Bei WELT-Kompakt werden die First-World-Probleme von Frauen in einen Jammer-Artikel mit dem Titel „Deswegen ist die Dating-Welt für Frauen so hart“ gepackt. Darin wird noch einmal der nicht mehr ganz frische Artikel von Jon Birger in der Washington Post verhandelt. Demzufolge geht es allerdings nicht um Frauen an sich, sondern um gebildete Frauen. Aber da dies sowieso die maßgebliche Bevölkerungsgruppe ist, für deren Interessen und Befindlichkeiten sich die Gazetten derzeit schwerpunktmäßig interessieren, braucht einen das auch nicht zu wundern.
Das Problem, mit dem sich (gebildete) Frauen jetzt und zukünftig noch mehr auseinandersetzen müssen, ist, dass sie keine (ihrer Ansicht nach adäquaten) Partner mehr finden, und wenn doch, dann nur noch für unverbindlichen Sex, aber nicht mehr für Beziehungen. Aber lesen wir selbst:
Tinder mag derzeit an vielem Schuld sein – mehr Sex, mehr Geschlechtskrankheiten, mehr Herzschmerz – aber es ist nicht die App, die Frauen das Liebesleben zur Hölle macht.
Mehr Sex ist also „die Hölle“. Interessant.
Ja, Dating-Apps wie Tinder geben Männern das Gefühl, es stehe ihnen ein nie versiegender Frauenüberschuss zur Verfügung. Die meisten sagen dann Ja zu Sex und Nein zu Beziehungen. Nur: Hinter dem Gefühl steckt eine statistische Realität. Es gibt diesen Frauenüberschuss – zumindest in gebildeten Schichten, wie Jon Birger in der Washington Post schreibt.
Es gibt diesen Frauenüberschuss – zumindest in den gebildeten Schichten? Mag sein, wenn man es für festgemeißelt hält, dass Frauen sich auf gar keinen Fall auf Männer einlassen können, die unter ihrem Bildungslevel sind. Und dieses „zumindest in gebildeten Schichten“ ist doch wohl sehr fraglich, denn wenn es Frauenüberschuss in den gebildeten Schichten gibt, dann dürfte nach Adam Riese mehr als klar sein, dass es einen Männerüberschuss in weniger gebildeten Schichten gibt. Aber für deren Probleme, eine Frau zu finden, interessiert sich hier niemand.
Weltweit gibt es zwar mehr Männer als Frauen.
Siehe da.
Doch 2012 gab es in den USA 34 Prozent mehr weibliche als männliche Uniabsolventen. Und die Bildungslücke wächst. Warum ist das relevant? Weil viele Frauen nach Partnern auf Augenhöhe suchen.
Oder darüber. Da kommen wir der Sache schon näher.
In den USA treffen damit in der Altersspanne 22 bis 29 rund 5,5 Millonen Frauen mit Uniabschluss auf 4,1 Millionen Männer, so eine Studie. Dieser Frauenüberschuss führt zu einer Männer dominierten Dating-Kultur. Forscher haben Gefälle dieser Art untersucht und herausgefunden:
Feste Beziehungen nehmen ab, Zwischenmenschliches dreht sich vor allem um Sex. Sind Männer eine rare Ware und sehr gefragt, sehen sie keinen Grund, sich festzulegen.
Diese Schweine aber auch. Aber, warum sollten sich die Männer in gebildeten und begüterten Schichten (und nur da sind sie rar, denn auf die stürzen sich ja alle Frauen!) anders verhalten als hübsche Frauen in den Zwanzigern, die sich auch erstmal austoben und die Avancen von vielen Männern genießen wollen, bevor sie sich festlegen? Alles eine Frage von Angebot und Nachfrage.
Während Bildungsunterschiede früher weniger relevant waren, heiraten heute vor allem Paare mit einer ähnlichen Bildungsbiografie.
Meinem Eindruck nach ist das nur teilweise richtig. Bildungsunterschiede waren für die Männer früher weniger relevant, schon alleine deshalb, weil es zuwenige Frauen auf demselben Bildungslevel gab, was natürlich daran lag, dass Frauen der Zugang zu höherer Bildung lange Zeit verwehrt wurde, was aber inzwischen in westlichen Nationen überwunden ist.
Frauen dagegen hatten schon immer eine Aversion dagegen, sich unter ihrem Stand zu binden.
Wäre Frauen das egal, würde sich der Markt rasant vergrößern.
„New Yorkerinnen die nach einem Partner suchen, wären statistisch gesehen in einer Bar für Feuerwehrmänner in Staten Island besser dran, als in einer Weinbar an der Upper East Side.“
Da liegt der Hund begraben.
Birger bezieht sich auf die USA. Interessiert uns das? Ja. Zumindest wenn wir an die Macht der Bildung glauben. Inzwischen sind z. B. 53 Prozent der Studierenden 15 Staaten der EU weiblich. In Deutschland waren 2012 unter den Uniabsolventen noch fast genauso viele Männer wie Frauen. Die Zahlen verschieben sich jedoch langsam zugunsten der Frauen.
Was soll man dazu sagen? Für die Frauen ist das doch eine erfreuliche Entwicklung. Für uns Männer allerdings eine bedenkliche, zumindest wenn die Prozentzahlen den entsprechenden Bevölkerungsanteil signifikant übersteigen.
Nur die Partnerwahl dürfte für Frauen damit schwerer und schwerer werden.
Und wiederum: Auf Frauenseite nur für die gebildeten Frauen, die glauben, ein Anrecht auf einen Partner zu haben, der mindestens auf Augenhöhe steht.
Auf Männerseite dürfte die Partnerwahl reziprok genauso schwerer und schwerer werden, nämlich für die Sorte Männer, für die sich diese gebildeten Frauen erst gar nicht interessieren.
Während aber für gebildete Frauen das Liebesleben schon „zur Hölle“ gemacht wird, wenn sie nur noch unverbindliche Liebschaften abbekommen, können die Männer am unteren Rand der Gesellschaft ohne jegliches Liebesleben nur davon träumen, wenigstens in dieser Hölle zu sein, geschweige denn eine feste Partnerschaft zu ergattern.
Was kann man nun den gebildeten Frauen anraten?
- Sich mit der Casual-Dating-Kultur der hochbegehrten gebildeten Männer anfreunden.
- In Erwägung ziehen, sich auf einen Mann unter dem eigenen Bildungslevel einzulassen, der wahrscheinlich froh ist, überhaupt so eine tolle Frau abzubekommen, und demzufolge wenig Interesse hat, außer Haus herumzustreunern.
- Das Anspruchsdenken grundsätzlich herunter fahren und sich klar machen, dass Männer nicht alleine dazu auf der Welt sind, um Frauen das Leben schöner zu machen oder ihnen gar das Glück zu liefern. Und wenn doch, dann sich die Einstellung zulegen, dass auch die Frau dazu da ist, dem Mann das Leben schöner zu machen. Wenn Ihr wie Prinzessinnen behandelt werden wollt, dann solltet Ihr die Männer nicht wie Bauern, sondern ebenso wie Prinzen behandeln. In Zeiten von Feminismus als Mainstream-Ideologie eine höchst ketzerische Forderung, scheint mir.
- Weiter auf den perfekten Mann warten, mit dem Risiko, dass es dann so aussieht:

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