Fundstück: Lucas Schoppe und „sich nicht entwickeln bringt Nachteile“

In den Kommentaren brachte Lucas Schoppe einen interessanten Gedankengang auf. Ausgangspunkt war die Idealisierung der Frau, welche sich auch in Filmen niederschlägt.

Ich hatte früher bereits auf das Problem makelloser Frauenfiguren hingewiesen: Wenn weibliche Charaktere immer „stark“ und „ohne Fehler oder Schwächen“ sein müssen, sind sie langweilig. Lucas Schoppe sieht es ähnlich, kommt dann aber noch auf einen ganz neuen Aspekt zu sprechen:

Die Idealisierung der Frau – als Unschuld, als Lehrerin des zu humanisierenden Mannes, als menschlich vollkommenes Wesen – wird also durch Statik, Entwicklungslosigkeit und Unlebendigkeit der Figur erkauft.
(…)
Dieses verbissene Vorführen von Frauenfiguren, die immer schon perfekt sind und die daher keine Entwicklung nötig haben, ist eben nicht nur aus einer männlichen Perspektive herabwürdigend (der Mann als der ständig zu Erziehende…). Auch für Frauen, die das ernst nehmen, ist es schlicht bescheuert: Wer in einer hochentwickelten komplexen Massengesellschaft einen halbwegs vernünftigen Platz haben möchte, ist ja auch selbst notwendig auf langfristige, komplexe Entwicklungen angewiesen, beruflich wie persönlich. Wer sich einredet, er sei immer schon vollkommen, so wie er ist – der steuert zielsicher auf eine Position zu, in der er (oder eben: sie) sich durch andere versorgen lassen muss. Sei es durch einen Partner oder den Sozialstaat.

Das ist ein Gedanke, den ich so noch nicht gelesen habe. Und natürlich leuchtet das ein: Wenn ich niemals lerne, auf andere zuzugehen oder mich auf eine neue Sache einzulassen, weil ich der Meinung bin, ich habe das nicht nötig, dann werde ich unweigerlich irgendwann an die Grenzen meiner Möglichkeiten stoßen. Und diese Grenzen sind enger als die anderer Leute, die so etwas gelernt haben, um in der westlichen Gesellschaft über die Runden zu kommen. Ich werde also im Schnitt erfolgloser sein als andere. Sich nicht entwickeln bringt Nachteile.

Das spannende ist, dass man das ja nicht auf die Idealisierung der Frau beschränken muss. „Wir sind schon gut, wir brauchen nichts zu tun“ findet man bei zahlreichen Ideologien. Insbesondere der Glaube, ohne weitere Leistung besser als die anderen zu sein (vgl. Nationalismus und Rassismus) kann mit Marktwirtschaft und relativ freien Reisemöglichkeiten nur zu Enttäuschung führen.

Doch wie kann man scheitern, wenn man doch von Beginn an perfekt war? Da muss jemand seine Finger im Spiel haben… und damit hat man die Basis für eine Verschwörungstheorie, nach der sich „die anderen“ gegen einen verbündet haben. Anstatt also den Fehler zu bemerken, kann sich gegen unangenehme Wahrheiten aus der realen Welt abschotten.

Faszinierend finde ich, dass man z.B. Frauen keinen Gefallen damit tut, sie so zu idealisieren. Wie Schoppe schon schrieb: Wenn man in der westlichen Welt glücklich werden will, führt kein Weg daran vorbei, die eigene Entwicklung als Person voranzutreiben.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Schoppe erwähnte den Film Ghostbusters als Beispiel für die Entwicklung der Charaktere.

Ray Parker Jr.: Ghostbusters

Wo ich heute über die Weiterentwicklung schrieb: In den letzten Monaten fiel es mir – auch aufgrund der gestiegenen Artikelfrequenz – schwer, immer ein Lied zu finden. Mindestens einem Leser gefällt die Musik auch nicht. Deswegen denke ich darüber nach, diese Marotte einzumotten. Doch vorher sei es noch einmal ausdrücklich gefragt: