Fundstück: Margarete Stokowski begrüßt Straftaten gegen politisch unliebsame Personen

Margarete Stokowski dreht frei. Fefe drückt es so aus:

Ich brauche mal eure Hilfe. Ich lese vorhin diese Kolumne im ehemaligen Nachrichtenmagazin und gewinne den Eindruck, dass darin falsche Vergewaltigungsvorwürfe als ein legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung betrachtet werden. Und dass die Autorin das nur deswegen nicht macht, weil es ihrer Meinung nach „nicht funktioniert“.

Wo ist mein Denkfehler?

Gemeint ist der Text „Sexuelle Belästigung: Gibt es eine weibliche Geheimwaffe?“ von Margarete Stokowski bei Spiegel Online. Schon die Einleitung hat es in sich:

Frauen haben es angeblich sehr leicht, unliebsame Kerle zu beseitigen: Sie können einfach behaupten, ein Mann habe sie sexuell belästigt – dann sind dessen Ruf, Familie und Karriere futsch. Wenn es nur so einfach wäre.

Wie bitte? Was dann?

Wenn es so wäre: Was hindert uns? Gibt es nicht genug ätzende Leute, die man auf diese Art loswerden könnte? Ist es nicht geradezu fahrlässig, Despoten, Rechtspopulisten und Ausbeuter an der Macht zu lassen, wenn man sie so einfach unschädlich machen könnte? Wäre es nicht unsere heilige weibliche Pflicht, dafür zu sorgen, dass sie nicht noch mehr Schaden anrichten, bevor wir dann in Ruhe die Trümmer der letzten Jahre aufräumen?

Ja, was ist eigentlich der Grund dafür, unliebsame Personen nicht mit Straftaten loszuwerden? Mir fallen spontan Demokratie und Rechtsstaat ein. Aber es gibt ja die These, bestimmte Feministinnen ständen mit beiden schon länger auf dem Kriegsfuß.

Aber was ist mit denen, die weniger Macht haben? Es könnte ja sein, dass die uns schutzlos ausgeliefert sind. Wer das glaubt, muss aber irgendwie auch erklären können, warum auf diese Art nicht reihenweise unliebsame Männer aus dem Weg geschafft werden.

Wie es der erste Kommentar treffend ausdrückt: „Wer sagt Ihnen denn, dass dem nicht so ist?“ (Danke, kuschkusch!)

Wenn es so einfach wäre, jemanden wegen Belästigung, Missbrauch oder Vergewaltigung verurteilen zu lassen oder zumindest im großen Stil unbeliebt und machtlos zu machen, dann müssten Frauen mit einem Mindestmaß an krimineller Energie das doch tun.

Sind die bekannt gewordenen Falschbeschuldigungen für Margarete Stokowski also bedauerliche Einzelfälle, die das Kraut nicht fett machen? Ignoriert sie sie bewusst? Oder hat sie so dermaßen keine Ahnung?

Richtig ist: Falschbeschuldigungen werden dann leichter aufdeckt, wenn die Polizei kritisch ist und dem angeblichen Opfer nicht so einfach glaubt. Denn dann eine gute Geschichte zu präsentieren, die mehrmaligem Nachfragen standhält, und entsprechende Beweise zu fälschen, ist nicht so einfach. Aber gerade in die Richtung plädieren manche Feministinnen ja, dass man einfach „zuhören und glauben“ soll.

Andererseits gibt es die Unschuldsvermutung (ja, ja, für Alice Schwarzer das Unwort des Jahres!), die bei Aussage gegen Aussage verhindern soll, dass ein Unschuldiger verurteilt wird. Auch das wird immer wieder bitter beklagt und ein Freispruch so gewertet, als lasse man automatisch einen Täter laufen.

Zack, eine Gang gegründet, zack, Flaschendrehen: Eine muss mit Höcke Frühsport machen und sich nur noch merken, ob der jetzt Bernd oder Björn heißt. Die nächste muss ihren Hintern in der Nähe von Gaulands Hand platzieren und so weiter.

Es geht sogar noch einfacher. Man sieht das ja im Fall Rainer Brüderle: Einen Mann wegen seines Alters beleidigen, der bringt ein schlechtes Kompliment, und zack, Monate später fällt das der Frau auf und die Karriere des Mannes ist beendet.

