»Blutwurst«: Jakob Augsteins Plädoyer für den Terror

 

Die um den Hashtag #metoo und die sexuellen Übergriffe Hollywoods entbrannte öffentliche Debatte nimmt an Schärfe zu. Im Deutschlandfunk hat Thea Dorn am 10. November aus Anlass des Hinauswurfs von Kevin Spacey aus »House of Cards« (sowie aus einem Film über Paul Getty) vor zwei Wochen den Vorwurf erhoben, dass wir in einer »hysterisch-bigott hypermoralisierten Gesellschaft« lebten und im Begriff seien, in einen moralischen Totalitarismus zu geraten:

»In so einem System bin ich doch von morgens bis abends nur noch damit beschäftigt zu überlegen, hat mich wer beleidigt, hat mich wer komisch angeguckt, hat mich wer irgendwie genannt, anstatt den Leuten, den Menschen zu sagen: Kinder, das gehört zum Erwachsenwerden, das gehört, um in dieser Welt zu überleben, dass man eine gewisse Abwehrkraft entwickelt.« (Thea Dorn)

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Kurznachrichten vom 20.11.2017

1: Die Süddeutsche Zeitung berichtet darüber, dass man an Schwedens Universitäten eine Frauenquote für alles einzuführt, was in Seminaren gelesen wird – nicht nur Sekundär-, sondern auch Primärliteratur, und welche aberwitzigen Folgen das hat. Der Beitrag von Thomas Steinfeld ist für die SZ ungewohnt kritisch, was Berichte über die absurden Auswüchse von Political Correctness angeht.

Politisch brisant ist das Versprechen der „Normkritik“ aus mehreren Gründen. Zum ersten verwechselt es das aus den Idealen der Demokratie hervorgehende Prinzip der „Gleichberechtigung“ mit dem Prinzip der „Gleichstellung“. Dabei handelt es sich aber nicht um dieselbe Sache. Denn während die „Gleichberechtigung“ auf die Voraussetzungen zielt, unter denen ein Mann, eine Frau oder wer auch immer sich in die Wechselfälle des gesellschaftlichen Lebens begibt, verlangt das Prinzip „Gleichstellung“, die Dinge umgekehrt, also vom Resultat her, zu betrachten.

„Gleichgestellt“ kann eine Gesellschaft erst dann sein, wenn jede ihrer Fraktionen im gesellschaftlichen Leben angemessen repräsentiert ist, weshalb das Prinzip „Gleichstellung“ dem Prinzip „Gleichberechtigung“ zumindest latent widerspricht: Wenn die Ergebnisse aller Anstrengungen immer die gleichen sein sollen, wird man auf unterschiedliche Voraussetzungen Rücksicht zu nehmen haben. Dann muss man Menschen absichtlich ungleich behandeln, um am Ende Gleichheit erzeugen zu können – irgendwann vielleicht. Weil solche Ungleichbehandlungen aber durchgesetzt werden müssen, immer und überall, setzt das Prinzip der „Gleichstellung“ eine permanente Kontrolle aller gesellschaftlichen Aktivitäten voraus. „Gleichstellung“ ist deswegen ohne einen autoritären Staat nicht zu haben.

In der Tat ist das ungewöhnlich deutlich für die Verhätnisse der SZ, insbesondere der letzte Satz, den auch Fefe in einem süffisanten Kommentar herausstellt.

2: Ein Oberster Richter aus dem Bundesstaat Ohio, Bill O’Neill, der auch für den Senatsposten in Ohio kandidiert, prahlte mit seinem Sexleben, um klarzustellen, dass für ein politisches Amt absolute moralische Reinheit nicht vonnöten sei. Natürlich gab es einen entsprechenden Shitstorm und O’Neill musste teilweise zurückrudern.

3: Ein AfD-Abgeordneter fragt im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern die SPD-Frau Nadine Julitz eine ganz einfache Frage, nämlich wieviele Geschlechter es ihrer Ansicht nach gebe. Was die Befragte ganz gehörig ins Stottern bringt.

4: Nur der Vollständigkeit halber: Das Urteil gegen Gina-Lisa Lohfink wegen falscher Verdächtigung ist nun endgültig rechtskräftig.

5: Und nun zum Boulevard und zur toxischen Weiblichkeit: Eine Frau beauftragt einen Auftragskiller für ihnen Mann und wird dabei ertappt.

Warum ich Axe Movember empfehle

Es ist Movember, also der Monat, um auf Männergesundheit aufmerksam zu machen! Nachdem ich das Thema zuletzt vor drei Jahren hier im Blog angeschnitten hatte, machte ich unlängst eine erfrischende Entdeckung:

In den Niederlanden und Belgien hat Axe dieses Jahr eigens Duschgel und Deospray namens „Movember“ herausgebracht – inklusive Schnurrbart auf der Verpackung. Darauf befindet sich außerdem eine Anleitung, wie man seine Hoden kontrolliert – um frühzeitig Hodenkrebs zu erkennen.

Mit jedem verkauften „Axe Movember“ unterstützt Axe die Movember-Stiftung, die sich für Männergesundheit einsetzt. Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf Themen wie Prostatakrebs, Hodenkrebs, psychische Gesundheit und Selbstmordprävention (siehe Erklärung bei der Drogeriekette „Kruidvat“).

Mit Sprüchen wie „Habt Ihr die Eier, um Euch um Eure Gesundheit zu kümmern?“ sollen insbesondere junge Männer angesprochen werden, für die Gesundheitsthemen „uncool“ seien. Das passt insofern, als Hodenkrebs eine der häufigsten Krebsarten bei jungen Männern ist (siehe Blog der Drogeriekette „Kruidvat“).

Ich muss sagen: Das ist doch mal ein Kommerz, der mir gefällt!

