Fundstücke: Osterhöschen

Den Hauptartikel hat Lion dankenswerterweise gestern schon geliefert. („ARD – Ansichten rassiger Damen-Popos“ – herrliche, dieses MAD-Zitat im Titel!) Ein paar Anmerkungen und eine Auswahl der schönsten Kommentare wollte ich aber noch bringen.

Das war abzusehen

Genderama zitierte, dass es angeblich kürzlich aufgrund einer lächelnden Frau (!) eine Beschwerde wegen sexistischer Werbung gab. Dazu läßt sich ganz abgeklärt sagen: Hier würde nur Realität, was doch schon vor Jahren angekündigt wurde: Denn sexistisch ist eine Werbung ja schon durch grundlos lächeln und glücklich sein – bei Frauen, wohlgemerkt! Denn bei der Sexismusbekämpfung müssen die Geschlechter unterschiedlich behandelt werden.

Ich erwarte, dass der neu eingesetzte Feministische Wächterrat ungetrübt durch gesunden Menschenverstand oder Toleranz seine abstrusen Maßstäbe umsetzt. Christian Schmidt beurteilte die Einsetzung von Stevie Schmiedel so:

Schmiedel ist die vollkommen falsche für ein solches Monitoring, weil ihr dafür die notwendige Distanz fehlt. Sie wäre, wenn sie die Überzeugungen vertritt, mit denen Pinkstinks wirbt, eine Extremistin, die die Darstellung von Geschlechterrollen verbieten will, bei der man also keine Hausfrau Wäsche waschen sehen dürfte ohne einen Wettbewerbsverstoß (!) zu begehen. Ich habe jedenfalls nicht gesehen, dass sie sich von diesem Plänen des Vereins, dessen Vorstand sie ist, distanziert.

Jemand, in dessen Welt die Wäsche waschende Ehefrau bereits Sexismus ist, der einen Wettbewerbsverstoß darstellt (statt einem Ansprechen des typischen Kunden) ist nicht geeignet, eine solche Überwachung durchzuführen.

Es steht dem Staat nämlich gar nicht zu, sich auf diese Weise in die Lebensweise der Menschen einzumischen und die von ihnen durchgeführte Arbeitsteilung als sexistisch abzuwerten, unabhängig davon, ob sie einem passt oder nicht.

Dass Schwesig Personen mit solch radikalen Ansichten zu Wächtern macht ist bedenklich.

Verschieben der Maßstäbe

Und es soll keiner glauben, dass in den Augen dieser Fanatiker noch irgendeine Werbung mit leichtbekleideten Frauen harmlos oder angemessen wäre. Die Maßstäbe werden immer weiter verschoben und dabei gegen „das jeweils schlimmste“ gerichtet, was noch übriggeblieben ist, was inzwischen glückliche, gutaussehende schlanke Frauen sind.

Erinnern wir uns an eine geplante Plakataktion von Pinkstinks (bei Alles Evolution gezeigt): Danach wäre die Reaktion auf eine BH-Werbung „sexy yes“ und die Bewertung „Manche Frauen lieben es, Dessous zu tragen“ – d.h., so eine Werbung wäre nach Pinkstinks 2016 ok.

Im Blog Scheidende Geister wird darauf hingewiesen, dass im Fall des „Osterhöschen“-Fotos ein Bezug zum Produkt eindeutig vorhanden ist:

Der Unterwäschehersteller Palmers postet ein Bild mit Frauen in Unterwäsche. Das ist für einen Unterwäschehersteller keine ungewöhnliche Sache.

Auch Frauen in Unterwäsche zu zeigen, wenn man Werbung für Frauenunterwäsche macht, wird jedoch, wie ebenfalls bei Genderama berichtet, vom Österreichischen Werberat als „herabwürdigend“ und „sexualisierend“ kritisiert. Mir fehlt nur noch eine Reaktion von Pinkstinks selbst, die ins selbe Horn stößt.

Best of Kommentare

Bei Alles Evolution kritisieren die Leser statt Sexismus vielmehr, dass die Frauen zu offensichtlich aus Photoshopistan kommen. In mehreren Artikeln und Kommentaren wird außerdem das „body shaming“ gegenüber schlanken, schönen Menschen kritisiert:

Nadja Hermann alias Erzählmirnix:

Wenn man schlanke Frauen „abgemagert“, „verhungert“ oder kindlich nennt, ist das eine Beleidigung, nicht mehr und nicht weniger.

Alice (bei Alles Evolution):

Was mir immer zu diesem Kindervergleichen einfällt, sei es bei „zu dünn“ oder „zu rasiert“ oder was auch immer … Wenn das reichen würde um wie ein Kind auszusehen, dann hätten wir die Lösung für Pädophile gefunden.

Miria weist darauf hin, dass das body shaming von Frauen kommt:

Warum haben Frauen es nötig, so auf anderen herumzuhacken?
Wie unzufrieden muss man eigentlich mit sich selbst sein, um die Körper anderer Frauen mit solchen sexistischen, beleidigenden Begriffen zu beschreiben?

Christian Schmidt mit einer äußerst vernünftigen Erklärung (bei Fettlogik überwinden):

Es geht eben nicht darum, was tatsächlich gesund oder besser wäre, es geht darum, sich in intrasexueller Konkurrenz aufzustellen.
Den Leuten ist bewußt, dass die Damen auf den Bildern klasse aussehen. Also bleibt nur der Gesundheitsaspekt um sich zu rechtfertigen: Die sind ein schlechtes Vorbild, treiben Kinder in den Magerwahn, Frauen werden zu Objekten gemacht etc.

Assoziation als Maßstab? Da geht noch einiges!

Mehrere Kommentatoren nehmen nehmen die Begründung, das Foto sei allein schon aufgrund einer Assoziation, welche eine (in Zahlen: 1) Person beim Betrachten habe, zu verdammen, ins Visier bzw. aufs Korn:

Dirk M. Jürgens (DMJ) bei Alles Evolution:

Dass „Ich habe beim Betrachten an etwas völlig anderes gedacht, also ist das schlimm!“ jetzt schon als Argument gilt, ist aber ein weiterer Tiefpunkt. Wenn sich jemand beim Anblick der Beklagenden an seine eigene, ihn misshandelnde Mutter erinnert fühlt, bringt das dann sie in die moralische Pflicht, ihr Aussehen zu verändern?

Nick (bei Alles Evolution):

Also wenn ich das Bild sehe denke ich, dass die Frauen gerade einen Mann in ein verfallenes Haus in einer gottverlassenen Gegend honeygetrappt und umgebracht haben. Nun überlegen sie, wie sie am besten die Leiche beseitigen! Ich habe mal zu Agentinnen recherchiert und kenne solche Bilder! Ich weiß, wovon ich spreche, und ihr nicht!

aranxo bei Fettlogik überwinden:

Ein analoges Beispiel zur Verdeutlichung. Ich bin manchmal etwas schräg drauf und deswegen fällt mir bei der Floskel „Grenzen überwinden“ folgendes Bild ein:

(gezeigt werden Wehrmachtssoldaten, die 1939 den Schlagbaum an der polnischen Grenze niederreißen)

Wenn ich jetzt argumentieren würde wie Milborn, würde ich die Floskel „Grenzen überwinden“ als imperialistisch brandmarken, weil ich eben mit meinen Erfahrungen auf diese Assoziation gekommen bin. Und deswegen haben gefälligst alle anderen „Grenzen überwinden“ ebenfalls als imperialistisch zu sehen und gefälligt nie wieder zu verwenden.

Und was das andere angeht: Islamisten produzieren Bilder. Wir produzieren Bilder, die ähnlich aussehen, aber einen komplett anderen Bedeutungsinhalt haben. Wenn wir uns es jetzt versagen, ähnliche Bilder trotz komplett anderen Bedeutungsinhalts zu machen, nur weil der IS ähnliches macht, dann überlassen wir ihm die Handlungsmacht und richten uns nach dem aus, was der IS treibt. D.h. wir sind nicht mehr Herr unserer eigenen Bilder, sondern vom IS abhängig. Und damit lassen wir uns seine Agenda aufdrücken. Was genau war daran nicht zu verstehen?

xyz bei Fettlogik überwinden, an eine Kommentatorin gerichtet:

Was sagen Sie denn zu denen, die Bilder von Moslems sehen und sagen: „Das erinnert mich an meine Recherchen von „menschenverachtenden Terroristen“?

Aber leben Sie gerne weiter in ihrer verbitterten feministisch verseuchten Moralapostel-Gedankenwelt, weil Sie keinen Spaß an den Dingen empfinden können, an denen andere Menschen Spaß haben. Und es gibt halt Frauen, die Spaß an ihrer Figur, ihrer Freizügigkeit und dem Spiel ihrer Reize haben, was in der Natur bei einem Lebewesen, was sich über Sex fortpflanzt auch nicht unnatürlich erscheint.

Und tut mir leid, aber wenn ich Feministinnen sehe oder höre, dann habe ich gewöhnlich aufgrund meiner Recherchen das Bild von asozialen rosinenpickenden Menschenhasserin im Kopf, die allen anderen ebenfalls ihre verbitterten Lebensweisheiten womensplainen wollen.

Und dann ist doch alles in bester Ordnung, dass jeder seine eigenen Vorstellungen über Personen, Situationen und die Welt bildet.

Der „Kampf gegen Sexismus“ ist aufgewärmtes 19. Jahrhundert

Nick (bei Fettlogik überwinden):

Ich finde es recht schwer zu übersehen, dass hier der gute alte Sittlichkeitsdiskurs des 19. Jahrhunderts auf feministisch fortgeführt wird. Und natürlich sind die abgebildeten Frauen „arme Dinger“ – damals hätten die Sittlichkeitsaktivistinnen sie wohl „gefallene Mädchen“ genannt und in Arbeitshäuser sperren lassen – „zu ihrem eigenem Besten“.

Das Bodyshaming besteht nmE vor allem auch darin, dass den Frauen aufgrund ihrer angeblichen „Anpassung an die Schönheitsideale“ – anhand ihrer körperlichen Erscheinung und ohne Ansehen der Person – tendenziell abgesprochen wird, Menschen zu sein, die einen zu achtenden eigenen Willen haben. Sie seien „zu schwach“, um sich gegen „die Schönheitsnormen“ „zu wehren“. Sie werden nicht für voll genommen.

Die Assoziation mit Menschenhandel schlägt dem Fass den Boden aus. Das ist nun wirklich ein unverhohlener Rekurs auf den „white slavery“-Diskurs des 19. Jahrhunderts. Ein Diskurs, mit dem nicht nur grobe Menschenrechtsverletzungen, wie beispielsweise Zwangssterilisierungen, legitimiert wurden, sondern auch einer, der extrem Rassistisch war.

So funktioniert die Ausgrenzung von Minderheiten: Die Männer der Opfergruppe werden dämonisiert, und die Frauen der Opfergruppe werden pädagogisiert. Beides ist aus menschenrechtlicher Sicht brandgefährlich, weil es eben die Idee der Gleichheit an Freiheit und Würde unterminiert.

Ich behaupte, dass _jeder_ mit einem Mindestmaß an Sensibilität anhand der Körperhaltung sofort den Unterschied zwischen dem Bild und Fotos aus dem Menschenhandel erkennen müsste. Die Frauen liegen entspannt beieinander, als ob sie sich über eine Party gestern unterhalten würden. Aber dieser Ausdruck wird eben den Frauen prinzipiell abgesprochen – buchstäblich ohne Ansehen der Person. Ganz abgesehen davon, dass da kein Müll, sondern Zweige in einem sauberem Haus herumliegen.

Wer solche Assoziationen pflegt verrät sehr viel über sich selbst. Und was er oder sie da über sich verrät, hat nun wirklich gar nichts mit einer angeblichen Sensibilität für Menschenhandel zu tun, das ist sehr billige Heuchelei.

