Fundstück: Gewaltschutzwohnung in Thüringen ohne öffentliche Unterstützung

Vor nicht zwei Wochen machte die Meldung die Runde, dass in Sachsen zwei Gewaltschutzwohnungen für Männer eröffnet würden – und zwar mit Unterstützung der dortigen Landesregierung, insbesondere der Staatsministerin für Gleichstellung und Integration. Bereits dann schrieb ich:

Das ist doch eine hervorragende Vergleichsmöglichkeit, unter welcher Landesregierung und mit welchen Parteien sich etwas tut.

Eine Einschätzung, die sich – leider im negativen Sinne – heute bestätigt hat. Gleichmaß e.V. vermeldet sowohl per E-Mail als auch im Blog, dass es für die Gewaltschutzwohnung in Thüringen keine Unterstützung der Landesregierung geben wird – entgegen entsprechender Ankündigungen:

Trotz aller vor und nach der Thüringer Landtagswahl getätigten
Unterstützungs- und Befürwortungszusagen entschied sich die
Gleichstellungsbeauftragte zu Thüringen, Katrin Christ-Eisenwinder (Die
Linke), letztlich gegen eine Finanzierung unserer Schutzwohnung für von
häuslicher Gewalt betroffener Männer. Mit dieser Entscheidung wird nicht
nur der Begriff Gleichberechtigung außer Kraft gesetzt, sondern trotz
des seit vielen Jahren erforschten hohen Bedarfes Thüringer Männern
keinerlei Hilfe zuteil.

Tristan Rosenkranz nennt im Interview mit der Ostthüringer Zeitung Details. Natürlich braucht so eine Wohnung langfristige Unterstützung, um finanziell in trockenen Tüchern zu sein. Die Schilderung, wie Zusagen gemacht und dann nicht gehalten wurden, lese jeder selbst im Detail nach. Besonders peinlich:

Eine Kernaussage, die sich bis heute durch jede Argumentation zieht, ist, dass erst einmal erforscht werden müsse, inwieweit für eine Gewaltschutzwohnung überhaupt Bedarf besteht.

Dabei ist das, wenn man tatsächlich mal entsprechenden Vereinen und Personen zuhören würde, längst erforscht.

Auch die bisherige Auslastung der Gewaltschutzwohnung in Gera bestätigt die altbekannte Realität ein weiteres Mal: Es gibt mehr Bedarf als Angebot. In trauriger Zahl: Die eine Wohnung kann weniger als 2% der Betroffenen helfen.

In Sachsen hat die Landesregierung offensichtlich mehr Kontakt mit der Realität. Dort werde, nach Wohnungen in Dresden und Leipzig, derzeit eine dritte Wohnung in Chemnitz eingerichtet.

Tristan Rosenkranz zieht ein trauriges Fazit:

Fundraising als Option beispielsweise ist sehr aufwendig und ehrenamtlich nicht leistbar. Die WBG Aufbau zwar äußerte ausdrücklich den Wunsch, das Projekt auch künftig zu unterstützen. Sollte jedoch mit der Finanzierung Schluss sein, wird die Wohnung im Juli aufgelöst. Als Projektverantwortlicher bin ich müde geworden, habe mir viel zu viele Zusagen angehört, die nicht eingehalten wurden.

So sieht die Realität auch im Jahre 2017 noch aus: Um Männern zu helfen, müssen Ehrenamtliche bis zur Erschöpfung kämpfen.

Es gilt jedoch auch, was ich schon bei der Unterstützung dieser Wohnung geschrieben habe:

Jedes Gewaltopfer, das Unterstützung erfährt, ist ein aussichtsreicher Kandidat weniger für zwei andere Klassiker unter den Männerthemen: Obdachlosigkeit und Selbstmord.

Neben den direkt Betroffenen, denen hier geholfen wurde, profitieren aber weitere Männer davon: Dass solche Angebote existieren, hat mir die Sprachlosigkeit genommen. Danke, Tristan Rosenkranz!

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Wenn es Sachsen besser anstellt als Thüringen, bringe ich auch wieder Musik mit Bezug zu ersterem…

Sorry about Dresden: Relax, It’s Tuesday

Fundstück: Das Dilemma – Förderung nur für beide Geschlechter?

Ein interessantes Dilemma wurde vor einigen Tagen bei Alles Evolution angesprochen. Es ergibt sich aus einer harmlosen Frage: Sollten staatlich geförderte Projekte sich immer an beide Geschlechter wenden müssen?

In Großbritannien etwa haben bestimmte Organisation bereits Förderung verloren, weil sie nichts für Männer anbieten. Und tatsächlich wären in Deutschland nach meiner Einschätzung mehr Initiativen bedroht, die „nur für Frauen“ da sind.

pro: Das ist der Ansatzpunkt, um zu zeigen, dass mit demjenigen Feminismus, der staatlich und medial hofiert wird, eben nicht Gleichberechtigung angestrebt, sondern reine Frauenförderung praktiziert wird. Wie es Kommentator Matze nicht müde wird zu wiederholen: Sobald Männer profitieren würden, werden entsprechende Gesetze bekämpft. Oder wie es bei Genderama beispielhaft zu lesen war: Auch Männer könnten profitieren: Feministinnen plötzlich „alarmiert“ über Gleichstellungsgesetz.

contra: Wie von Jochen Schmidt genannt, wären dann auch spezielle Förderungen wie etwa Lesen für Jungen nicht mehr drin. Oder (mein Beispiel) wenn man davon ausgeht, dass die bisher als typisch geltenden Symptome für Depressionen vor allem auf Depressionen bei Frauen basieren, sich die Krankheit bei Männern also anders äußert, dann läßt sich in die Richtung nicht so einfach forschen mit staatlicher Unterstützung. Es wäre auch generell schwierig, sich bei Hilfsangeboten auf irgendwelche Probleme zu spezialisieren, die bei Männern und Frauen anders ausfallen.

Immerhin gibt es einen Lichtblick aus der Praxis. Er stammt von Tristan Rosenkranz von Gleichmaß e.V. im Interview mit der Ostthüringer Zeitung zum Thema Gewaltschutzwohnung für Männer. Auf die Frage im Interview, was der Verein unternehme, wenn sich von Gewalt betroffene Frauen an ihn wenden:

Sie bekommen sofort einen Kontakt, wohin sie sich wenden können. Wir lassen sie nicht allein.

Sauber! So soll es sein.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Beim Thema „Probleme und Hilfsangebote“ musste ich doch tatsächlich an dieses frühe Coldplay-Lied denken:

Coldplay: Trouble

Fundstücke: Adrian, Tristan Rosenkranz und Lucas Schoppe zu „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ von Arne Hoffmann

Christian Schmidt hat bei „Alles Evolution“ Artikel zu verschiedenen Büchern veröffentlicht, in denen er Leser fragt, wie diese ihnen gefallen haben. Ich halte es für sinnvoll, einige der Besprechungen separat zu veröffentlichen, weil man sie dadurch leichter wiederfindet und auch direkt auf sie verweisen kann. Besprechung von einführender Literatur in ein Thema – übrigens ausdrücklich auch solche der „Gegenseite“ – hat ohnehin mehr Platz in den Blogs verdient.

Nachdem es letzte Woche um „Männerbeben“ ging, ist diesmal „Plädoyer für eine linke Männerpolitik, ebenfalls von Arne Hoffmann.

Adrian (Schwulemiker):
Männer, jetzt geht’s los!

Tristan Rosenkranz (Gleichmaß e.V.)

Ich hab das Buch auch gelesen und verbleibe mit wenigen Worten bei einer absoluten Empfehlung: faktensatt, extrem gut und weitläufig recherchiert, unaufgeregt und gerechtfertigterweise als Standardwerk zu bezeichnen. Wer meint, schon hinreichend über die Felder männlicher Benachteiligung zu wissen, wird mit diesem Buch noch zahlreiche Fakten dazu gewinnen.

Lucas Schoppe (man tau):

Auch ich hab das Buch gelesen, und auch ich finde, dass es ein Standardwerk von Geschlechterdiskussionen ist. Wer es nicht kennt, und wer sich damit nicht ernsthaft auseinandergesetzt hat, kann nicht für sich beanspruchen, auf dem Stand der Diskussion zu sein. (Das gilt also vermutlich für den größten Teil feministischer Gender-Anbieter.)