Rettung durch Konsum?

Wie heißt es doch so schön: Nur Nixon konnte nach China gehen.

Wer könnte besser auf ein ernstes, unangenehmes Thema aufmerksam machen als eine Firma, die in der Vergangenheit in ihrer Werbung auf Spaß und (Hetero-)Männerphantasien setzte? Legendär etwa die Fahrstuhl-Werbung von 1997, die neben dem „normalen“ guten Ende auch zwei Varianten mit Oma und Rocker hatte:

Oder der Clip über „die ideale Frau“, bei der in verschiedenen Sprachen genau das gesagt wird, was Männer gerne hören würden:

Heute kann ich mir so etwas gar nicht mehr vorstellen. Die Fahrstuhl-Werbung würde als „rape culture“ gebrandmarkt und die Werbespots über die „ideale Frau“ natürlich als sexistisch, wenn nicht sogar ein Bezug zu Vergewaltigungsdrogen hergestellt würde.

Zum Vergleich: Axe spricht mit „Movember“ ein Thema an, das Florian Rötzer von Telepolis trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse ignorieren möchte, wohl um sich als „besonders modernen Mann“ darzustellen. Also, da habe ich doch lieber ehrlichen Konsum als falschen Idealismus!

Meta

Vor etwa einem halben Jahr hatte ich erklärt, warum ich weniger bloggen werde. Leider ist es, was das Verfolgen der Blogblase angeht, bei mir nicht besser, sondern sogar schlechter geworden. Ich bin praktisch raus. Mir fehlt die Zeit und Konzentration.

Dazu kommt noch, dass ich selbst für dieses Blog hier nicht die Muße finde, die Autoren und Leser verdient haben. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, gegen Ende des Jahres einen Schnitt zu machen und – von eventuellen Gastartikeln abgesehen – mit dem Bloggen aufzuhören.

Das kommt bei mir nicht mit einem traurigen, sondern einem zufriedenen Gefühl: Das Blog an sich läuft soweit und die Blogblase ist so groß, dass ich es nicht mehr schaffe, alles mitzubekommen. Da geht doch viel mehr als zu meiner Einsteigerzeit!

Die grundsätzlichen Themen sind soweit für mich abgehakt. Ich erlebe nur noch selten, dass ich etwas ganz Neues lerne. Der tägliche Wahnsinn wird soweit gut begleitet; auch die Einordnung von scheinbar neu aufflackernden Themen in einen größeren Kontext klappt gut. Wenn ich jemandem ein Buch empfehlen will, brauche ich nur „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ von Arne Hoffmann zu nennen, da steht alles wesentliche schön unaufgeregt drin. Was wünsche ich mir mehr?

In den letzten Monaten begegne ich immer häufiger Männer und Frauen, die „aufgewacht“ sind. Sie beurteilen die neueste „virtue signalling“-Mode kritisch, sie fordern echte Gleichberechtigung, sie rufen zu eigenständigem Denken und Hinterfragen auf, statt sich einfach in seiner Wohlfühlblase aufzuhalten, wo einem niemand wehtut. Sie sind mutiger als ich, weil sie unter Klarnamen auftreten und ihr Gesicht zeigen. Das sind die Menschen, die ich unterstützen möchte.

Ich erlebe auch, dass Themen und Positionen, die ich früher aus in der Blogblase kannte, plötzlich ins reale Leben herübergeschwappt sind. Andere Leute sprechen sie von sich aus mir gegenüber an. Sicher, bis zu irgendwelchen politischen Lösungen wird es noch dauern, denn die Politik reagiert bekanntlich als letztes. Aber das bleierne Schweigen, das ist nicht mehr da. Die Botschaft in die Welt hinaustragen und die Flamme weiter entfachen – das gilt es jetzt für mich zu tun.

Durch das Lesen und Diskutieren habe ich viel gelernt. Ich bin davon überzeugt, dadurch ein besserer Mensch geworden zu sein als ich zuvor war, der deutlich positiver durchs Leben geht. Gerade die Möglichkeiten zu erkennen, wie ich mein eigenes Leben besser gestalten kann, hat mich auf die richtige Bahn gebracht. Vielen Dank dafür!

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Da es heute um eine Aktion in den Niederlanden und um einen absehbaren Abschied ging: Dieses Lied ist das Lied von Reinhard Mey in den Niederlanden!

Reinhard Mey: Gute Nacht, Freunde

16 Dinge, die in jeder Sexismus-Debatte immer wieder gleich verlogen sind

1. Disclaimer

Jeder Mann, der sich zur Debatte äußern will, hat erst einmal den Bückling zu machen und zu beteuern, dass er sexuelle Belästigung selbstverständlich in jedweder Form verabscheut, und Vergewaltigung ja sowieso. Meine Güte. JA. WAS. DENN. SONST?! Glaubt irgendwer, irgendein ernstzunehmender Mensch würde das heute nicht? Nur, es wird ihm nichts nützen, denn jede Stimme, die sich nicht vorbehaltlos in den digitalen Lynchmob einreiht, wird sowieso der „Relativierung“ geziehen werden.

2. „Sexismus“

Ohne diese Totschlagvokabel geht es natürlich nicht. Früher war Sexismus mal, wenn sich Männer per se Frauen gegenüber überlegen gefühlt haben, weil sie eben Männer sind. Oder umgekehrt Frauen sich Männern gegenüber überlegen gefühlt haben. Heute ist Sexismus jedes Verhalten von Männern, das irgendeiner Frau nicht gefällt. Ganz egal, ob er sich überlegen fühlt oder nicht. Und Frauen können laut Definition von Radikalfeministinnen gar nicht mehr sexistisch sein, egal wie widerwärtig sie sich Männern gegenüber benehmen.

