Kurznachrichten vom 29.02.2016

1: Der ansonsten als kreuzbrav wahrgenommene Arbeiter-Samariter-Bund versucht dieses Image abzulegen mit einem sexy Werbeclip für Erste Hilfe und dem zugehörigen Hashtag #erstehilfe.

Natürlich gibt es wie immer das übliche Sexismus-Gemecker.

2: Am Donnerstag gab es einen erneuten Fall von „Taharrush gamea“ in Kiel. Innenminister Stefan Studt beeilte sich, davor zu warnen,

Vergleiche zu den Geschehnissen in der Silvesternacht in Köln und Hamburg zu ziehen.

Mit was denn sonst? Die drei Mädchen wurden zwar nicht ernsthaft sexuell belästigt, aber sich zu dritt von einer Menge von 30 Männern verfolgt zu sehen, dürfte sicher nicht lustig sein. Bei diesem Verhalten geht es m.E. weniger um Sexualität, sondern um Einschüchterung und Durchsetzen eines bestimmten Verhaltens, also um Macht. Hier stimmt es ausnahmsweise mal, dass es tatsächlich nicht um Sex, sondern um Macht geht, aber hier fällt Third-Wave-Feministinnen nichts besseres ein, als vor Rassismus zu warnen und zu behaupten, das wäre alles nichts neues.

3: Das Versagen des Dritte-Welle-Feminismus angesichts der Realitäten, die nicht in ihr Weltbild passen, analysiert noch einmal Melanie Götz in der Jungle World.

Der gehypte Postfeminismus verfällt in Schockstarre, wenn bestimmte Konstellationen nicht in sein Weltbild passen. Sein Scheitern liegt im eigenen antiaufklärerischen Potential begründet. […]

Wenn der Rekurs auf gesellschaftliche Verhältnisse und Strukturen durch die »diskursive Herstellung« von Kultur, Geschlecht und Identitäten ersetzt wurde, verschwinden die schlechten gesellschaftlichen Realitäten ausnahmslos bequem aus dem Blick. Dafür gelingt neoislamistischen Welt­anschauungen die Integration im Mainstream und in der antiimperialistisch aufgestellten Restlinken. Der ­Islam braucht nämlich neben der Kairoer Menschenrechtscharta auch noch einen eigenen, koran- und shariakompatiblen »islamischen« Feminismus. Als quasi natürlicher Verbündeter ist letzterer fest in liberale, linke und queerfeministische Diskurse integriert. Dort kann man bestaunen, wie die notorischen Neofeministinnen gemeinsam mit Hijab-Aktivistinnen das Partikulare überhöhen und das Uni­versale verwerfen. Hier feiern ausgerechnet die Dekonstruktionsfetischistinnen mit der neoislamischen Erneuerungswelle gemeinsam jenen Weiblichkeitswahn als Befreiung, dessen Entlarvung der Zweiten Welle noch zum Aufbruch gegen das Patriarchat bewegte.

3: Im Fall Kesha vs. Dr. Luke schlagen sich unsere feministischen Leitmedien ZEIT und SPIEGEL auf die Seite des vermeintlichen Opfers, natürlich unter Weglassen wichtiger Fakten. Die Kommentatoren hauen ihnen das wie üblich um die Ohren.

4: In der Abteilung „Feministinnen diskutieren Männerrechtsthemen“ gibt es zwei neue Posts. Onyx versucht uns zu erklären, warum es gerecht ist, wenn Frauen sich das mit dem Kinderkriegen nach der Empfängnis nochmal überlegen dürfen, Männer aber nicht. Klappt nicht so ganz. Und bei gleichheitunddifferenz wird gefragt, warum Männerrechtler sich (angeblich) kaum für nicht-konforme Männer einsetzen. Ist zwar m.E. nicht so, aber man kann ja mal fragen.

5: Christina Hoff Sommers hat einen einfachen Test von Helen Pluckrose retweetet, unter welchen Umständen man gerne Feminist ist:

Der Beitrag von Helen Pluckrose „Why I No Longer Identify as a Feminist.„, aus dem der Text stammt, ist zur Gänze lesenswert. Immerhin auch Michael Shermer, Herausgeber des Skeptic Magazine und einer der führenden Köpfe der amerikanischen säkularen Bewegung, hat das ebenfalls retweetet. Ich musste das mal eben kommentieren.

Man muss dazu sagen, dass P.Z. Myers auch einer der führenden Köpfe der amerikanischen säkularen Bewegung ist, allerdings mehr in der „Atheism+“-Fraktion, die die SJW-Fraktion innerhalb der säkularen Bewegung ist, also der Ansicht ist, als Atheist müsste man auch Feminist sein. P.Z. Myers hat mich kurz nach folgender Anwort geblockt:

Welche Ehre… 😉

Wie tolerant diese Leute sind, beweisen sie immer wieder aufs neue.

6: Lego ist jetzt auch sexistisch, weil man da was hartes rundes in ein Loch stecken muss/kann/darf. Ganz schlimm daran ist, dass homosexuelle Lebensweisen diskriminiert werden, weil Knubbel an Knubbel nun mal nicht hält und Loch an Loch auch nicht, also werden heteronormative Strukturen dadurch reproduziert:

7: Ein soziales Experiment einer Schauspielergruppe in New York zeigt, was passiert, wenn die Verlobung eines arabisch aussehenden 65-jährigen Mannes mit einer 12-jährigen an die Öffentlichkeit gerät. Das glückliche Paar muss sich schlimme islamophobe, rassistische Anfeindungen von größtenteils cis-sexistischen alten weißen Männern gefallen lassen. Oder so ähnlich…

8: OT-Beitrag des Tages: Facebook hat die Seiten der „Perlen von Freital“ gesperrt, auf denen von anonym bleibenden Seitenbetreibern sog. rechte Hetzer mit vollem Namen genannt und an den Pranger gestellt werden und zu deren Denunziation bei dem entsprechenden Arbeitgeber aufgerufen wird. Kurze Zeit später wurde die Seite offensichtlich auch auf Protest von höchster Stelle (Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD)) wieder freigeschaltet.

