Neue „Studie“ zum Maskulismus

Ich habe – angeregt durch diesen Beitrag bei Christian mal ein wenig in der neuen Studie „Maskulismus- Antifeminismus zwischen vermeintlicher Salonfähigkeit und unverhohlenem Frauenhass“ geblättert. Die Studie wurde erstellt von Robert Claus und finanziert von der Friedrich Ebert Stiftung. Die Studie kann hier gelesen werden.

 Bislang stellt in Deutschland Männerpolitik auf der Ebene der politischen Institutionen ein kaum bearbeitetes Feld dar. Zwar gibt es im Bundesministerium für Familie, Jugend, Senioren und Frauen ein Referat, das exklusiv für Jungen- und Männerpolitik zuständig ist, doch eine Auseinandersetzung der politischen Parteien über die Ziele und Instrumente von Männerpolitik findet (bislang) nicht statt.“

Das ist doch mal eine erhellende Erkenntnis zu Anfang der Studie

 Die politische Bandbreite ist erheblich: Männerpolitische Akteure und Akteurinnen von progressiv über konservativ bis reaktionär ringen um Deutungshoheit, einige von ihnen in produktivem Austausch mit Feminist/-innen, andere in offener bis hasserfüllter Konfrontation. Die Akteure und Akteurinnen scheiden sich nicht nur an der Frage, ob Frauen in dieser Debatte als Verbündete im Kampf gegen starre Rollenbilder oder als „der Feind“ zu betrachten sind, sondern auch an der noch grundsätzlicheren Frage, was Männlichkeit (und Weiblichkeit) eigentlich ausmacht“

Genau das gleiche Phänomen ließe sich übrigens für den Feminismus (Stichwort: „DEN Feminismus gibt es nicht“) feststellen.

 Angesichts der Widersprüchlichkeit und der geringen Zahl der Akteure und Akteurinnen liegt es nahe, das Phänomen als gesellschaftspolitisch irrelevant abzutun. In der Tat ist der Maskulismus keine Bewegung, die es vermag, ihren Protest in großen Menschenmassen auf die Straße zu tragen.“

Auch der Feminismus ist weder frei von Widersprüchen, noch zeichnet er sich durch eine besonders große Zahl von Vertreterinnen aus. Nicht umsonst wird Alice Schwarzer oft als einziges Gesicht des Feminismus wahrgenommen. Der Maskulismus hat nur nicht den Vorteil auf eine große Zahl staatlich üppig finanzierter „Genderprofessuren“ zurückgreifen zu können. Der Feminismus hat es auch schon länger nicht mehr geschafft „große Menschenmassen“ zu mobilisieren. Der letzte Versuch war hier wohl der Slutwalk. Mit der Folge, dass sofort innerhalb der feministischen Flügel heftigte Kämpfe über Name und Konzept ausbrachen und die Bewegung sehr schnell wieder zum erliegen brachte.

Gleichzeitig liegt genau hier die Gefahr, hat er doch eine Vielzahl an Aktivitäten entwickelt, die in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen sind. Seine Forderungen nach Geschlechtergleichstellung für Männer öffneten bereits die Tür so mancher Institution. Zudem beteiligen sich Maskulisten und Maskulistinnen massiv an den Kommentarfunktionen deutscher Leitmedien und verfügen somit über die Fähigkeit, wichtige Diskussionen in die Enge zu führen und zu dominieren.“

Hier liegt tatsächlich ein wesentlicher Unterschied zum Feminismus. Während der Feminismus in den letzten Jahren vorwiegend eigene Filterbubbles errichtet hat und diese gegen äußere Meinungen hermetisch abdichtet und einen Austausch mit dem Mainstream ablehnt, hat der Maskulismus keine Scheu davor. Ausserhalb eines geschützten Umfeldes (Stichwort Kommentarpolitik und Aussperrung von Widerspruch) sind feministische Akteurinnen derzeit nicht in der Lage Diskussionen zu dominieren.