Vor ein paar Jahren hat man noch für Vorkommnisse, die allenfalls unter schlechtes Benehmen fallen, die Variante „Alltags-Sexismus“ benutzt. Bis Feministinnen offenbar gemerkt haben, dass das Wort eine Kennzeichnung dafür ist, dass es eben doch nicht so wirklich richtiger Sexismus ist. Was dem Vorhaben der Skandalisierung von Nichtigkeiten entgegenstand. Also ist der „Alltag“ ist jetzt auch weitestgehend weggefallen.

Das Ergebnis haben wir jetzt: Der Begriff Sexismus ist so verwässert und ins Unendliche gedehnt worden, dass er schlicht unbrauchbar geworden ist, und nicht nur Männer inzwischen gähnend und achselzuckend abwinken, wenn sie ihn hören.

3. Debatte? Welche Debatte?

Im Grunde ist die Bezeichnung dieses Vorgangs als „Debatte“ schon ein Euphemismus. Um etwas ernsthaft als Debatte bezeichnen zu können, müsste es zwei gleichberechtigte Parteien geben, die ihre Standpunkte fair austauschen dürfen. Davon sind wir weit entfernt.

Wir haben auf der einen Seite Frauen, die sich aufs hohe moralische Ross des Opfertums setzen, die fordern, ihnen müsse bedingungslos geglaubt werden, und jeder, der ihre Anschuldigungen für nicht ganz so schlimm betrachtet oder sogar bezweifelt, ist ein Sexist, dem nur an der Perpetuierung des Patriarchats gelegen sein kann.

Auf der anderen Seite haben wir Männer, die pflichtschuldigst das Büßerhemd anzuziehen haben, alleine schon aus Kollektivschuldgründen, und zu beteuern, wie schrecklich sie das alles finden. Diejenigen Männer, die sich diesem Ritual verweigern, werden zu den öffentlichen Diskussionen gar nicht erst eingeladen und sind auf Anwältinnen wie Birgit Kelle oder gar Verona Pooth angewiesen.

Debatte ist was anderes.

4. „Endlich trauen sich Frauen“

Endlich, endlich trauen sich Frauen einmal, über ihre schlimmen Erlebnisse zu sprechen. Endlich das erste Mal – seit der letzten Kampagne vor zwei Jahren, und der vor vier Jahren, der vor sechs, der vor acht usw. Ich kann mich eigentlich an keine längere Periode in meinem Leben erinnern, in der es nicht ständige feministische Kampagnen gab, in der der Mann als das Übel der Welt schlechthin gebrandmarkt wurde. Das geht seit mindestens den 70er Jahren so zu, quasi permanent. Also lasst das mit dem „Endlich-trauen-sich-Frauen“-Quatsch doch bitte mal!

Also dann, bis zum nächsten „Schweigen brechen“ in zwei Jahren…

5. Frauen = Opfer, Männer = Täter. Basta.

Wenn die Sache mal so richtig schön am Rollen ist, will man sich von Quertreibern nicht das mit groben Strichen gemalte Bild versauen lassen. Wenn da also ein paar Männer zaghaft den Finger heben und darauf hinweisen wollen, dass es da durchaus nicht wenige Männer gebe, die ähnliches erlebt haben und daher die Rollenverteilung nicht ganz so eindeutig sei, wird das schnell als „Whataboutism“ nieder gemacht. Jetzt seien endlich mal die Frauen dran, ihr Wort zu erheben, – also endlich mal seit der letzten Kampagne vor zwei Jahren etc., wir hatten das oben schon. Kann es sein, dass mit dieser Einseitigkeit nicht nur Männer als Opfer unsichtbar gemacht werden sollen, sondern vor allem Frauen als Täterinnen?

6. Das omnipräsente „Tabu-Thema“

Es wirkt wie der Hohn, dass uns die neueste Kampagne wieder einmal als „Tabu-Bruch“ serviert wird, obwohl seit Jahrzehnten das Thema permanent in der Öffentlichkeit präsent ist und breit debattiert wird. Ohne Unterlass wird seit den 70ern eine „Keine Gewalt gegen Frauen“-Kampagne nach der anderen durchs Dorf gejagt, quasi andauernd wird darüber getratscht, und Ihr wollt uns immer noch erzählen, das sei ein Tabu-Thema? Wenn es wirklich ein Tabu-Thema gibt, über das bisher allenfalls ein paar Experten und dann noch so ein paar merkwürdige Männerrechtler reden, dann die Gewalt von Frauen, begangen an Männern.

7. Unschuldsvermutung? In die Tonne damit!

Wie sich das so in einer anständigen Moralpanik, die sich zu lynchjustizartiger Hysterie steigert, gehört: Es wird nicht lange gefackelt. Schuldig aufgrund Anklage ist das Motto der Stunde. Erst wird geschossen und hinterher nichtmal mehr gefragt. Wer was konkret gemacht hat, ob es überhaupt strafwürdig nach dem Gesetz ist, wenn ja, ob es verjährt ist, ob der Delinquent es zugibt oder sich gegen Anschuldigungen wehrt, es ist alles egal. Frau fand vor dreißig Jahren mal was unangenehm? Das muss doch reichen, um einen Mann mindestens beruflich zu ruinieren.

