich habe eine positive Einstellung gegenüber Xsen, schließlich akzeptiere ich, dass sie minderwertig / von Natur aus böse sind“. Weitere Varianten bezogen auf Männer waren bei Alles Evolution zu lesen:

In Diskussionen, in denen es darum geht, ob Feminismus Männerfeindlichkeit ist, stelle ich häufig eine Frage:

Kannst du mir einen Artikel zeigen, der die positive Sicht des Feminismus auf Männer darstellt?
(…)
Tatsächlich habe ich aber als Reaktion hierauf noch keinen wirklich positiven Artikel gezeigt bekommen. Die Artikel haben eher den folgenden Inhalt:

  1. Wir hassen Männer nicht, wir glauben ja, dass Männer besser werden können.
  2. Wir hassen Männer nicht; einige Männer sind gut.
  3. Wir hassen Männer nicht; man kann sie umerziehen.
  4. Wir hassen Männer nicht; wir sind bereit, ihnen zu verzeihen, wenn sie hinreichend büßen und sich ändern.
  5. Mir persönlich bekannte Männer sind durchaus gut; leider sind nicht alle so.
  6. Männer sind nicht das Problem, sondern die Männlichkeit, also das Verhalten des typischen Mannes.
  7. Wie du als Mann aufhören kannst, ein schrecklicher Mann zu sein, indem du ein feministischer Ally wirst und deine Privilegien hinterfragst.

(Rechtschreibung und Zeichensetzung in der Liste leicht angepasst von mir.)

Es lohnt sich, hier einmal ungeschminkt die versteckten Grundannahmen (Präsuppositionen), die in diesen Aussagen enthalten sind, herauszuschreiben, ähnlich wie es Lucas Schoppe bei den „36 Fragen an Männer“ gemacht hat:

  1. Die meisten Männer sind schlecht.
  2. Männer einfach so – ohne Umerziehung – sind nicht zu ertragen.
  3. Männer als Gruppe haben Schuld auf sich geladen und können nicht so bleiben, wie sie sind.
  4. Wenn einzelne Männer gut sind, gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel.
  5. Männlichkeit / typisch männliches Verhalten ist schlecht.
  6. Männer müssen sich ausdrücklich von den anderen Männern im allgemeinen distanzieren.

Jedem Menschen einer demographischen Gruppe abzusprechen, dass er einfach so ok ist, wie er ist – das ist schon ein starkes Stück. Aber auch von denjenigen, die nicht pauschal verurteilt werden wollen für das, was sie sind, zu verlangen, sich von den anderen Gruppenmitgliedern abzugrenzen, bevor man überhaupt in Erwägung ziehen kann, sie zu akzeptieren, ist der Hammer.

Aus einem Buch über Nationalsozialismus ist mir die Erzählung eines Zeitzeugen in Erinnerung geblieben, wie über einen fahrenden jüdischen Händler gesprochen wurde: „Das ist der gute Jude. Er ist Jude, aber er betrügt die Leute nicht.“ Natürlich ist das antisemitisch. Wie auch der Zeitzeuge selbst urteilte: Die positive Darstellung des einen wird dazu verwendet, die Gruppe an sich negativ zu charakterisieren.

Wenn man das Eingangszitat umformuliert mit einem Platzhalter, was würde wohl allgemein von diesem „X-ismus“ gehalten?

Der X-ismus beispielsweise kann per Definition nicht fremdenfeindlich sein. Er (…) bekämpft nicht den Ausländer als solchen. Der X-ismus, der eine Welt von Zucht und Ordnung einfordert, unterstellt (…), dass Ausländer sehr wohl dazu in der Lage sind, in einer solchen Welt zu leben. Der X-ismus behauptet, dass Ausländer offene Haare und Miniröcke aushalten können, dass sie selbst nach Mitternacht und in dunklen Seitengassen fähig sind, Deutsche, sogar schöne, unvergewaltigt ihrer Wege gehen zu lassen.

Zur Erinnerung: die Spielregeln

Nur ein kleiner Test:

Was kommt dabei heraus, wenn ich in einem Text „Männer“ wahlweise durch „Ausländer“, „Schwarze“ oder „Juden“ ersetze?

Fundstücke mit Quellangabe einfach in die Kommentare schreiben!

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Na, zumindest sind einige Lieder mit Hass im Titel sehr melodisch…

The Pretenders: Thin line between love and hate

Fundstück: Spaß mit Männerhass – Folge 13

Matze wies in einem Kommentar auf einen Beitrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hin:

Erfahren Sie was Kaffee mit Gleichstellung zu tun hat
Kaffee für Männer 1,26€
Kaffee für Frauen nur 1€

Natürlich geht es um den Mythos Gender Pay Gap. Allerdings versteht das BMFSFJ hier auch das Gesetz der großen Zahlen falsch und folgert, eine angenommene Ungerechtigkeit im großen müsse sich auch als Ungerechtigkeit im kleinen zeigen, so dass man diese auch auf individueller Ebene „ausgleichen“ könne. Der Übergang von falsch verstandener Statistik zu offenem Lügen ist für mich hier schwer festzumachen.

