Die allseits bekannte und beliebte Feministin Anne Wizorek hat auf Broadly einen Kommentar zum Prozessausgang beim Falschbeschuldigungsverfahren gegen Gina-Lisa Lohfink verfasst. Im wesentlichen beharkt sie natürlich auch das feministische Hauptnarrativ, Lohfink sei nur aufgrund ihres Vorlebens als unglaubwürdig gebrandmarkt worden. Dabei stellt sie einige Fragen, die ihrer Ansicht nach noch offen wären. Meiner Ansicht nach sind diese längst geklärt, deswegen kann ich ihr hier auch antworten:
Warum ist es nicht relevant, dass einer der Männer in der Vergangenheit durch ähnliche Taten aufgefallen sein soll?
Wenn man zwei Absätze vorher postuliert, dass die Vergangenheit der Angeklagten Lohfink nicht relevant sein sollte, ist das eine äußerst merkwürdige Frage. Aber was bei Frauen auf gar keinen Fall sein darf, nämlich das Herumrühren im Vorleben, denn das ist ja „slut-shaming“, das geht bei Männern natürlich problemlos.
Warum wollte die Staatsanwältin diese Zeuginnen (heutige Ex-Freundinnen) erst nicht mal zu Wort kommen lassen?
Weil das, wie gesagt, nicht relevant ist. Es ging in der Verhandlung nicht darum, ob die beiden Männer Vergewaltiger sind, das wurde bereits geklärt. Es ging darum, ob Lohfink nachzuweisen ist, dass sie die Männer falschbeschuldigt hat. In dem Zusammenhang ist das Vorleben der beiden völlig uninteressant.
Warum wird insgesamt drei Frauen schlicht nicht geglaubt?
Es geht nicht darum, ob den Zeuginnen geglaubt wird oder nicht. Wenn deren mögliche Aussage irrelevant ist, ist auch die Frage nach deren Glaubwürdigkeit irrelevant. Was Lohfink selbst angeht: Weil die Fakten dagegen sprechen. Die Ungereimtheiten, die Wizorek in dem Fall beklagt, hat vor allem die Angeklagte selbst verursacht.
Wieso muss Lohfink stolze 20.000 Euro zahlen, während das unerlaubte Verbreiten des Videomaterials mit lediglich 1.350 Euro veranschlagt wurde und wie wird diese Unverhältnismäßigkeit von Strafbeträgen gerechtfertigt?
Weil sie einen ganz anderen Tagessatz zu bezahlen hat, weil sie eben deutlich mehr verdient als Pardis F., den sie durch ihre Anschuldigung arbeitslos gemacht hat. 80 Tagessätze á 250 Euro ergibt nunmal mehr als 90 Tagessätze á 15 Euro. Insofern hat der Angeklagte Pardis F. de jure sogar eine höhere Strafe hinnehmen müssen. Aber wenn man halt keine Ahnung von Strafrecht hat, vergleicht man eben nur die Endsummen. Oder man hat Ahnung, schiebt sie aber beiseite, weil sie der beabsichtigten Polemik im Weg steht.
Wieso wurde bislang nur einer der Männer für die unerlaubte Verbreitung des Videos belangt?
Weil der andere bisher ohne festen Wohnsitz war und deswegen der Strafbefehl nicht zugestellt werden konnte. Dies soll aber jetzt nachgeholt werden. Sebastian C. will sich aber im Gegensatz zu Pardis F. gegen den Strafbefehl wehren. Wenn man die Sache ein wenig verfolgt hat, hätte man das längst mitkriegen können, weil das in quasi jedem zweiten Artikel zum Fall stand.
Warum wurde nur der Einfluss durch K.O.-Tropfen in Betracht gezogen, wenn unterschiedliche Date-Rape-Substanzen auch zu unterschiedlichen Symptomen führen?
Es könnte vielleicht daran liegen, dass Lohfink exakt das behauptet hat, nämlich unter dem Einfluss von KO-Tropfen gewesen, vollkommen weggetreten und zunächst erinnerungslos gewesen zu sein. Warum sollte man etwas untersuchen, was sie den Männern gar nicht vorgeworfen hat?
Weshalb ist nicht bereits als problematisch thematisiert worden, dass hier jemand sehr offensichtlich stark betrunken war und trotzdem in eine sexuelle Situation gebracht wurde?
