Warum ich in Zukunft weniger bloggen werde

Vor fast 10 Monaten habe ich ein Experiment gestartet: Wie lange würde es gelingen, jeden Tag hier einen neuen Artikel im Blog zu haben? Das war vor dem Hintergrund, dass insbesondere in den Sommermonaten die Frequenz stark zurückgegangen war.

Was ich ursprünglich nur einen Monat ausprobieren wollte, um ein wenig angesammeltes Material zu verbloggen und ein wenig die Zeit zu überbrücken, bis die anderen Autoren wieder aktiver werden, hat dazu geführt, dass ich z.T. als alleiniger Blogbetreiber wahrgenommen werde. Die erhoffte Belebung der Autorenschaft blieb aus, im Gegenteil: Mark E. Smith ist inzwischen bei Man-Tau, djadmoros hat sich auf „Arbeitsurlaub“ begeben, um ein Buch zu schreiben.

Auf der einen Seite stelle ich fest, dass ich immer mehr beim Lesen hinterherhinke. Täglich schreiben und entspannt eine Reihe Blogs lesen, dafür ist meine Zeit (und vor allem meine Konzentration) zu knapp bemessen. Aber auch zu längeren Artikeln komme ich kaum noch.

Auf der anderen Seite sehe ich, dass für vielerlei Funktionen schon Blogs existieren, die den Bedarf dessen, was ich gerne hätte, gut abdecken:

Als Nachrichten-Verteiler fungiert Genderama.
Die hohe Artikelfrequenz mit vielen Kommentaren hat Alles Evolution.
Der linksliberale Anspruch mit längeren Artikeln wird durch Lucas Schoppe bei Man-Tau bedient.
Für die politischen Themen gibt es Organisationen wie MANNdat, Gleichmaß, den Väteraufbruch – und Personen, die nicht anonym bleiben, können hier mehr bewegen.

Dazu kommt, dass „einfach nur bloggen“ nicht reicht, um Verbreitung zu finden. Dazu gehörte schon immer auch woanders kommentieren. Heutzutage ist bei Twitter aktiv sein wesentlich.

Bei Youtube gibt es inzwischen einige interessante Kanäle auf Deutsch, die mit einem Video Zuschauer der Größenordnung 100.000 anziehen. Der Doktorant hatte mehrmals ein Video, nach dessen Angucken ich mir dachte: Damit ist eigentlich alles gesagt, noch dazu schön aufbereitet.

Welche Nische bleibt? Worauf habe ich selbst noch Bock?

Wie krams kommentierte:

Wenn ich mich mal kurz dazwischen drängeln darf: Ich finde gerade diesen Aspekt von Graublaus Tätigkeit sehr wertvoll. Wenn Leszek oder Crumar kein Bedürfnis haben, eigenständig Blogartikel zu verfassen (mancher bevorzugt halt die Diskussion und nicht den Monolog 😉 ), dann ist das erstmal deren Sache. Das ist allerdings, und da stimme ich Dir zu, sehr bedauerlich, weil viele interessante Beiträge im Rauschen der Kommentare bspw. bei allesevolution untergehen – ich lese dort z.B. nur noch sehr sporadisch, weil ein Großteil der Kommentare und Artikel mir zu oberflächlich sind, verpasse dann aber auch einige Perlen in der Kommentarspalte, die ich dann dank Graublau z.T. hier lesen kann. Wenn also Graublau interessanten Beiträgen eine stärker herausgehobene Plattform bereitet, ist das aus meiner Sicht ein perfektes Beispiel einer Zusammenarbeit, von der alle profitieren. Insofern, vielen Dank an Graublau, Leszek, Crumar und alle anderen.

Was ich eher anregen würde: Die Frequenz der Beiträge etwas zurückfahren. Ich hatte geschlechterallerlei immer als den etwas ruhigeren, für längere Artikel und zivilisiertere Diskussionen gedachten Gegenpart zu den unser-täglich-Junkscience-gib-uns-heute-plus-Kommentareschlacht-Seiten empfunden. Ich habe den Eindruck, die täglichen Artikel tun dem Blog unter diesem Aspekt nicht gut. Die täglichen Nachrichten deckt halt auch genderama sehr gut ab.

Dieser Kommentar ist mir in den letzten zwei Monaten im Gedächtnis geblieben. Immer mehr stellte sich bei mir das Gefühl ein: Das stimmt schon so.

Was ich mir für die Zukunft vorstelle, ist folgendes:

  1. Einsteigerblog
  2. Leszek, crumar usw. zitieren
  3. Fundstücke sammeln, um sie nicht zu verlieren
  4. Materialsammlung zu Themen, die immer wieder hochkommen
  5. ab und zu einen längeren Artikel

Dafür reichen einige Artikel pro Monat – je nach Bedarf. So soll es ab Juni weitergehen!

Aktualisierungen: Christian Schmidt startet bei Alles Evolution einen Aufruf an Leute, die Lust haben, zu bloggen. Vielen Dank! Wie konnte ich das nur vergessen? Diese Art von Werbung muss man doch spätestens alles halbe Jahr starten. Das kenne ich auch so aus anderen Kontexten.

Fiete zu diesem Artikel.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Von krams vorgeschlagen:

Maceo Parker: Gimme Some More

20 Kommentare zu „Warum ich in Zukunft weniger bloggen werde“

  1. @ Graublau

    „Vor fast 10 Monaten habe ich ein Experiment gestartet: Wie lange würde es gelingen, jeden Tag hier einen neuen Artikel im Blog zu haben?“

    Das hast du lange durchgehalten.
    Ich habe deine Artikel immer gerne gelesen und dadurch hinzugelernt – vielen Dank dafür!
    Ich habe natürlich Verständnis dafür, dass du reduzieren willst, mach es so, wie es für dich richtig ist und sich gut anfühlt.

    1. Ich habe deine Artikel immer gerne gelesen und dadurch hinzugelernt – vielen Dank dafür!

      Oh, da fühle ich mich aber geehrt! Zumal ich Deine langen Kommentare, die oft das Niveau von eigenen Artikeln haben, immer wieder gerne lese.

      Eine der positivsten Erfahrungen der letzten Monate war übrigens, solche längeren Kommentare in eigene Artikel umzuwandeln. Es kommt immer wieder vor, dass sie woanders erwähnt werden (zuletzt etwa beim Freitag). Insofern hat es sich gelohnt, hier die Arbeit zu investieren und die guten Sachen für längere Zeit leicht auffindbar zu machen.

  2. Moin Graublau! Ich fände eine Zusammenarbeit mit anderen Blogs immer noch eine gute Alternative. Es werden mehr Ressourcen frei, wenn nur ein Blog genutzt wird und die Reichweite würde vermutlich steigen. Überleg es Dir doch mal. 🙂

    1. Der Vorteil eines „Heim“-Blogs ist natürlich, dass man da selbst entscheidet, was da rein kommt und was nicht. Ansonsten gebe ich Dir vollkommen recht: Sich vernetzen ist besser. Gerade dafür hat mir aber in den letzten Monaten der Atem gefehlt. Insofern freue ich mich auf die Aussicht, mal etwas anderes zu probieren. 🙂

  3. „Einsteigerblog
    Leszek, crumar usw. zitieren
    Fundstücke sammeln, um sie nicht zu verlieren
    Materialsammlung zu Themen, die immer wieder hochkommen
    ab und zu einen längeren Artikel“

    Naheliegend, bin ich auch gerade drüber am Nachdenken …..

    1. Es ist schon eine wichtige Erfahrung, selbst zu bloggen und nicht nur zu kommentieren. Es ist auch wichtig, einfach draufloszuschreiben und nicht das perfekte Design o.ä. anzuzielen.

      Was ich in den letzten Monaten gemerkt habe: Wenn man erst einmal eine Basis von Artikeln hat, wird man auch über alle möglichen Stichwörter gefunden. Es dauert also eine Weile, bis ein Blog vom Boden abhebt.

  4. „ich lese dort z.B. nur noch sehr sporadisch, weil ein Großteil der Kommentare und Artikel mir zu oberflächlich sind“

    Arg. Ja, meine Zeit ist eher weniger geworden und da fehlt häufig die Möglichkeit bei einem Artikel in die Tiefe zu gehen oder eine Studie ausführlich zu besprechen.