Das liegt einerseits an dem hier schon mehrfach erwähnten unendlichen Faktenreichtum. Anstatt (im Stile des Twitter-Feminismus à la Wizorek) einfach zu behaupten und um das eigene Selbstgefühl zu kreisen oder (im Stile des hermetisch-akademischen Feminismus à la Butler) abstrakt und losgelöst zu formulieren, belegt Arne alles, was er schreibt, vielfach – und dies mit einer weltweiten Perspektive. Gerade auch dieser ungeheure Faktenreichtum hat es mir übrigens sehr schwer gemacht, eine einzelne Rezension darüber zu schreiben.

Übrigens wäre das m.E. ein sehr sinnvolles Projekt, um das Buch zu unterstützen. Ein so extrem belegreicher Text braucht eigentlich dringend ein Register, um die Orientierung darin zu erleichtern und die Fakten auch leicht zugänglich und auffindbar zu machen. Vielleicht könnte man das auch in einer gemeinsamen Arbeit erstellen – wenn sich verschiedene Akteure jeweils ein Kapitel vornehmen. Ich würde jedenfalls gern auch in Vorleistung treten und für ein Kapitel schon einmal anfangen.

Das Buch hat noch einen zweiten Aspekt, der wichtig ist: nämlich einen tief traurigen. Arne tritt für einen integralen Antisexismus ein – eine geschlechterübergreifende Politik, die sich gegen Diskriminierungen von Frauen UND Männern richtet. Die Linke aber, die Bündnispartner für eine solche humane – und eben nicht nur: feministische – Geschlechterpolitik sein könnte, gibt es nicht mehr. Oder: Sie wird zumindest institutionell nicht mehr vertreten. Eigentlich hätten sich Politiker der Grünen, der Linken oder der Sozialdemokraten begeistert oder zumindest interessiert auf dieses Buch stürzen müssen, um damit die Diskussionen in ihren Parteien auf eine andere Grundlage zu stellen.

Stattdessen gibt es dort nur – wie ja gerade die Verleumdungen des Bundesforum Männer-Vorsitzenden Rosowski gegen den Gender-Kongress wieder zeigen – desinformierende Abwehrhaltungen.

Überhaupt hatte Leszek damals, als das Buch erschien, meiner eben formulierten Einschätzung dazu mit sehr guten Gründen widersprochen. Auch wenn die Bündnispartner in den Parteien fehlten, hätte die Formulierung einer linken Männerpolitik für die männerpolitischen Diskussionen selbst eine sehr wichtige Bedeutung gehabt. (…)

So oder so: Wer geschlechterpolitisch auf dem Stand der Diskussion sein will, kommt um das Buch wirklich nicht herum.

Lucas Schoppes ursprüngliche Rezension:
Warum Linke die Männerrechtler brauchen (aber Männerrechtler die Linken nicht)

Leszeks Erwiderung:
Über den Sinn linker Männerpolitik

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Ich finde dieses Lied sehr passend zum Buch, weil es sehr ernst klingt, aber auch einen hoffnungsvollen Unterton hat. Außerdem geht es um Unterstützung in schlechten Zeiten.

The Pretenders: I’ll Stand By You

Fundstück: Wahre Worte über Männer

Ein Text, der mir auch nach Monaten noch im Gedächtnis geblieben ist: Die Mitteilung über die Schließung der Männerberatungsstelle „Männersache“ in Oldenburg. Die dreijährige Tätigkeit wird rückblickend als Erfolg gewertet, wobei aus meiner Sicht sehr treffende Worte für die Gefühls- und Lebenslage von Männern gefunden wurden:

Drei Jahre in denen einige Männer die Chance hatten, aus dem männlichen Teufelskreis des besser, schneller, höher … auszusteigen. Oder wie es der bekannte Autor Björn Süfke schreibt in seinem neuen Buch „Männer, erfindet Euch neu“ formulierte:

„Jegliches Scheitern eines Mannes bei dem Versuch, traditionelle Ideale zu erfüllen, wird grundsätzlich als individuelles Versagen betrachtet. So wird dann von den Männern nicht das Ideal als solches hinterfragt, sondern die Fähigkeit der Selbstoptimierung: »Yes, you can – if you only try harder!«

