Die Frauenquote, Teil 2: Nur etwas für Nesthäkchen?

Alle Welt spricht von der Frauenquote. Dabei geht gerne vergessen, dass bis heute über 90 Prozent aller Unternehmen nach wie vor von Männern gegründet werden! In der Schweiz werden, je nach Studie (und Methodik), nur gerade zwischen 8 und 20 Prozent aller (neuen) Unternehmen von Frauen gegründet. Das Bundesamt für Statistik weist für das Jahr 2008 einen Frauenanteil von 17,1 Prozent aus, während der Global Entrepreneurship Monitor (GEM), dem die nachfolgenden Gründungszahlen entnommen sind, von lediglich 8 Prozent ausgeht.

Weltweit variiert der Anteil der von Frauen neu gegründeten Unternehmen zwischen 1 Prozent (Pakistan) und 40 Prozent (Sambia). In Schweden werden lediglich fünf und in Norwegen und Deutschland sogar unter fünf Prozent aller neuen Unternehmen von Frauen ins Leben gerufen. Selbst in den Vereinigten Staaten, wo das Ende der Männer angeblich kurz bevor stehen soll, werden bis dato gut 90 Prozent aller Unternehmen von Männern gegründet: Das ist für tot Geglaubte immerhin eine beachtliche Leistung!

Sind Innovationsfreude, unternehmerischer Mut und Pioniergeist also typisch männliche Eigenschaften? Eine breit angelegte Studie (Seite 49), in der untersucht worden ist, welche Persönlichkeitsmerkmale einen Selbständigen von einem Nicht-Selbständigen unterscheiden, legt genau diesen Schluss nahe: Beim Kriterium weiblich (female) reduziert sich die Wahrscheinlichkeit, selbstständig zu sein oder sich selbstständig zu machen um ganze 77, bzw. 80 Prozent!

In der Europäischen Union entfallen im Durchschnitt lediglich 8 Prozent aller Patente oder Erfindungen auf Frauen. Ganz speziell bemerkenswert ist dabei der Umstand, dass Litauen, Bulgarien und Polen die Liste mit über 20 Prozent Frauenanteil anführen, während das in Gleichstellungsfragen als fortschrittlich geltende Schweden mit nur 8 Prozent erst am hinteren Ende zu finden ist. Zum Vergleich: In Deutschland werden lediglich 6 Prozent aller Erfindungen von Frauen initiiert.

Das weibliche Geschlecht scheint also insgesamt eine erheblich grössere Risikoaversion zu haben, als das Männliche. Das bestätigt auch ein Blick auf die Unternehmensgrösse: Frauen gründen, zumindest in der Schweiz, andere und in der Regel weit kleinere Unternehmen, als Männer: „(…) Der Erfolg der jungen Unternehmen, die von Frauen gegründet wurden, hinkt oft hinter jenem der Männer her. Zumindest wenn der Erfolg mit Wachstum im Umsatz und Anzahl Mitarbeitenden gemessen wird.“ Nach welchen Kriterien sich der Erfolg eines Unternehmens sonst bemessen lassen soll, lassen die Autoren freilich offen.

Selbstverständlich gibt es auch erfolgreiche und innovative Unternehmerinnen, wie zum Beispiel die Gründerin der US-amerikanischen Onlinezeitung Huffington Post, Ariana Huffington, eindrücklich beweist! Obwohl die Huffington Post erst am 9. Mai 2005 als Nachrichten- und Nachrichtenkommentar-Plattform online ging, wurde sie im Februar 2011 für 315 Mia. Dollar von AOL aufgekauft! 2012 erhielt sie als erste kommerzielle Online-Zeitung einen Pulitzer-Preis.

Doch viele Frauen, die eine Topkarriere anstreben, ziehen der Gründung eines eigenen Unternehmens offenbar lieber eine staatlich fest verordnete Quote vor: Das schützt sie vor unternehmerischen Risiken und garantiert ihnen trotzdem einen kometenhaften Aufstieg: Frauen brauchen schliesslich Sicherheit! Da ist die Frage nach einer Gründerinnenquote mehr als nur berechtigt- auch wenn sie rein rethorischer Natur ist.

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Teil 1 dieses Dreiteilers über die Frauenquote findet Ihr hier. Ach ja: Wieviele Unternehmen werden Eurer Meinung nach von einer Frauenquote betroffen sein, wie sie die grosse Koalisation für Deutschland beschlossen hat? Eure Einschätzung: