Von Luise F. Pusch den Umgang mit Shitstorms lernen

Luise F. Pusch ist die Frau, die es für eine gute Idee hielt, als unmittelbare Reaktion auf den Absturz der Germanwings Maschiene, bei dem 149 Personen starben, auf ihrem Blog und in der EMMA eine „Frauenquote fürs Cockpit“ zu fordern. Weil sich nämlich Frauen weniger oft umbringen würden als Männer, und das daher sicherer sei mit der ganzen Fliegerei. Völlig überraschend wurde Frau Pusch daraufhin von einem heftigen Shitstorm heimgesucht. In einem aktuellen Beitrag zeigt sie nun anschaulich, wie frau mit solcher Kritik am Besten umgeht:

1. Greifen Sie sich aus der ganzen Kritik die sie erhalten, die Aggressivste heraus und erzeugen somit den Eindruck, ihre Kritiker seien allesamt nur mordlüsternde gemeingefährliche Psychopathen.

2. Stellen sie klar, dass sie zwar in allen Medien heftig kritisiert wurden, aber „privat“ ja ganz viel Unterstützung bekommen haben. Das kann natürlich keiner nachprüfen und erzeugt den Eindruck, dass die mediale Darstellung nicht die wahre Volksmeinung widerspiegelt.

3. Wenn nichts mehr hilft, behaupten Sie einfach noch, der Shitstorm sei auch gar nicht an Sie persönlich gerichtet, sondern es ginge nur darum (wie immer) „die Frauen“ fertig zu machen. Denken Sie an die alte Formel, ein Shitstorm der von Frauen ausgeht (#aufschrei) ist ein Beleg für Unterdrückung der Frauen, ein Shitstorm der sich gegen eine Frau richtet aber auch.
4. Als Knaller am Ende: Tun sie erst so, als würden sie die Kritik vielleicht doch ein klein wenig ernst nehmen und verkehren sie das dann gleich wieder ins Gegenteil:

Der Shitstorm ist für mich vor allem ein Anlass, über ihn nachzudenken. In der nächsten Woche widme ich mich der Frage, welche Opfer in der Berichterstattung spezifiziert werden dürfen und welche nicht. Wir wurden fortlaufend über die Anzahl der deutschen Opfer informiert. Aber mein Interesse an der Anzahl der weiblichen Opfer unter den “16 Schülern” aus Haltern empfanden viele als unerträglich. Warum?

Genau Frau Pusch. Anlass des Shitstorms war natürlich nicht Ihr geschmackloser Versuch das Thema Frauenquote auf Kosten von Katastrophennopfern zu profilieren – oh nein, es lag natürlich nur daran, dass sie es mutig gewagt hatten speziell nach „weiblichen Opfern“ des Absturzew zu fragen. Ein Tabu im aktuell herrschenden Patriarchat, wo Medien ansonsten ja nie speziell von weiblichen Opfern berichten….

Zur Kritik von Khaos.Kind an Pick up

Ich muss vorausschicken, dass ich Khaos.Kind  in der Vergangenheit als gemäßigte und durchaus (in gewissen Grenzen) diskussionsbereite Feministin erlebt habe. In Ihrem Blog hat nun – wie schon viele Feministinnen vor ihr – eine Kritik am System des Pick up veröffentlicht.

Sie stellt dabei erst einmal aus meiner Sicht richtigerweise fest, dass es bei Pick up gar  nicht vordergründig um Frauen geht, sondern erst einmal für den Mann um die eigene Verbesserung und den eigenen Persönlichkeitsaufbau. Daran kann ich beim besten Willen nichts Schlechtes erkennen.

Was so gut wie nie erwähnt wird, ist, dass zwei Drittel der Arbeit aus Selbstverbesserung besteht. Von der Auswahl eines Stylings, dass die eigenen Vorzüge hervorhebt bis hin zu grundlegenden Dingen wie „dusche regelmäßig, benutze Deo, mach dein Bett jeden Tag“. Sachen, die selbstverständlich sein sollten aber wohl bei einigen nicht angekommen sind.

Weiterhin stellt Khaos.Kind fest, dass Pick up zu einem gewissen Teil von einer Community lebt, in der die Nutzer sich austauschen und auch, dass Pick up tatsächlich funktionieren kann. Was ist daran jetzt also so schlimm?

Ein Punkt, der mich im Buch von Neil Strauss überrascht hat, war, dass er keinen Hehl daraus macht, wie misogyn und zerstörerisch Pick up ist.

Hui „zerstörerisch“ soll Pick up also sein. Wie kommt Khaos.Kind zu diesem Schluss?

Wer ein guter Aufreißer sein will, muss „üben“. Muss also oft raus- und ausgehen, muss viele Personen ansprechen und lernen, dass fremde Menschen nicht beißen. Muss viele Sachen ausprobieren und viele Nummern oder Küsse oder Sex „sammeln“. Wie weiter oben bereits ausgeführt, werden die einzelnen Personen zu Objekten, werden austauschbar. Frauen werden nicht als Persönlichkeiten gesehen, sondern gelistet und ins System eingefügt als „Hot Babe“, kurz HB auf einer Skala von 1-10. Diese gilt es anzusprechen und für sich zu gewinnen. Von welchem Schönheitsbild sie ausgehen, will ich gar nicht so genau wissen.

Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Feministinnen auf Pick up wie auf ein rotes Tuch reagieren, weil Pick up gerade nicht davon ausgeht, dass jede Frau ein absolut einzigartiger faszinierender Schmetterling sei, sondern sich zumindest in wesentlichen Punkten sehr gut in ein Raster einsortieren lässt. Aus feministischer Sicht wird die Frau damit aber immer gleich „zum Objekt degradiert“.