Es wäre kein so großes Opfer, wenn man die dadurch loswerden könnte.

Moment, ist hier die Rede vom Täter, der ein Opfer bringt? Opfer ist doch immer noch die Person, die die Falschbeschuldigung erleidet. Das klingt wie eine Täter-Opfer-Umkehr, oder auch „victim blaming“! Die Begründung „diese Person hatte es nicht anders verdient“, mit der eine Straftat moralisch gerechtfertigt werden soll, ist ja genau das.

Margarete Stokowski will möglicherweise die oft getane Feststellung konterkarieren, eine Frau könne alleine mit der Beschuldigung der Vergewaltigung das Leben eines Mannes zerstören. Konkrete Beispiele aus den Kommentaren: Andreas Türck, Jörg Kachelmann, Horst Arnold, Gustl Mollath. (Danke, riedlinger!)

Stattdessen sagt sie direkt: Falschbeschuldigung gegen politisch unliebsame Personen, da habe sie nichts dagegen. Wenn das nur funktionieren würde.

Nun dürfte es unter den Leserinnen ja genug Frauen geben, die sich an die prominenten Fälle von Falschbeschuldigung erinnern und die wissen, dass statt „wenn das nur funktionieren würde“ in Wirklichkeit „und es funktioniert auch, wenn man es geschickt genug anstellt“ gilt. Ein direkter Aufruf, so zu handeln, ist das natürlich nicht. Aber indem ich die Methode schildere, sie moralisch absegne und einer Umsetzung dann nur noch das Hindernis „leider funktioniert das ja nicht“ in den Weg stelle, während Leute, die einigermaßen im Bilde sind, durchaus wissen, dass es sehr wohl geht, betreibe ich geistige Brandstiftung.

Kaum zu glauben, aber wahr: Margarete Stokowski hat es geschafft, noch perfider als seinerzeit Anne Wizorek gegenüber Jörg Kachelmann zu sein.

Aktualisierungen:

Lucas Schoppe meldet sich in den Kommentaren und verweist auf seinen Text zum selben Thema.

Lutz Bierend (Superlutz) ist ebenfalls wieder in Hochform.

Christian Schmidt bei Alles Evolution zum selben Thema.

Fefe hat eine Reaktion veröffentlicht, in der allen Ernstes auf dieser Linie argumentiert wird:

Warum darf also der Spiegel so einen Artikel mit einem Aufruf zum „Vergewaltigungsvorwurf als Waffe“ veröffentlichen?

Weil die Redaktion eben erkannt hat, dass Frauen, selbst wenn sie es theoretisch wissen, es niemals in der Praxis anwenden werden!

Frauen machen keine schlimmen Dinge, auch wenn sie sie für richtig halten? Und was ist mit den bekannten Fällen von Falschbeschuldigung? Oder Valerie Solanas und ihr Mordanschlag auf Andy Warhol? Weibliche Terroristen (gab’s doch schon in der RAF)? Und nicht zu vergessen all die Männer, die dann glauben, stattdessen Hass in Gewalt umsetzen zu müssen, eben weil die Frauen ja „zu lieb“ sind und verdient haben, dass ihnen jemand diese „Arbeit“ abnimmt.

Breakpoint/Anne Nühm stellt Die Margaretchen-Frage: Was hindert Frauen an Falschbeschuldigungen?.

Zwei Artikel mit gegenteiliger Meinung sind bei Onyx und bei Margret erschienen.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Wer sich moralisch ruiniert hat, sollte feststehen.

Die Sterne: Was hat dich bloß so ruiniert?

17 Kommentare zu „Fundstück: Margarete Stokowski begrüßt Straftaten gegen politisch unliebsame Personen“

  1. Wenn eine Frau aus gerechten Gründen Männer falsch beschuldigt und deren Leben ruiniert, ist das genauso gerechtfertigt, wie wenn die Antifa Häuser anzündet, in denen Kinder schlafen, weil der Vater der Kinder als Wirt einen Raum an die AfD vermietet hat oder gar selber in der AfD ist.
    Das sind dann keine richtigen Straftaten dass musst du endlich begreifen. Wenn man einfach Recht hat, und für das Gute kämpft, gilt das Strafrecht doch nicht. GinaLisa war ein Fehlurteil, und normalerweise wird das doch garnicht angeklagt. Die Antifa doch auch nicht.

