Die Problematiken des Sexismus auf den Punkt gebracht

Als Erstes habe ich die Augen verdreht, als ich den Titel „Der verunsicherte Mann“ von Tomasz Kurianowicz bei ZEIT-ONLINE las, dachte ich doch, es handle sich um den x-ten Aufguß einer (sexistischen!) Beschreibung der gesamten Männerschaft unserer Gesellschaft, angesichts von weiblichen Errungenschaften, mit denen „Mann nun überhaupt nicht klar kommt“ (angeblich).

Tatsächlich meint der Autor sich höchstselbst und man kann wirklich herauslesen, wie vorsichtig er sich auf einem Minenfeld bewegt. Minen sind bekanntlich versteckt, man weiß nie, welche Stelle sich als vermint offenbart. Aber ich finde, er hat es ganz gut gemeistert, kann man doch so manche Textstelle als Disclaimer verstehen, Motto: „Ja, ich weiß, ich als Mann sollte die Klappe halten, aber wenn ich mal anmerken dürfte …“.

Aber Sticheleien beiseite: Thomasz Kurianowicz hat es auch insofern gut gemacht, indem er wichtige Punkte herausgearbeitet hat. Punkte, die ich hier aber anders beantworten möchte, als er es tut.

Die Frage, die ich mir schon seit Längerem stelle, ist folgende: Kann ich als Mann nachvollziehen, wie sich eine Frau fühlt, wenn sie sexistisch diskriminiert wird? Kann ich jene Kränkung und Angst nachempfinden, wenn sich ein großer, starker Mann einer schwächeren Frau gewaltvoll nähert? Kann ich die verbale Verletzung einer Frau empathisch nachvollziehen?

Auch hier richtet der Autor die Fragen auf den ersten Blick an sich selbst. Da er sich die Fragen aber unter dem Aspekt des Mann-seins stellt, gelten sie unterschwellig für alle Männer: Können Männer es nachvollziehen / nachfühlen / nachempfinden?

Nun, das hängt vom Wesen des einzelnen Mannes ab. Empathiefähigkeit ist eine individuelle Sache, auch bei Frauen, wenn diese auch in ihrer Gesamtheit als empathischer beschrieben werden. Für meinen Teil möchte ich ausdrücken, dass ich es nachvollziehen kann, wenn Sprüche, Gesten oder gar körperliche Annäherungen als (sehr) unangenehm empfunden werden. Auch Männer sind nicht frei von Erfahrungen in Form der Verletzung von persönlichen Grenzen, ob verbal oder tätlich.

Wo fängt Sexismus an und wo hört er auf? Wann ist er justiziabel und wann eine Respektlosigkeit? Wann ist er ein unglückliches Kompliment und wann eine verbale Attacke?

Diese Fragen finde ich teilweise unglücklich formuliert. Die Frage ist nicht, wo Sexismus aufhört (meines Erachtens fängt dort, wo etwas aufhört, das Nächstschlimmere an) und auch nicht, ob Sexismus justiziabel oder nur ein unglückliches Kompliment ist (beide Punkte unterstellen, dass Sexismus bereits gegeben ist). Nein, die in dieser Diskussion wichtige Frage wurde am Anfang des obigen Zitats gestellt: Ab wann ist irgendetwas Sexismus?

Für die gröberen Formen (antatschen, bewußte verbale Herabwürdigungen usw.) braucht man sich mit einer Beurteilung nicht lange aufhalten. Für alle anderen Dinge hängt es meines Erachtens sehr vom Kontext ab – und davon wie die Empfängeren / der Empfänger es auffaßt. Es geht nicht nur um die Empathiefähgikeit von Dritten, die eine Handlung oder eine Situation nachvollziehen, sondern darum, wie es die Betroffenen selbst sehen (können). Ansonsten landen wir sehr schnell bei einem „eigentlich geht und darf gar nichts“ oder bei einem Katalog von „no-go’s“, über dessen Inhalt dann die nächsten Jahre gestritten wird.

Abends ging ich auf Facebook und las den #MeToo-Bericht einer Bekannten aus Berlin. Ihr Eintrag schockierte mich zutiefst. Sie beschrieb, wie sie kürzlich auf einem Zahnarztstuhl unsittlich berührt wurde: Während einer Zahnbehandlung presste der behandelnde Arzt seinen Schritt gegen ihren Oberarm, so dass sie seinen Penis spürte. Der Arzt nutzte seine Machtposition und ihre Hilflosigkeit aus.