Im Einzelfall läßt sich die angenommene Gerechtigkeit der Kaffeepreise schnell wiederlegen. Ich selbst würde das wie schon gesagt so machen:

Ich tauche mit einem Obdachlosen auf und frage nach, wieviel er gerechterweise für den Kaffee zahlen soll.

Auch schön, wie Thomas78 kommentiert:

Was die wohl gesagt hätten, wenn ich mich klargemacht hätte, dass jede Frau in der Runde vermutlich mehr verdient als ich mit Hartz IV…

Und wer würde folgendes gerecht finden?

Kaffee für Juden 1,26€
Kaffee für Arier nur 1€

Selbst wenn in irgendeinem Land Juden im Durchschnitt 26% mehr Geld hätten, wäre es doch abstoßend, von jedem einzelnen höhere Preise zu verlangen. Die Idee, dass alle Juden reiche Geizkragen seien, gehört zu den klassischen Elementen des Antisemitismus.

Wollte man die reichen Leute allgemein mehr zur Kasse bitten, wäre es dennoch falsch, alle Mitglieder einer reicheren demographischen Gruppe in einen Topf zu werden. Schließlich könnte es unter ihnen einige „sehr reiche, extrem erfolgreiche“ und viele „arme, mittellose“ geben.

Zur Erinnerung: die Spielregeln

Nur ein kleiner Test:

Was kommt dabei heraus, wenn ich in einem Text „Männer“ wahlweise durch „Ausländer“, „Schwarze“ oder „Juden“ ersetze?

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Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal wieder Kaffee…

Blur: Coffee And TV

Fundstück: Spaß mit Männerhass – Folge 12

MANNdat hat mit der Champions League des Sexismus eine reichhaltige Quellensammlung geliefert. Eine oft zitierte Aussage ist die von FDP-Politikerin Cornelia Pieper in der Zeitschrift „BUNTE“ (9/2007):

Während die Frau sich ständig weiterentwickelt, heute alle Wesenszüge und Rollen in sich vereint, männliche und weibliche, und sich in allen Bereichen selbst verwirklichen kann, blieb der Mann auf seiner Entwicklungsstufe stehen. Als halbes Wesen. (…) Er ist weiterhin nur männlich und verschließt sich den weiblichen Eigenschaften wie Toleranz, Sensibilität, Emotionalität. Das heißt, er ist – streng genommen – unfertig und wurde von der Evolution und dem weiblichen Geschlecht überholt.

Beachtlich finde ich hierbei die Vermengung zweier Kategorien, die so nichts miteinander zu tun haben: Zum einen wird die Evolution bemüht („Entwicklungsstufe“), zum anderen die persönliche Willensentscheidung („verschließt sich“). Auf der biologischen Ebene laufen Prozesse aber viel langsamer und allgemein ab, um gleichzeitig mit der Entwicklung, die auf persönlicher Ebene stattfindet, etwas zu tun zu haben.

Es ist aber ein beachtlicher Kniff: Endlich kann man unbeschwert auf die Frage „Liegt es an der Natur, dass Männer minderwertig sind, oder tragen sie selbst Schuld daran?“ mit „Beides!“ antworten.

Während der Weiße sich ständig weiterentwickelt, heute alle Wesenszüge und Rollen in sich vereint, schwarze und weiße, und sich in allen Bereichen selbst verwirklichen kann, blieb der Schwarze auf seiner Entwicklungsstufe stehen. Als halbes Wesen. (…) Er ist weiterhin nur schwarz und verschließt sich den weißen Eigenschaften wie Toleranz, Sensibilität, Emotionalität. Das heißt, er ist – streng genommen – unfertig und wurde von der Evolution und der weißen Rasse überholt.

So locker-flockig könnte man „weltgewandte“ Weiße als „höherwertig“ gegenüber Schwarzen verkaufen und denjenigen Schwarzen, denen es schlecht geht, gleichzeitig selbst die Schuld an ihrem Schicksal geben.

Zur Erinnerung: die Spielregeln

Nur ein kleiner Test:

Was kommt dabei heraus, wenn ich in einem Text „Männer“ wahlweise durch „Ausländer“, „Schwarze“ oder „Juden“ ersetze?