Wir lernen daraus: Denunziation, Blockwartmentalität und Menschenjagd sind völlig in Ordnung, wenn sie der guten Sache dienen. Dann nennt man das „Aufklärung“.

Manchmal wünschte ich mir, Dieter Hildebrandt würde noch leben, nachdem es sein Freund Konstantin Wecker es auch nicht fertig bringt, mal ein Wort gegen solche Auswüchse zu sagen.

Fundstück: Falscher Alarm bei „Fettlogik überwinden“

Ein eigentlich harmloser Text bei „Fettlogik überwinden“. Erzählmirnix erzählt:

Gestern war ich bei einer neuen Ärztin, da meine alte Hausärztin aufgehört hat. Irgendwann bei der Untersuchung meinte sie plötzlich ganz überrascht: “Sie haben viel abgenommen!!!” und offenbar war ich nicht enthusiastisch genug, denn sie begann mir einen kleinen Vortrag zu halten, dass ich doch mal stolz auf mich sein solle, und dass das doch ganz toll sei und überhaupt, das muss man ja erst mal schaffen, und warum ich mich nicht mehr freue.

Der blitzschnelle Gedanke, der mir sofort beim Lesen als Reaktion kam: Dann hättest Du die Ärztin wegen „Untersuchungs-Vergewaltigung“ belangen können, schließlich hast Du nicht enthusiastisch genug zugestimmt.

(Offensichtlich bin ich inzwischen schon so darauf konditioniert, dass ich „enthusiastisch“ automatisch in diesen Kontext einordne. Ich bin diesen Consent-Quark so leid…)

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal natürlich die Ärzte, die über eine alternative Ernährungsweise singen („Ich werd niemals dick und rund, weil ich mich gut ernähr. Von jetzt an leb ich gesund.“):

Die Ärzte: Blumen (live)

Kurznachrichten vom 24.02.2016

1: Heute geht es fast nur um die merkwürdigen Dinge, die Feministen so fabrizieren. Los geht’s mit Julia Schramm, die in der Jungle World in einem eher wirren Pamphlet anhand der Bundeskanzlerin beweisen will, dass Frauen in Machtpositionen ihre Weiblichkeit unterdrücken müssen. Schon im dritten Satz liegt Schramm ganz kräftig daneben:

Auch menschliche Gefühle werden ihr nicht zugetraut, ­geschweige denn Irrationalität, Schwärmerei und Verliebtheit.

Da muss Schramm wohl die letzten Monate Flüchtlingsdebatte komplett verschlafen haben. Da hat man Merkel genau das vorgeworfen, was Schramm ihr nicht zugetraut sieht. Und weiter das übliche:

Sexuell aktive Frauen werden bis heute als Schlampen beschimpft. Eine Schlampe als Kanzlerin? Wenn schon eine Frau als Kanzlerin, dann bitte eine anständige!

Hier wird (wie üblich) mit einem Passiv verschleiert, wer eigentlich Frauen als Schlampen beschimpft. Ein „von Männern“ einzufügen, hat Schramm wohlweislich vermieden, denn dann wäre die Wahrheitsverdrehung zu offensichtlich. Denn die Bezeichnung „Schlampe“ kommt m.E.n. weitaus häufiger von anderen Frauen.

Sie trug damals zur Eröffnung der Oper in Oslo ein tief ausgeschnittenes Kleid und gab der ganzen Welt einen Ausblick auf ihren Busen. Tagelang köchelte der Skandal vor sich hin

Welcher Skandal? Da wurde vielleicht ein wenig diskutiert, und auch mehr so in der Yellow Press, ansonsten hat das kaum wen gejuckt. Aber Schramm ist wohl die einzige, die das als Skandal betrachtet.

Dann würde mich doch interessieren, was Schramm über Politikerinnen sagt, die ihre Weiblichkeit nicht verstecken, sondern gezielt einsetzen, wie z.B. Manuela Schwesig oder Katja Suding. Aber die sind deswegen ja auch grandios gescheitert, wie wir alle wissen. So kann das ja nichts werden mit der Karriere.

2: Wie Genderama gestern berichtete, scheint bei Fefe die rote Pille langsam zu wirken. Fefe ist normalerweise mehr linksliberal, (ehemals?) Piraten-freundlich, und als solcher findet man ja normalerweise Feminismus eher leicht unkritisch einfach super. Das scheint vorbei zu sein:

Manchmal frage ich mich ja, ob es eigentlich auch positive Aspekte am Feminismus gibt.

3: Stephanie Wurster von der ZEIT hat einem Workshop zu Sprachveränderung bei Profx Lann Hornscheidt teilgenommen. Und wiederholt dann so Schmonzenz wie:

Die Macht der Sprache ist groß. Selbst Menschen, die wenig bis keine Literatur lesen und im Internet auch nur das Kurze, wissen das, und sie haben offenbar Angst davor, dass die Sprache, so wie sie sie kennen, verändert wird. Sprache wird als quasi gottgegeben wahrgenommen. Dabei wurde sie durch viele Tausend Jahre des Patriarchats geformt.