    @ Graublau

    Vielen Dank für die Mühe, die du dir hier machst und gemacht hast. Ich weiß, wie viel Arbeit es sein kann, wenn man täglich einen Artikel raushaut und nebenher noch den Blog mit Kommentaren verwaltet. ich finde es ist viel Gutes dabei heraus gekommen.

    1. Ja, meine Zeit ist eher weniger geworden und da fehlt häufig die Möglichkeit bei einem Artikel in die Tiefe zu gehen oder eine Studie ausführlich zu besprechen.

      Das kenne ich auch so. Dazu kommt: Über viele Stichworte und Themen hat man grundsätzlich geschrieben, da wird jedes neue Fundstück oder Ereignis vor allem unter dem Blickwinkel betrachtet, wie man es in das bereits Bekannte einordnen kann. Das kann ja durchaus zu Überraschungen und Verschiebungen führen, aber man arbeitet sich nicht mehr grundsätzlich an so etwas ab.

      Vielen Dank für die Mühe, die du dir hier machst und gemacht hast. Ich weiß, wie viel Arbeit es sein kann, wenn man täglich einen Artikel raushaut und nebenher noch den Blog mit Kommentaren verwaltet. ich finde es ist viel Gutes dabei heraus gekommen.

      Dankeschön! Gerade den Blick dafür, ob das nun gut oder schlecht war, was ich so bloggte, hatte ich zuletzt verloren. Gut zu wissen, dass das von den intensiveren Lesern und Schreibern positiv wahrgenommen wird.

  5. Lieber Graublau,

    ich möchte bei dieser Gelegenheit meinen Respekt gegenüber deiner Arbeit zum Ausdruck bringen. Es ist überaus ambitioniert, jeden Tag einen neuen Artikel zu produzieren. Es wäre sehr schade, wenn »dein« Blog hier langsam in den Dämmerschlaf abwandert. Ich lese hier regelmäßig. Mit Kommentaren hatte ich bei meinen Versuchen hier wenig Glück; offenbar landen die hauptsächlich im Nirwana. Jedenfalls finde ich deine Themenauswahl sehr angenehm und den Ton angemessen (vor allem im Gegensatz zu mir; aber da ist die Intention auch anders). Manchmal sind es Kleinigkeiten, die mich erfreut haben, wie z.B. dass du am werten Bill Burr ebenso viel Spaß hattest wie ich.

    Bis demnächst hoffentlich!
    Gruß, Stadtmensch

    1. Also, das ist ja eine Ehre, einen Kommentar vom Stadtmenschen zu bekommen! 🙂

      Es wäre sehr schade, wenn »dein« Blog hier langsam in den Dämmerschlaf abwandert.

      Keine Sorge, dafür sind noch zu viele Notizen ( > 130 Seiten) und ungelesene Artikel da. Mich hat es in den letzten Monaten nur zunehmend gestört, dass der Anspruch „jeden Tag einen Artikel im Blog haben“ wenig Raum lies, um mal wieder etwas mehr zu lesen und auch einen Artikel zu schreiben, der sich nicht nur an einem Fundstück aufhing, sondern ein eigenes Thema setzte und dabei Quellen verwertete.

      Mit Kommentaren hatte ich bei meinen Versuchen hier wenig Glück; offenbar landen die hauptsächlich im Nirwana.

      Könnte Akismet Schuld sein? Ich hatte über WordPress-Ärger (inklusive Akismet) kürzlich noch geschrieben. Die Spam-Kommentare suche ich regelmäßig durch, aber da habe ich nie etwas gesehen. Da blieb zuletzt vor allem (völlig unverschuldet!) man in the middle hängen.

      Jedenfalls finde ich deine Themenauswahl sehr angenehm und den Ton angemessen (vor allem im Gegensatz zu mir; aber da ist die Intention auch anders).

      Ja, da sind einige Formulierungen so deutlich, dass ich beim Lesen laut loslache. Es ist interessant; ich war mir nie sicher, ob das, was ich schreibe, nicht zu weichgespült ist. Aber letzten Endes muss man seinen eigenen Stil finden und so schreiben, dass man damit selbst einverstanden ist.

      Manchmal sind es Kleinigkeiten, die mich erfreut haben, wie z.B. dass du am werten Bill Burr ebenso viel Spaß hattest wie ich.

