Kurznachrichten vom 03.11.2017

1: Die Saarbrücker Zeitung berichtet über zwei Männer aus unterschiedlichen Herkünften, die unter ihrer Beschneidung leiden und diese deshalb bei ihren Söhnen unterlassen, aber sich auch darüberhinaus für ein Verbot von Jungenbeschneidung  beim Verein Mogis einsetzen.

2: Die Mädchenmannschaft feierte ihr 10jähriges Jubiläum. Anlässlich dessen hat Magda Albrecht einen persönlichen Rückblick geschrieben.

Was hat das Schreiben, Shitstormen und Diskutieren eigentlich gebracht? In letzter Zeit bin ich oftmals zynisch und denke: Alles schon gesagt, analysiert, kritisiert. Und trotzdem verändert sich die – pardon – Gesamtscheiße nicht wirklich. Oder besser gesagt: zu langsam. Gesellschaftliche Veränderung kann mit Breitbandgeschwindigkeit nicht mithalten. […]

Ich war sehr stark vom bildungsbürgerlichen Glauben motiviert, dass Diskussion und die „richtigen“ Argumente schon ausreichen, um Menschen von der Wichtigkeit feministischer Perspektiven zu überzeugen.

Also, ich vermute, bei einigen Autoren und Lesern dieses Blogs hier wird das auch nichts mehr. Selbst von etwas überzeugt sein, reicht eben nicht, um andere zu überzeugen, und vielleicht hat man auch einfach nicht die richtigen Argumente.

3: Mit diesen oder zumindest ähnlichen Argumenten haben Studenten der Gender Studies in Bochum das Plakat der Fachschaft Chemie für deren Party als sexistisch inkriminiert. Darauf trinken Frauen aus Reagenzgläsern, die eindeutig als Phallussymbole identifiziert wurden.

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Danisch hat’s gefunden, hier gibt’s den Anreißer und auch der volle Artikel ist lesenswert. Anlässlich dieses Vorfalls wurde ein Arbeitskreis der FachschaftsvertreterInnenkonferenz (FSVK) gegründet, der sich der Erarbeitung von möglichen Leitlinien für die Werbung an der Ruhr-Uni Bochum (RUB) widmet.

Der Arbeitskreis traf sich das erste Mal im August und wurde vor allem von VertreterInnen des FSR Chemie und Biochemie sowie des FSR Gender Studies besucht. Der Fokus der Gruppendiskussion lag bei mehreren Treffen auf besagtem Plakat mit den Reagenzgläsern, das von KritikerInnen als pornographische Cumshot-Anspielung interpretiert worden war, während die ChemikerInnen von dieser geschilderten, von ihnen unbeabsichtigten Assoziation überrascht waren. Sie hätten dieses Element des Plakatdesigns lediglich wegen dem bei der Party praktizierten Alkoholtrinken aus Reagenzgläsern gewählt sowie im Zuge ihres Gesamtkonzepts des optischen Anspielens an chemische Gefahrensymbole. […]

Doch auch nach der Klärung der Missverständnisse ging die Diskussion zum Plakat weiter, vor allem wegen der Frauensilhouette an sich, welche Jan Nastke vom FSR Gender Studies als charakteristische Darstellung einer Stripperin analysierte – und dementsprechend als für eine Party unpassendes Suggerieren sexueller weiblicher Verfügbarkeit.

Wisst Ihr, was sich mir da für ein Eindruck aufdrängt? Die blühendsten sexuellen Phantasien scheinen hier offensichtlich die Leutchen aus den Gender Studies zu haben, während die Chemiker eher arglos waren. Sagt mal, wie sieht so ein Studium in Gender eigentlich aus? Gucken die Pornos in den Seminaren und zur Exkursion geht’s dann in Table-Dance-Bars oder gleich ins Bordell? Ich meine, woher haben die dieses Fachwissen? Warum werben die damit nicht offensiver? Das würde doch sicher noch mehr Interesse für diesen Studiengang wecken, vor allem endlich auch mal bei Männern!

Irgendwie erinnert mich das an einen alten Witz: Die Polizei wird zu einer alten Dame gerufen. Sie sagt zum Polizisten: „Herr Wachtmeister, kommen sie schnell! Drüben im Haus gegenüber treiben zwei in aller Öffentlichkeit Unzucht!“ Der Polizist lässt sich zum Fenster führen, schaut hinaus und meint: „Hmm, ich sehe aber gar nichts.“ Meint die alte Dame: „Ja, sie müssen schon auf den Stuhl steigen und durchs Oberlicht sehen!“

Die Gender Studies-Leutchen, die sind wie diese Omi.

4: Achtung, harter Umschwung: Eine Frau will ihren Ehemann vergiften, vergiftet dabei aber versehentlich 27 Menschen, 17 davon tödlich. Klingt nach diesem Satz nach klassischer toxischer Weiblichkeit, aber so einfach ist es nicht. Die Frau wurde nämlich erst wenige Wochen vorher zwangsverheiratet und hatte bereits einen Geliebten, was ihre Eltern aber nicht interessiert hat. Das ist eine ganz bittere, traurige Geschichte und ich tue mir schwer, mir ein Urteil zu erlauben. Vielleicht hat sie wenigstens etwas Gutes und sie hilft mit, andere von Zwangsheiraten abzuschrecken. Aber viel Hoffnung habe ich nicht.

5: Die nächste Geschichte ist auch traurig, aber gleichzeitig so absurd, dass man sie Buzzfeed-mäßig ankündigen kann: Eine Frau treibt ihr Kind ab – und den Grund dafür werdet ihr kaum glauben!

