Nostalgie-Fundstück: Thomas Sowell über das Gender Pay Gap

Zu dem Thema Mythos Gender Pay Gap hatte ich kürzlich noch einen Freakonomics-Beitrag von 2016 erwähnt. In einem früheren Kommentar zum selben Thema hatte Kommentator Matze auf einen Ausschnitt aus einer Fernsehsendung von vor mehreren Jahrzehnten verwiesen. Das fand ich so interessant, dass ich unbedingt die ganze Sendung sehen wollte, auch um den Kontext zu haben.

Firing Line – „The Economic Lot of Minorities“

William F. Buckley Jr. interviewt Thomas Sowell, Autor mehrerer Bücher („Ethnic America“, „Markets and Minorities“). Bei der Dame, die im zweiten Teil der Sendung Fragen stellt, handelt es sich um Harriet F. Pilpel. Sie wird vorgestellt unter anderem als Anwalt und Feministin.

Die Sendung wurde aufgezeichnet am 12. und ausgestrahlt am 15. November 1981 (laut ovguide).

Der Ausschnitt, den ich zuerst gesehen hatte, ist ab ca. 45:30-49:33 zu sehen. Relevant für das Thema ist aber auch 25:02-25:41 – auf diese Passage bezieht sich Sowell später auch ausdrücklich. Die im späteren Teil zitierten Daten sind von 1978.

Ich gebe im folgenden die Aussagen Sowells wieder, wobei ich sie meistens nicht als indirekte Rede kennzeichne. Wo ich mich mit meinem Anmerkungen nicht zurückhalten konnte, habe ich dies in kursiv getan. In einigen Fällen wird an verschiedenen Stellen in der Sendung mehrmals dasselbe Thema angeschnitten. Ich habe diesbezügliche Aussagen soweit es ging zusammengetragen. Es ist also nicht streng chronologisch!

IQ

Der IQ von Schwarzen liegt 15 Punkten unter denen von Weißen. Er erhöht sich mit ihrem sozioökonomischen Aufstieg. Es gibt keinen speziellen „IQ von Schwarzen“ und keine besonderen Faktoren bei ihnen.

Zum Vergleich: Jüdische Soldaten schnitten während des 1. Weltkriegs unterdurchschnittlich in einem Armeetest ab. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich das verändert.

Der IQ (auch einer Gruppe) ist also nicht festgelegt. Es gab in der Vergangenheit Gruppen mit Sprüngen von mehr als 20 Punkten in zwei Generationen.

ethnische Gruppen und Verdienst

Der „angelsächsische“ Anteil der Bevölkerung Amerikas liegt bei 15%. Zwar verdienen sie 105-106% im Vergleich zum Durchschnitt, aber andere Gruppen noch mehr:

Juden 170%
Japaner 132%
Chinesen 112%
Iren 103%
Westindier 94%
Schwarze 62%
Indianer 60%

Hierbei wurde das Alter nicht berücksichtigt. Gerade das wurde vorher als ein Faktor genannt, z.B. dass ältere Schwarze weniger verdienen als ältere Weiße, aber bei den jüngeren sich das angleicht.

Bestimmte Gruppen, die klar diskriminiert wurden, verdienen sogar mehr. Der Durchschnittsverdienst ist also nicht Folge von Diskriminierung.

der Markt als anti-diskriminatorisches Instrument

Buckley wirft dann auch die passende These in den Raum: Der Markt hat überhaupt kein Interesse an Diskriminierung. Sowells Erwiderung: Diskriminierung kostet – und einige Leute werden bereit sein, dafür zu zahlen.

Der Markt muss z.T. stark reguliert werden, um Diskriminierung aufrechtzuerhalten: In Südafrika gibt es Quoten für Weiße und die Firmen versuchten, Schlupflöcher zu finden, um doch mehr Schwarze anzustellen (weil diese weniger kosteten). (Ja, die Diskriminierung wird durch die Quote eingeführt, nicht etwa durch sie beseitigt!)

Typischerweise geht Diskriminierung von Regierungen aus. (Soviel zur Idee „Der Staat soll’s richten.“) Wer nicht auf Profit aus ist, diskriminiert leichter (Bildungssystem, früher z.B. nicht nur gegen Schwarze, sondern auch gegen Juden). Diskriminierung ist pandemisch, verbreitet „wie Sauerstoff“, wenn sie nicht viel kostet. Sport und Unterhaltung, wo es großen Wettbewerb gibt, sind offener.

Gerade weil die Regierung diskriminiert, läßt sich Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt schwer messen. Wenn etwa bestimmte Gruppen nur schlechte Bildung bekommen, dann werden es deren Mitglieder automatisch auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben.

Politik, Armee und Universitäten

Als Aufhänger diente die geringe Anzahl von Frauen in hohen politischen Ämtern. Darauf entgegnet Sowell: Regierungen sind nie ein genaues Spiegelbild gesellschaftlicher Gruppen. Das sind Armeen ja ebenfalls nicht! Das gilt auch nicht für Studenten, Doktoranden an Unis.

Dinge wie eine politische Karriere schließen andere Sachen aus, weswegen auch Sowell selbst keine angestrebt hat. Frauen in der Wissenschaft (mit Karriere) sind deutlich seltener verheiratet, häufiger geschieden (als sonstige Frauen oder männliche Wissenschaftler).

Werbung und Fernsehkonsum

Es gibt demographische Analysen über Fernsehkonsum, damit die Werbung stimmt. Die Werbung folgt den Interessen der Leute, nicht umgekehrt. (Soviel zur Allmacht der Werbung!)

Selbst bei Sachen, die vollständig der individuellen Kontrolle von Leuten unterliegen, zeichnen sich große Unterschiede ab. Wo ist das Werteproblem, wenn Leute unterschiedliche Dinge tun (im Unterschied zu „andere Leute davon abhalten, etwas zu tun“)?

Gender Pay Gap, erste Passage (25:02-25:41)

Dinge wie unterdurchschnittlich viele Frauen / Schwarze in politischen Ämtern sagen erst einmal gar nichts. Wenn es Hinweise auf Diskriminierung gibt, dann soll man Beweise vorlegen. Am besten ist es, die vernünftigste Erklärung unter den bekannten Umständen anzunehmen.

Leider wird genau umgekehrt argumentiert: Man schaut auf Prozentzahlen (Politik/Verdienst) und folgert daraus auf Diskriminierung, ohne auf die Bedingungen zu achten.

In Wirklichkeit sollte man gleiches mit gleichem vergleichen, also z.B. Frauen, die dauerhaft Vollzeit arbeiten. Dann verschwinden die Unterschiede, ja, Frauen verdienen sogar z.T. mehr.

Leider werden viele Faktoren üblicherweise nicht berücksichtigt: Begabung, Ausbildung, Alter…

Die Unterschicht selbst entscheiden lassen?

Spannenderweise fragt die Feministin, ob es denn wirklich eine gute Idee sei, bei den armen, ungebildeten Schwarzen die Eltern Entscheidungen treffen zu lassen. (Genau so sieht für mich Arroganz der Eliten aus!) Sowohl Buckley als auch Sowell befürworten eine Entscheidungsfreiheit etwa bei der Bildung. Gerade Sowell plädiert aus eigener und allgemeiner Erfahrung, dass solche Eltern wollen, dass es ihren Kindern besser gehe.

Gender Pay Gap, zweite Passage (45:30-49:33)

Pilpel sieht Diskriminierung gegen Schwarze und Frauen, Sowell verweist auf das, was er vorher gesagt habe. Unter gleichen Umständen verdienen Schwarze sogar mehr. Pilpel behauptet, Frauen verdienten weniger für die gleiche Arbeit, Sowell verneint dies und fordert, gleiches mit gleichem zu vergleichen. Bei gleichen Faktoren verdienen Frauen z.T. mehr.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Die Musik aus der Sendung klingt in besserer Qualität viel schöner!

Brandenburg Concerto No. 2 in F major, BWV 1047 (Freiburger Barockorchester)

2 Kommentare zu „Nostalgie-Fundstück: Thomas Sowell über das Gender Pay Gap“

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