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Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Irgendwie fällt mir gerade nur Michael Jackson ein…

Michael Jackson: Black or White

Fundstück: Spaß mit Männerhass – Folge 11

Bei der Champions League des Sexismus von MANNdat habe ich die Qual der Wahl – es sind einfach zu viele schöne Fundstücke! Heute geht es um ein Zitat von Richter a.D Prof. Ulrich Vultejus in der „Zeitschrift für Rechtspflege“, Ausgabe 3/08 vom 11-4-2008:

Ich bin in Strafverfahren gegen Frauen immer wieder in Schwierigkeiten geraten und habe mich deshalb jeweils gefragt, welche Strafe würde ich gegen einen Mann bei derselben Anklage verhängen und auf diese Strafe alsdann abzüglich eines ‚Frauenrabatts‘ erkannt. Ähnlich scheinen es auch meine Kollegen zu handhaben, wie die eben wiedergegebene rechtssoziologische Untersuchung ergibt.

Ein Frauenbonus bei der Justiz – das ist das Gegenteil von Gerechtigkeit! Dabei geht es nicht nur um Gefängnisstrafen („gender prison gap“ o.ä.), sondern grundsätzlich um Unterschiede bei Verurteilungen: Großer „Gender Gap“ zu Lasten von Männern – wie schon Christian Schmidt bei „Alles Evolution“ feststellte.

Daraus ergibt sich ein Zirkelschluss: „Frauen sind im allgemeinen gut, deswegen verurteile ich sie ein wenig leichter.“ „Dass in Gefängnissen so wenig Frauen sind, beweist doch, wie böse Männer im allgemeinen sind!“ Mal von dem Fehler „von der Gruppe aller Gefängnisinsassen auf die Gesamtbevölkerung (und das Individuum) schließen“ abgesehen: Ein Werturteil über „den“ Charakter „der“ Schwarzen und Latinos in den USA aufgrund der ethnischen Zusammensetzung der Gefangenen würde man zurecht als Rassismus verurteilen. Da wäre zurecht etwas los, wenn ein ehemaliger Richter so etwas in einem Interview zugeben würde:

Ich bin in Strafverfahren gegen Weiße immer wieder in Schwierigkeiten geraten und habe mich deshalb jeweils gefragt, welche Strafe würde ich gegen einen Schwarzen bei derselben Anklage verhängen und auf diese Strafe alsdann abzüglich eines ‚Weißenrabatts‘ erkannt. Ähnlich scheinen es auch meine Kollegen zu handhaben, wie die eben wiedergegebene rechtssoziologische Untersuchung ergibt.

Zur Erinnerung: die Spielregeln

Nur ein kleiner Test:

Was kommt dabei heraus, wenn ich in einem Text „Männer“ wahlweise durch „Ausländer“, „Schwarze“ oder „Juden“ ersetze?

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Meta

Auch im September gab es jeden Tag einen Artikel im Blog. Tolle Sache! Ich selbst werde diesen Rhythmus im Oktober aber nicht mehr aufrechterhalten können, weil ich zu sehr auf Achse sein werde. Macht es besser, Mitautoren!

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Nick Cave hat in seinen Moritaten begriffen, dass sich Männer und Frauen in nichts nachstehen müssen, wenn es um Brutalität geht.

Nick Cave And The Bad Seeds: The Ballad of Robert Moore and Betty Coltrane

Fundstück: Spaß mit Männerhass – Folge 10

Es bleiben noch viele lesenswerte Fundstücke aus der Champions League des Sexismus von MANNdat. So etwa Ursula von der Leyen in einem Interview mit der Berliner Zeitung vom 29.09.2006:

Ich finde es nicht schlimm, dass Mädchen in Sachen Bildung an den Jungen vorbeiziehen. Wenn es den Mädchen schlechter gehen würde, krähe kein Hahn danach.

Das Zitat ist allein schon deswegen bemerkenswert, weil sie damit sagt: Wir sollten nicht auf Probleme von Gruppe A achten, weil wir es auch nicht bei Grupppe B tun würden. Was für eine unglaubliche Logik!

Ich finde es nicht schlimm, dass Deutsche in Sachen Bildung an den Ausländern vorbeiziehen. Wenn es den Deutschen schlechter gehen würde, krähe kein Hahn danach.

Die Aussage ist in jeder Kombination abscheulich – aber mit Jungen kommt man damit durch. Denn die sind ja – ob Kinder hin oder her – grundsätzlich selbst Schuld an allem, was ihnen passiert!

Zur Erinnerung: die Spielregeln

Nur ein kleiner Test:

Was kommt dabei heraus, wenn ich in einem Text „Männer“ wahlweise durch „Ausländer“, „Schwarze“ oder „Juden“ ersetze?

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Popkultur
Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur?

Das Lied heißt zwar „Cry Little Sister“, stammt aber aus dem Film „Lost Boys“.

Gerard McMann: Cry Little Sister

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