Wenn man von einem Frauen- und Beziehungsbild ausgeht, bei der es nur darum geht DIE einzig wahre für einen vorherbestimmte Liebe, die einzig wahre Frau für das gesamte Leben zu finden, mag Pick up einen etwas desillusionieren. Ja, Frauen (und Männer auch) sind insbesondere auf der ersten Stufe des Kennenlernens tatsächlich sehr gut austauschbar. Wenn eine Frau kein Interesse hat, ist es nach Pick up völlig unproblematisch möglich, sich einfach einer anderen Frau zuzuwenden. Ich finde das nicht verwerflich. Und was wäre denn die Alternative? Einer Frau die einen abgewiesen hat ein Leben lang nachtrauern und einsam und unglücklich sterben? Oder trotz einer Abweisung die Frau weiter bedrängen um sie doch noch zu überzeugen? Die Grenze zum Stalking ist hier nicht mehr weit.

Das Problem ist, dass gesellschaftlich gerne ein Bild von Paarfindung propagiert wird, dass mit der Realität nicht übereinstimmt. Männern wird hier oft vorgegaukelt, dass man nur „nett genug“ zu Frauen sein müsse, um eine Partnerin zu finden oder das „die einzig wahre Liebe“ irgendwo dort draussen wartet und nur  gefunden werden müsse. Ich kenne eine Menge netter einsamer Männer, die allein auf diese Sichtweise gestellt todunglücklich sind. Pick up befreit den Mann von vermeintlichen Mächten des Schicksals und gibt ihm das Heft des Handelns selbst in die Hand. Zerstört wird letztendlich nur ein weichgezeichnetes ohnehin unrealistisches Beziehungsbild, wie es gerne in zuckrigen amerikanischen Liebeskommödien entworfen wird. Die Realität sieht aber anders aus.

Was Khaos.Kind weiterhin stört ist natürlich, dass Pick up auf einem theoretischen Ansatz zu Geschlechterverhältnissen beruht, der sich nicht mit der Sicht der Gender“wissenschaft“ auf die Welt deckt.

„Zudem basiert Pick up auf äußerst fragwürdigen Annahmen. Etwa der These, dass Frauen seit jeher die Wahl über ihre Sexualpartner treffen (weil wenige Eizellen und die müssen sie evolutionsbiologisch gut einsetzen – ja, dieser Quatsch). Ein Hohn gegenüber gesundheitlichen Risiken (der hohen Kinder- und Müttersterblichkeit bis vor wenigen Jahrzehnten in westlichen Gefilden) und gesellschaftlichen Verhältnissen (Eltern/Vater wählen Ehepartner aus, Ideal der Jungfräulichkeit bis in die Ehe, Vergewaltigungen, gesellschaftliche Ächtung alleinstehender Frauen). Diese Annahmen werden wahlweise gemischt mit Pseudowissenschaften wie der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) und Alltagspsychologie à la Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus.“

Man kann das natürlich gerne diskutieren, aber es stellt sich natürlich die Frage, ob der Ansatz denn so falsch sein kann, wenn er in der Praxis funktioniert. Und Praxistauglichkeit ist ja etwas, das man den Ergebnissen und gesellschaftlichen Verhaltensempfehlungen der Gender“wissenschaft“  auch nicht gerade bescheinigen kann.

Nachtrag: Wenn eine Frau Pick up erfunden hätte, um Frauen zu ihrem Wunschpartner zu verhelfen, würde man sie vermutlich als feministische Gallionsfigur feiern, die Frauen zu einer selbstbestimmten Sexualität verhilft.

Briefe an Feministinnen: Geschlechtergerechte Sprache

Liebe Sanczny,

Du schilderst in Deinem Artikel „Heute in Gut gemeint ist die kleine Schwester von scheiße: “Gendern” „, warum Du die jetzige Art der Gestaltung von „geschlechtergerechter Sprache“ bei der immer die Geschlechter Mann und Frau gesondert angesprochen werden sollen (Bürger und Bürgerinnen, Zuschauer und Zuschauerinnen etc.) nicht gut findest.

Das finde ich schon mal als Ansatz recht lustig, denn diese Art der verordneten Sprachumgestaltung wird von anderer Seite ja schon sehr sehr lange kritisiert, ohne dass diese Kritik die Vertreter der Genderfraktion bisher ernsthaft interessiert hätte.

Nun ist Dein Ansatz aber natürlich ein Anderer. Während bisher kritisiert wurde, die „geschlechtergerechte Sprache“ sei zu umständlich, weil sie immer Männer und Frauen extra ansprechen muss, geht sie Dir hingegen in ihrer Umständlichkeit noch gar nicht weit genug:

„Es gibt mehr Geschlechter als “Mann” und “Frau”. Binäre Schreibweisen (“Beidnennung”, männliche und weibliche Form abwechseln, Schrägstrich, Binnen-i) sind cis-sexistisch. Sie diskriminieren Menschen, die sich nicht in die binäre Norm einsortieren (lassen).“

Achja – diese ganzen vielen Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen mögen. Die neue Lieblingszielgruppe der Genderfraktion. Die werden tatsächlich durch die Aufteilung in Männer und Frauen nicht sprachlich gesondert erfasst. Die ganze mühevoll erst staatlich eingeprügelte eingeführte Sprachgenderung ist nun also auch schon wieder dikriminierend. Die Halbwertzeiten von nichtdiskriminierender Sprache werden scheinbar immer kürzer. Das ist schon schon irgendwie praktisch, so werden die ganzen Gender“wissenschaftler“ nicht arbeitslos. Nach der Reform ist vor der Reform.

Wobei Sanczny, die neue Sprachgestaltung scheint mir dann doch etwas unpraktisch:

„Ein Unterstrich (auch: “Gender Gap”) zwischen dem Wortstamm und der Endung _innen, soll sichtbar machen, dass da außer männlicher und weiblicher Form noch mehr ist (Mitarbeiter_innen, Ärzt_innen). Dieses “mehr” sind Menschen, die sich weder männlich noch weiblich verorten. Gesprochen wird der Unterstrich als Pause.“

Man soll dann also künftig sprechen:

„Ärzt……(Pause)…innen“.

Und die Gruppe der Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnet wird dann repräsentiert allein durch die sprachliche Pause? Da warte ich doch schon wieder auf den nächsten altklugen Artikel einer Feministin, die findet, dass diese Pause auch diskriminierend ist, weil diese besondere Gruppe damit ja „verschwiegen“ wird… oder so.

Ich persönlich glaube ja eher, diese ganze geschlechtergerechte Sprache ist nur eine ABM Maßnahme für all die Genderforscher und Gleichstellungsbeauftragten, die sonst einer richtigen Arbeit nachgehen müssten hat sich irgendwie verrannt und wird mit jedem neuen Versuch nur noch komplizierter und noch weniger alltagstauglich.

Aber auch Du bist ja keine beinharte Sprachfanatikerin. Bei einigen Wörtern ist Dir das Gendern und die Einbeziehung aller Geschlechter dann auch plötzlich nicht mehr soooo wichtig:

„Ebenfalls irreführend wäre aber z.B., bei Vergewaltigungen von “Täter*innen” zu sprechen. Dies würde ohne weitere Klarstellung verschleiern, dass der Anteil der nicht-männlichen Täter*innen verschwindend gering ist.“

Beim „Täter“ bleibt also trotz gendern alles wie gehabt.

Zum angeblichen „Zorn abgehängter Männer“

Liebe Christina Schildmann und liebe Anna-Katharina Meßmer

Ich habe Ihr essay „Vom Zorn abgehängter Männer gelesen“.

Sie beginnen dort mit der nicht gerade neuen Feststellung, der Ton im Internet sei oft ruppig oder gar gewalttätig, und dies insbesondere bei Themen, die Gender und Feminismus betreffen würden. Schuld daran sind nach Ihrer Auffassung „wütende Männer“, die sich „in Horden“ organisieren zusammenschließen würden.

Auffällig viele wütende Männer habe diese digitale Öffentlichkeit für sich entdeckt: Sie schließen sich in Horden zusammen, um gezielt auf einzelne Personen loszugehen – augenscheinlich auf solche, die ihnen als verantwortliche Symbolfiguren für den Untergang des WHM (weißen heterosexuellen Mannes) erscheinen.

Wenn man nun weiss, dass der (feministische) Zusammenschluss von Frauen im Internet gerne als moderne Vernetzung (Bildung von Netzwerken) gefeiert wird, fällt auf wie abwertend dazu im Gegensatz von Ihnen der Zusammenschluss von Männern betrachtet wird (Horden).

Als Ursache für die von Ihnen diagnostizierte Wut dieser männlichen Horden haben sie ein angebliches „Gefühl der Entmännlichung“ ausgemacht, dass diese Männer umtreiben soll. Genaue Belege für diese These liefern Sie in Ihrem Artikel leider nicht. Der wütende und feminismuskritische Mann ist in ihren Augen aber ein Gesellschaftsverlierer.

„Persönliche Schicksale werden – entindividualisiert und verallgemeinert – zu politischen Botschaften, mit denen die wütenden Männer in den Geschlechterkampf ziehen. Es ist das Gefühl einer persönlichen Niederlage, die sie zu politischen Kriegern macht, deren Wut sich vor allem gegen all jene richtet, die ihrer Meinung nach die Zerstörung einer sicheren Ordnung zu verantworten haben: Progressive, Frauen, Ausländer, Homosexuelle.“

Die „Horde“ besteht also nur aus einem Haufen von Leuten, die ihr persönliches Einzelschicksal nicht verkraftet haben? Auch hier lohnt der Blick ins andere Lager. Auch Feministinnen sind sehr oft in ihrem Aktionismus von ihren eigenen persönlichen negativen Erfahrungen angetrieben. Die persönliche Leidensgeschichte wird hier sogar gerne ausführlichst und wiederholt geschildert, dient teilweise geradezu als Legitimation (eigene Betroffenheit, Definitionsmacht). Ein Höhepunkt dieser Bündelung von negativen weiblichen Einzelerlebnissen war z.B. die viel gelobte Aktion #aufschrei.

Das Argument, eine Bewegung (bei Ihnen auch Horde genannt) sei in ihren Absichten weniger legitim oder ernst zu nehmen, weil die Akteure eigentlich nur ihre persönlichen Einzelschicksale verdauen wollen trägt also nichts wirklich Erhellendes zur Diskussion bei.

Dann haben Sie den nächsten Gedankenblitz:

Bei den Web-2.0-Kriegern fällt auf, dass sie sich oft auf „höhere Autoritäten“ berufen – gern auf Ikonen des Bildungsbürgertums wie Cicero und Nietzsche oder auf Repräsentanten der Qualitätsmedien.

Tja und umgekehrt beruft sich der Feminismus – je nach Ausrichtung – zum Beleg seiner Theorien und Forderungen gerne auf Judith Butler, Simone de Beauvoir oder Alice Schwarzer. Eine Bewegung beruft sich also üblicherweise gerne auf Repräsentanten. Na schau mal an. Was für eine Erkenntnis.

Weiterhin meinen Sie eine unheilige Allianz entdeckt zu haben, zwischen weißen männlichen Journalisten und den besagten männlichen Horden mit ihren persönlichen Entmännlichungsängsten.

„Doch ist die Geschichte der „Angry White Men“ keineswegs eine reine Verlierergeschichte. Speziell in Deutschland ist die Debatte schon lange auch die eines saturierten, einflussreichen konservativen Feuilletons. Es scheint eine unausgesprochene Allianz zu geben zwischen den verbalen Amokläufern im Web 2.0 und einigen arrivierten Journalisten, die sich über den „feminisierten Journalismus“ ereifern und die es sich zum Markenzeichen gemacht haben, eine „mutige“ beziehungsweise „unpopuläre“ Meinung zu vertreten“

Das wirft natürlich die Frage auf, warum auch diese wohlsituierten Männer den Antifeminismus unterstützen. Das Argument, bei Antifeministen würde es sich eigentlich nur um frustrierte Gesellschaftsverlierer handeln greift hier nicht wirklich. Statt diesem Widerspruch nachzugehen bilden Sie aber lieber Gruppentypen von weißen kritischen Journalisten. Zu jeder der von Ihnen benannten Gruppe fällt Ihnen exakt ein Repräsentant ein. Man könnte auch sagen sie machen für jeden bekannten feminismuskritischen weißen Journalisten eine eigene Kategorie auf. Das stellt dieses ganze Katalogisierungssystem schon irgendwie in Frage, finden Sie nicht?