Update: Das ist Satire, der ich wohl aufgesessen bin, wie unten in den Kommentaren berichtigt wird. Heutzutage passieren so viele bescheuerte Dinge, dass ich das für plausibel gehalten habe.

6: Und nochmal wird es ganz übel. Ein ägyptischer Anwalt sagt in einer TV-Diskussion,

dass es eine „nationale Pflicht“ sei, Frauen zu vergewaltigen, die zerrissene Jeans tragen. Er verteidigte seine Aussage damit, dass Frauen mit solch freizügiger Kleidung Männer buchstäblich dazu einladen würden, sie zu belästigen.

Die Aussage des Anwalts sorgte in Ägypten für einen Aufschrei.

Hierzulande natürlich nicht. Ich habe von unseren Feministinnen noch keinen Ton zu der Angelegenheit gehört, dabei ist die Geschichte auch schon ein paar Tage alt. Kein Wunder, das ist ja auch lange nicht so schlimm, als wenn ein weißer Mann ein Kompliment macht.

21 Kommentare zu „Kurznachrichten vom 03.11.2017“

    1. Ist mir der Schoppe doch zuvor gekommen. Ich bin dem Link gefolgt, wo der Artikel zuerst erschienen ist. Das holländische Magazin kenne ich nicht, aber direkt darunter wird als ein anderes Partnermagazin der Postillon genannt. Da fühlte ich mich in meinem Verdacht bestätigt, dass der Artikel Satire ist.

    2. Dazu reicht der Blick in die Kommentare, denke ich.
      Allerdings ist die „Meldung“ ja gar nicht sooo weit von der heutigen Realität entfernt. Ich war mir im ersten Moment auch unsicher. Zumal ich auch schon „vorbildhafte“ Beschreibungen von Feministen gelesen habe, wie man mit den Erziehungsproblemen mit eigenen Söhnen umgehen sollte.

    3. Danke für den Hinweis! Die Seite kannte ich noch nicht.
      Vielleicht war meine Kritikfähigkeit getrübt. Bei den Dingen, die heutzutage tatsächlich passieren, wundert man sich manchmal über gar nichts mehr.

    4. Ja, deutlich Satire…
      Aber schon der nächste Artikel – totz klar erkannbarer Satire – lässt mich nachdenken:
      „Nach #MeToo kommt #WeDo“…

      #MeToo = Opfer = ewig jammernde, passive Frauen?
      #WeDo = Täter = schaffende, aktive Männer?

      Ich bin kein Freund von Polarisierung – aber ich weiß, für welche Seite ich mich entscheiden würde…

  1. Na ja, das mit den Reagenzgläsern ist schon etwas grenzwertig. Das da die Gender Abteilng aufspringt war vorhersehbar.

    1. Grenzwertig? Kann es sein, dass deren Trommelfeuer schon in Deine Wahrnehmung eingesickert ist?

      Und selbst wenn: Wenn wir so weiter machen, sind die kleinsten sexuellen Anspielungen nicht mehr erlaubt, und wir landen wieder im prüdesten viktorianischen Zeitalter. Ich habe in meiner Kindheit in Bayern nicht Franz Josef Strauß und den katholischen Mief, der dort in den 70ern noch weit verbreitet war, überlebt, nur um mir heute wieder das Leben von irgendwelchen Gender-Betschwestern und Islam-Religioten vermiesen zu lassen. Lustigerweise haben damals wie heute die Prüdesten oft die perversesten Phantasien. Die sollten sich mal lieber mit ihren psychischen Abspaltungen beschäftigen anstatt andere Leute mit ihrem Sermon zu belästigen.

      1. seh ich genauso. selbst wenn man die reagenzgläser als sexuelle anspielung deutet (eine deutung, die auch mir ohne die erklärung gar nicht aufgegangen wäre), was wäre an dieser anspielung schlimm? wer sich an sowas stört hat einfach ein problem mit sex.

    1. Ich hab mich das auch gefragt, inwieweit die Heirat von seiner Seite aus freiwillig war. Aber das steht nunmal nicht im Artikel.

      1. Laut meinem Pakistanischen Arbeitskollegen nur bedingt. Es läuft nach dem Motto „Du kannst zwar nein sagen, aber du wirst sehen was du dann davon hast“. Zumindest wenn die Eltern die Ehe auch für den Mann arangieren, was oftmals der Fall ist.

      2. Ich ziehe da mal einen Vergleich:
        Wenn zwei Leutchen bei einem Banküberfall als Geiseln genommen werden, welche der Geiseln hat dann einen besseren Grund, die andere zu erschießen?

    1. Nur falls sich wer wundert, warum allerlei Kommentatoren das nochmal wiederholen: Heute hat der Spamfilter wieder öfters zugeschlagen, und es mussten einige Kommentare erst freigegeben werden.

  2. zum fall ägypten muss man sagen, dass in kairo sexuelle gewalt ein riesen problem ist. in kairo herrscht tatsächlich eine echte „rape-culture“. dieser anwalt spricht damit aus, was vermutlich viele Kairener (einschließlich frauen) denken. es herrscht ein tugendfuror, der die reaktion einer konservativen gesellschaft auf das zerbrechen der traditionellen werte in einer modernen metropole ist. gemischt mit nationalismus und der problematik, dass männer durch die arbeitslosigkeit vom heiratsmarkt ausgeschlossen sind.

    1. Das klingt ja fast, als wäre das quasi deren Variante des auch hier herrschenden Neoviktorianismus ….
      ( so durch die gaaanz grobe Linse betrachtet )

      1. Wollte auch schon sagen:
        Den Tugendfuror haben wir hier auch. Aber ohne rape-culture und vergleichbare Massenarbeitslosigkeit (auch wenn unsere Statistik natürlich geschönt ist bis zum geht-nicht-mehr).

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