Warum sogar mir Detlef Bräunig einmal sympathisch ist

Laut Massenmedien erodiert das Vertrauen in den Journalismus. Ich glaube denen kein Wort davon!

Über Cuncti wurde ich auf ein Lehrstück in Sachen Medienkompetenz aufmerksam. Detlef Bräunig alias Leutnant Dino, Betreiber des Männermagazins, wurde vom SWR2 zum Thema Männerrechtler interviewt. Um sich den Aha-Effekt nicht zu versauen, sollte man zunächst das gesamte, von Bräunig selbst mitgeschnittene Interview ansehen.

SWR-Sommerinterview mit Leutnant Dino aka Detlef Bräunig vom Männermagazin

Und danach kurz lesen, was der SWR2 daraus machte. Bräunig schildert seine Sicht der Dinge im Männermagazin: Die kleinen Tricks der Journalisten.

Ich finde das Interview aus mehreren Gründen erstaunlich: Zum einen kommt Detlef Bräunig deutlich sympathischer rüber, als ich ihn bisher wahrgenommen hatte. Bei Lucas Schoppe kam er nicht gut weg. (Anlass für die Erwähnung war ein Fernsehauftritt, bei dem sich die Einladenden darauf verlassen hatten, dass er polarisierend wirken würde.)

Artikel wie „Rassistenehe / Die binationale Ehe oder der Rassist“ sind für mich schauerlich. Ich kann da keine – wie im Interview angegebene – humorvolle Übertreibung erkennen. Es klingt für mich so, als sei das absolut ernst gemeint. Kurios, aber wahr: Ein Journalist, der Detlef Bräunig als Beleg für Poltrigkeit von Männerrechtlern nehmen will, bräuchte kein langes Interview zu führen in der Hoffnung, der Interviewte würde sich irgendwann verplappern. Er könnte einfach Textpassagen aus solchen Artikeln übernehmen.

In dem Video ist Bräunig jedoch freundlich, wägt seine Worte gut ab und behauptet auch nicht, die einzige wahre Sicht auf die Welt zu haben. Er wirkt wie ein Mann, der durchaus Enttäuschungen im Leben hinter sich hat und einige jüngere, vielleicht etwas naive Männer vor einigen Klippen warnen möchte. Von vielleicht mal zwei Stellen, wo er einmal etwas über „die Frauen“ sagt oder etwas begeisterter einen gröberen Spruch abläßt, gibt es eigentlich nichts, bei dem man ihm das Wort im Mund herumdrehen könnte. Bei einem ungeschnittenen Video ist das eine beachtliche Leistung, zumal es sich nicht um ein „Sommerinterview“ im Sinne von nur harmlosen Fragen handelt, sondern sehr ernste und schwierige (weltanschauliche) Themen angesprochen werden. Insgesamt entstand bei mir der Eindruck, dass man mit so jemandem ein Bier trinken gehen würde und auch wenn man ihm nicht in seinen Einschätzungen zustimmt, zumindest ein paar interessante Gespräche führen könnte.

Nebenbei ist mir aufgefallen, dass er für einen 49-jährigen doch beneidenswert schlank zu sein scheint und auf ein gepflegtes Äußeres Wert legt. So holt er sich seine Brillen in New York. Dieser Aspekt mag oberflächlich sein, ich finde ihn für die Außenwirkung (wie etwa bei Evan Delshaw) sehr wichtig.

Auf der anderen Seite erinnerte ich mich an gruselige Artikel, in den ausländische Frauen als Zierfische bezeichnet wurden, die besonders teuer im Unterhalt sind. Dazu der immer wieder ordinäre Tonfall.

Beim Stöbern fand ich heraus, dass er inzwischen über dasselbe Thema auch zwei Videos gemacht hat. Die klingen trotz ähnlichen Inhalts ein ganzes Stück besser. Zudem veröffentlichte er nach Folge 4 („Ist eine Frau aus dem Ausland die bessere Wahl?“), in der er wie in den Artikeln eigentlich vor der Enttäuschung warnt, eine Folge 5 („Der Import einer ausländischen Frau“), in der er Tipps gibt, wie man die Angebetete doch nach Deutschland bekommt. Ich finde seine Einschätzung nach wie vor ziemlich hart, aber zumindest scheint er den Leuten nicht vorschreiben zu wollen, welchen Weg sie zum glücklich werden gehen zu haben.

Was auch immer Detlef Bräunig für ein Mensch ist – er hat es verdient, anständig behandelt zu werden. Mit der Demonstration, was das öffentlich-rechtliche Radio aus einem Interview mit ihm macht, hat er einen klaren moralischen Sieg errungen.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Da im Artikel schon die Rede von Brillen war, hatte ich das folgende Lied im Kopf.

Corey Hart: Sunglasses At Night