Weiße Mindermehrheit

Nadine Lantzsch lebt noch hat einen Text bei der Mädchenmannschaft veröffentlicht. Sie kritisiert darin eine Rede von Emma Watson vor der UN, wo diese betont hatte, Feminismus hätte nichts mit Männerhass zu tun. (Dass das überhaupt kritisiert wird, lässt tief blicken.)

Nadine bezeichnet Emma Watson im Text als „weiße Hetera“. Das ist inhaltlich wohl zutreffend, denn Emma Watson ist tatsächlich weiß und vermutlich hetero. Auffallend ist jedoch die Penetranz dieser Zuweisung:

„Emma Watson. Eine weiße privilegierte Hetera, die (…) eine weiße Idee (…) die eigene heterosexuelle Verwertbarkeit(…) Heteronormativität (…)Erfahrung einer privilegierten weißen Hetera, die (…) einer anderen privilegierten Hetera (…) weißen Hetero-Typen (…) Privilegierte weiße Heteras (…) ihr eigenes Hetendasein (…) privilegierte weiße Heteras (…) weißen privilegierten Heteras (…)  weiße privilegierte Heten-Typen“

Der Feind ist also offensichtlich wie immer: der/die weiße hetero Person, die es wagt sich zu Feminismus zu äußern. Bemerkenswert ist jedoch die Veränderung der bekannten Argumentation in einem Punkt: Bisher wurde immer behauptet, die weißen Heteros seien deshalb böse, weil sie die armen anderen Lebensformen dominieren und unterdrücken (Stichwort: Hetronormativität). Schwarze/Homosexuelle seien verfolgte Minderheiten und daher als „marginalisierte Gruppen“ besonders schützenswert.

Nun behauptet die weiße homosexuelle Nadine plötzlich, dass weisse Hetras ja eigentlich nur eine Minderheit seien.

„Fakt ist: privilegierte weiße Heteras sind nicht die Mehrheit. Sie sind global betrachtet sogar eine ziemlich kleine Gruppe von Menschen. Trotzdem macht die Diskriminierung, von der sie profitieren, dass sie sich als Mehrheit denken können, sich selbst als Menschen/Allgemeinheit/Mainstream verstehen.“

Verstanden? Weiße Heteras sind also eine Minderheit, die sich selbst fälschlich für eine Mehrheit halten und damit irgendwie die tatsächliche Mehrheit unterdrücken. Klingt komisch? Soll aber so sein. Und eben deshalb soll Emma Watson sich jetzt auch nicht zum Femininismus äußern dürfen, denn sie gehört ja nur einer äh…Minderheit an.

„wenn solche Statements kritisiert werden, wird lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass das eben nicht die Erfahrungen einer Mehrheit oder aller sind, die diskriminiert werden und dass es fatal ist, so etwas anzunehmen, weil es die Lebensrealitäten von anderen unsichtbar macht, ebenso deren Belange, Kämpfe und Bedürfnisse. Es macht auch die Gewalt unsichtbar, die weiße privilegierte Heteras ausgeübt haben, ausüben und an deren Ausübung sie durch ihr (feministisches) Tun mitwirken.“

Bitte was fragt ihr? Wer nur die Erfahrung einer Minderheit wiedergibt handelt diskriminierend, weil er damit die Erfahrungen der MEHRHEIT nicht wiedergibt? Wurde nicht bisher immer beklagt, dass gerade Minderheiten im Feminismus nicht zu Wort kommen und ihnen der „weiße Mainstream“ (den man bisher als Mehrheit ansah) den „Raum wegnimmt“? Und jetzt soll der weiße Mainstream selbst Minderheit sein und genau DESWEGEN kein Recht haben, sich zum Feminismus zu äußern? Weil Minderheiten die Klappe zu halten haben? Zumindest wenn sie weiß und hetero sind…

Feminismus und die Unfähigkeit für Allianzen

Eine politische Bewegung, die etwas Gesellschaftsveränderndes erreichen möchte kann dies eigentlich nur auf zwei Wegen tun. Entweder sie träumt von einer Art Revolution, also einer gewaltsamen Machtübernahme, wie viele am ganz linken oder rechten Rand das tun mögen, oder aber sie muss Allianzen schmieden und Verbündete suchen.

Genau damit tut sich der Feminismus jedoch sehr schwer. Auch der Feminismus hat Unterstützer, die dort (etwas infantil) „Allies“ oder „Allys“  genannt werden. Allie ist in diesem System jeder, der nach feministischem Dogma nicht selbst „Betroffener“ oder besser „Betroffene“ sein kann. Also konkret gesagt profeministische Männer.