Im Gegensatz zu sonst üblichen negativen Zuschreibungen, bezüglich der Bereitschaft der Männer, über sich nachzudenken, haben die Männer in Oldenburg gezeigt, dass sie sehr wohl bereit sind, die Verantwortung für sich und die Menschen, die ihnen nahestehen, zu übernehmen. Der Erfolg der Beratungsstelle ist von diesen Männern geschaffen worden.
(…)
So konnte die Beratungsstelle zeigen, dass Männer Beratungen nutzen, wenn sie sich etwas davon versprechen.
(…)
Durch den innovativen Ansatz ist es gelungen, Männern einen Weg zur Hilfe zu ebnen, die sonst (sehr wahrscheinlich) keinen gefunden hätten. Nicht gefunden, weil sie ihr Leben lang nicht erlebt haben, dass es für sie so etwas gibt. Die nahezu vollständige Vorenthaltung von Empathie hat den Erwartungshorizont von Männern auf realistische 0% zur Folge.

Erreicht hat mich diese Meldung ursprünglich über Gleichmaß e.V.. Das ist der Verein, der mir zuletzt positiv aufgefallen war durch den Spendenaufruf, um eine Gewaltschutzwohnung für Männer zu finanzieren und dann tatsächlich die Eröffnung dieser Wohnung erreicht hat.

Popkultur
Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Männer sollten keine Helden sein müssen.

Tina Turner: We Don’t Need Another Hero

Warum ich mich über diesen Erfolg so freue

In Zeiten von Clickbait und Social-Media-Hypes kommt die Meldung über die Eröffnung einer Gewaltschutzwohnung für Männer ganz unaufgeregt und nüchtern daher. Dabei handelt es sich um den Erfolg einer ganz konkreten Aktion, um in Not geratenen Männern zu helfen.

Als Ende April der Spendenaufruf rundging, habe ich mich spontan dazu entschlossen, dieses Projekt zu unterstützen, weil ich mithelfen wollte, etwas zu verändern, anstatt mich nur auf die (sehr geschätzten) Diskussionen in Blogs zu beschränken. Letzten Endes kam es mir unsinnig vor, immer wieder durchaus schlüssig argumentiert zu lesen, dass Männer weniger allgemeine Aufmerksamkeit für ihre Probleme bekommen – egal, ob diese nun allgemeiner Natur sind oder spezifisch männlich – und dann nichts zu tun. „Alle Bücher sind gelesen, alles Denkbare gedacht, kein Problem ist ungewälzt, doch nichts gemacht…“ – so wie die Erste Allgemeine Verunsicherung in ihrem gleichnamigen Lied „Die Intellektuellen“ besingt, wollte ich nicht enden.

Dröge Arbeit macht den Unterschied aus

Es stimmt mich schon nachdenklich, dass stete, kleinteilige und zähe Arbeit zum Erfolg geführt hat. Dessen Vater Tristan Rosenkranz war vor einigen Monaten am Ende seiner Kräfte und wurde darüber hinaus für seine Aktivität auch noch beschimpft und lächerlich gemacht.

Gleichmaß e.V. hat inzwischen dem Gewaltschutz eine eigene Seite gewidmet. Wenn man die bereits erwähnten Meldungen des Vereins zur Gewaltschutzwohnung sowie die Erwähnungen in der Presse zum Thema (OTZ veröffentlicht Interview zur Gewaltschutzwohnung und „Neues Gera“ berichtet über unsere Gewaltschutzwohnung; Originalquellen: Ostthüringer Zeitung, „Neues Gera“) durchliest, bekommt man die nackten Fakten herausgefiltert:

  1. polizeilich in Thüringen erfasste Fälle: 824 (2012), 810 (2013), 636 (2014)
  2. die Wohnung besteht aus anderthalb Zimmer, Küche und Bad
  3. derzeit sind 1500 Euro auf dem Spendenkonto – das reicht fürs erste Jahr

Dazu der Verein selbst:

Wir freuen uns über die dieswöchige Eröffnung unserer Gewaltschutzwohnung in Gera. Nach einigen Jahren Sensibilisierung, Konzeptions-, Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit sowie Recherche zur statistischen Notwendigkeit von Gewaltschutzangeboten und Gesprächen mit Betroffenen, Kooperationspartnern*, Politikern, Fachleuten und Behördenvertretern ist es uns bislang nicht gelungen, die Bereitschaft einer öffentlichen Finanzierung zu erreichen.

