Rettet eure Söhne, Die „Zwangsehen“ greifen an!

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Amerikanisches Propagandaplakat aus dem Ersten Weltkrieg

Arne Hoffmann (Genderama) berichtete gestern darüber, dass laut einer UNICEF-Studie weltweit „über 100 Millionen Jungen zwangsverheiratet“ werden. Arne Hoffmann ging es wahrscheinlich in erster Linie darum, darauf hinzuweisen, dass im medialen Diskurs endlich mal erwähnt wird, dass nicht nur Mädchen zwangsverheiratet werden und dieses Anliegen teile ich auch. Die Meldung ist aber nichts desto Trotz falsch. Die UNICEF-Studie ist unnötige Skandalisierung und der verlinkte WELT-Bericht darüber macht es noch schlimmer. Auch wenn dieser Alarmismus hier ausnahmsweise auch mal Jungen „zu Gute“ kommen soll und nicht, wie sonst immer, nur Mädchen, sollte man das nicht unter den Tisch fallen lassen.

Kurz zusammengefasst liegen zwei wesentliche Fehler vor:

  1. Die WELT gibt die Pressemitteilung von UNICEF-Studie falsch wieder, wenn sie von 115 Millionen männlichen „zwangsverheirateten“ spricht, UNICEF jedoch nur von 115 Millionen Bräutigamen, die als „Kinder“ verheiratet wurden. Das ist durchaus ein Unterschied.
  2. Die Definition von „Kinderehen“, die UNICEF verwendet, ist haarsträubend falsch, weil UNICEF offensichtlich alle Ehen, die unter 18 Jahren geschlossen wurden als „Kinderehen“ abqualifiziert.

Die Folge ist ein doppelt falscher Artikel der WELT, dem gemäß alle Ehen unter 18 automatisch „Zwangsehen“ seien, wovon dann 115 Millionen Jungen betroffen seien (und ca. sechs Mal so viele Mädchen). Das ist eine schwere Beleidigung von Millionen legitim geschlossener Ehen weltweit. Arne Hoffmann hat diese reißerischen Fake News leider unkritisch übernommen, was hoffentlich nur eine Unachtsamkeit war. Ich habe Arne einen längeren Leserbrief dazu geschrieben, doch er hat ihn leider nicht veröffentlicht, vielleicht weil er zu lang ist, vielleicht aber auch weil er zu kontrovers ist. Daher schreibe ich hier meine Kritik hier nochmal als Blogartikel:

In der Pressemitteilung von Unicef, in der die Studie vorgestellt wird (die Studie selbst habe ich nicht gelesen, weil sie nicht online ist) heißt es folgendermaßen:

“ KINDEREHEN: 115 MILLIONEN KINDER-BRÄUTIGAME

[…] Danach wurden schätzungsweise 115 Millionen Jungen weltweit vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet, jeder fünfte von ihnen (23 Millionen) war bei seiner Hochzeit noch nicht einmal 15 Jahre alt.“

Sprich: Unicef definiert allen Ernstes sämtliche Eheschließungen unter 18 Jahren als „Kinderehe“. 17-Jährige sind aber keine Kinder, weder in Afrika noch in Indien, noch in Westeuropa. Selbst in Deutschland und anderen westlichen Ländern ist die Eheschließung unter 18 Jahren u.U. erlaubt und warum zum Teufel auch nicht?? [Anmerk.: Seit 2017 ist das veraltet. Danke an ‚krams‘ für den Hinweis] Eine Ehe von 16 oder 17-Jährigen pauschal als „Kinderehe“ zu bezeichnen, ist völlig vermessen.
Ganz ähnlich verhält es sich – und hier mag ich eine sehr unorthodoxe Meinung haben – auch mit unter 15-Jährigen. Im Westen werden 14-Jährige in gewisser Weise noch als Kinder angesehen und eine Eheschließung mit 14 ist hierzulande aus guten Gründen völlig unüblich. Das liegt aber meines Erachtens an der unterschiedlichen Erziehung und an der Kultur und keineswegs daran, dass 14-Jährige grundsätzlich unfähig wären, verantwortungsbewusst zu handeln. In Deutschland beginnt die Strafmündigkeit, wie auch die Sexualmündigkeit, mit 14 Jahren! Das deutsche Recht traut also diesen „Kindern“ (nach Unicef-Definition) eine gewisse Selbstverantwortung und Reife zu und das ist auch richtig so. Nichts anderes tun arabische, lateinamerikanische, afrikanische oder asiatische Eltern, die für ihre „minderjährigen“ Söhne und Töchter Ehen arrangieren. Man kann sich nun natürlich über den Sinn und Unsinn arrangierter Ehen streiten, doch darum ging es in der Studie nicht und arrangierte Ehen werden übrigens auch genauso zwischen „Volljährigen“ geschlossen.