Natürlich ist das nicht ok.

Es folgte ein Telefonat mit der erwähnten Bekannten:

Wir einigten uns schnell, dass ihre Zahnarzterfahrung eine üble Form von sexueller Belästigung war.

Eben. Zwar mögen Übergänge fließend sein, aber hier ist die Sachlage eindeutig. Was hat das also in dem Artikel über Sexismus zu suchen?

Sie [die Bekannte von Tomasz Kurianowicz] machte mir klar, dass ich als Mann immer über eine Selbstsicherheit, über ein Identitätsprivileg verfügen würde, das ich niemals zu reflektieren und abzulegen imstande wäre. Sie sagte, dass die Idee, einen Text über Sexismus aus männlicher Perspektive zu schreiben, schon Teil des Problems sei. Meine Bekannte wurde noch konkreter, noch deutlicher. Sie sagte mir: „Du, Tomasz, bist selbst Teil des Problems.“

Wieder einmal wirft ein Geschlecht dem anderen Geschlecht Sexismus vor und wird dabei selbst sexistisch: Nur weil er ein Mann ist, ist er Problembestandteil.

Und das zwischen (guten?) Bekannten, wobei der männliche Part nicht den Eindruck macht, er wäre zu wenig selbstreflektiert bezüglich seiner männlichen Ausprägungen, wenn man seinen Artikel liest …

Doch jetzt zum wichtigsten Teil (Kleinbuchstaben als Aufzählung von mir eingefügt):

Wenn das Argument meiner Bekannten zuträfe, dann wäre jede weitere Diskussion über Sexismus zwischen Mann und Frau sinnlos. Dann müsste ich mich auf ewig wegducken (a) und hätte nur einen einzigen argumentativen Ausweg – die Gewalttätigkeit meines Geschlechts für immer zu akzeptieren. Besonders nachdenklich stimmte mich ein beeindruckender Essay der Tagesspiegel-Kollegin Anna Sauerbrey: Darin äußert sie die These, dass immer ein Rest Fremdheit zwischen Männern und Frauen bestehen werde – „jene Fremdheit zwischen Verstehen und Empfinden“.

[…]

Ist es denn wirklich unmöglich, sich eine Welt zu imaginieren, in der die Menschen nicht nach ihrem Geschlecht, sondern nach ihrem Wesen wahrgenommen werden? (b) Wollen wir dieses Ideal wirklich aufgeben, so unrealistisch es sein mag? (c) Ich denke, das wäre falsch. Die Fähigkeit zur Empathie erscheint mir unabdingbar auf dem Weg der Annäherung an dieses Ideal – die Empathie für das Fremde, für das andere Geschlecht. Die Annahme von einer unüberbrückbaren Geschlechterdifferenz würde den emanzipatorischen Anspruch des Feminismus ad absurdum führen und unterstellen, dass Männer eine Urschuld in sich tragen, die sie weder ablegen noch überwinden können. (d) Dass Männer hineingeboren sind in Unterdrückungspraktiken, die sie nicht abschütteln, sondern bestenfalls reduzieren können. Ist nicht das wiederum diskriminierend allen Männern gegenüber? (e)

Im Schnelldurchlauf:

a) Nein, kein Wegducken notwendig. Es ist nur dann notwendig, wenn man sich als wandelnden Fehler sieht.

b) Warum eine Welt imaginieren, in denen Menschen nach dem Wesen wahrgenommen werden? Das Geschlecht einer Person wird immer zeitgleich mit der Person wahrgenommen. Es ist Teil des Wesens. Und dass Frauen nicht mehr als Frauen wahrgenommen werden wollen, wäre mir völlig neu.

c) Bei unrealistischen Idealen sollte man sich fragen, ob nicht eine Ideologie dahintersteckt. Und Ideologien sollte man IMMER aufgeben.

d) Nennen Sie es nicht „Urschuld“ …

e) Nein, es ist nicht diskriminierend, wenn man das Nachfolgende akzeptiert.

Ich denke, es gäbe etwas, dass uns alle weiterbringen könnte: Die ideologiefreie Akzeptanz der menschlichen Natur, so wie sie ist. Ohne folgenden Vorwurf, man würde dadurch versuchen, sich auf biologischer Ebene aus der Affäre zu ziehen. Und ohne die Unehrlichkeit, nicht zuzugeben, dass diese biologische Natur auf der anderen Seite auch gewollt und willkommen ist.

So absolut verständlich es für mich ist, dass es Aussagen oder Annäherungen gibt, die Frauen als unangenehm empfinden, so klar ist es für mich, dass wir nicht aus unserer Haut heraus können.

Männer folgen zum einen einem ewigen Wettbewerbsgedanken und jeder Wettbewerb hat mit Dominanzstreben zu tun. Nach jedem sportlichen Kräftemessen steht die Siegerperson mindestens einen Kopf höher auf dem Podest als alle Übrigen – übrigens auch Frauen. Dominanz zu zeigen liegt in der Natur des Mannes.

Männer sind die sexuelleren Wesen. Man kann es einem zivilisierten Mann abtrainieren, sich zu sexistischen Impulsen hinreißen zu lassen, aber auch in seinem Kopf (und nicht nur in den Köpfen von Macho-Männern) spielt es sich trotzdem ab. In Sekundenbruchteilen. Nein, das soll keine Entschuldigung für irgendetwas sein, es ist eine bloße Feststellung.

Und so zu tun, als seien diese Dinge stets unwillkommen, ist scheinheilig. Dominanz und Führungsqualitäten (beispielsweise des Ehepartners) wird von Frauen gern gesehen, wenn es dem eigenen Status, eigenen Vorteilen oder dem eigenen Schutz dient. Und ein zweideutiger Spruch oder gar eine Tätschlei im passenden Kontext vom passenden Mann wird sicherlich nicht als Sexismus deklariert werden.

11 Kommentare zu „Die Problematiken des Sexismus auf den Punkt gebracht“

  1. Zu der zitierten »Zahnarzt-Situation«: Ich biete mindestens fünf Friseurinnen, die schon mal ihre Brüste an mir gerieben haben. Und jezz?
    Auch wurde ich mal ungewollt Ohrenzeuge eines Tischgespräches mehrerer Kolleginnen. Das Ausmaß an vulgären Sprüchen über Männer, das ich da zu hören bekam, ist hier nicht zitierfähig.
    Tut mir leid, aber solche latent devoten Ansichten über die angebliche Reinheit oder die größere Verletzlichkeit der Frauen (im Vergleich zu Männern) ärgern mich regelmäßig. Wenn man mal eine Frau dazu ins Vertrauen nimmt, dann bestätigen sie sogar diese Heuchelei. Ihr Interesse an Schmuddelthemen ist mindestens so groß wie das der Männer, wenn nicht sogar größer.
    Auch der Eindruck, die Männer seien die großen Initiatoren von Anbahnungen, hat die Forschung längst widerlegt. Ich bin im Moment nur zu faul, das schon wieder aus der Mottenkiste rauszusuchen.
    Auf diesem Niveau kommen wir nicht weiter.

    So long,
    Stadtmensch

    1. Wo wie gerade bei Dentismen sind:
      Tatsache ist, auch mein Zahnarzt ist mir mehrfach unangenehm nahe gekommen, manchmal hatte er sogar Mundgeruch!
      #IchauchIchauchIchauch!!111!
      Tatsache ist aber auch, daß Doc Gerd ( eben jener ) der sozialste Dentist ist, den ich je kennengelernt habe, ich betrachte ihn nach langjährigen Erfahrungen – als guten und blind vertrauenswürdigen Freund ( trotz seines schlimmen Fahrstils, er fährt inner- wie außerorts immer 70 ).
      Male Solidarity, patriarchales Kompott, is klar, nä?
      Nee, der hat sich einfach auf seine Arbeit konzentriert. Sonst nix!
      Nix mit mass hysteria!

      Und was wäre so ein pöser Kommentar, ohne passende Popmusik?
      Mas hysteria!

    2. „Das Ausmaß an vulgären Sprüchen über Männer, das ich da zu hören bekam, ist hier nicht zitierfähig.
      Tut mir leid, aber solche latent devoten Ansichten über die angebliche Reinheit oder die größere Verletzlichkeit der Frauen (im Vergleich zu Männern) ärgern mich regelmäßig. Wenn man mal eine Frau dazu ins Vertrauen nimmt, dann bestätigen sie sogar diese Heuchelei.“

      Offenbar wirds nur dann, wenn es verfilmt wird, wie z.B. in „Sex and the City“.

