Warum ich Axe Movember empfehle

Es ist Movember, also der Monat, um auf Männergesundheit aufmerksam zu machen! Nachdem ich das Thema zuletzt vor drei Jahren hier im Blog angeschnitten hatte, machte ich unlängst eine erfrischende Entdeckung:

In den Niederlanden und Belgien hat Axe dieses Jahr eigens Duschgel und Deospray namens „Movember“ herausgebracht – inklusive Schnurrbart auf der Verpackung. Darauf befindet sich außerdem eine Anleitung, wie man seine Hoden kontrolliert – um frühzeitig Hodenkrebs zu erkennen.

Mit jedem verkauften „Axe Movember“ unterstützt Axe die Movember-Stiftung, die sich für Männergesundheit einsetzt. Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf Themen wie Prostatakrebs, Hodenkrebs, psychische Gesundheit und Selbstmordprävention (siehe Erklärung bei der Drogeriekette „Kruidvat“).

Mit Sprüchen wie „Habt Ihr die Eier, um Euch um Eure Gesundheit zu kümmern?“ sollen insbesondere junge Männer angesprochen werden, für die Gesundheitsthemen „uncool“ seien. Das passt insofern, als Hodenkrebs eine der häufigsten Krebsarten bei jungen Männern ist (siehe Blog der Drogeriekette „Kruidvat“).

Ich muss sagen: Das ist doch mal ein Kommerz, der mir gefällt!

Rettung durch Konsum?

Wie heißt es doch so schön: Nur Nixon konnte nach China gehen.

Wer könnte besser auf ein ernstes, unangenehmes Thema aufmerksam machen als eine Firma, die in der Vergangenheit in ihrer Werbung auf Spaß und (Hetero-)Männerphantasien setzte? Legendär etwa die Fahrstuhl-Werbung von 1997, die neben dem „normalen“ guten Ende auch zwei Varianten mit Oma und Rocker hatte:

Oder der Clip über „die ideale Frau“, bei der in verschiedenen Sprachen genau das gesagt wird, was Männer gerne hören würden:

Heute kann ich mir so etwas gar nicht mehr vorstellen. Die Fahrstuhl-Werbung würde als „rape culture“ gebrandmarkt und die Werbespots über die „ideale Frau“ natürlich als sexistisch, wenn nicht sogar ein Bezug zu Vergewaltigungsdrogen hergestellt würde.

Zum Vergleich: Axe spricht mit „Movember“ ein Thema an, das Florian Rötzer von Telepolis trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse ignorieren möchte, wohl um sich als „besonders modernen Mann“ darzustellen. Also, da habe ich doch lieber ehrlichen Konsum als falschen Idealismus!

Meta

Vor etwa einem halben Jahr hatte ich erklärt, warum ich weniger bloggen werde. Leider ist es, was das Verfolgen der Blogblase angeht, bei mir nicht besser, sondern sogar schlechter geworden. Ich bin praktisch raus. Mir fehlt die Zeit und Konzentration.

Dazu kommt noch, dass ich selbst für dieses Blog hier nicht die Muße finde, die Autoren und Leser verdient haben. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, gegen Ende des Jahres einen Schnitt zu machen und – von eventuellen Gastartikeln abgesehen – mit dem Bloggen aufzuhören.

Das kommt bei mir nicht mit einem traurigen, sondern einem zufriedenen Gefühl: Das Blog an sich läuft soweit und die Blogblase ist so groß, dass ich es nicht mehr schaffe, alles mitzubekommen. Da geht doch viel mehr als zu meiner Einsteigerzeit!

Die grundsätzlichen Themen sind soweit für mich abgehakt. Ich erlebe nur noch selten, dass ich etwas ganz Neues lerne. Der tägliche Wahnsinn wird soweit gut begleitet; auch die Einordnung von scheinbar neu aufflackernden Themen in einen größeren Kontext klappt gut. Wenn ich jemandem ein Buch empfehlen will, brauche ich nur „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ von Arne Hoffmann zu nennen, da steht alles wesentliche schön unaufgeregt drin. Was wünsche ich mir mehr?

In den letzten Monaten begegne ich immer häufiger Männer und Frauen, die „aufgewacht“ sind. Sie beurteilen die neueste „virtue signalling“-Mode kritisch, sie fordern echte Gleichberechtigung, sie rufen zu eigenständigem Denken und Hinterfragen auf, statt sich einfach in seiner Wohlfühlblase aufzuhalten, wo einem niemand wehtut. Sie sind mutiger als ich, weil sie unter Klarnamen auftreten und ihr Gesicht zeigen. Das sind die Menschen, die ich unterstützen möchte.

Ich erlebe auch, dass Themen und Positionen, die ich früher aus in der Blogblase kannte, plötzlich ins reale Leben herübergeschwappt sind. Andere Leute sprechen sie von sich aus mir gegenüber an. Sicher, bis zu irgendwelchen politischen Lösungen wird es noch dauern, denn die Politik reagiert bekanntlich als letztes. Aber das bleierne Schweigen, das ist nicht mehr da. Die Botschaft in die Welt hinaustragen und die Flamme weiter entfachen – das gilt es jetzt für mich zu tun.

Durch das Lesen und Diskutieren habe ich viel gelernt. Ich bin davon überzeugt, dadurch ein besserer Mensch geworden zu sein als ich zuvor war, der deutlich positiver durchs Leben geht. Gerade die Möglichkeiten zu erkennen, wie ich mein eigenes Leben besser gestalten kann, hat mich auf die richtige Bahn gebracht. Vielen Dank dafür!

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Da es heute um eine Aktion in den Niederlanden und um einen absehbaren Abschied ging: Dieses Lied ist das Lied von Reinhard Mey in den Niederlanden!

Reinhard Mey: Gute Nacht, Freunde