Ich würde davon abraten, 14-Jährige oder gar 17-Jährige pauschal für zu jung zum Heiraten zu erklären, während auf der anderen Seite durch die magische Zahl 18 auf wundersame Weise alles in Ordnung ist. Woanders können junge Menschen wesentlich frühreifer sein, während andererseits selbst so mancher 20-Jährige noch zu verantwortungslos zum Heiraten ist. Zahlen sind Schall und Rauch. Abgesehen davon ist es in Gesellschaften, in denen früh geheiratet wird üblich, dass Verwandte die jungen Eheleute unterstützen. Sie sind noch nicht komplett selbstverantwortlich für die eigene Familie. Eine solche familiäre Unterstützung ist jedoch in unserer Kultur generell weniger üblich, was unter anderem ein Grund dafür ist, dass hier spät geheiratet wird.

Das kann man gerne anders sehen als ich, aber man sollte sich schon damit abfinden können, dass außerhalb des Westens 14-Jährige oder gar 17-Jährige nicht pauschal als „Kinder“ abgestempelt werden, so wie es das „Kinderhilfswerk“ UNICEF von oben herab aus dem New-Yorker Elfenbeinturm tut, um seine Zielgruppe zu erhöhen und skandalträchtigere Zahlen verbreiten zu können, mit denen gutmeinenden Bürgern der Ablassgroschen effizienter aus der Tasche gequengelt werden kann.

Den Moralfuror, die Vorverurteilung und diesen unterschwelligen kolonialistischen Umerziehungswahn, den UNICEF hier offenbart, finde ich schon schlimm genug, doch die WELT schafft es in dem bei Genderama verlinkten WELT-Artikel, sogar noch einen oben drauf zu setzen:

„Nicht nur Mädchen, auch Jungen werden oft gegen ihren Willen früh in Ehen gezwungen: Laut einer Schätzung des Kinderhilfswerks wurden weltweit über 100 Millionen Jungen verheiratet, obwohl sie zum Teil noch nicht einmal 15 Jahre alt waren“

Die Pressemitteilung von UNICEF spricht gar nicht davon, dass irgendjemand in die Ehe gezwungen wird. Doch schon im ersten Satz schafft es der WELT-Redakteur, die vermeintlichen „Kinderehen“ auch noch mit „Zwangsehen“ gleichzusetzen. Ergo: Alle Menschen der Welt, die unter 18 Jahren geheiratet haben, wurden gemäß der WELT zwangsverheiratet. Die WELT macht sich offenbar keine Gedanken darüber, dass Eheschließung von Kindern, Eheschließung von Jugendlichen/jungen Erwachsenen, arrangierte Ehen und Zwangsehen unterschiedliche Dinge sind. Alles, was nicht ins Bild der einzig wahren westlich-modernen Norm passt wird einfach mal als „Zwangsehe“ abqualifiziert.

Die UNICEF-Studie, bzw. deren Pressemitteilung und den WELT-Artikel darüber, sehe ich als das Werk von prüden, heuchlerischen Fanatikern und Helikoptereltern, die durch Uncle Sams Sexualhölle gegangen sind und nun auf dem Kreuzzug gegen „Kinderehen“ und Patriarchat sind. Dies muss nun vor folgendem Hintergrund betrachtet werden: Die modernen westlichen Ehe- und Familienstrukturen sind so desolat und dysfunktional wie vielleicht noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Der widerwärtige Geschlechterkampf unserer Zeit ist eine Folge davon. Aber Hauptsache, wir verurteilen erstmal die blöden Neger dafür, dass die das nicht so machen, wie wir uns das vorstellen. Dieser überhebliche Universalismus hat jetzt schon ein paar hundert Jahre im Westen Tradition.

Ich stehe dem Engagement für Kinderrechte grundsätzlich eher skeptisch gegenüber und bezweifele deren Nutzen für Kinder und Gesellschaft. Aber ich verstehe, dass man das anders sieht. Doch ist es zu viel verlangt, das Thema mit ein bisschen Augenmaß und ohne anbiedernde übertriebene Skandalisierung anzugehen?

Feminismuskritik widerspricht Facebook-Gemeinschaftsstandards

Am Freitag erschien bei der WELT von eine deutliche Kritik am Feminismus, von dem auch zu dem neuesten Vergewaltigungsfall in Freiburg wieder nur dröhnendes Schweigen zu vernehmen ist. Die Täter waren eben die Falschen. Mindestens acht Männer haben eine 18-jährige Frau über ca. vier Stunden vergewaltigt. Bis auf einen Deutschen mit Migrationshintergrund waren die übrigen sieben Syrer und bereits alle polizeibekannt.

Das der Beitrag leider bei WELT Plus hinter der Bezahlschranke liegt, zitiere ich hier einige Passagen:

Eigentlich schlüge die Stunde der Linken. […] Anlässe gäbe es genug. Die Gruppenvergewaltigung in Freiburg. Die Prügelattacke auf Kippa-Träger in Berlin. Angriffe auf Schwule und Lesben auf Straßen und Plätzen. Drohungen gegen Apostaten in Flüchtlingsheimen. Und in manchen Fällen: Offene Verherrlichung von Nationalsozialismus und Holocaust auf Demonstrationen für gerechten Frieden in Nahost. Doch die Waffe der Kritik bleibt im Schrank. Zumindest dann, wenn die Täter nicht deutscher Herkunft sind.

[..] Auch in Freiburg kamen die ersten Politikerreaktionen nicht ohne die Warnung vor einer Vereinnahmung der Taten durch Rechtsextremisten aus. Um die Opfer der Verbrechen geht es da längst nicht mehr. Nicht um Maria L. Nicht um Susanna F. Nicht um Adam A. Nicht um die 18-Jährige aus Freiburg, über die ihre Peiniger ein lebenslanges psychisches Martyrium verhängt haben. Den Opfern, so sie noch atmen, dürfte weniger nach dem von sich selbst ergriffenen Taumel sein, der einen Teil der Nation nach jedem neuen Verbrechen übermannt.

[…] „Natürlich müssen wir über Probleme reden“, heben jene, die substanzielle Kritik zu üben längst verlernt haben, an. […] So viel linksliberale Nachsicht wünschte sich so mancher eingeborene Sprücheklopfer. Man könnte es so versuchen: Bei migrantischen Tätern wird oft entschuldigend auf deren Sozialisation in patriarchalen Systemen verwiesen. Wie könnten sie anders!

Mit dem gleichen Argument wären dann aber auch ihre biografiedeutschen Pendants freizusprechen. Denn, das hat uns die feministische Kritik ja mit auf den Weg gegeben, auch Deutschland ist ein patriarchal strukturiertes Land. Wieso die Sozialisation bei den einen strafmildernd wirkt, während sie bei den anderen keine Rolle spielt, bliebt das Geheimnis dieser Klientel.

Wer sich aus der Deckung wagt, lebt gefährlich. Längst gilt die feministische Übermutter Alice Schwarzer vielen ihrer jungen Erbinnen als islamophobe Rassistin, weil sie es wagt, Kopftücher uncool zu finden und auf Emanzipationsdefizite in mehrheitsmuslimischen Gesellschaften hinzuweisen.

[…] Schwarzers Schicksal, ausgerechnet von der linksliberalen Avantgarde in die rechte Schmuddelecke verbracht zu werden, ereilt selbst Migranten. Säkulare, liberale und ehemalige Muslime warnen schon lange vor den Gefahren, die einem angestrengten Weggucken in antirassistischer Mission innewohnen.

Ein ungeheurer Affront für ein Milieu, das sich Migranten als Schützlinge hält und das recht ungemütlich werden kann, wenn diese die Rolle nicht klaglos annehmen. So landen kluge Mahnerinnen und Mahner wie Seyran Ates, Necla Kelek, Ahmad Mansour, Düzen Tekkal und Hamed Abdel-Samad im Giftschrank des politischen Diskurses. Auf die Störung der politischen Friedhofsruhe steht die Höchststrafe.

Der Fall der Gruppenvergewaltigung von Freiburg ist die zweite Tat binnen zwei Jahren, die ein Trauma in der Stadt hinterlassen wird. Schon der brutale Mord von Hussein K. an der Studentin Maria L. 2016 erschütterte die dortige Bevölkerung. Auf eine feministische Antwort darauf wird wohl noch länger zu warten sein.

Eine großartige Kritik, die die Doppelmoral des aktuellen Feminismus (Alice Schwarzer und die EMMA ausgenommen) auf den Punkt bringt. Diesen Beitrag habe ich am Freitagabend in einer Facebook-Gruppe gepostet, mit dem m.E. ziemlich harmlosen Kommentar: „Warum sind Feministinnen so still, wenn die Vergewaltiger Flüchtlinge/Zuwanderer sind? Was denkt ihr?“

Es entspann sich eine kontroverse und mit harten Bandagen geführte Diskussion. Nach ein paar Stunden ging ich ins Bett. Als ich am nächsten Tag wieder an den Rechner ging, war folgende Meldung von Facebook in meinem Postfach:

Screenshot_2018-11-03 Facebook

Ich finde das ein ziemlich starkes Stück. Feminismus darf offensichtlich nicht kritisiert werden. Oder die Verbindung von Vergewaltigung und Flüchtlingen ist nicht mehr erlaubt, obwohl in diesem Fall offensichtlich. Ich halte das für einen massiven Eingriff in die Meinungsfreiheit. Ich habe ja schon viel von willkürlichen Löschungen auf Facebook gehört, war aber selbst noch nicht betroffen. Tatsächlich sind die Löschungen nicht wirklich willkürlich, bestimmte Meinungen außerhalb des linksliberalen Mainstreams sind offensichtlich nicht gern gesehen.