„Allies sind in erster Linie unterstützende Menschen, die nicht selbst von der Diskriminierung betroffen sind, gegen die sie sich stellen wollen. Was dabei als unterstützend empfunden wird, ist von Feministin zu Feministin unterschiedlich.“

Quelle: Faserpiratin

„Verbündete sind Leute, die eine Gruppe von Menschen unterstützen, die von Diskriminierungen, Vorurteilen etc. betroffen sind. Verbündete sind dabei selbst keine Mitglieder dieser Gruppe. Speziell feministische Verbündete sind Einzelpersonen, die keine Frauen sind und Frauenrechte unterstützen sowie Feminismus und dessen Anliegen fördern. „

Quelle: kleinerdrei

Ob man überhaupt Allie ist oder nicht, kann man auch gar nicht selber entscheiden:

„Ihr habt nicht zu entscheiden, ob ihr “Allies” seid. Das entscheiden die, die ihr supporten wollt. Anhand eurer Handlungen, Aussagen, eurer Motivation.“

Quelle: A++Ranting

Diese Allies sollen also nicht den Status des Mitglieds der (feministischen) Gruppe erhalten, sie sind damit keine Partner auf Augehöhe sein, um die feministische Basis in der Gesellschaft zu verankern, sie dienen statt dessen fast ausschließlich als interne Sündenböcke und werden als Adressat von Erziehungsmaßnahmen genutzt. Weil die männliche Normalbevölkerung sich relativ wenig um Verhaltensvorschriften und Lebensanweisungen aus dem feministischen Lager schert, müssen die Allies als Repräsentanten und Stellvertreter herhalten. Das muss so sein, denn der Allie muss ein Leben in Buße führen:

„Ein Ally fällt nicht einfach vom Himmel und deswegen ist es ganz normal, Dinge nicht zu wissen. Wichtig ist immer die Selbstreflektion des eigenen Handelns und der eigenen männlichen Privilegien. Sei dir also auch deines Nichtwissens bewusst und halte dich nicht für unanfechtbar. Nimm Kritik an deinem Verhalten ernst, aber nicht persönlich. Wir alle machen Fehler, wichtig ist, daraus zu lernen, das Handeln zu reflektieren und sich weiterzuentwickeln. Wenn Feministinnen dich kritisieren, wirf nicht das Vorwurfskarusell an und gehe nicht in Verteidigungsstellung, das hilft nicht und kostet allen Energie.“

Quelle: Faserpiratin

Da die feministische Dogmatik kein In-sich geschlossenes logisches System bildet, sondern in jedem Einzelfall von der Willkür den Gefühlen der wirklich Betroffenen Femininistinnen und deren Definitionsmacht abhängt, kann man als Allie scheinbar viel falsch machen. Man kann sich zum beispiel ZU SEHR engagieren und dadurch den echten Feministinnen „Raum wegnehmen“:

„Vergiss nicht, um wen es hier geht und mache Frauen sichtbar (das fängt z.B. bei Verlinkungen in Blogeinträgen an). Biete Frauen Freiräume, in denen sie sich entfalten können und respektiere. dass diese Freiräume auch mal nur für FLTI* reserviert sind. Achte online und offline auf dein Redeverhalten: Hast du in einem Gespräch viele Redeanteile, die besonders lang sind? Verhälst du dich dominant? Könnten Frauen aufgrund deiner Redensweise keine Lust mehr haben, sich am Gespräch zu beteiligen?“

Quelle: Faserpiratin

Auf der anderen Seite kann Zurückhaltung eines Allies auch falsch sein, weil er damit den armen Feministinnen die ganze Arbeit überlässt, wie z.B. accalmie darlegt:

„Viel­leicht gibt es bei man­chen allies auch Be­den­ken, sich sonst “vor­zu­drän­gen“. Das Problem dabei ist jedoch, dass viele denken, dass zum Beispiel Antisexismus grundsätzlich die exklusive oder zumindest primäre Aufgabe von Frauen sei, und das rund um die Uhr. Dazu kommt noch, dass manche vielleicht meinen, Feminist_innen hätten täglich nichts Besseres zu tun, als auf akribische Sexismus-Spurensuche zu gehen, und man sie mit dem neuesten Beispiel überraschen und darin unterstützen könnte, endlich wieder etwas gefunden zu haben, anhand dessen man Sexismus aufzeigen kann.“

Quelle: mädchenmannschaft

Diese Forderung steht in einem gewissen Widerspruch zu dieser Aufforderung:

„Frage erst, ob und wie du helfen kannst, bevor du zur Hilfe eilst und dabei vielleicht übergriffig wirst. Das kann bei Tätigkeiten im Alltag oder auch bei Diskussionen im Netz der Fall sein. Wenn du Frauen das Gefühl gibst, du greifst ein, weil sie Frauen sind und ihre Probleme deshalb nicht alleine lösen können, bist du kein Ally.“

Quelle: Faserpiratin

Schon die Idee einer in der Politik notwendigen Kompromisfindung oder auch nur der Überzeugungsarbeit ist vielen Feministinnen jedenfalls scheinbar fremd:

„Für den Feminismus soll ich also den armen Dudes alles nochmal lieb und nett erklären.
Was bleibt von Feminismus noch übrig, wenn sein Anliegen ist, cisMänner zu überzeugen? Was bleibt von Feminismus noch übrig, wenn er sich bemüht, es cisMännern Recht zu machen? Ich will eine radikale Bewegung, die wirklichen Umbruch fordert_provoziert_bewirkt. Und nicht eine, die darum bettelt, dass Dudes ihr einen Knochen hinwerfen.“

„Ich bettele nicht um Support. Ich bettele nicht um Anerkennung. Ich bettele nicht jedes verdammte bisschen Respekt. Wenn “die Sache” also ist, Dudes bei der Stange zu halten, und der Sache nützt, ihnen die Füße zu küssen: ja, das ist mir herzlich egal.“

Quelle: A++ Ranting

Allies werden hier eher als eine Art notwendiges Übel, als Gegner zweiten Grades wahrgenommen.