  2. „die Augen verdreht, … um den x-ten Aufguß ….“

    Man kann (und soll u.a.) Debattenbeiträge zunächst einmal für sich genommen lesen und zu den Argumenten Stellung nehmen, wie gerade oben geschehen.

    Debattenbeiträge stehen aber auch in einem Kontext, und hier haben wir eine langfristige Debatte, die 2013 im Rahmen der Aufschrei-Kampagne ein Hoch hatte, aber als solche viel älter ist. 2013 ist eigentlich alles wichtige gefühlte 10 Mal durchgekaut worden, dank metoo scheinen jetzt alle diese Debatten zum 11. bis 20. erneut durchgekaut zu werden.

    Das ist das eigentliche Faszinosum, daß die Debatten, die gerade mal 4 Jahre zurückliegen und zwischendurch mehrfach mit ähnlichen Kampagnen wieder hochgekocht wurden, offenbar keinen Lerneffekt hatten. Sind die Leute vergeßlich? Waren die Debattenergebnisse damals unzureichend? Sind so viele neue Debattenteilnehmer dazugekommen, die von vorne anfangen? Für die könnte man Zeitsparen mit einem FAQ, wo man zu jeder Frage gleich die passende Antwort nachschlagen kann (wenn es denn so einfach geht).

    Oder gibt es Betonköpfe, die immer wieder ihre Dogmen mantrahaft wiederholen, und mit denen Debatten eigentlich sinnlos sind? Ich halte dies für eine der wichtigsten Erklärungen. Bei diesem speziellen Artikel brauche ich eigentlich nur die Überschrift „Der verunsicherte Mann“ zu lesen, dann weiß ich schon, woher der Wind weht, speziell bei einem streng feministischen Medium wie der Zeit.

    Ich habe letzten Sommer schon einmal sarkastisch einen Artikel in der Zeit („end-of-men“-Feminismus reloaded) besprochen, der auf der „Krise des Mannes“ herumreitet, und kurzlich dasselbe in Grün bei der SZ (Die psychologische Kriegführung der Süddeutschen gegen „die Männer“).

    Diesen Zeit-Artikel sehe ich in erster Linie als Teil dieses Psychokriegs: Die Überschrift ist eine versteckte Aussage, daß Männer verunsichert und desorientiert, um nicht zu sagen unzurechnungsfähig sind, wenn sie es noch nicht sind, dann sollen sie es jedenfalls sein.

    Und wenn Männer dieses Thema schon x-mal durchgekaut haben, dann schmeißt man ihnen mit diesem Artikel (schon über 1000 Kommentare, ein richtiger clickbait) oder allgemeiner mit der ganzen metoo-Kampagne ein oder viele Stöckchen hin und lenkt sie ab, denn die Musik spielt woanders. Feministische Gesetze werden irgendwo in den Hinterzimmern ausgekungelt, am besten erkennbar beim Quoten-Gesetz für die DAX-Aufsichtsräte, bei der Verschärfung des Sexualstrafrechts, in NRW beim DRModG usw., wo eine oft sogar parteiübergreifende Allianz von Feministinnen gezeigt hat, wer hier die Macht hat.

    1. Ich habe mir den Artikel gerade vor ner guten Stunde durchgelesen und kann mich Mitm nur anschließen.
      Jeder dieser Scheinfragen beantwortet sich dieser scheinheilige Opferabonnent implizit mit : #ichdochnich!
      Ich kam seltsamerweise zum exakt gegenteiligen Schluss. Allein sein „Rassismus gegen Polen, die keinen deutschen Perso wollen“ ist ultradämlich.
      V.dh. und um nicht in einen 10-seitigen Rant zu verfallen, beantworte ich seine Frage; „Bin ich jetz Teil des Problems?“ mit einem klaren: „Ja, Tomasz, bist Du!“.

    2. „Debattenbeiträge stehen aber auch in einem Kontext, und hier haben wir eine langfristige Debatte, die 2013 im Rahmen der Aufschrei-Kampagne ein Hoch hatte, aber als solche viel älter ist. 2013 ist eigentlich alles wichtige gefühlte 10 Mal durchgekaut worden, dank metoo scheinen jetzt alle diese Debatten zum 11. bis 20. erneut durchgekaut zu werden.“

      Mein Eindruck ist auch, dass es immer dieselben Leute sind, die ihre Erlebnisse im Rahmen solcher Aktionen zum xten Mal als Beweis anführen. Das führt zum „Drehtür-Effekt“ in der Wahrnehmung.