Wie die meisten meiner Antworten: Es ist nicht relevant, denn bei uns darf man zum Glück noch immer auch in betrunkenem Zustand seine Zustimmung zu Sex geben.
Wieso wird das Motiv, Lohfink wollte einfach nur mal wieder in die Medien, nicht hinterfragt, wenn sie noch nicht mal wollte, dass das Video der vermeintlichen Tatnacht verbreitet wird—etwas, dem immerhin schon durchs Gericht stattgegeben wurde?
Ach Anne, Logik ist nicht so Deine Stärke, oder? Dass man nicht will, mit einem negativen Image (als „Schlampe“ in einem halbseidenen Porno-Dreh) in die Öffentlichkeit zu kommen, schließt natürlich vollkommen mit aus, dass man mit einem positiven Image in die Öffentlichkeit will, z.B. Mitleid erheischendes Opfer einer Vergewaltigung, und wenn das halt nicht klappt, dann eben immer noch als Opfer der Justiz. Gut, dass sie das wirklich mit Absicht inszeniert hat, glaube ich jetzt auch nicht unbedingt. Aber unplausibel ist es deswegen noch lange nicht.
[Der Richterin] Fazit lautete daher: Gina-Lisa Lohfink habe lediglich PR in eigener Sache betreiben wollen. Aber was für eine PR soll das bitte sein?
Wie gesagt, als armes Opfer hat man derzeit extrem viel Anspruch auf Mitleid und Empathie, um den ausgelutschen Begriff mal zu verwenden. Darum kämpft Ihr doch unermüdlich. Auch wenn man es anfangs vielleicht nicht darauf abgesehen hat, warum sollte man es denn verpassen, wenn man sich unter die Reihen der Opfer mischen kann, wenn sich die Gelegenheit bietet, und es einem eine Menge Leute anbieten?
Wie grotesk ist es außerdem, dass nun gerade Medienmenschen Gina-Lisa Lohfink auch noch einen daraus Vorwurf machen, weil diese mit Medien geredet hat?
Grotesk ist an der Sache nur, dass Lohfink sich zwar mit allen Medien offenherzig über ihren Fall und dessen angebliche Geschehnisse austauscht, aber ausgerechnet im Gerichtssaal, da wo es darauf an käme, sich extrem zugeknöpft gibt. Nur das werfen ihr Medienvertreter vor. Wer sonst bitte sollte das tun, wenn nicht Journalisten?
Weiter wird behauptet, die Debatte wäre durchaus richtig, nur der Fall von Gina-Lisa Lohfink als Aufhänger nicht. Dabei wollen diejenigen, die solche Thesen aufstellen, die Debatte rund um Sexismus und sexualisierte Gewalt sonst oft gar nicht erst führen. Geschweige denn, dass sie diejenigen wären, die unermüdlich sexualisierte Gewalt als gesellschaftliches Problem auf die Agenda setzten.
Nun, doch, wir wollen diese Debatte durchaus führen. Allerdings nicht nach den Regeln, wie sie uns Feministinnen vorschreiben wollen, also unter Ausblendung von männlichen Opfern und weiblichen Täterinnen, mit von Vorurteilen behafteten Studien, die noch dazu grotesk missinterpretiert werden, mit aus der Luft gegriffenen Dunkelziffern und mit Denkverboten. Wenn man der Ansicht ist, dass die sogenannte Debatte eh schon mit extremer Hysterie und Alarmismus geführt wird, und dass es nötig ist, diese abzukühlen, dann kann es schon mal so aussehen, als ob man sie nicht führen wollte. Das stimmt nicht, wir wollen sie nur anders führen. Sachlicher.
Der Rest von Wizoreks Traktat ist, nun ja, allenfalls querlesenswert.
Fazit:
- Wizorek hat anscheinend keine Ahnung von Strafrecht
- Mit Logik hat sie es auch nicht so
- Sie tut so, als ob die Frage, ob da eine Vergewaltigung stattgefunden habe, weiter offen sei
- Mit dem Gedanken, dass es tatsächlich eine Falschbeschuldigung gegeben haben könnte und ob diese nun strafwürdig ist, will sie sich erst gar nicht befassen
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