Ja, Sprache ändert sich immer wieder evolutionär. Das ist aber was anderes, als wenn sie von oben aufgedrückt wird. Das ist dann Herrschaftssprache und immer ein Zeichen von Totalitarismus. Aber wenn man natürlich glaubt, die bisherige Sprache sei auch von oben aufgedrückt worden, ist Gendern eben Widerstand. Und wer sieht sich nicht gern als Rebell?

4: Die FAZ interviewt die Komikerin Carolin Kebekus. Die

liebt derbe Sprüche und bezahlt Männer dafür, dass sie die Drecksarbeit erledigen: So geht Feminismus!

Wenn das ein Kriterium für Feminismus ist, dann gibt’s den schon seit Jahrtausenden. Außerdem meint sie:

Kebekus

…und dass Männer gefälligst zu unterlassen haben, was Frauen nicht passt. Hat sie vergessen zu erwähnen. So viel zum Thema, dass Feminismus ja nur „Gleichberechtigung“ bedeutet. Die Passage nochmal ausführlicher:

Würden Sie sich selbst als Feministin bezeichnen?

Ja. Aber Feminismus hat so einen schlechten Ruf. Das klingt so unrasiert und ungebumst. Dabei bedeutet es doch nur, dass eine Frau machen kann, was sie will. Ich frage mich: Wie kann man kein Feminist sein? Aber es macht viele Leute aggressiv. Wir haben mal eine Sendung gemacht in „Die Anstalt“ zum Thema Feminismus. Da gab es einen Shitstorm. […]

Wie erklären Sie sich die Aufregung bei dem Thema?

Das ist mir ein Rätsel. Nach der Sendung saß ich mit dem Gastgeber Claus von Wagner zusammen, und wir waren fassungslos.

Vielleicht haben manche Männer das Gefühl, dass sie ins Hintertreffen geraten?

Nee, das glaube ich nicht, das stimmt doch auch nicht.

Ja, so ist das, wenn man glaubt, alles zu verstehen, aber in Wirklichkeit nichts versteht, weil man alles durch die Ideologiebrille sieht.

5: Zu Abwechslung was wirklich lustiges:

Fragt sich, wer da konfus ist…

Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Klingt wie: „If you claim to be an atheist and you’re not feminist, you’re absolutely confused on what atheism is.“ Eines von den Dingen, die ich noch nie verstanden habe, ist diese merkwürdige Einstellung von Leuten, dass wenn man in Thema A einer bestimmten Ansicht ist, müsste man in Thema B auch einer bestimmten Ansicht sein, obwohl beide Themen so gut wie nichts miteinander zu tun haben.

6: Dass ca. 80% der Obdachlosen von Männern gestellt werden, wissen wir hier ja. In den USA hat man sich eine besondere Methode einfallen lassen, um Obdachlosigkeit zu „verhindern“, wie Janet Bloomfield zeigt:

https://twitter.com/AndreaHardie/status/701945785273950208

7: Prostitution ist ja immer wieder ein Thema für innerfeministische Konflikte, so auch angesichts eines in der kommenden Woche in Hamburg stattfindenden Kongresses zur Sexarbeit, der vom Pro-Sexarbeit-Flügel veranstaltet wird und von der Feministischen Partei scharf angefeindet wird. Man wehrt sich gegen die Einmischung wie folgt:

Besonders besorgniserregend finde ich, dass hier unter dem Label „Feminismus“ nicht nur das Grundrecht der Forschungsfreiheit eingeschränkt werden soll sondern auch Räume abgeschafft werden, in denen sich Forscher*innen, Sozialarbeiter*innen und Sexarbeiter*innen in einem geschützten Raum austauschen können. Das halte ich persönlich aus feministischer und demokratischer Sicht höchstproblematisch. Wenn wir solche Forderungen bei Sexarbeit akzeptieren, sehe ich nicht, was in Zukunft davon abhalten soll, auch Veranstaltungen zu anderen Bereichen von Sexualität zensieren zu lassen.

Ich bin mal gespannt, wie hoch man die Forschungsfreiheit noch hält, wenn man Prof. Ulrich Kutscheras neues Buch aus feministischer Warte rezensiert. Und bei Zensur von anderen Bereichen von Sexualität denke ich als erstes an die Werbeplakat-Verordnung im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, aber das ist hier sicher nicht gemeint.

8: Der Kampf gegen die Prostitution treibt manchmal auch seltsame Blüten. In den USA gibt es eine merkwürdige Koalition aus der Homeland Security Behörde, radikalen Feministen und evangelikalen Christen, die versuchen, jede Form von Prostitution als erzwungen zu labeln. So bittet z.B. die Homeland Security Hotels, ungewöhnlichen Verbrauch von Kondomen in ihren Zimmern an die Behörde zu melden. Websites, die Anzeigen von Prostituierten schalten, werden massiv gestört, auch wenn das Werben für Sexarbeit völlig legal ist. Es werden zahlreiche Razzien veranstaltet, wobei aber Zwangsprostitution selten nachgewiesen wird und eher Mädchen unter 18 gefunden werden, die es zwar freiwillig tun, was aber in dem Alter natürlich nicht legal ist. Stattdessen werden dann die Kolleginnen im selben Etablissement mal eben wegen Menschenhandels angeklagt. So kann man die Statistiken in Sachen „sex trafficking“ natürlich auch hoch treiben. Das Video dazu:

9: Prostitution und ganz normales Dating-Verhalten haben ja so manche kleine Schnittmengen. Markus und Rachel diskutieren das Ende ihrer Beziehung und sie findet, dass Geld doch wirklich nicht so wichtig ist – solange es seines ist, das ausgegeben wird. Die Facebook-Gruppe „Das ist schmutzig, falsch und moralisch höchst verwerflich. Bin dabei.“ hat das festgehalten, aber lest selbst, was er ihr antwortet.