Feminismus ist nicht für cisMänner da. Ich finde es gut, wenn sie sich beteiligen*. Aber ich brauche sie nicht. “Mein” Feminismus ist darauf abgerichtet, mich und andere zu empowern. Das ist “die Sache”, für die ich arbeite. Um das zu erreichen, muss ich keinem Dude Honig ums Maul schmieren

Quelle: A++ Ranting

Eine weitere wichtige Funktion des feministischen Allies ist eine Art Blitzableiter für feministische Wut zu sein, denn anders als der „Masku“ schläge der Allie natürlich nicht zurück:

„Ich habe keine Ressourcen, um mir eure male tears anzuhören. Ich erlebe jeden Tag Sexismus, und das schwächt. Ich werde von Maskus angegangen, und das schwächt. Ich habe keine Kraft, um mir Zeit zu nehmen für eure Weh-Wehchen. Ich will mich nicht mit rummaulenden “Allies” auseinandersetzen müssen, wenn der nächste Masku mir schon wieder Gewalt androht. Sexismus ist Gewalt und macht wütend. FUCKING DEAL WITH IT.“

Quelle: A++ Ranting

Wir sehen man(n) hat es nicht einfach als Diener, Untergebener Allie des Feminismus.  Ich glaube kaum, dass mit diesem Konzept der feministischen Idee zum Durchbruch verholfen werden kann.

Nachtrag zum Thema:

„Ich bin selber eine von denen die am lautesten widersprechen, wenn jemand erklärt, Feminismus müsste netter werden. Niemand muss zu männlichen Allies nett sein, das habe ich weder gesagt noch gemeint. Aber diejenigen kollateral zu bashen, die gerade weder gefailt haben noch sonstwie aufgefallen sind, indem man über alle männlichen Allies ablästert, ist etwas anderes als nur nicht nett sein.“

Quelle: sanczny

„Wenn sich ein weißer, männlicher Ally so krass in seinem Selbstverständnis beleidigt fühlt, dass er jetzt aus Feminismus und/oder Antirassismus (TM, natürlich) herausspaziert, dann kann’s nicht weit gewesen sein mit all jenen Anti-*Ismen. Denn, surprise: es gibt auch feminist allies, die damit umgehen können, weil sie verstehen, dass es um Auseinandersetzungen und Argumentationsweisen geht, die strukturelle Machtgefälle aufdecken sollen, und die sich an individuellen fails abarbeiten, um Gesamtmechanismen zu illustrieren.“

Quelle:viruletta

Neue „Studie“ zum Maskulismus

Ich habe – angeregt durch diesen Beitrag bei Christian mal ein wenig in der neuen Studie „Maskulismus- Antifeminismus zwischen vermeintlicher Salonfähigkeit und unverhohlenem Frauenhass“ geblättert. Die Studie wurde erstellt von Robert Claus und finanziert von der Friedrich Ebert Stiftung. Die Studie kann hier gelesen werden.

 Bislang stellt in Deutschland Männerpolitik auf der Ebene der politischen Institutionen ein kaum bearbeitetes Feld dar. Zwar gibt es im Bundesministerium für Familie, Jugend, Senioren und Frauen ein Referat, das exklusiv für Jungen- und Männerpolitik zuständig ist, doch eine Auseinandersetzung der politischen Parteien über die Ziele und Instrumente von Männerpolitik findet (bislang) nicht statt.“

Das ist doch mal eine erhellende Erkenntnis zu Anfang der Studie

 Die politische Bandbreite ist erheblich: Männerpolitische Akteure und Akteurinnen von progressiv über konservativ bis reaktionär ringen um Deutungshoheit, einige von ihnen in produktivem Austausch mit Feminist/-innen, andere in offener bis hasserfüllter Konfrontation. Die Akteure und Akteurinnen scheiden sich nicht nur an der Frage, ob Frauen in dieser Debatte als Verbündete im Kampf gegen starre Rollenbilder oder als „der Feind“ zu betrachten sind, sondern auch an der noch grundsätzlicheren Frage, was Männlichkeit (und Weiblichkeit) eigentlich ausmacht“

Genau das gleiche Phänomen ließe sich übrigens für den Feminismus (Stichwort: „DEN Feminismus gibt es nicht“) feststellen.

 Angesichts der Widersprüchlichkeit und der geringen Zahl der Akteure und Akteurinnen liegt es nahe, das Phänomen als gesellschaftspolitisch irrelevant abzutun. In der Tat ist der Maskulismus keine Bewegung, die es vermag, ihren Protest in großen Menschenmassen auf die Straße zu tragen.“

Auch der Feminismus ist weder frei von Widersprüchen, noch zeichnet er sich durch eine besonders große Zahl von Vertreterinnen aus. Nicht umsonst wird Alice Schwarzer oft als einziges Gesicht des Feminismus wahrgenommen. Der Maskulismus hat nur nicht den Vorteil auf eine große Zahl staatlich üppig finanzierter „Genderprofessuren“ zurückgreifen zu können. Der Feminismus hat es auch schon länger nicht mehr geschafft „große Menschenmassen“ zu mobilisieren. Der letzte Versuch war hier wohl der Slutwalk. Mit der Folge, dass sofort innerhalb der feministischen Flügel heftigte Kämpfe über Name und Konzept ausbrachen und die Bewegung sehr schnell wieder zum erliegen brachte.

Gleichzeitig liegt genau hier die Gefahr, hat er doch eine Vielzahl an Aktivitäten entwickelt, die in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen sind. Seine Forderungen nach Geschlechtergleichstellung für Männer öffneten bereits die Tür so mancher Institution. Zudem beteiligen sich Maskulisten und Maskulistinnen massiv an den Kommentarfunktionen deutscher Leitmedien und verfügen somit über die Fähigkeit, wichtige Diskussionen in die Enge zu führen und zu dominieren.“

Hier liegt tatsächlich ein wesentlicher Unterschied zum Feminismus. Während der Feminismus in den letzten Jahren vorwiegend eigene Filterbubbles errichtet hat und diese gegen äußere Meinungen hermetisch abdichtet und einen Austausch mit dem Mainstream ablehnt, hat der Maskulismus keine Scheu davor. Ausserhalb eines geschützten Umfeldes (Stichwort Kommentarpolitik und Aussperrung von Widerspruch) sind feministische Akteurinnen derzeit nicht in der Lage Diskussionen zu dominieren.