  2. Ein Standardvorwurf gegen Falschbeschuldigerinnen ist ja unter anderem auch, daß diese Frauen damit massiv den Frauen schaden die tatsächlich vergewaltigt wurden, weil sie damit den Vorwurf langfristig entwerten.

    In diesem Falle hier frage ich mich ob der Stokowski klar ist, daß sie sich ganz persönlich höchstselbst verwundbar gemacht hat. Denn sollte ihr ein sexueller Angriff z.B. aus dem Kollegenkreis zustoßen (was wir niemals hoffen wollen), dann hat sie mit dieser Kolumne doch dem Angreifer hervorragendes Beweismaterial für die Verteidigung vor Gericht auf dem Silbertablett geliefert? Gerade in einem unklaren Fall (wie bei im Sexualstrafrecht häufig) und Aussage gegen Aussage steht. Dann kann die Verteidigung doch anbringen, daß die Stokowski bekennende Radikalfeministin ist und in dieser Spiegelkolumne den Einsatz von Falschbeschuldigungen als Mittel zum Zweck um ihr unliebsame Leute aus dem Weg zu räumen angedacht hat?

  3. Ich finde es doch immer wieder bezeichnend wie wenig Unrechtsbewusstsein manch Feministin an den Tag legt. „Für die gerechte Sache“ ist eben alles erlaubt. Wenn man überzeugt ist, zu den Guten zu gehören und die alleinseelig machende Wahrheit zu besitzen, verliert man leicht jeden Sinn für Verhältnismäßigkeit.
    Frauen wie Stokowski sind schuld, wenn Opfern echter sexueller Gewalt nicht mehr geglaubt wird. Womit man auch wieder mal sieht, dass es Feministinnen eben nicht um das Wohl der Frauen/der Opfer geht. Wenn es so wäre, müssten sie Falschbeschuldigungen scharf verurteilen. Stattdessen fordern sie, jeder Frau ohne zu zögern zu glauben. Oder wünschen sich, wie Stokowski, die Männer, die es verdient haben, mit gezielten Falschbeschuldigunen noch leichter aus dem Weg räumen zu können. Und wer es verdient hat, das entscheiden natürlich Stokowski und co, weil sie ja die Guten sind und die Wahrheit kennen.

  4. „Nun dürfte es unter den Leserinnen ja genug Frauen geben, die sich an die prominenten Fälle von Falschbeschuldigung erinnern und die wissen, dass statt „wenn das nur funktionieren würde“ in Wirklichkeit „und es funktioniert auch, wenn man es geschickt genug anstellt“ gilt. Ein direkter Aufruf, so zu handeln, ist das natürlich nicht. Aber indem ich die Methode schildere, sie moralisch absegne und einer Umsetzung dann nur noch das Hindernis „leider funktioniert das ja nicht“ in den Weg stelle, während Leute, die einigermaßen im Bilde sind, durchaus wissen, dass es sehr wohl geht, betreibe ich geistige Brandstiftung.“

    Da hatten wir beide gestern denselben Gedanken. „Das einzige Argument, dass Stokowski gegen die Nutzung von Vergewaltigungsvorwürfen als politischer Waffe anführt, ist ein Argument, von dem sie selbst ebenso wie jeder ihrer Leser weiß, dass es nicht tragfähig ist.“ https://man-tau.com/2017/01/13/rape-culture-gegen-rechts/

    1. Vielen Dank für den Hinweis! Ich habe das im Artikel ergänzt (und freue mich natürlich auch auf Zurückverlinken).

      Da Du schon einmal mitliest: Ich habe in den letzten Wochen mehrmals versucht, bei Dir zu kommentieren. Sind die Kommentare alle im Spamfilter hängengeblieben? Oder spinnt mein Browser? Ich hatte es auch einmal via E-Mail versucht, aber keine Antwort erhalten.