Kurznachrichten vom 23.02.2016

1: Monika Ebeling, ehemalige Gleichstellungsbeauftrage von Goslar, startet eine Kampagne „Ein Herz für Männer“.

2: Transfrau Caitlyn Jenner hat es sich angeblich anders überlegt und will nun wieder Bruce sein, berichtet zumindest die Plattform mobilelikez.com. Aber da ich diese Plattform nicht kenne und ich keine Bestätigung finden konnte, könnte das auch Satire oder sonstiger Nonsens sein.

3: Bei Novo Argumente setzt sich Monika Frommel mit Hillary Clinton und deren strategischen Ausrichtung auf Feminismus auseinander und erklärt, warum das nicht so ganz funktioniert.

4: Als Gegensatz zu dem Browser-AddOn “Binnen-I be gone” , das sogenannte gensersensible Sprache aus Webseiten entfernt, gibt es auch ein JavaScript-Tool namens Alex, das schon beim Schreiben unsensible und taktlose Sprache beim Schreiben anmeckert.

Whether your own or someone else’s writing, alex helps you find gender favouring, polarising, race related, religion inconsiderate, or other unequal phrasing.

  1. boogeyman may be insensitive, use boogey instead
  2. slaves / master may be insensitive, use replica / primary instead
  3. he may be insensitive, use they, it instead
  4. cripple may be insensitive, use person with a limp instead
  5. Don’t use “nigger”, it’s profane
  6. policeman may be insensitive, use officer, police officer instead

Die beiden letzten Bespiele habe ich selbst ausprobiert. Immerhin werden nur Vorschläge gemacht und man darf immer noch schreiben, was man will.

5: Hadmut Danisch nimmt eine Studie auseinander, nach der bei GitHub Programmiererinnen diskriminiert würden, weil ihre Änderungen öfters von Projektleitern abgelehnt würden. Golem, die BBC und der Standard hatten eher unkritisch berichtet. Die Emma machte daraus sogar die steile These, dass Frauen die besseren Programmierer seien.

Das heißt, sie zählen einfach aus, wieviele Requests akzeptiert wurden, scheren sich aber überhaupt nicht darum, was Inhalt und Qualität der Änderungen war und warum sie abgelehnt wurden.

Es ist halt wie immer: Eine Korrelation ist noch keine Kausalität. Sowas muss man genauer untersuchten. Genauso gut (oder falsch) könnte man sagen, dass damit der Beweis erbracht wäre, dass Frauen schlechter programmieren können, denn ihre Bugfixes taugten ja nichts. […]

Da hätte man eben mal ihre Bugfixes anschauen müssen. Vielleicht waren die ja allesamt Murks. [Rachel Nabors] oder jemand gleichen Namens unterhält bei Github mehrere Repositories, aber nach Programmierkunst sehen die alle nicht aus. Scheint sich mehr auf Comic-Zeichnen zu verstehen und das Ziel zu verfolgen, Benutzerschnittstellen durch Comic-Animationen zu verschönern. Ich bekomme da so eine entfernte Ahnung, was die vielleicht unter Bugfix so versteht.

Unklar ist dabei auch, wieso sie eigentlich Github Pull Requests mit Programmieren gleichsetzen. Denn viele – vor allem feministisch motivierte – Frauen kümmern sich nicht um den Code, sondern um irgendwelche Texte, Übersetzungen, oder vielleicht Änderungen an User Interfaces, die aber eben auch nicht immer jedem gefallen. Funktionale Sachen sind da eher selten.

Gerade das sind aber typisch feministische Angriffspunkte, die wenig Sachkunde und Programmierfähigkeiten erfordern, einfach die Texte und Manuals auf political correctness zu trimmen und durchzugendern. Hat mit Programmieren nichts zu tun und wird natürlich oft abgelehnt.

6: In einem jahrelangen Dauerstreit zwischen der Sängerin Kesha und dem Pop-Produzenten Lukasz „Dr. Luke“ Gottwald, bei der sie ihm jahrelangen sexuellen Missbrauch vorwirft und er dies vehement bestreitet, hat Kesha eine Niederlage vor Gericht hinnehmen müssen. Dr. Luke wirft ihr im Gegenzug vor, dass sie den Vorwurf nur erhebe, um aus ihrem aktuellen Plattenvertrag mit seiner Firma heraus zu kommen, wonach sie verpflichtet wäre, sechs weitere Alben mit Dr. Lukes Label aufzunehmen. Die FAZ und der Rolling Stone berichten ebenfalls.

1 : 750.000 oder Die Mutter aller Schlachten: Einhundert Jahre »Verdun«

Am morgigen einundzwanzigsten Februar jährt sich zum hundertsten Mal der Beginn der Schlacht von Verdun, einer Schlacht, die sich bis zum 20. Dezember desselben Jahres hinzog, die nach nur zu schätzenden Zahlen dreihunderttausend deutsche und französische Männer das Leben kostete und eine weit größere Zahl an Verwundeten hinterließ – darunter viele dauerhaft versehrte Kriegsinvaliden -, die einen verwüsteten Landstrich produzierte, der in Teilen bis zum heutigen Tag nicht gefahrlos betreten werden kann, der immer noch gelegentlich menschliche und materielle Überreste der Schlacht freigibt und zu einem Symbol des Ersten Weltkriegs, der modernen, nämlich »industriellen« Kriegführung als solcher sowie des »Anfangs von Ende des bürgerlichen Zeitalters« (Wolfgang J. Mommsen) geworden ist. Welchen Reim können wir uns nach hundert Jahren auf dieses männermordende Gemetzel machen?

Weiterlesen „1 : 750.000 oder Die Mutter aller Schlachten: Einhundert Jahre »Verdun«“

Kurznachrichten vom 20.02.2016

1: Das britische Magazin Metro berichtet von einer feministischen Kampagne, die Sexroboter verbieten lassen will:

But feminist campaigners are claiming that the machines encourage users to think of women as ‘objects’ and prostitutes.

Research director of the Campaign Against Sex Robots Lydia Kaye says, ‘the very business idea of sex robots is modelled on the already existing businesses of the sex trade and the porn industry.

Kaye draws attention to advanced, artificially intelligent models which can be programmed to be submissive – and which could say, ‘Owww’ when spanked.

Was es alles so gibt…

Jakob Zurawinski von der Facebook-Gruppe „Gender mich nicht voll!“ kommentiert m.E. durchaus richtig:

Wovor haben die Feministinnen eigentlich Angst? Ist es nicht im Grunde die Lösung all der Erste-Welt-Probleme, wenn sich diese ach-so-schwanzgesteuerten Männer an Robotern vergehen anstatt Frauen reihenweise zu vergewaltigen (=Sex ohne schriftliche Genehmigung)?

Der Rest seines Posts ist allerdings zu rustikal, um hier zitiert zu werden. Mit dem Thema hat sich im September schon Janet Bloomfield in einem längeren Artikel auseinander gesetzt.

2: Lucas Schoppe stellt auf seinem Blog man tau einmal die beiden hier und hier schon vorgestellten Texte über männliche Feministen von Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer einerseits und Nadia Shehadeh andererseits gegenüber. Sehr amüsant zu lesen.

3: Von innerfeministischen Inkonsistenzen zu einem Streit innerhalb einer anderen obskuren Ideologie: Ich habe mich heute beim Surfen auf Veganer-Seiten verlaufen. Innerhalb dieser Szene gibt es auch Sexismus-Vorwürfe:

Am Ende des Interviews erfahren wir, wie es um den „Schaden“ für die Figur der stillenden Frau bestellt ist. Um diesen müsse man sich keine Sorgen machen, denn Mütter die „mit Hingabe und Überzeugung“ stillen, seien davon nicht betroffen. Nicht genug, dass Dahlke hier esoterisches Geschwurbel mit der Fortschreibung des sexistischen und gleichsam lookistischen Frauenbildes, vom niemals alternden Frauenkörper kombiniert. Im letzten Teil dieses Absatzes  legt er nach und erzählt die Geschichte von einer leiblichen Mutter von 6 Kindern und „ihrer fabelhaften Figur die Männer in Seminaren regelmäßig nervös macht“.

Das ist jetzt also schon Sexismus, wenn man darauf hinweist, dass Stillen nicht unbedingt dazu führen muss, dass der Körper außer Form gerät. Oops, jetzt war ich wohl selber sexistisch. „Außer Form geraten“, darf man so etwas überhaupt über Frauenkörper sagen, wo doch jeder weiß, dass alle Frauen genauso schön sind? Und es darauf auch überhaupt nicht ankommen darf?

Schon alleine beim Logo der Seite indyvegan.org musste ich schon ziemlich schmunzeln. Für mich klingt das nach einem Konflikt zwischen linksradikal-feministischen Spinnern und rechts-esoterischen Spinnern. Wers mag, es hat einiges an Amüsement- aber auch Facepalm-Potential.

4: Und weiter zu den nächsten Obskurantisten: Der Papst hält Verhütung inzwischen für moralisch vertretbar. Allerdings nur, wenn es der Bekämpfung der Zika-Seuche dient. Wenn das mal kein Fortschritt ist…

5: OT-Thema des Tages: Christian Klar, Ex-RAF-Terrorist und Kopf der zweiten RAF-Generation, arbeitet inzwischen im Bundestagsbüro des LINKE-Politikers Dieter Dehm und betreut da angeblich dessen Webauftritt. Bekannt wurde das erst, als Dehm für Klar einen Bundestags-Hausausweis beantragte, dies aber wegen Sicherheitsbedenken abgelehnt wurde. Die WELT, der Tagesspiegel und die Junge Freiheit berichten.

Ich bin ein wenig zwiegespalten. Einerseits finde ich Resozialisierung eine prinzipiell gute Sache. Andererseits kann ich mir lebhaft vorstellen, was auf der linken Seite des politischen Spektrums los wäre, wenn in ca. 15-20 Jahren Beate Zschäpe Tippse in einem Bundestagsbüro eines AfD-Abgeordneten wird. Aber die LINKEN können uns sicher erklären, warum das alles ETWAS GANZ ANDERES ist.

Fundstücke: Ahoi Polloi und Dorkly zu Sprache

Ahoi Polloi war ja schon einmal Anlass für eine Fundstücke-Sammlung. Der Beitrag zur diskriminierungsfreien deutschen Sprache (offensichtlich durch Lann Hornscheidt inspiriert) hat mich noch einmal richtig zum Lachen gebracht.