8. Definitionsmacht

Immer wieder sind so Sätze zu lesen wie etwa dieser: „Einzig und alleine die Frau kann selbst entscheiden, was sie als Belästigung empfindet, das darf ihr niemand absprechen und das muss respektiert werden.“ Ja und? Meinetwegen! Nur: Das bedeutet noch lange nicht, dass das irgendwer anders auch so sehen müsste, weder der direkte Gegenpart, noch das geneigte übrige Publikum. Man kann und sollte sich auch aus Höflichkeit danach richten und sich entsprechend verhalten, aber man ist nicht gezwungen, die Sichtweise der Anklägerin zu übernehmen. Und schon gar nicht ein Gericht, denn das braucht zweierlei Dinge, um Recht sprechen zu können, erstens einen klaren Straftatsbestand, d.h. eine Definition dessen, was strafrechtlich relevant ist, und zweitens klare Beweise. Da ist, mit Verlaub, das Empfinden einer Person reichlich dürftig. Wenn die sogenannte Definitionsmacht zur Grundlage von irgendwas gemacht werden soll, dann ist es allenfalls die Grundlage von Willkür.

9. Alles in einen Topf werfen, Teil I

Wie immer in solchen Debatten wird keinerlei Unterschied gemacht zwischen Straftaten, Dinge, die zwar straffrei sind, aber der Anstand verbietet, und eher lässlichen Sünden wie Blicken, nicht ganz jugendfreien Sprüchen oder missglückten Annäherungsversuchen. Alles wird unter dem beliebten Oberbegriff „Übergriff“ zusammengefasst. Ein Begriff, der für die Intentionen der Interessierten wie gemacht ist. Wenn es ihn nicht gäbe, man müsste ihn erfinden, suggeriert er doch automatisch schlimmeres, auch wenn in der konkreten Situation gar niemand zugegriffen hat. Da werden auch zu lange Blicke oder ein schlüpfriges Wort unter „Übergriff“ subsumiert, natürlich mit der Absicht, auch kleinste Vergehen zu skandalisieren.

All das geschieht, um die Grenzen sowohl zwischen Strafbarkeit und Unanständigkeit wie auch zwischen Unanständigkeit und Kavaliersdelikten, die vielleicht für die ein oder andere unangenehm sein mögen, aber im normalen Leben zu tolerieren sind, zum einen verschwimmen zu lassen und zum anderen in Richtung autoritärer Rigidität zu verschieben.

Man hätte in einer rationalen Debatte natürlich darüber diskutieren können, welche konkreten Verhaltensweisen in welche der drei Kategorien gehören sollten. Aber das passiert nicht, weil das auch gar nicht beabsichtigt ist. Beabsichtigt ist, dass es eben keine klaren Kriterien gibt, sondern alleine das Gefühl der Frau entscheiden soll, also letztendlich Männer unter die Willkür und damit Macht von Frauen gestellt werden. (Siehe: Definitionsmacht)

10. Alles in einen Topf werfen, Teil II

Wo man schon mal dabei ist, kann man ja auch alle anderen feministischen Dauerbrenner und auch den ein oder anderen Ladenhüter aufs Tapet bringen. Da soll auf einmal inkommodes, unziemliches oder auch strafbares, aber individuelles (Fehl-)Verhalten von Männern etwas mit Gehaltseinstufungen (Gender Pay Gap) oder mit Geschlechterquoten in Vorständen und Parlamenten zu tun haben. Das gipfelt dann in so Behauptungen, dass der „Sexismus“ aufgrund unterschiedlicher „Machtstrukturen“ bestehe, und nur damit bekämpft werden könne, dass Frauen zu gleichen Teilen an der Macht beteiligt wären. Als ob, wenn nur in den Vorständen der Firmen 50% Frauen sitzen würden, Männer aufhören würden zu versuchen, sich Frauen anzunähern, oftmals mit untauglichen Mittel und damit scheiternd. Wers glaubt, wird selig.

11. Machtstrukturen

Nur die ominösen Machtstrukturen, die immer angeführt, aber nie näher erläutert werden, sind daran Schuld, dass sich Männer daneben benehmen. Denn sexuelle Belästigungen haben natürlich nichts mit Sex zu tun, weswegen sie ja auch so heißen. Männer sind in überlegenen Machtpositionen, die sie über diese „Übergriffe“ an Frauen ausnutzen wollen. Der sprichwörtliche Bauarbeiter, der der Zeit-Online-Journaktivistin nachpfeift, ist ihr gegenüber selbstverständlich privilegiert und in einer Machtposition. Und man sieht ja auch, wie der machtvolle FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle die kleine Journalistin Laura Himmelreich regelrecht fertig gemacht hat, so dass sie sich ins Privatleben zurückziehen musste, während er Chefredakteur eines, naja, mehr oder weniger angesehenen Online-Dienstes geworden ist und weiterhin durch die Talkshows der Republik tingelt. Oder hab ich da jetzt was durcheinander gebracht?

Mal im Ernst: Wenn man sich anschaut, wie im Moment die Karrieren und Lebensläufe von Männern alleine aufgrund Anschuldigungen vom Kaliber „Hat mir mal ans Knie gefasst“ (Michael Fallon) oder „Hat nen Witz über Frauen erzählt“ (Tim Hunt) reihenweise kaputt gehen, wie kann man da im Ernst noch die Mär vom machtlosen scheuen Rehlein erzählen, ohne die eigene kognitive Dissonanz massiv verdrängen zu müssen?

12. Moderne Frauen, zurückgebliebene Männer

Immer wieder wird uns der Gegensatz zwischen den ach so modernen Frauen, die die Zeichen der Zeit erkannt hätten, und den Neandertalern von Männern, die immer noch in ihrem altertümlichen Patriarchatsgehabe verharren, vorgehalten.

Das ist ist eine Chimäre. Denn was soll an einer immer rigider werdenden Sexualmoral eigentlich modern sein? Für mich sieht das eher sehr deutlich nach einer gezielten Rückabwicklung der sexuellen Revolution aus, die im Zuge der 68er die Geschlechterverhältnisse befreite. Mich erinnert das immer mehr an meine Kindheit in einer bayerischen Kleinstadt in den 70ern, als noch katholische Nonnen mitbestimmten, was als Moral zu gelten hat. Dieser Mief zieht jetzt wieder ein, nur unter anderem Namen. Wenn die Zeiten schwierig sind, ist das immer Wasser auf die Mühlen der Reaktion. Ja, genau, Reaktion! Das, was Ihr da macht, hat nichts mit Fortschritt zu tun.

13. „Nicht jeder Mann ist…“

Danke für Eure geheuchelte Nachsichtigkeit, mit der Ihr uns doch tatsächlich zugestehen wollt, dass es auch ein paar wenige nette und anständige Männer gibt. Das sind wohl dann die, die sich als Feministen deklarieren? In Wirklichkeit wollt Ihr nur implizieren, dass die meisten Arschlöcher sind. Obwohl Ihr genau wisst, dass es eigentlich „So gut wie kaum ein Mann ist…“ heißen müsste. Aber auf ein paar schwarzen Schafen kann man ja auch keine Moralpanik aufbauen, um in deren Fahrwasser weitere Frauenbevorzugungsmaßnahmen zu fordern.

14. „Kommt in allen Gesellschaftsschichten vor“

Auch gerne in der Variante „Ist nichts neues, hat es schon immer gegeben.“ Diese Floskel stimmt zwar, ist aber ein Verschleierungsversuch, um nicht darüber reden zu müssen, dass sog. Übergriffe in bestimmten Gesellschaftsschichten signifikant häufiger und signifikant brutaler vorkommen als in anderen. Speziell natürlich, wenn es um den Elefanten geht, den keiner sehen will, nämlich der, der am Kölner Silvester besonders ausgiebig im Porzellanladen getanzt hat. Sehen will man nur weiße Männer, die ja an allem Schuld sind, auch wenn sie im Schnitt zivilisierter sind. Ich kann mich jedenfalls an keinen weißen Mann erinnern, der seine Frau an einem Seil hinter seinem Auto hergezogen hat.

15. Aufforderung zu Buße und Einkehr

Sorry, meine Damen, aber das kommt bei mir nicht an. Ich lehne es ab, mir irgendeine patriarchale Erbsünde andichten zu lassen. Ich bin für die Dinge verantwortlich, die ich verbockt habe, und in dieser Hinsicht habe ich mir nichts vorzuwerfen und insofern ein reines Gewissen. Wenn sich eine Frau von mir unziemlich behandelt gefühlt haben sollte, möge sie es mir bitte zeitnah mitteilen, damit ich mich auch entsprechend entschuldigen kann – sofern ich es für entschuldigungsbedürftig ansehe. Wenn allerdings jemand noch 20 Jahre später damit ankommt: Nein, tut mir leid, schon längst verjährt, interessiert mich nicht mehr. Buch es ab unter Lebenserfahrung!

16. Aufforderung zu Sozialkontrolle und Eingreifen

Für andere Männer und deren Verhalten bin ich nicht zuständig, außer in einem akuten Fall benötigt eine Frau tatsächlich meine Hilfe. Aber auch dann würde ich nur einschreiten, wenn es gewalttätig wird oder die Frau mir eindeutige Zeichen zusendet, die als Hilferuf zu identifizieren sind. Alles andere wäre nämlich sexistisch, denn mir steht es nicht zu, starken Frauen paternalistisch die ihnen durchaus mögliche Selbstverteidigung abzunehmen oder selbst besser zu wissen, wann sich eine Frau gefälligst belästigt zu fühlen hat.

Ach, und nur so ne Frage: Was würdet Ihr Frauen davon halten, wenn Männer Euch dazu aufrufen würden, über andere Frauen zu wachen und einzuschreiten, wenn diese sich nicht genug männerkompatibel benehmen? Was? Davon haltet Ihr gar nichts? Dachte ich mir.

 

 

 

Walexplosion bei der ZEIT: Frauen, hört endlich auf sexy zu sein!

Vorab: allen Leserinnen und Lesern, allen Lesenden und LeserXen, ein ganz herzlichen Glückwunsch zum diesjährigen Walexplosionstag 2017. Am 12. November 1970 strandete ein ausgewachsener toter Pottwal am Strand von Oregon (USA). Die Behörden wollten das Tier beseitigen, aber wie entfernt man einen tonnenschweren Wal? Den riesigen Kadaver im Ganzen ab zu transportieren ist schwierig, also zerlegt man ihn vorher in Stücke. Und wie geht das am schnellsten? Richtig: mit einer halben Tonne (!) Dynamit. An diesem 12. November vor genau 47 Jahren passierte das, was der große Schriftsteller Stefan Zweig eine „Sternstunde der Menschheit“ nennen würde: Ein stinkender schleimiger Walkadaver wurde in tausend Stücke gesprengt und regnete stückchenweise in einem Radius von mehreren hundert Metern auf Land und Leute hernieder. Todesopfer: mindestens ein Auto, das von einem gewaltigen Fleischmeteoriten zerschlagen wurde. Um diesen denkwürdigen Moment zu feiern, veranstaltet mein Mitbewohner jedes Jahr den Walexplosionstag: er bäckt Kuchen und es wird gesoffen: Auf den Irrwitz der Menschheit!

Offenbar möchte sich auch die ZEIT dieser Tradition anschließen, denn der neue „Sexismus“-Artikel bringt den alten stinkenden Kadaver namens „Sexismus“ endlich zur Explosion. Eine neue Qualität wurde erreicht. Und „neue Qualität“ bedeutet nicht „neuer Tiefpunkt“ sondern mehr: Der Artikel ist eine radikale Gesellschaftskritik.