      Wer das Fundstück verpasst hat: Bill Burr über Mütter und Väter (und Madonna!)

  6. Graublau,

    auch von meiner Seite vielen dank für Deine Arbeit, und dafür, dass Du das Blog hier über eine längere Zeit am Leben erhalten hast. Und für das regelmäßige Verlinken von ahoipolloi natürlich. Eine geringere Schlagzahl muss ja gerade auf der längeren Strecke keine schlechte Strategie sein. Ich bin gespannt auf die Umsetzung Deines 5-Punkte-Plans. Bei Punkt 3 und 4 fällt mir mal wieder auf, wie sinnvoll eigentlich ein Format ähnlich der Wikipedia dafür wäre (Blogs eignen sich da m.E. nur begrenzt, weil schnell unübersichtlich), und wie schade es ist, dass die wikimannia trotz teilweiser guter Ansätze so unerträglich ist… aber das ist eine andere Geschichte.

    Freue mich auf die nächsten Artikel von Dir!

    1. Vielen Dank für die lieben Worte!

      Und für das regelmäßige Verlinken von ahoipolloi natürlich.

      Ich bin immer wieder überrascht, was die Leute besonders mögen. Ich habe mich zuletzt ja fast geschämt, „nur“ auf Ahoi Polloi hinzuweisen. Aber da sind einfach so viele Knaller dabei (auch aus der Vergangenheit), dass ich die besten Perlen einfach noch einmal hervorholen wollte.

      Ich bin gespannt auf die Umsetzung Deines 5-Punkte-Plans. Bei Punkt 3 und 4 fällt mir mal wieder auf, wie sinnvoll eigentlich ein Format ähnlich der Wikipedia dafür wäre (Blogs eignen sich da m.E. nur begrenzt, weil schnell unübersichtlich)

      Zu Punkt 3: Um ein Fundstück wiederauffindbar zu machen, sind Tags (also Schlagworte) essentiell. Auch den ganzen Titel, beteiligte Personen, wo man es ursprünglich gefunden hat usw. zu nennen ist wichtig. Ich ärgere mich bis heute, dass ich einige tolle Sachen nicht mehr finde – sie sind irgendwo in Diskussionsfäden (vor allem bei Alles Evolution) verschollen.

      Zu Punkt 4: Die Materialsammlungen kannst Du als Artikel veröffentlichen (oder als Seite) und dann vom Hauptmenü aus verlinken. Ich weiß gar nicht, warum ich damit nicht schon früher angefangen habe. Ich habe noch mindestens zwei solcher Sammlungen vor. Das mit entsprechenden Schlagworten versehen kann ebenfalls genügend Aufmerksamkeit bekommen (es ist ja umso leichter auffindbar von außen, je mehr Material Du verlinkst).

      1. „Danke, dass WikiMANNia „gute Ansätze“ unterstellt werden. Ist ja fast ein Lob!“

        Hi WikiMANNia,
        na, wolltest du uns mal wieder Gesellschaft leisten?

        Dann sage ich zur Abwechslung auch mal was Nettes über WikiMANNia, kommt bei mir ja nicht allzu oft vor. 🙂

        Also, deinen WikiMANNia-Artikel über mich fand ich insgesamt durchaus amüsant und unterhaltsam.
        Ich hatte mich in der Vergangenheit übrigens auch bei dir dafür bedankt, nämlich am Ende dieses Beitrags hier, auf dem Blog meiner Lieblings-Feministin. (Allerdings unter einem Artikel, den ich kritisiert hatte – selten, aber doch ab und zu schreibt auch Robin mal etwas, wo ich anderer Meinung bin):

        https://robinsurbanlifestories.wordpress.com/2015/08/18/montagskolumne-antifeministische-scheisse-des-monats/comment-page-1/#comment-4863

  7. @Leszek, Du linke Ratte! 😉

    Du musst keine Kreide fressen, alle wissen, dass Du alle Nicht-Linke hasst.

    Macht aber nichts, damit komme ich klar! 😉

    „Links“ kackt in Deutschland auf breiter Linie ab. Ich hoffe, dass Du damit klarkommst.
    Kuba, Venezuela, Südafrika und Nordkorea sind leider nicht sexy! 😉

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