  5. Was mich immer wieder verblüfft, ist das:
    „Man sieht das ja im Fall Rainer Brüderle: Einen Mann wegen seines Alters beleidigen, der bringt ein schlechtes Kompliment, und zack, Monate später fällt das der Frau auf und die Karriere des Mannes ist beendet.“
    Da wird sich einerseits über Falschbeschuldigungen aufgeregt, was ja gut und richtig ist, aber im selben Atemzug selbst an einer mitgestrickt.
    WARUM?

    Tatsache ist, es gibt nicht den geringsten ernstzunehmenden Hinweis daraus, daß Brüderle überhaupt irgendetwas komplimentartiges zu Laura Himmmelreich gesagt hätte. Trotzdem erzählen selbst härteste Feminismusgegner, er hätte ihr angebl. eine „Dirndlfigur“ angedichtet.
    Was soll das?

    Irgendjemand, dem dieser Widerspruch auch auffiel, hat schon vor ein paar Jahren mal recherchiert und überhaupt keinen Hinweis in den bekannten Texten Brüderle’s gefunden, der so eine Annahme rechtfertigen könnte.
    Derselbe wissbegierige Mensch hat dann mal in den bekannten Texten Himmelreichs nachgeschaut und BINGO!
    Kurz vor dem bis in’s letzte durchgestylten #Aufkreisch, der der mutmaßlichen Verleumdung Brüderles folgte, hat Frau Himmelreich Ilse Aigner die Dirndlfigur angehängt, die sie dann dem Brüderle in den angebl. betrunkenen Mund legte. Ein ziemlich eindeutiges Indiz, wie ich meine.
    Und das einzige noch dazu, denn der blöde Spruch dieser Redaktionsassistentin ist auch noch aus anderen Gründen ziemlich unglaubwürdig.

    So, why the heck hängen Feminismuskritiker, die selbst als Maskilininininisten, Nazis, Breivikkumpels beschimpft werden, dem ollen FDP-Fossil so einen Mist an, den noch dazu nachweislich durchgeknallte Feministen im Hysteriewahn ausgewalzt haben?
    Nur um ja nicht als „irgendwie solidarisch“ mit der FDP, oder „den patriarchalen Alt-Macho-Traditionalisten-Nazis“ ( oder so ) betrachtet zu werden?
    Wie war das mit der Unschuldsvermutung?
    Selbst auf WGvdL wurde dieselbe Hinrich Rosenbrock zugestanden, ungeachtet der Tatsache, daß er jeden, der in dem Forum mitliest, zu einem potentiellen Massenmörder erklärt hatte. Und da ging es um einen konkreten Gewaltvorwurf.

    Und was hat Brüderle nun getan, daß er dieses Bißchen Restrespekt plötzlich nicht mehr verdient?
    Vermutlich gar nichts, außer eben, daß er seit irgendwann im letzten Jahrtausend Mitglied einer stark geschrumpften Partei ist, die z.Zt. nicht gerade beliebt ist.
    Ich mag weder die FDP, noch Parteibonzen die längst im Rentenalter angekommen sind. Und würde weder FDP noch AfD wählen, obwohl das die einzigen Parteien in D. sind, die sich konkret zu Fragen äußern ( z.T. sogar im Programm ), die den Themenbereich Gleichberechtigung und Familienrecht betreffen, ohne dabei in Männerhass zu verfallen.

    Aber diese allgemein akzeptierte Übernahme von Falschdenunziationen, durch eben die, die der größten Gruppe der Falschbeschuldigten am nächsten stehen, kotzt mich langsam ernsthaft an.

      1. Leider kann ich dazu keine Links anbieten, da die Geschichte nun schon lange her ist, aber da ich derzeit ebenso verblüfft war, habe ich die in dem Zusammenhang aufgetauchten Quellen gründlich nachgeschaut und da passt alles.

        ( Ich hab eben noch mal schnell gegoogelt und immerhin zwei Kommenare gefunden, deren Autoren ebenfalls davon gehört, resp. gelesen hatten:
        http://www.spektrum.de/kolumne/bruederle-im-geiste/1182403
        http://www.eichsfelder-nachrichten.de/news/news_lang.php?ArtNr=122602 )

  6. Schon in der Bibel gibt es so etwas zu lesen: 1 Mose 39, 1-18. Ich könnte einer Frau so etwas nie verzeihen und wünsche dieser verfluchten Stokowsky sofortige Kündigung.

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