Wenn aber – mit Marx – radikal sein heißt, ein Problem bei der Wurzel zu packen, dann müssen Frauen schon auf dieser tieferen Ebene dazu ansetzen, aus dem asymmetrischen Regime des Gutaussehenmüssens auszubrechen. Sie müssen aufhören, sich zu schminken, zu schmücken und zu stylen, sich selbst permanent als Körper zu präsentieren.

Und radikal bedeutet hier nicht „extrem“ oder „männerfeindlich“ und schon gar nicht bedeutet es „besonders dumm“, sondern radikal bedeutet hier, dass hier tatsächlich das Problem bei der Wurzel (radix) gepackt wird und rücksichtslos rausgerissen wird; Mit allen Konsequenzen wie zum Beispiel herabregnende Kadaverstücke. Operation geglückt; Patient aber leider gestorben. Die Autorin Barbara Kuchler plädiert dafür, dass sich Frauen weniger schön machen müssen, da sie ansonsten Teil des frauenunterdrückenden „Systems“ seien. Ihre Ausgangsthese (die im Artikel leider sehr weit hinten steht) ist äußerst hellsichtig; sie dreht sich um die Doppelbelastung von Frauen:

Und noch eine Warnung an die weiblich-selbstbewussten Frauen, die jetzt sagen: „Ich kann beides, Leistung bringen und gut aussehen, und wer denkt, dass sich das ausschließt, ist Opfer seiner Vorurteile.“ Im besten Fall läuft das auf eine Doppelbelastung von Frauen hinaus, wie wir sie am Punkt „Kinder und Karriere“ schon kennen und fürchten gelernt haben: Es lässt sich eben nicht einfach problemlos beides nebeneinander machen, sondern wer beides macht, bezahlt mit einem insgesamt gesteigerten Stresslevel. Dieselbe Doppelbelastungsgefahr droht auch in puncto „Karriere und Gutaussehen“. Mädchen und Frauen dürfen zwar jetzt auch in Sachen Leistung voll ran, ohne aber in Sachen Aussehen dafür entlastet zu werden.

Und da stimme ich ihr voll zu: Frauen, die glauben, dass sie Barbiepuppe und Bundeskanzlerin sein können machen sich Illusionen und werden an diesen Erwartungen meistens scheitern. Ich finde es daher wunderbar, dass hier eine Feministin klipp und klar die Vereinbarkeitslüge anspricht, an der sich Millionen Frauen in der westlichen Gesellschaft sinnlos kaputt arbeiten. Doch der nächste Schritt, den die Radikalfeministin Kuchler nun gehen muss ist fatal. Da sie als Feministin  selbstverständlich Frauen, wie sie nun mal gerne und freiwillig sind nicht akzeptieren kann und sie unbedingt zu Männern umerziehen muss, platzt nun die Bombe im Walbauch. Hier nur ein paar Häppchen aus dem großen Fundus von fauligen Walspeck-Fetzen:

Schulen: Verschärft eure Kleidungsvorschriften und zwingt Mädchen, ebenso viel von ihrem Körper zu bedecken wie Jungs.

Oder

Deshalb, Frauen, Schwestern, Geschlechtsgenossinnen: Lasst das Schminken sein! Legt die Kosmetikdosen in den Schrank und kauft sie nie mehr nach. Wenn ein Männergesicht ohne Tünche schön genug ist für die Welt, warum nicht auch ein Frauengesicht? Hört auf, jeden Tag schicke, formlich und farblich aufeinander abgestimmte Klamotten zu tragen! Zieht das an, was im Schrank gerade oben liegt. Spart die Energie, die das Schminken, Augenbrauenzupfen, Nägellackieren, Beinerasieren, Schmuckanlegen, Shoppen, Durchblättern von Modemagazinen kostet, und steckt sie in das Voranbringen eurer Karriere durch Lernen, Leistung, Sachverstand, oder wahlweise in Spaß und Erholung. Geht nicht mehr als einmal im Vierteljahr zum Friseur.

Und

Politiker, Frauenminister: Droht mit der Regulierung der Modeindustrie! Erwägt Vorschriften, wonach Modefirmen gleich viele Artikel im Frauen- und im Männersortiment haben müssen und gleich viel Geld für deren Produktwerbung ausgeben müssen, oder bestenfalls um einen gewissen, anpassbaren Faktor von 1,5 oder 1,25 differierend. Nein, das ist nicht schön und freiheitlich. Aber dafür spart man hinterher Regulierungsaufwand in Sachen Antidiskriminierung und Anti-Grapsch-Gesetzen.

Leider hab ich nicht so viel Zeit diese ganze radikale Moralisierung, diesen widerwärtigen autoritären Modernisierungseifer, diese kulturfeindliche wahnhafte Gleichheits-Ideologie zu kommentieren. Denn ich muss jetzt Kuchen essen und Bier trinken: Auf den Untergang von Schönheit, Liebe und menschlicher Kultur! Prost!

Kurznachrichten vom 07.11.2017

1: Peter Pilz hat Vorwürfe der sexuellen Belästigung am Hals. Pilz ist der ehemalige österreichische Grüne, der von den Grünen aus der Partei gemobbt wurde, eine eigene Liste gründete und mit ihr auf Anhieb bei der Nationalratswahl ins österreichische Parlament einzog, während die Grünen an der 4-Prozent-Hürde scheiterten, indem sie mehr als 2/3 ihrer Wählerstimmen verloren haben.

Pilz will wegen der Vorwürfe sein Mandat im Parlament (möglicherweise nur vorläufig) nicht antreten. Die Vorwürfe kommen von einer ehemaligen Assistentin, die sich aus seiner in einer Pressekonferenz dargelegten Sicht offensichtlich eine schnellere Karriere in seinem Umfeld erwartet hat.

Anfang Dezember meldet sich die Assistentin von Pilz krank. Eine Woche später passt ihn am Ausgang des Weißen Salons im Grünen Klub [die Grünen-Chefin] Eva Glawischnig ab. […] Glawischnig konfrontiert ihn mit der Beschwerde wegen sexueller Belästigung. Pilz fragt nach, will die konkreten Vorwürfe erfahren, aber das wird ihm verweigert.

Was dann folgt, ist für die Grünen fast ein absurdes Vorgehen. Die grüne Parteichefin will ein Urteil ohne Öffentlichkeit, schildert Pilz in seinem Tagebuch. Es soll vermieden werden, dass sich die Assistentin an die Gleichbehandlungsstelle wendet.

Der Vorschlag von der Parteispitze lautet so: Die Grünen wollen mehrere Juristen bestellen. Diese sollen die Vorwürfe von der Betroffenen prüfen, mit Pilz und der Assistentin Gespräche führen und dann ein Urteil fällen. „Das hätte ich akzeptieren sollen“, so Pilz. Also quasi eine Art Schiedsgericht. Etwas, was gerade die Grünen bei TTIP vehement bekämpfen. […]

Alle Vorwürfe kennt er bis heute nicht. „Zuerst meinte Glawischnig, es seien nur verbale Vorwürfe. Dann kamen plötzlich Berührungen dazu. Und aus zehn wurden vierzig.“ Geklärt wurde die Causa nie, weil die Betroffene jedes Verfahren ablehnte.

Für mich ist die Sache oberfaul. Erst Vorwürfe erheben, dann aber weder genau sagen, was eigentlich passiert sein soll, noch sich einem vernünftigen Verfahren zur Klärung stellen, das ist nur allzu verdächtig. Entweder ist das eine Racheaktion, um sich für die subjektiv mangelnde Unterstützung bei der Karriere zu rächen, oder ein Vorwand, den die Grünen benutzen, um Pilz aus welchen Gründen auch immer loszuwerden.

In einem anderen Artikel vom Standard (schon vom Samstag) wird gemutmaßt, dass diese Geschichte überhaupt erst der Anlass gewesen sei für die schlechte Behandlung von Pilz bei den Grünen und damit sein Entschluss, eine eigene Liste zu gründen.

2: In Pfaffenhofen hat ein Mann eine Sachbearbeiterin des Jugendamtes als Geisel genommen, weil seine Tochter gegen seinen Willen in eine Pflegefamilie überstellt wurde. Den Eltern wurde offensichtlich das Sorgerecht aberkannt.

Update: Ich wollte ja eigentlich (Frau Schwarzer zu Ehren) schreiben: „Einer hat es getan. Jetzt könnte es jeder tun. Der Damm ist gebrochen, Gewalt ist für entsorgte Väter kein Tabu mehr. Es kann zurückgeschlagen werden.“ Aber nein – <auf-die-finger-klopf-aua> – wir wollen hier ja ein seriöser Blog sein.

3: In der Schweiz wird jetzt ebenfalls eine 30%-Frauenquote in den Führungsetagen von Unternehmen eingeführt.

4: Ebenfalls in der Schweiz gibts laut watson.ch Ärger wegen Werbespots der Uhren-Firma Breitling, die „Experten“ als sexistisch ansehen. Die einzige Expertin, die der Artikel allerdings auffährt, ist Anja Derungs, Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich. Ansonsten strotzt der Artikel wieder mal nur so vor den üblichen Buzzwords „stereotype Rollenbilder“, „Geschlechterklischees“, der „männliche heteronormative Blick“, usw.

Ihr könnt es Euch ja selbst anschauen. Beim ersten Spot könnte ich es ja noch halbwegs verstehen.

Aber beim zweiten wirklich nicht mehr.

5: Auch wenn Genderama schon berichtet hat: Wer Michelle Obama für eine tolle zukünftige US-Präsidentin hält, der sollte sich anhören, was sie über Jungs zu sagen hat. Die werden nämlich ihrer Ansicht nach gehätschelt und besser behandelt als Mädchen, so dass sie zu einer Anspruchshaltung erzogen werden. Wie sich das verträgt mit der fast flächendeckend schlechteren Schulbildung der Jungs in der westlichen Welt, seitdem die Erziehung auch an den Schulen weitgehend in weiblicher Hand ist, bleibt ihr Geheimnis.

Or are we protecting our men too much so that they feel a little entitled and a little, you know, self-righteous sometimes?

Oh ja, wir beschützen Männer viel zu sehr. Deswegen müssen ja auch vorwiegend Frauen den Arsch hinhalten bei der Polizei und der Feuerwehr. Und in den Krieg ziehen müssen sie ja auch noch, wenns mal wieder soweit ist. Was haben wir Männer doch für ein tolles Leben auf Kosten der Frauen.

Kurznachrichten vom 03.11.2017

1: Die Saarbrücker Zeitung berichtet über zwei Männer aus unterschiedlichen Herkünften, die unter ihrer Beschneidung leiden und diese deshalb bei ihren Söhnen unterlassen, aber sich auch darüberhinaus für ein Verbot von Jungenbeschneidung  beim Verein Mogis einsetzen.

2: Die Mädchenmannschaft feierte ihr 10jähriges Jubiläum. Anlässlich dessen hat Magda Albrecht einen persönlichen Rückblick geschrieben.

Was hat das Schreiben, Shitstormen und Diskutieren eigentlich gebracht? In letzter Zeit bin ich oftmals zynisch und denke: Alles schon gesagt, analysiert, kritisiert. Und trotzdem verändert sich die – pardon – Gesamtscheiße nicht wirklich. Oder besser gesagt: zu langsam. Gesellschaftliche Veränderung kann mit Breitbandgeschwindigkeit nicht mithalten. […]

Ich war sehr stark vom bildungsbürgerlichen Glauben motiviert, dass Diskussion und die „richtigen“ Argumente schon ausreichen, um Menschen von der Wichtigkeit feministischer Perspektiven zu überzeugen.