Interessant auch das Fazit des Autors:

„Feminismus, Geschlechterforschung und gleichstellungspolitische Projekte werden in den kommenden Jahren um eine Auseinandersetzung mit dem Maskulismus nicht herumkommen. Gesellschaftliche Modernisierung zeitigt Frustration in Anbetracht der Möglichkeiten des gesellschaftlichen Reichtums einer- sowie der Begrenztheit des individuellen Erfolgs andererseits. Ideologien natürlicher Herrschaft bilden eine Option der Bearbeitung dessen. Die gesellschaftlichen Anknüpfungspunkte des Maskulismus sind reichhaltig vorhanden und das feministische Geschlechterwissen keineswegs so hegemonial, wie behauptet wird.“

Daraus zieht der Autor jedoch nicht die Schlussfolgerung, dass auch der Maskulismus möglicherweise eine gesellschaftliche Daseinsberechtigung haben könnte, sondern dass der Feminismus seine Anstrengungen verstärken müsse:

„Zwar konnten in einigen gesellschaftlichen Teilbereichen feministische Erfolge erzielt werden, doch sind sexualisierte Gewalt und ökonomische Macht von Männern sowie der Ausschluss von Frauen aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens immer noch Realität. Darüber hinaus könnte der Maskulismus perspektivisch den Druck auf (pro-) feministische, gleichstellungspolitische sowie dekonstruktivistische Projekte erhöhen und sie verstärkt in defensive Auseinandersetzungen zwängen.“

Das Ganze wirkt etwas hilflos. Es dämmert wohl langsam, dass der Maskulismus nicht wieder einfach so verschwinden wird und er auch durchaus das Potential besitzt geschlechterpolitische Debatten, ausserhalb von kontrollierten Räumen, in denen der Feminismus die absolute Deutungs- und Zensurhoheit beansprucht zu dominieren. Auch die bisherige Taktik pauschal alle Maskulisten in die Nähe von Nazis zu rücken und damit als Diskussionspartner für nicht diskursfähig zu erklären, brachte wohl nicht die erhofften Erfolge.

Was mir beim Durchlesen der Studie zunehmend aufgefallen ist: Der Autor stellt entweder Behauptungen völlig ohne Begründung in den Raum oder er zitiert aus anderen früheren Studien über Maskulismus. Es ist für mich nicht erkennbar, wie der Autor eigene Erkenntnisse über den Maskulismus gesammelt und gewonnen haben will. Stellen wir uns einen Forscher vor, der eine wissenschaftliche Studie über Löwen schreiben möchte und als einzige Erkenntnisquelle nur Bücher heranzieht in denen andere Leute früher schon mal etwas über Löwen geschrieben haben, ohne aber selbst mal einen zu Gesicht bekommen zu haben „Löwen gibt es in Afrika (vgl. Brems Tierleben 1980, S. 50“

Gesichter des Feminismus: Der Alice Schwarzer Feminismus

Wie wir gelernt haben, gibt es DEN Feminismus ja nicht. Es lohnt sich daher, die einzelnen Richtungen mal genauer zu betrachten:

Zum Feminismus der Alice Schwarzer habe ich ein geteiltes Verhältnis. Einerseits ist diese feministische Richtung medial sehr mächtig. Ein Großteil der Menschen, die sich nicht aktiv mit Geschlechterthemen befassen, setzen Alice Schwarzer schlichtweg mit DEM (deutschen) Feminismus gleich. Alice Schwarzer hat eine große Medienpräsenz und verfügt mit der Zeitschrift EMMA über ein eigenes Pressesprachrohr und schafft es auch darüber immer wieder sehr medienwirksame Kampagnen zu platzieren. Die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder musste im letzten Jahr am eigenen Leib erfahren, dass es schnell unangenehm wird, sich mit Alice Schwarzer anzulegen.

Inhaltlich ist der Feminismus nach Alice Schwarzer sehr konservativ. Er wendet sich z.B. gegen Pornographie, den Islam (und hier insbesondere verschleierte Frauen) und trommelt aktuell sehr lautstark für ein Verbot von Prostitution. Das sind Positionen, die politisch sehr gut mit Positionen der CDU/CSU zusammengehen, die ja ansonsten nicht im Verdacht stehen, besonders feministisch zu sein.

Innerhalb der jungen nachrückenden Szene radikaler Feministinnen ist Alice Schwarzer und EMMA auch – inklusive der dort vertretenen Ansichten – nicht mehr so gefragt.

„Über die Relevanz von Schwarzer und EMMA“
„Nachtrag zu Schwarzer und EMMA“
„Die EMMA und die ideale Leserin“

Alice Schwarzer müht sich hier zwar um eine gewisse Verschwesterung mit dem jungen Feminismus, konnte aber auch hier ihren Drang zur Dominanz nicht wirklich ablegen. Mit der Mädchenmannschaft kam es im letzten Jahr sogar zum offenen Schlagabtausch. Lediglich mit der radikalfeministischen Gruppe Femen kann Alice Schwarzer sich scheinbar gut anfreunden.

Jenseits der glänzenden Fassade halte ich den Schwarzer-Feminismus für schwach. Alles ist auf die Person von Alice Schwarzer zugeschnitten. Sie dominiert dort absolut, konnte sich noch nicht einmal durchringen, die Leitung der EMMA an eine jüngere Nachfolgerin zu übergeben. Alice Schwarzer ist aber nicht mehr die Jüngste. Sollte sie sterben, gibt es keine geeignete Nachfolgerin, die ihren Platz einnehmen könnte. Auch der Zeitschrift EMMA geht es finanziell nicht wirklich gut und in letzter Zeit zeigt sich, dass das Finanzsystem von Alice Schwarzer mindestens fragwürdig ist.