Mit anderen Worten: Selbst wenn man die niedrigste Zahl aus dem vorletzten Jahr nimmt und jeweils ein anderer Mann einen Monat in der Wohnung lebt, ist selbst für weniger als 2% der Opfer öffentliche Unterstützung schon zuviel verlangt.

So sieht die Realität aus! Unglaublich, sollte man meinen.

Was tun?

Wer die Hilfe braucht: Die Notrufnummer für das Angebot: 0160 / 951 015 47; der Flyer als PDF-Datei

Wer Gleichmaß e.V. unterstützen möchte: Spenden / Unterstützung

Das letzte Wort möchte ich aber Tristan Rosenkranz überlassen. Auf die Frage im Interview, was der Verein unternehme, wenn sich von Gewalt betroffene Frauen an ihn wenden:

Sie bekommen sofort einen Kontakt, wohin sie sich wenden können. Wir lassen sie nicht allein.

So macht man das! Das ist souverän.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal Depeche Mode, die über „Zuhause“ singen.

Depeche Mode: Home

Fundstück: Was erreicht Gleichmaß?

In der gestrigen Diskussion kam die Frage auf, was ein Gleichmaß e.V. überhaupt erreicht (hat). Zugegeben, ich verbinde Gleichmaß in erster Linie mit Tristan Rosenkranz.

Für eine finanziell und personell sehr schmal aufgestellte Initiative finde ich die Wirkung jedoch erwähnenswert. Zuletzt mal wieder als seriöser Gesprächspartner, scheint Gleichmaß im deutschsprachigen Raum überhaupt erst (mit) den Boden zu bereiten, um solche Themen wie „Gewalt gegen Männer“ oder „Trennungsväter“ in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken.

Das inzwischen verstärkende Nachrichten-Blog Familienschutz hat einen gut gewählten Titel. Denn „für Väter“ mögen sich offenbar weniger Menschen einsetzen als „für Kinder“ oder „für Familien“. Dass auch Väter Rechte haben und bekommen sollten, ist ein Gedanke, der sich nur langsam durchsetzt – wenn man dieses Bewusstsein aber „über die Bande“ durch den Verweis auf Kinder und Familien schaffen kann, soll’s mir recht sein. Nicht zuletzt bringt eine auf Einseitigkeit und Eskalation setzende Rechtspraxis ja „der Familie“ als ganzes gar nichts.

Natürlich ist all diese „normale Arbeit“ mühselig und der Erfolg kommt nicht über Nacht. In irgendwelche Talkshow-Runden wird man damit auch nicht eingeladen. Es ist einfach nicht polarisierend genug!

Man schaue sich einmal die Liste der Fachbeiräte an. Da finden sich unter anderem Prof. Dr. rer. soc. Anne-Maria Möller-Leimkühler, die sich mit Depressionen bei Männern beschäftigt, und Dr. phil. Matthias Stiehler, der den Männergesundheitsbericht verfasst hat. Um hier einmal bewusst Äpfel mit Birnen zu vergleichen: Die Dame war in der Sendung Nachtlinie des Bayerischen Rundfunks und hat ausführlich zu (psychischen) Gesundheitsproblemen von Männern gesprochen.

Das ist die Politik der kleinen Schritte. Nichts Spektakuläres, aber mir war das doch sehr wichtig, dass solche Dinge endlich einmal ohne großes Geschrei und mit der nötigen Geduld angesprochen werden konnte.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Das Lied von einem Straßenkämpfer mag auf den ersten Blick nicht passen, aber für das Aufbegehren gegen Ungerechtigkeit braucht es schon Kampfeswillen.

The Rolling Stones: Street Fighting Man

Fundstück: Frieden

Was soll man an einem Tag wie heute schreiben? Einen Friedensgruß zu Weihnachten? Das passt mir irgendwie nicht in dieses Blog, in dem ich doch gerade auslebe, dass ich mit vielen Dingen nicht einverstanden bin. Ich kann auch schlecht einfordern, dass doch jetzt bitte alle schön friedlich werden – das wäre anmaßend und widerspräche meinem Verständnis von Freiheit. Andererseits hatte ich einen Adventskalender versprochen und der hat nun einmal auch ein Türchen für die 24.

Via Genderama fand ich vor einigen Tagen einen offenen Brief an alle Männer, Väter und Jungs zu Weihnachten von Tom Todd. Ich möchte diesen Brief nicht vollständig wiedergeben; er hätte natürlich eine eigene, genauere Diskussion verdient. Trotzdem möchte ich einige Stellen zitieren:

gerade in der Weihnachtszeit, in der die Familie, die Liebe und gefühlsbetont der Zusammenhalt der Menschheit hochgehalten werden, schwappen die Wogen der Enttäuschung und Verbitterung verstärkt an die Oberfläche.

Ich bleibe aber dabei: wir tun uns kein Gefallen, wenn wir nicht im politischen Dialog das Kunststück fertigbringen, souverän über unserem Leid zu stehen und die Türe offen zu halten für eine Annäherung der doch nur scheinbar diametral entgegengesetzten Meinungen.

auch dann obliegt es uns, das Prinzip einer ergebnisoffenen Auseinandersetzung hochzuhalten, das vor allem dem vermuteten „Gegner“ respektvoll unterstellt, sie/er (…) führe grundsätzlich die besten Absichten im Schilde.

Dem Gegner in einer Auseinandersetzung Ehrbarkeit zuzugestehen, das klingt für Diskussionen im Internet natürlich so exotisch wie ein konstruktiver Youtube-Kommentar. Dennoch, als Hinweis auf einen gesitteten Umgang möchte ich das gerne erwähnen – ungeachtet der Tatsache, dass ich oft nicht über mich hinauswachse und so edel handele, wie ich es jetzt hier als Positivbild beschreibe.

In diesem Zusammenhang fällt mir eine andere Genderama-Meldung aus diesem Jahr ein, die eigentlich als Nicht-Meldung hätte untergehen können: Tristan Rosenkranz schreibt kein Buch. Es ging um ein Manuskript namens „Akte Jugendamt“. Letzten Endes hat sich der Autor von diesem Projekt verabschiedet:

Grund für diese Entscheidung ist der Umgang einiger Betroffener mit Andersdenkenden und -handelnden. Verständlicherweise sammeln Eltern, denen die Kinder weggenommen wurden, zwangsläufig eine zu große Menge an negativen Erfahrungen und Emotionen, um damit immer umgehen zu können.

Wenn diese Emotionen jedoch gegen Menschen gerichtet werden, die ein erhebliches Maß an Lebenszeit darin investieren, ihrer Betroffenheit und dem erfahrenen Unrecht eine Stimme zu geben, ist rasch das Maß des Erträglichen erreicht. Aussagen werden ins falsche Licht gestellt, eigene Beweggründe auf Feindbilder gespiegelt und projiziert, Vergleiche des Jugendamtes und seiner Mitarbeiter(innen), aber auch jener Engagierten der Gegenseite, die das Gespräch mit unterstützungsbereiten, politischen Institutionen suchen, mit der Gestapo bemüht, Lokalpolitiker ohne Chance auf Wortmeldung angeschrien, Andersdenkende als „Verräter“ und „Freunde des Jugendamts“ bezeichnet.

Ich glaube nicht, dass man ein Buchprojekt, an dem man jahrelang gearbeitet hat, leichtfertig aufgibt. So ein Buch hätte sicher so auf so manches wenig Bekannte Licht werfen können. Ich finde es ehrenhaft von Tristan Rosenkranz, insbesondere die Verunglimpfung des Gegners zu ächten auch in einer Sache, bei der es zentral darum gegangen wäre, Missstände auf der anderen Seite aufzudecken.

Es muss frustrierend sein, so eine Arbeit schließlich aufzugeben. Die Kräfte sind begrenzt. Man lese sich mal die Kommentare unter diesem Artikel durch.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal ein Klassiker vom kürzlich verstorbenen Joe Cocker.

Joe Cocker: With A Little Help From My Friends

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