Also, ich vermute, bei einigen Autoren und Lesern dieses Blogs hier wird das auch nichts mehr. Selbst von etwas überzeugt sein, reicht eben nicht, um andere zu überzeugen, und vielleicht hat man auch einfach nicht die richtigen Argumente.

3: Mit diesen oder zumindest ähnlichen Argumenten haben Studenten der Gender Studies in Bochum das Plakat der Fachschaft Chemie für deren Party als sexistisch inkriminiert. Darauf trinken Frauen aus Reagenzgläsern, die eindeutig als Phallussymbole identifiziert wurden.

1-1-Plakat-juma

Danisch hat’s gefunden, hier gibt’s den Anreißer und auch der volle Artikel ist lesenswert. Anlässlich dieses Vorfalls wurde ein Arbeitskreis der FachschaftsvertreterInnenkonferenz (FSVK) gegründet, der sich der Erarbeitung von möglichen Leitlinien für die Werbung an der Ruhr-Uni Bochum (RUB) widmet.

Der Arbeitskreis traf sich das erste Mal im August und wurde vor allem von VertreterInnen des FSR Chemie und Biochemie sowie des FSR Gender Studies besucht. Der Fokus der Gruppendiskussion lag bei mehreren Treffen auf besagtem Plakat mit den Reagenzgläsern, das von KritikerInnen als pornographische Cumshot-Anspielung interpretiert worden war, während die ChemikerInnen von dieser geschilderten, von ihnen unbeabsichtigten Assoziation überrascht waren. Sie hätten dieses Element des Plakatdesigns lediglich wegen dem bei der Party praktizierten Alkoholtrinken aus Reagenzgläsern gewählt sowie im Zuge ihres Gesamtkonzepts des optischen Anspielens an chemische Gefahrensymbole. […]

Doch auch nach der Klärung der Missverständnisse ging die Diskussion zum Plakat weiter, vor allem wegen der Frauensilhouette an sich, welche Jan Nastke vom FSR Gender Studies als charakteristische Darstellung einer Stripperin analysierte – und dementsprechend als für eine Party unpassendes Suggerieren sexueller weiblicher Verfügbarkeit.

Wisst Ihr, was sich mir da für ein Eindruck aufdrängt? Die blühendsten sexuellen Phantasien scheinen hier offensichtlich die Leutchen aus den Gender Studies zu haben, während die Chemiker eher arglos waren. Sagt mal, wie sieht so ein Studium in Gender eigentlich aus? Gucken die Pornos in den Seminaren und zur Exkursion geht’s dann in Table-Dance-Bars oder gleich ins Bordell? Ich meine, woher haben die dieses Fachwissen? Warum werben die damit nicht offensiver? Das würde doch sicher noch mehr Interesse für diesen Studiengang wecken, vor allem endlich auch mal bei Männern!

Irgendwie erinnert mich das an einen alten Witz: Die Polizei wird zu einer alten Dame gerufen. Sie sagt zum Polizisten: „Herr Wachtmeister, kommen sie schnell! Drüben im Haus gegenüber treiben zwei in aller Öffentlichkeit Unzucht!“ Der Polizist lässt sich zum Fenster führen, schaut hinaus und meint: „Hmm, ich sehe aber gar nichts.“ Meint die alte Dame: „Ja, sie müssen schon auf den Stuhl steigen und durchs Oberlicht sehen!“

Die Gender Studies-Leutchen, die sind wie diese Omi.

4: Achtung, harter Umschwung: Eine Frau will ihren Ehemann vergiften, vergiftet dabei aber versehentlich 27 Menschen, 17 davon tödlich. Klingt nach diesem Satz nach klassischer toxischer Weiblichkeit, aber so einfach ist es nicht. Die Frau wurde nämlich erst wenige Wochen vorher zwangsverheiratet und hatte bereits einen Geliebten, was ihre Eltern aber nicht interessiert hat. Das ist eine ganz bittere, traurige Geschichte und ich tue mir schwer, mir ein Urteil zu erlauben. Vielleicht hat sie wenigstens etwas Gutes und sie hilft mit, andere von Zwangsheiraten abzuschrecken. Aber viel Hoffnung habe ich nicht.

5: Die nächste Geschichte ist auch traurig, aber gleichzeitig so absurd, dass man sie Buzzfeed-mäßig ankündigen kann: Eine Frau treibt ihr Kind ab – und den Grund dafür werdet ihr kaum glauben!

Update: Das ist Satire, der ich wohl aufgesessen bin, wie unten in den Kommentaren berichtigt wird. Heutzutage passieren so viele bescheuerte Dinge, dass ich das für plausibel gehalten habe.

6: Und nochmal wird es ganz übel. Ein ägyptischer Anwalt sagt in einer TV-Diskussion,

dass es eine „nationale Pflicht“ sei, Frauen zu vergewaltigen, die zerrissene Jeans tragen. Er verteidigte seine Aussage damit, dass Frauen mit solch freizügiger Kleidung Männer buchstäblich dazu einladen würden, sie zu belästigen.

Die Aussage des Anwalts sorgte in Ägypten für einen Aufschrei.

Hierzulande natürlich nicht. Ich habe von unseren Feministinnen noch keinen Ton zu der Angelegenheit gehört, dabei ist die Geschichte auch schon ein paar Tage alt. Kein Wunder, das ist ja auch lange nicht so schlimm, als wenn ein weißer Mann ein Kompliment macht.

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