„Fest steht aber, dass sich immer weniger Käuferinnen finden, die nicht nur ihr Herz (so der aktuelle Titel – UT „Ist Mitgefühl erlernbar?“), sondern auch die Geldbörse bzw. das Girokonto öffnen (wollen), dass der Verkaufsumsatz der EMMA – sehr, sehr grob und sehr, sehr großzügig mit 7,50 EUR/Heft gerechnet und bei inzwischen wieder zweimonatlicher Erscheinungsweise – im Jahre 2013 allenfalls nur noch bei 1.800.990 EUR (bzw. plus 1 Ex. ;-): 1.800.997,50 EUR) gelegen haben kann. Der Rückgang der Passiven Rechnungsabgrenzungsposten – Es dürfte sich dabei im Wesentlichen um ins jeweils Folgejahr hineinreichende Abo-Vorauszahlungen handeln – spricht eine ebenfalls deutliche Sprache“

http://rechtsanwaeldin.blogspot.de/p/blog-page_23.html

Durch die Steueraffäre ist Alice Schwarzer auch persönlich angeschlagen.

Auch halten sich die tatsächlichen Erfolge des Schwarzer Feminismus in Grenzen. Weder das seinerzeit geforderte Verbot von Pornographie (PorNO-Kampagne), noch das aktuell geforderte Prostitutionsverbot konnten trotz viel Tamtam politisch durchgesetzt werden.

Eine Besonderheit der Argumentationsweise von Schwarzer und EMMA besteht darin, mit markigen Zahlen um sich zu werfen („jede X. Prostituierte wurde selbst missbraucht“, „jede X. Frau hat bereits sexuelle Gewalt erlebt“, „X Prozent aller Prostituierten sind Zwangsprostituierte“ etc.), dafür aber keine Quellengrundlage zu nennen.

Genderlehre vs. Biologie

Wenn ich den aktuell vorherrschenden Genderfeminismus richtig verstehe, dann sind wir nach der Geburt, unabhängig von unserem biologischen Geschlecht erst einmal ein weißes Blatt Papier. Alles was später an Geschlechterrollen und geschlechtsspezifischen Vorlieben zu Tage tritt ist angeblich erst gesellschaftlich anerzogen worden und nicht etwa angeboren.

Das ist für den Genderrfeminismus sehr wichtig, weil nur auf diese Weise spätere gesellschaftliche Beobachtungen, wie z.B. die stärkere Vertretung von Männern in Führungspositionen, das schlechtere Abschneiden von Frauen in vielen Naturwissenschaften, die Neigung von Frauen lieber schlechtbezahlten Berufe anzustreben, als Ergebnis von diskriminierenden Strukturen gewertet werden können.

Ab und zu wird zwar – eher als Feigenblatt – auch von feministischer Seite widerwillig eingeräumt, dass auch die Biologie „einen gewissen Einfluss“ haben könnte, im weiteren Aufbau des Theoriengebäudes findet das jedoch kaum Berücksichtigung. Wissenschaftliche Studien, die angeborene Geschlechterunterschiede feststellen, werden gerne mit der Begründung abgetan, die untersuchenden Wissenschaftler selbst, seien nicht frei vom schier übermächtigen Einfluss der gesellschaftlichen Geschlechterkonstrukte – und außerdem verdächtig oft weiße Männer.

Wenn man bedenkt, dass es für den Genderfeminismus eine existentielle Katastrophe darstellen würde, wenn biologisch zweifelsfrei angeborene Geschlechterunterschiede bewiesen werden könnten, mit denen zum Beispiel auch Folgeeffekte, wie unterschiedliche Schwerpunkte bei der Studien- und Berufswahl begründet werden könnten, kann man verstehen, warum von dieser Seite so gegen die etablierte Wissenschaft gewütet wird.

Die gesamte Gendertheorie ist bisher – anders als die Biologie – eben nur ein gedankliches Konstrukt. In sich stimmig, aber dem wissenschaftlichen Beweis (bisher) nicht zugänglich.

Mich erinnert das ein wenig an die amerikanischen Kreationisten, die zwar wissenschaftlich hoffnungslos gegenüber der Evolutionstheorie an Boden verloren haben, gleichwohl darauf beharren die Schöpfungslehre als „alternative Theorie“ anzuerkennen und sogar an Schulen zu lehren. Der Unterschied zu den Kreaotionisten besteht leider nur darin, dass die Genderlehre zunehmend an Einfluss gewinnt.

Wenn man die Theorie der anerzogenen Geschlechterunterschiede wissenschaftlich beweisen wollte, müsste man Jungen versuchsweise in der Mädchenrolle aufziehen und umgekehrt. Derartige Menschenversuche verbieten sich schon aus ethischen Gründen. Entsprechende Versuche in der Vergangenheit sind allerdings spektakulär schief gegangen, mit schlimmen Folgen für alle Beteiligten. Umgekehrte versuche transsexuelle Kinder in der Rolle ihres biologischen Geschlechts zu erziehen verlaufen im Regelfall auch nicht sonderlich erfolgreich.

Ein wirkliches Problem bekommt die Genderlehre ohnehin beim Thema Transsexualität. Ein heterosexueller-cis Mann wird vom Genderfeminismus nur als Ergebnis einer gesellschaftlichen Prägung angesehen. Die Behauptung einer Transfrau „schon immer“ eine Frau gewesen zu sein (leider im falschen biologischen Körper) wird dagegen bereitwillig angenommen. Wenn aber Geschlechterrollen und Gefühle der „richtigen“ Geschlechtszugehörigkeit lediglich anerzogen und nicht etwa bereits biologisch determiniert sind, wäre transsexuellen Menschen ihre Transidentität erst nach der Geburt anerzogen worden. Das würde dann aber leider die Konservativen stärken, die z.B. befürchten, dass Jungen durch falsche Erziehung transsexuell werden könnten. Das würde auch bedeuten, dass man Transsexualität bei Kindern durch „Umerziehung“ wieder therapieren kann. Ich glaube nicht, dass der Genderfeminismus diese Schlussfolgerungen wirklich mal zu Ende gedacht hat.

 

 

%d Bloggern gefällt das: