Die Nichtexistenz von Vätern in der Zeit

Fundstück in der Zeit. Ein Bericht über ein Haus für drogenabhängige Mütter und ihre Kinder.Und wie ich finde eine spannende Reportage. Aber aus einem männerrechtlichen Blick fällt eines ganz besonders auf.

Mein Mann ist jetzt so desinteressiert an mir, er schlägt mich nicht mal mehr

Natürlich werden irgendwie und irgendwann auch Väter erwähnt. Aber läge es nicht auf der Hand auch nach der Rolle der Väter zu fragen? Oder sind es tatsächlich immer nur die Kinder der Mütter wie in der Überschrift genannt?

Männer müssen draußen bleiben, für Väter gibt es ein Spielzimmer, das sie nur über einen separaten Eingang betreten können.

Es liegt auf der Hand, Väter von Kindern in problemgeladenen Situationen, mit drogenabhängigen Müttern sind wohl eher selten Beamte mit Bausparverträgen. Aber ist diese totale Ausgrenzung der Väter durch den separaten Eingang ins Spielzimmer das einzige, was es zu sagen gäbe? Kann man damit rechnen, daß zum Kindswohl in dieser Einrichtung auch daran gearbeitet werden kann, das Kind beim Vater aufwachsen zu lassen?

„Es ist ein harter Übergang, aus einer Gemeinschaft, wo man immer jemanden zum Reden habe, jemanden, der einem die Kinder abnimmt, in eine harte Welt, wo oft niemand da ist, der einen unterstützt“

Es ist damit zu rechnen, daß die Frauen und Kinder auch aus großer Entfernung in die „einzigartige“ Einrichtung kommen. Männern ist der Zutritt verboten. Wie wird der Kontakt zu den Vätern gefördert? Gibt es eine organisierte Übernachtungsmöglichkeit für Väter die eine lange Anreise haben? Die ihr Kind (und ihre Frau?) nicht nur am Samstag, sondern auch am Sonntag sehen wollen? Und wäre es nur dafür, den Kontakt nicht abreissen zu lassen und den Frauen nach der Entlassung jemanden zu lassen, der sie unterstützt.

Auch Tims Vater trank regelmäßig, genauso wie der Großvater, der eine Straße weiter wohnte, und viele Nachbarn in der Siedlung. Mittendrin lebte Michelle Bauer mit Tim.

So viele Fragen könnte man stellen. Tatsächlich werden die Väter totgeschwiegen. Man könnte es Ignoranz nennen. Ich nenne es organisierten Vaterentzug.

5 Kommentare zu „Die Nichtexistenz von Vätern in der Zeit“

  1. *Es liegt auf der Hand, Väter von Kindern in problemgeladenen Situationen, mit drogenabhängigen Müttern sind wohl eher selten Beamte mit Bausparverträgen.*

    Richtig. Und für die Mütter ist es absolute Priorität, dass sie abstinent bleiben. Gerade für die Kinder! Da man davon ausgehen kann, dass sich die Väter in einem ähnlichen Milieu bewegen, finde ich das absolut korrekt, den Besuch zu reglementieren und zu überwachen. Alkoholikertum hat nichts damit zu tun, dass einer mal zuviel trinkt und dann schmutzige Lieder singt, Alkoholiker haben sich und ihre Emotionen oft nicht mehr im Griff, werden aggressiv und feindselig den Kindern ggü. und belasten sie stark. Und wie es scheint ist das eben keine Entzugsklinik für Frauen die in ein gesichertes Umfeld zurückkommen, sondern für welche, wo der Alkohol oder die Drogen das gesamte Umfeld (also auch den Vater) mitbestimmen.

    Väter haben natürlich ein Recht ihre Kinder zu sehen, aber nicht um jeden Preis.Wenn da einer völlig zu auftaucht und lamentiert, er wolle jetzt sofort sein Kind sehen, wie würdest du reagieren? Ihn nett darauf hinweisen, dass es eventuell nicht ganz so gut wäre, wenn er sein Kind in diesem Zustand sieht, aber es gäbe da eine ganz nette Pension, wo er auf Kosten der Einrichtung seinen Rausch ausschlafen kann, bis er eventuell wieder in der Lage ist, Umgang mit seinem Kind zu haben?

    1. Irgendwie schrammst Du gekonnt an Gerhards Kritikpunkten vorbei…

      1) Auch wenn’s nicht die Mehrheit ist – es gibt durchaus viele Beziehungen, in denen nur die Mutter suchtkrank ist und der Vater nicht. Der wird hier aber genauso kategorisch ausgeschlossen wie der Suffi. Begründung? Fällt mir ehrlich gesagt keine ein. Das eine Einbeziehung des Vaters in diesen Fällen sowohl Mutter als auch Kind nützen könnten, ist wohl unvorstellbar? Im übrigen werden beim Konzept des Frauenhauses ja z.B. weibliche Bekannte aus dem Umfeld nicht per se ausgeschlossen. Da siehst Du nicht die gleichen Gefahren?