Interessant auch das Fazit des Autors:

„Feminismus, Geschlechterforschung und gleichstellungspolitische Projekte werden in den kommenden Jahren um eine Auseinandersetzung mit dem Maskulismus nicht herumkommen. Gesellschaftliche Modernisierung zeitigt Frustration in Anbetracht der Möglichkeiten des gesellschaftlichen Reichtums einer- sowie der Begrenztheit des individuellen Erfolgs andererseits. Ideologien natürlicher Herrschaft bilden eine Option der Bearbeitung dessen. Die gesellschaftlichen Anknüpfungspunkte des Maskulismus sind reichhaltig vorhanden und das feministische Geschlechterwissen keineswegs so hegemonial, wie behauptet wird.“

Daraus zieht der Autor jedoch nicht die Schlussfolgerung, dass auch der Maskulismus möglicherweise eine gesellschaftliche Daseinsberechtigung haben könnte, sondern dass der Feminismus seine Anstrengungen verstärken müsse:

„Zwar konnten in einigen gesellschaftlichen Teilbereichen feministische Erfolge erzielt werden, doch sind sexualisierte Gewalt und ökonomische Macht von Männern sowie der Ausschluss von Frauen aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens immer noch Realität. Darüber hinaus könnte der Maskulismus perspektivisch den Druck auf (pro-) feministische, gleichstellungspolitische sowie dekonstruktivistische Projekte erhöhen und sie verstärkt in defensive Auseinandersetzungen zwängen.“

Das Ganze wirkt etwas hilflos. Es dämmert wohl langsam, dass der Maskulismus nicht wieder einfach so verschwinden wird und er auch durchaus das Potential besitzt geschlechterpolitische Debatten, ausserhalb von kontrollierten Räumen, in denen der Feminismus die absolute Deutungs- und Zensurhoheit beansprucht zu dominieren. Auch die bisherige Taktik pauschal alle Maskulisten in die Nähe von Nazis zu rücken und damit als Diskussionspartner für nicht diskursfähig zu erklären, brachte wohl nicht die erhofften Erfolge.

Was mir beim Durchlesen der Studie zunehmend aufgefallen ist: Der Autor stellt entweder Behauptungen völlig ohne Begründung in den Raum oder er zitiert aus anderen früheren Studien über Maskulismus. Es ist für mich nicht erkennbar, wie der Autor eigene Erkenntnisse über den Maskulismus gesammelt und gewonnen haben will. Stellen wir uns einen Forscher vor, der eine wissenschaftliche Studie über Löwen schreiben möchte und als einzige Erkenntnisquelle nur Bücher heranzieht in denen andere Leute früher schon mal etwas über Löwen geschrieben haben, ohne aber selbst mal einen zu Gesicht bekommen zu haben „Löwen gibt es in Afrika (vgl. Brems Tierleben 1980, S. 50“

12 Kommentare zu „Neue „Studie“ zum Maskulismus“

  1. Es gibt so viel, was mich an dieser Studie aufregt, das würde hier den Rahmen sprengen. Mal ein Detail, was mir aufgefallen ist: Auf Seite 45 wird der Begriff „vaterlose Gesellschaft“ dem als konservativ geltenden Matthias Matussek zugeschrieben, dabei wurde dieser Begriff schon 1963 von Alexander Mitscherlich verwendet. Aber der passt natürlich nicht so gut in das aufgebaute Feindbild…

  2. Das ist keine Studie, sondern ein Wiederkäuen der bekannten vergleichbaren „Studien“ von Leuten wie Rosenbrock, Kemper und Gesterkamp, vielleicht mit ein paar Kommentaren garniert. Noch wert- und inhaltsloser als ein Fruchtzwerg und selbst der ersetzt angeblich nur ein *kleines* Steak…

  3. Das ist keine Studie. Die Frage ist, wer diese Hetzschrift beachtet und wer nicht erkennt was für eine steuerfinanzierter Bullshit das ist?

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