Fundstücke: Belästigungslimbo – wer bietet weniger?

Zugegeben, ich dachte schon vor über einem Jahr, jetzt kann es nicht tiefer gehen: In einem herrlich launisch betitelten Hinweis („Das Grauen von Wien: Unbekannter lädt Frauen auf ein Bier ein„) erwähnte Arne Hoffmann den neuesten Blödsinn. Da spricht jemand Frauen an und fragt sie, ob er sie auf ein Bier einladen darf.

Gut, kein besonders geschickter Flirtversuch, aber ohne weitere Details zu kennen moralisch absolut in Ordnung. Wenn der Mann einsam ist, was soll er anderes machen als Frauen anzusprechen?

In der Berichterstattung jedoch fühlten sich Frauen dadurch belästigt. In Wien dürfen die Frauen offenbar noch etwas mehr verlangen als einfach nur eine freundliche Einladung.

Etwa ein Jahr später in Großbritannien: Polizei ermittelt in Baufirma, weil Arbeiter Frau hinterhergepfiffen haben.

Gut, in Nordwesteuropa ist das kulturell eher verpönt. Aber jetzt gilt offensichtlich außerdem: Hinterherpfeifen ist ein Verbrechen.

Wenigstens kann man sich auf die USA und ihre moralische Panik an den Universitäten verlassen. Dort gelten inzwischen so strenge Auflagen, dass sogar eine Task Force gegen sexuelle Gewalt befand, es könnte vielleicht doch ein bisschen viel als sexuelle Belästigung zählen. Darunter fallen so Abscheulichkeiten wie „sexuell suggestive Musik“, „einfaches Flirten“ oder „zu nahe bei jemandem stehen“.

Mir fällt bald wirklich nichts mehr ein, was noch harmloser wäre und dennoch bereits als sexuelle Belästigung verfolgt wird. Aber ich bin sicher, auch die jetzigen Maßstäbe werden noch weiter gesenkt.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Da will ich beim Niveaulimbo nicht hintenanstehen!

David Hasselhoff: Do The Limbo Dance

17 Kommentare zu „Fundstücke: Belästigungslimbo – wer bietet weniger?“

  1. „Ein Mann, der fremde Frauen anspricht, wird unmittelbar als potentieller Täter dargestellt, als eine Gefahr, obwohl er lediglich eine höfliche Frage stellt und ein „nein“ sofort akzeptiert. Die Frauen fühlen sich „belästigt“ und werden, wie so üblich in der Medienwelt, als Opfer dargestellt. Eine davon hat sogar online in einem Forum ihre Bedenken geäußert, wie meine Suche nach dem Artikel ergeben hat (da wird gleich mal das Wort „Psychopath“ in den Mund genommen). “

    Where Have All the Good Men Gone?

  2. Also in dem Beitrag, der dem ganzen wohl zugrundeliegt heißt es:

    http://www.heute.at/news/oesterreich/wien/art23652,995306

    „Erst vor kurzem schlug er in der Station Längenfeldgasse zu, wie Heute-Leser Dominik S. berichtet: „Ich wurde auf ihn aufmerksam als er den freien Sitzplatz von mir gegenüber einnahm und die Frau am Sitz daneben auf ein Bier einladen wollte. Diese reagierte einfach nicht. Danach stieg er bei der U4 Station Kettenbrückengasse aus, um dann, über den Parkplatz querend, zum anderen Eingang der U4 ging, um wieder einzusteigen“

    Gibt es mehr dazu? Er kann das ja durchaus auf eine creepige Weise machen, die dann tatsächlich Belästigung sein kann.

    1. Okay, nachdem ich das gelesen habe, kommt mir das schon unangemessen vor. Aber Belästigung und Psychopath?

      1. Muss nicht der fall sein, vielleicht ist er charmant und nett.

        Es fehlt mir aber die Information.

        Wenn er es sehr „schmierig“ macht, dann kann ich schon verstehen, dass es Frauen unangenehm ist und Leute überlegen, wie man es stoppt.

        Vergleichbar damit, dass ein Bettler das gleiche machen würde und eben nach einem Euro fragen würde.

        Wenn jemand mehr informationen hat, dann würde es mich interessieren.

    1. interessant:

      „Mich hat er schon 3 mal angesprochen! Das erste mal war ich sogar mit meinem freund unterwegs!“

      „Dieser Mann ist leider noch immer unterwegs, in der Station Friedensbrücke hat er meine Freundin und mich gestern Nachmittag ebenfalls mit dieser Masche angesprochen und uns anschließend während der Fahrt mit der U4 die ganze Zeit fixiert … war richtig unheimlich“

      „der ist mir auch gerade begegnet. sehr unheimlich der Typ!!“

  3. Gegengeschichte. Gestern kam meine Tochter (16) mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht nach Hause. Hintergrund: auf dem Bahnhof musterte sie ein ebenfalls wartender Typ mit Kumpel
    wohl etwas genauer (allgemeine Wartesituation). Schließlich meinte der Kumpel: „wir müssen jetzt“, woraufhin ersterer seufzend aufstand mit den Worten „Boah, ich glaub ich hab mich grad verliebt“ – dann zogen sie ab.
    Sie fühlte sich in keinster Weise gestalkt – im Gegenteil, das „indirekte“ Kompliment bestärkte sie einfach darin, dass sie attraktiv ist – ist doch nett 🙂

  4. Danke für die „Gegengeschichte“.
    Das Problem dabei ist leider:
    Diese Jungen sitzen mit ihrem Verhalten auf einer Zeitbombe.
    Das machen die vielleicht ein paar Mal, bis sie einmal an eine falsche geraten, die da einen riesenzinnober drum rum macht.
    und diese erste, eine und einzige kann ihnen damit derart massiv einheizen, dass ihnen hören und sehen vergeht.

    Mit den Storys, die man sonst oft genug hört, hat Deine Geschichte doch allemal das Potential, den beiden einen Schulverweis oder ähnliches einzubringen, wenn es ein Mädel oder deren Eltern darauf anlegen.

  5. Was den Limbo betrifft:
    Da finde ich mindestens noch diese Geschichte erwähnenswert:

    http://patch.com/virginia/oldtownalexandria/police-investigate-incident-lyles-crouch-elementary-school

    Ich habs mal übersetzt:

    Polizei untersucht Vorfall an der Lyles-Crouch Grundschule
    Ein unbekannter hebt einen 6jährigen Schüler über Zaun eines Spielplatzes, um einen Ball zurückzuholen, sagt die Polizei.

    Die Alexandria Polizeistation untersucht einen Vorfall, der sich heute vormittag im Zusamenhang mit einem 6jährigen Schüler an der Lyles-Crouch Grundschule ereignete.
    Nach Angaben der Polizei lief der Junge um etwa 10:15 zu einer Ecke eines umzäunten Spielplatzes, um einen Ball von der anderen Seite zurückzuholen.

    Ein Lehrer sah, wie das Kind von einem Fremden über den Zaun gehoben wurde und befragte ihn, während dieser den Schüler zu einer Zaunöffnung begleitete, um wieder in den Spielplatz zu gelangen, so die Polizei.

    Der Unbekannte verließ daraufhin den Ort, sagte die Polizei. Zu keinem Zeitpunkt habe der Unbekannte versucht, den Ort mit dem Kind zu verlassen, stellte die Polizei fest.

    Die Polizei beschreibt den Mann als schwarzen Mann in den 60 ern, etwa 1,80 m groß, er trug ein beige-grünes shirt und Khakis.

    Die Kriminalpolizei fährt damit fort, den Vorfall zu untersuchen. Jeder, der irgendwelche Hinweise liefern kann, ist aufgerufen, bei Detective Alma Zepeda anzurufen unter (telnr.)

    Freundliches Grüßen als Belästigung („Hello“, „Have a good day“) hatten wir ja schon im Hollaback-Video.

    Einer Frau freundlich zu helfen, die einen mehr oder weniger freundlich darum bittet, ist auf jeden Fall drin, nachträglich als Belästigung aufgefasst zu werden.
    Da sind wir sicher nicht mehr weit davon entfernt.
    Also mal ehrlich, was will so ein alter Sack dennn auch von einer Frau, der er sich da so aufdrängt?
    Geht ja wohl gar nicht.

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