Dorkly bietet eine reichhaltige Sammlung von Comics, Videos und Texten, die sich in irgendeiner Weise auf Popkultur beziehen. Dort fand ich einen eher ungewöhnlichen Diskussionsbeitrag zur englischen Sprache (der sich allerdings 1:1 aufs Deutsche übertragen läßt).

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal ein Musikstück, an das ich spontan denken musste… ja, wie bin ich nur darauf gekommen?

Howard Shore: The Bridge of Khazad-dûm

Kurznachrichten vom 18.02.2016

1: Nadia Shehadeh, die tatsächlich einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat, der im wesentlichen aus „hat gebloggt“ und „hat getwittert“ besteht, hat in der linken Zeitschrift „analyse & kritik“ eine durchaus amüsante Typifizierung von männlichen Feministen verfasst, und (unfreiwillig?) klargemacht, dass es für Männer im Feminismus absolut nichts zu gewinnen gibt. Den Beitrag sollte man vielleicht den Herren Herr und Speer unter die Nase reiben.

tl;dr: Männer, haltet einfach die Schnauze, wir Frauen wissen es sowieso besser als Ihr!

Sie sind ein Mann und Ihnen sind unliebsame Parallelen zu sich aufgefallen, als Sie diesen Text gelesen haben? Prima, das ist der erste Schritt in Richtung Besserung. Üben Sie sich zukünftig in Zurückhaltung und halten Sie öfter mal die Klappe, dann sind alle anderen schneller fertig. Sie können sich sinnvoll beteiligen, indem Sie feministische Arbeit durch Geldspenden, Care-Arbeit, Putzdienste und vor allem in den meisten Fällen durch eigene Unsichtbarmachung unterstützen.

Unsichtbarmachung? Der Terminus kommt mir bekannt vor. Ist das nicht normalerweise was ganz böses?

Bei solchen Aussichten kommt bei den Herren der Schöpfung wohl so richtig Freude auf. Wie nennt man das nochmal, wenn das eine Geschlecht sich ums Putzen und die Kinder kümmern und ansonsten die Fresse halten soll, damit das wichtige Geschlecht Zeit zum Schwadronieren hat?

2: Das Interview mit Shereen El Feki über Sexualität und Islam „Mohammed war in gewisser Weise Feminist“ auf Spiegel Online finde ich etwas zwiespältig. Sie sagt zwar einige richtige Dinge. Aber das hier finde ich dann doch ziemlich schräg:

Tatsächlich hat der Islam aber auch Potenzial für gleichberechtigtes Leben. Islamische Feministinnen weisen seit Jahren immer wieder darauf hin. […] Das geht zurück bis zum Propheten Mohammed, der von starken Frauen umgeben war. Er äußerte sich auch sehr klar zu Sex, sagte etwa, dass auch die Frau den Geschlechtsverkehr genießen solle. In gewisser Weise war er Feminist.

Solange sie Sex genießen darf – also den Sex, den ihr die Religion und ihre Familie erlaubt bzw. vorschreibt -, macht es ja auch nichts aus, wenn sie in einem Zelt herumlaufen muss.

Wobei – Islam und Feminismus haben doch wirklich viele Dinge gemeinsam: Irrationalität, Totalitarismus, Obskurantismus, wildes Daherbehaupten von Dingen, die es nicht gibt, Humorlosigkeit und ständiges Beleidigtsein wegen jeder Kleinigkeit, ein Männerbild vom Mann als triebgesteuertes Monster. Hab ich was vergessen? Ihr dürft die Liste gerne verlängern…

3: Das Magazin Spiked Online berichtet über einen eher weniger beachteten Pay Gap, nämlich den „Sexuality Pay Gap“. Demnach verdienen lesbische Frauen im Schnitt ca. 9% mehr als Hetero-Frauen. Erklärt wird das damit, dass lesbische Frauen weniger Kinder bekommen und dass sie aufgrund der Erwartung, auch keine Familie in der Zukunft zu haben, von vorneherein besser bezahlte Jobs suchen. Ums mit fefe zu sagen: Das hätte jetzt auch wirklich niemand vorausahnen können!

4: Apropos fefe: Der weist gerade auf eine Aussage von Hillary Clinton hin:

If we broke up the big banks tomorrow….would that end racism? Would that end sexism?

Und ich dachte immer, die Zerschlagung des Kapitalismus sei die Voraussetzung für die Zerschlagung des Patriarchats. Allerdings, wenn ich es mir recht überlege, hat sie auch wieder recht. Rassismus und Sexismus werden nie enden. Dafür gibt es zuviele Leute, die an deren Bekämpfung verdienen.

5: Dr. Stevie Meriel Schmiedel, Vorkämpferin von Pinkstinks, klärt uns in einem Gastkommentar für die HAZ mit dem Titel „Macht rosa Spielzeug krank?“ darüber auf, wie böse die Farbe rosa ist. Wer nach dem Intro…

Prinzessin Lillifee und Lego Friends sind nur vordergründig harmloses Mädchenspielzeug. Sie sind eine bedenkliche Antwort auf die Emanzipation der Frauen und können Einstiegsdrogen zu weiblichen Suchtkrankheiten sein. Was tun also, wenn kleine Mädchen pinkfarbene Püppchen lieben?

…nicht schon ermüdet abwinkt, darf gern weiterlesen.