  3. „Kann ich als Mann nachvollziehen, wie sich eine Frau fühlt, wenn sie sexistisch diskriminiert wird?“

    Grundsätzlich können Menschen empathiefähig sein gegenüber Menschen in Situationen, die sie niemals selbst erlebt haben.
    Die gesamte Unterhaltungsindustrie, v. a. Bücher undKino, sprich: Geschichten, leben genau davon.

    Bemerkenswert an dem Statement ist insofern besonders, dass nicht als möglich erachtet wird, dass Männer sexistisch diskriminiert werden.
    Insofern drängt sich mir die (Rück.)Frage auf:
    Warum kann er nicht mal als Mann nachvollziehen, wie sich ein Man fühlt, wenn er sexistisch diskriminiert wird?
    Warum schert das niemanden, weder frauen noch Männer, einen feuchten Kehricht?

    Nicht mal dann, wenn er genau das in seinem Artikel eigentlich eindrücklich (wenn auch in durchaus milder Form) beschreibt – die diskriminierung als Mann, als solcher bitteschön die Klappe zu halten in einem Diskurs, in dem es darum geht, was für schlechte Menschen solche „Männer an sich“ sind.

  4. Falsche Fragestellung:

    Ab wann ist irgendetwas Sexismus?

    Richtige Fragestellung:

    Was ist Sexismus?

    Der Sexismus ist ein Kunstwort, abgeleitet als Vereinigung von Sex und Rassismus. Der Rassismus als Geisteshaltung behauptet die Inferiorität einer Rasse; in konsequenter Fortführung der Analogie behauptet also der „Sexismus“ die Minderwertigkeit eines Geschlechts. Eine andere Bedeutung ist nicht drin.

    Nächste Frage: gibt es den Sexismus? Gibt es seriöse Männer, die das weibliche Geschlecht – bewusst oder unbewusst – für minderwertig halten? Antwort: für verschieden, ja; für minderwertig, nein. Der Begriff „Sexismus“ ist also ein sinnloser Kampfbegriff, der davon lebt, nicht verstanden zu werden.

    Natürlich gibt es Trolle, die – nach Definition – nicht diskutieren, sondern provizieren. Natürlich gibt es schlechtes Benehmen. Natürlich gibt es Fälle von Gewalt in sozialen Brennpunkten. Aber das alles ist bereits im bürgerlichen Sinn verwerflich. Dafür brauchts kein neu erfundenes Wort.

    1. „Richtige Fragestellung: Was ist Sexismus?“

      Ja und Nein. Diese Fragestellung ist richtig, wenn man einen neutralen, wissenschaftlichen Standpunkt hat und eine mit benachbarten Begriffen konsistente Definition sucht.
      Das ist aber nicht der Standpunkt in den ideologischen Grabenkämpfen, die wir seit Jahren erleben.

      „Der Begriff „Sexismus“ ist also ein sinnloser Kampfbegriff, der davon lebt, nicht verstanden zu werden.“

      Ein politischer Kampfbegriff ist Sexismus auf alle Fälle, denn er wird eindeutig, leider auch erfolgreich, als Instrument des politischen Meinungskampfes eingesetzt. Beispielsweise kann man die Verschärfung des Sexualstrafrechts im letzten Jahr darauf zurückführen, daß der Bevölkerung monatelang im Rahmen der Aufschrei-Kampagne eingetrichtert wurde, alle Frauen seien ständig von „Alltagsseximus“ betroffen.

      Er ist also durchaus verstanden worden, leider mit einer Bedeutung, die wenig mit der sozialen Realität zu tun hat. Die gefühlte soziale Realität wird durch diesen medial durchgedrückten Kampfbegriff ja gerade erst erzeugt. Um diese geballte mediale Macht einzuschätzen, muß sich nur das Feuerwerk an Sexismus-Artikeln auf Zeit-Online, bei der SZ, der Tagesschau oder anderen Mainstream-Medien ansehen.

      Wie man erfolgreich gegen dieses mediale Powerplay ankämpfen kann, ist mir auch nicht klar.

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