      2) Gerade wenn da eine hohe Quote von beiderseitigen Suchterkrankungen vorliegt, warum wendet sich das Projekt dann nicht auch an Familien? Oder suchtkranke Väter mit Kindern?

      Wenn da einer völlig zu auftaucht und lamentiert, er wolle jetzt sofort sein Kind sehen, wie würdest du reagieren?

      Polemischer Blödsinn. Solche Fälle werden im Ursprungsartikel mit keinem Wort erwähnt, darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass die Väter hier kategorisch und systematisch ausgeblendet und ausgeschlossen werden. Egal wie ihre Haltung und Situation ist und ob es dem Wohl des Kindes entspricht.
      Ach ja, und wenn Du denkst „kann sich doch jeder einen anderen Therapieplatz suchen“: Die Plätze sind derart knapp, da nimmst Du einfach, was Du kriegst.

      1. @krams
        *Auch wenn’s nicht die Mehrheit ist – es gibt durchaus viele Beziehungen, in denen nur die Mutter suchtkrank ist und der Vater nicht. *

        Das ist aber nicht das Klientel, von dem hier gesprochen wird. Es ist sogar so, dass die meisten Suchtkliniken Familiengespräche anbieten. Hier war aber die Hauptperson eine alleinerziehende Mutter, die ohne diese Einrichtung keine Chance hätte, weil andere Kliniken diese Mutter-Kind-Betreuung nicht bieten und Frauen wie sie verstärkt Unterstützung brauchen um z.B. eine Tagesstruktur herzustellen.

        *Im übrigen werden beim Konzept des Frauenhauses ja z.B. weibliche Bekannte aus dem Umfeld nicht per se ausgeschlossen. Da siehst Du nicht die gleichen Gefahren?*

        Das ist kein Frauenhaus, sondern eine Suchtklinik. Und eine gewisse Eigenverantwortung kann man bei den Frauen erwarten, die ist bei Kindern nicht gegeben.

        *Gerade wenn da eine hohe Quote von beiderseitigen Suchterkrankungen vorliegt, warum wendet sich das Projekt dann nicht auch an Familien? Oder suchtkranke Väter mit Kindern?*

        Wenn die gesamte Familie suchtkrank ist, werden die Kinder oft einfach weggenommen oder ein(e) FamilienpflegerIn dabeigestellt. Sofern es denn auffällt.

        *Oder suchtkranke Väter mit Kindern?*

        http://www.martha-stiftung.de/suchterkrankungen/fachklinik/eltern_kind_angebot.php

        Tadaaa. Das waren 3 Klicks.

        *Solche Fälle werden im Ursprungsartikel mit keinem Wort erwähnt, darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass die Väter hier kategorisch und systematisch ausgeblendet und ausgeschlossen werden. Egal wie ihre Haltung und Situation ist und ob es dem Wohl des Kindes entspricht.*

        Du weißt aber auch nicht, WARUM sie das so handhaben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es da ein paar Fälle gab und sie eine Lösung finden mussten. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mir vorstellen könnte, dass der Vater schon lange vorher nicht mehr auf der Bildfläche erschienen ist.

        *Ach ja, und wenn Du denkst “kann sich doch jeder einen anderen Therapieplatz suchen”: Die Plätze sind derart knapp, da nimmst Du einfach, was Du kriegst.*

        Hattest du schonmal mit Suchtkranken zu tun? Das Knifflige ist, dass die süchtig nach Dingen, die das Belohnungszentrum ansprechen, sind. Ganz ganz viele sind nur in Behandlung, weil jemand anders (Gesetz, Arbeitgeber, Jugendamt etc) entschieden hat, dass sie entweder entziehen oder in den Knast kommen/arbeitslos werden/die Kinder wegkommen. Und bei Suchterkrankungen ist es auch, anders als bei z.B. Depressionen, so dass es viele Auffangstellen gibt, z.B. Therapieangebote der Caritas, Tageskliniken, etc. Oft scheitert es aber daran, dass solche in Eigenregie organisierten Therapien ein hohes Maß an Eigenverantwortung fordern, du musst zeigen dass du wirklich willst. Eine Maßnahme ist z.B. dass der Patient über einen Monat lang an einem bestimmten Tag anrufen muss, dass er sich z.B. einen Substituierungsarzt sucht, etc. Auch muß er in Therapie an den Maßnahmen teilnehmen, pünktlich aufstehen, etc.
        Das hat natürlich einerseits damit zu tun, dass Plätze nicht auf Bäumen wachsen, aber auch damit, dass viele harte Trinker/Drogis solche Einrichtungen regelmäßig auch mal für nen Monat nutzen um sich mal wieder zu sanieren (Essen, Schlafen, Hygiene, ärztl. Versorgung) und dann wieder zu ihrem alten Leben zurückkehren.

      2. Das ist aber nicht das Klientel, von dem hier gesprochen wird. Es ist sogar so, dass die meisten Suchtkliniken Familiengespräche anbieten. Hier war aber die Hauptperson eine alleinerziehende Mutter, die ohne diese Einrichtung keine Chance hätte, weil andere Kliniken diese Mutter-Kind-Betreuung nicht bieten und Frauen wie sie verstärkt Unterstützung brauchen um z.B. eine Tagesstruktur herzustellen.

        Ich kann aus dem Artikel nicht erkennen, ob sie zu Therapiebeginn allein-oder getrennterziehend war oder noch mit dem Vater zusammenlebte. Ausser der Aussage, das er auch trank, kommt er nämlich nicht vor.
        Maren, hier finden es alle sinnvoll, dass auch Eltern Therapiemöglichkeiten gegeben werden. Mit Kind. Die Kritik bezieht sich auf den kategorischen Ausschluß der Väter als Therapieteilnehmer und ihre sehr eingeschränkten Möglichkeiten zur Begleitung bzw. Kontaktaufrechterhaltung mit dem Kind.

        Das ist kein Frauenhaus, sondern eine Suchtklinik.

        Hast Du den Artikel überhaupt gelesen?

        Um die Frauen zu schützen, ist das Haus in Lokstedt Nachsorgeeinrichtung und Frauenhaus zugleich

        Und nochmal die Frage: Warum ist der Kontakt mit Frauen aus dem Umfeld scheinbar kein kategorisches Problem, mit Männern schon?

        Tadaaa. Das waren 3 Klicks.

        Der Unterschied zwischen Therapie und Nachsorge ist Dir bekannt? Die Nachsorge richtet sich ausschließlich an Frauen, da kannst Du klicken, wie viel Du willst…

        Du weißt aber auch nicht, WARUM sie das so handhaben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es da ein paar Fälle gab und sie eine Lösung finden mussten. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mir vorstellen könnte, dass der Vater schon lange vorher nicht mehr auf der Bildfläche erschienen ist.

        Und die Lösung ist ein kategorischer Männerausschluß in der Einrichtung? Ich würde eher von der Konstellation Frauenhaus/Nachsorge davon ausgehen, dass diese Ausrichtung des Projekts schon von Beginn an feststand.

        Ich habe übrigens schon mit Suchtkranken zu tun gehabt, einige Alkoholiker im näheren Umfeld. Stimmt alles, was Du unten schreibst, ich habe allerdings auch erlebt, dass lange Wartezeiten für Therapieplätze existieren (die Betroffenen hatten aber noch eine gewisse intakte Eigenmotivation bzw. ein Umfeld, dass sich um sie gekümmert hat, und sind auch bisher trocken geblieben). Gerade deshalb kann es eben sein, dass dieses Angebot angenommen wird, obwohl es zu einer Entfremdung des Kindes vom Vater führen kann, speziell auch, wenn Das Verhältnis, eventuell auch suchtbedingt, in dem Moment der Entscheidung nicht gut ist.

      3. Sippenhaft, Hurraaaa!
        Nichts anderes ist es doch. Wenn die Mutter Alleinerziehend, drogenabhängig etc. ist, dann muss der Mann eben nicht zwangsläufig Drogenabhängig sein. In meiner Heimatstadt gab es eine Entzugsklinik, die aber auch andere stationäre und ambulante Dienste angeboten hat. Hier kamen zuhauf am WE Väter mit den Kindern, die Mama mal besuchen wollten. Und das eine solche Klinik erkennt/prüft wer da dann die Pullen oder sonstiges reinschmuggelt. In der ersten Zeit ist sowiso Ausgangsverbot. Also kein Grund den Papa da nicht auch reinzulassen… Mich würde eh interessieren was die machen wenn ich als sorgeberechtigter Vater da mal mein Kind auf den Arm nehme, wenn die mit den Kindern draussen spazieren gehen, mich umdrehe und einfach gehe…

        Das die Zeit hier ein liebgewonnenes Klischee bedient, sollte klar sein:
        „Mein Mann ist jetzt so desinteressiert an mir, er schlägt mich nicht mal mehr…“ Das Ding ist ja auch Frauenhaus und Entzugsklinik, wo dann auch mal die Unternehmensberaterin mit Tablettensucht rumhängt…

        Oder noch besser:
        „Auch Tims Vater trank regelmäßig, genauso wie der Großvater, der eine Straße weiter wohnte, und viele Nachbarn in der Siedlung. Mittendrin lebte Michelle Bauer mit Tim.“

        Die arme Mama ist da einfach so reingeraten… Sorry, das ist doch ein Witz! Klar wenn die Mama aus einem solchen Milieu rauswill, dann muss sie sich abschotten, wenn der Vater das nicht schafft, sind ihm die Kinder eh egal. Da braucht es auch kein separates Spielzimmer. Da kommen nur die „guten“ Papas rein, aber auch nur unter Aufsicht. Betreuter Umgang, oder Sippenhaft für Väter…

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