6: Wo wir gerade bei Kinderspielzeug sind: Die Rettung naht aus Australien und wird gerade auf Facebook gehypt: Sonia Singh stellt ungeschminkte Puppen her. Ist der Trend jetzt neu oder gabs das nicht schon alles einmal?

7: Lucas Schoppe hat den schönen Brauch seines Monatsrückblicks wieder aufgenommen.

8: In Bremen untersuchte eine Studie, warum in dem Bundesland die Verurteilungsrate bei Vergewaltigungsverfahren mit 5,5% signifikant unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Das Ergebnis: Eine Verschärfung des Strafrechts würde nichts ändern, denn die Fehler liegen schon im Ermittlungsverfahren. Man will deshalb die Vernehmungen der Opfer von besser geschultem Personal durchführen lassen und sie aufzeichnen. Außerdem:

Ein weiterer Punkt, der künftig anders gehandhabt werden soll, sind Ermittlungen im Umfeld des Tatverdächtigen. Sie sollen intensiviert werden, wo es sinnvoll und mit der Unschuldsvermutung vereinbar erscheint.

9: Bei einem gemeinsamen Vortrag von Milo Yiannopoulos und Christina Hoff Sommers an der University of Minnesota haben Feministen und SJWs mal wieder gezeigt, was sie von Free Speech halten:

Fundstück: Leszek zu der Frage, warum Soziologen so selten Gender Studies kritisieren

In der Diskussion des gestrigen Artikels kamen von LoMi zwei Empfehlungen:

– die herrschenden sozialwissenschaftlichen “Theorien” oder Theorien müssen auch sozialwissenschaftlich kritisiert werden ==> wissenschaftliche Hygiene
– die Geschlechterforschung muss deutlich interdisziplinärer werden ==> bessere Gegenstandsangemessenheit

Das ist eine Steilvorlage für zwei weitere Artikel, die ich ohnehin schon ganz oben auf meiner Liste hatte. Zur ersterem hatte sich Leszek bei Alles Evolution ausgiebig geäußert. (Ich empfehle auch den Original-Artikel, weil ich da stellenweise sehr lachen musste.) Weiter geht’s mit der „Wir zitieren Leszek-Aktion“!

Bezüglich der mangelnden Kritik der Soziologen an den Gender Studies wäre es wichtig die Gründe dafür zu analysieren und zwar aus einer realistischen Perspektive.
Folgende Gründe könnte es geben, warum ein Soziologe, der selbst keine Gender Studies betreibt, die Gender Studies nicht kritisiert:

– Er kann die Gender Studies ausreichend beurteilen und stimmt deren Positionen im Großen und Ganzen zu. (Das dürften wohl die Wenigsten sein, welcher Soziologe interessiert sich schon für Gender Studies und versucht sich da reinzuarbeiten?)

– Er kann die Gender Studies nicht auseichend beurteilen und assoziiert diese einfach irgendwie relativ vage mit Analyse und Kritik starrer traditioneller Geschlechterrollen, wogegen er nichts hat, kümmert sich ansonsten aber nicht um Gender Studies, sondern ist mit eigenen Projekten beschäftigt.

– Er kann die Gender Studies nicht ausreichend beurteilen und interessiert sich auch nicht dafür, hat dazu keine Meinung und ist mit eigenen Projekten beschäftigt.

– Er steht den Gender Studies kritisch gegenüber, hat aber keine Lust sich genauer in diese einzuarbeiten um eine fundierte Kritik zu formulieren, da er mit eigenen Projekten beschäftigt ist, die ihn mehr interessieren.

– Er steht den Gender Studies kritisch gegenüber, weiß aber, dass ihm Anfeindungen drohen (“Sexist”, “Antifeminist”, “rechts” etc.), wenn er sie öffentlich kritisiert, daher lässt er es lieber.

Man muss hier also im Hinterkopf haben:

Ein Soziologe, der die Gender Studies kritisieren will, muss sich erstens in das Thema einarbeiten, damit seine Kritik fundiert ist und nicht einfach aufgrund inhaltlicher Fehler abgeschmettert werden kann. Das kostet erstmal Zeit.

Und zweitens müsste ein soziologischer Gender-Kritiker nachdem er seine Kritik veröffentlicht hat mit öffentlichen Anfeindungen seitens der Genderisten rechnen, eventuell mit schweren Anfeindungen, bei der Gefahr besteht, dass sie seiner Karriere schaden könnten.

Soziologen sind im Durchschnitt nicht heldenhafter und egoismusfreier als der Rest der Menschheit und so ist es wenig verwunderlich, dass diese Situation nicht gerade motivierend wirkt.

Das ist bedauerlich, aber man muss es realistisch analysieren.
Hier müssten also erstmal ein paar Mutige den Anfang machen, die sowohl die Zeit und Motivation haben sich in den Gender Studies-Quatsch einzuarbeiten und die die psychischen Voraussetzungen hätten mit entsprechenden Anfeindungen klar zu kommen.

Spätestens hier musste ich erneut heftig schmunzeln bei der Vorstellung, wie Leute erst den Aufwand nicht scheuen, gewissenhaft die Gender Studies von innen durchleuchten und es dann aushalten, nach dem Motto „Undank ist der Welten Lohn“ öffentlich zur Unperson erklärt zu werden. Schön wär’s.

Ernsthaft überlegt: Dafür muss jemand genügend Geld haben, um nicht arbeiten zu müssen, und gleichzeitig so unabhängig von seinem öffentlichen Ruf, dass er sich das leisten kann. Das kann ich mir am ehesten bei jemandem von den „jungen Alten“ vorstellen. Als erste Motivation sähe ich das Ideal der „redlichen Wissenschaft“ und der „sauber geführten Debatte“. Also kein unmöglicher Fall, aber nicht das klassische Publikum, das hier in der Blogblase verkehrt. Aber man darf noch hoffen…

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Der Text fängt direkt damit an, dass jemand sich sagen läßt, er habe „den Glauben an Wissenschaft und Fortschritt“ verloren.

Sting: If I Ever Lose In You

Gastartikel: Leszek und die Soziologie

Leszek hat vor einigen Tagen mal wieder einen längeren Kommentar geschrieben, den ich für so lesenswert halte, dass ich aus ihm einen Gastartikel mache. Die „Wir zitieren Leszek-Aktion“ geht weiter! Also, ab jetzt Leszek im Original:

Mal abgesehen davon, dass zwei Mitdiskutanten hier (Djadmoros & Lomi) Soziologen sind und die beiden viele der besten Beiträge zur Männerrechtsbewegung im Netz verfasst haben:

– Der bedeutendste Vordenker der Männerrechtsbewegung Warren Farrell hat Sozialwissenschaften und Politikwissenschaft studiert.
– Die Soziologen Walter Hollstein, Gerhard Amendt, Christoph Kucklick und Anthony Synnott haben jeweils wichtige Standardwerke zur Männerrechtsbewegung geschrieben.
– Ein großer Teil der Forschungsbefunde zu Männern als Opfer häuslicher Gewalt geht direkt oder indirekt auf den Soziologen und Gewaltforscher Murray A. Strauss zurück. Dieser hat die Conflict Tactics Scales-Methode (CTS-Methode) entwickelt, eine der wichtigsten Forschungsmethoden in der zeitgenössischen Gewaltforschung.
– Der Partnerschaftssoziologe Bastian Schwithal schrieb ein Standardwerk zum Thema “Weibliche Gewalt in Partnerschaften”.
– Der norwegische Unterhaltungskünstler und Gender-Kritiker Harald Eia ist Soziologe.
– Dr. Alexander Ulfig, Mitbetreiber von Cuncti, hat Philosophie und Soziologie studiert.
– Esther Vilar hat u.a. Soziologie studiert.

Die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse, die den Anliegen und Argumentationen der Männerrechtsbewegung zugrundeliegen, stammen zu großen Teilen aus soziologischen oder anderen sozialwissenschaftlichen Quellen, die Männerrechtsbewegung ist wesentlich eine sozialwissenschaftlich und soziologisch fundierte Bewegung. Der Beitrag der Sozialwissenschaften zu den wissenschaftlichen Grundlagen der Männerrechtsbewegung ist viel größer als z.B. der Beitrag der Evolutionären Psychologie (die in den meisten Standardwerken der Männerrechtsbewegung höchstens eine Nebenrolle spielt).

Und gesamtgesellschaftlich betrachtet: Es ist nicht möglich – weder für Parteien und Politiker, noch für soziale Bewegungen, Gewerkschaften oder außerparlamentarische Organisationen und Gruppen oder irgendwen sonst informierte und fundierte Entscheidungen zu gesellschaftlichen Themen zu treffen ohne Forschungsbefunde der Soziologie oder anderer Sozialwissenschaften heranzuziehen, weil ohne diese schlicht keine Daten zu den verschiedensten gesellschaftlichen Themen verfügbar wären: Keine gute Familienpolitik ist möglich ohne Familiensoziologie (oder andere sozialwissenschaftliche Disziplinen, die das Phänomen Familie erforschen), keine gute Migrationspolitik ohne Migrationssoziologie (oder andere sozialwissenschaftliche Disziplinen, die das Phänomen Migration erforschen), keine gute Jugendpolitik ohne Jugendsoziologie (oder andere sozialwissenschaftliche Disziplinen, die das Phänomen Jugend erforschen), keine gute Kriminalpolitik ohne Kriminologie und Kriminalsoziologie usw.
Und Disziplinen wie politische Soziologie, Wirtschaftssoziologie, Rechtssoziologie und Religionssoziologie sind zum Beispiel absolut grundlegend um die jeweiligen gesellschaftlichen Teilsysteme in ihrem gesellschaftlichen Zusammenhang verstehen zu können (ebenso sind natürlich auch hier noch andere sozialwissenschaftliche Disziplinen, die sich mit den entsprechenden Themen befassen wichtig).

Ohne Soziologie und andere sozialwissenschaftliche Disziplinen kann eine moderne Gesellschaft also gar nicht in rationaler Weise organisiert werden, können gesellschaftliche Probleme nicht wissenschaftlich analysiert und angegangen werden, können wünschenswerte gesellschaftliche Ziele nicht wissenschaftlich fundiert bestimmt und angestrebt werden, da es eben Soziologie und andere sozialwissenschaftliche Disziplinen sind, die die hierfür notwendigen wissenschaftlichen Daten zusammentragen.

Damit will ich nicht sagen, dass Soziologen zwangsläufig genauso viel verdienen sollten wie Informatiker oder Ingenieurwissenschaftler, wohl aber, dass die Soziologie sehr wichtig ist – sowohl für die Männerrechtsbewegung als auch für die Gesellschaft (und Weltgesellschaft).

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Bei verschiedenen Wissenschaften muss ich immer an folgendes Lied denken…

Sam Cooke: What A Wonderful World

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