Rohrschach

Und zum Schluss noch ein schöner Lacher:

aranxo (bei Fettlogik überwinden):

Lass es mich mit einem Witz ausdrücken (Achtung, nicht jugendfrei):
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Ein Psychiater legt seinem Patienten Tintenklecksbilder vor und bittet ihn, zu sagen, was er darin sieht. Beim ersten Bild sagt der Patient: „Zwei achtjährige Jungen, die sich gegenseitig einen blasen.“ Der Psychiater zieht die Augenbraue hoch, sagt aber nichts. Beim zweiten Bild: „Ein Mann, der einem Esel in den Hintern f….“ Und schließlich beim dritten Bild: „Eine Frau, die einen Akku-Schrauber als Dildo benutzt“ Schließlich meint der Psychiater: „Sie haben aber schon eine sehr ausgeprägte sexuelle Phantasie.“ Daraufhin der Patient: „Was kann ich denn dafür, wenn Sie mir lauter perverse Bilder vorlegen?“
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Das ist genau das, was passiert, wenn Feministinnen auf die Suche nach Sexismus gehen. Sie sehen ihn überall, weil sie ihn überall sehen WOLLEN.

Das war aber noch gar nicht der Lacher, sondern: Diesen Rohrschach-Test… gibt es doch schon längst als Comic! 😀
http://knowyourmeme.com/photos/918973-social-justice-warrior

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Wenigstens ein Lied mit Ostern im Titel…

Marillion: Easter

Fundstück: Faschismus aus Angst vor den Nazis

Das Blog „Scheidende Geister“ verweist auf einen äußerst interessanten Artikel von Markus Somm in der Basler Zeitung. Nun mag die Überschrift „Die Faschisten kommen“ im ersten Augenblick etwas drastisch wirken; davon sollte man sich jedoch nicht abschrecken lassen.

Als Aufhänger dient der Auftritt von Heather Mac Donald, einer konservativen Wissenschaftlerin und Publizistin, an einer US-Uni. Wer hier öfters in der Blogblase mitliest, weiß natürlich schon, was passieren musste:

Kaum war Mac Donald auf dem Campus eingetroffen, wurde sie von der Polizei umstellt, um sie abzuschirmen, weil ein Mob von gut zweihundert Studenten sie am Reden hindern wollte. Es wurde getobt, gedroht, protestiert: «Stellt diese berüchtigte weisse Faschistin ab, die die Überlegenheit der weissen Rasse propagiert!», schrien zwanzigjährige weisse Kinder aus der oberen ­Mittelschicht.

Es lief das inzwischen übliche Programm ab: Studentenproteste, die Uni-Leitung knickte ein. Immerhin wurde die Rede nicht vollständig verhindert:

Was Mac Donald in Claremont erlebte, geschieht an Amerikas Universitäten inzwischen fast alle zwei Monate: Linke stören Vorträge von Leuten, die ihnen politisch nicht passen, sie schreien sie nieder oder wenden Gewalt an. (…) Es ist grotesk: Unter dem Vorwand, den Faschismus zu bekämpfen, wenden junge Leute Methoden an, die nichts anderes als faschistisch sind.

Damit ist der Kern des Problems wunderbar getroffen. Körperliche Gewalt gegen politische Gegner wird begrüßt. Anders als es der Artikel suggeriert, sind wir hier in Europa von solchen Zuständen nicht weit entfernt. Hier gibt es nicht nur für weltweit bekannt gewordene Ereignisse ähnlichen Applaus. Es wird auch ausgiebig die Chance genutzt, einen eigenen Beitrag zum Abbau der Zivilisation zu nutzen, indem man etwa inzwischen offen in der Zeitung Straftaten gegen politisch unliebsame Personen billigt. Und die Freiheit in der Debatte, sie war – je nach europäischem Land – keineswegs größer als die in Amerika; nur dass wir hier meistens nicht so stark auf zwei Extreme konzentriert sind.

Der Artikel wendet sich dann Jonathan Haidt und der Erforschung rechte rund linker Moral zu, was beides z.B. im Blog „Red Pill Berlin“ schon mehrmals Thema war. Die Basler Zeitung dazu:

Besonders verdienstvoll war Haidts Erkenntnis, dass beide, Linke wie Rechte, aus moralischen Motiven zu ihrer Position gelangen, (…) fest steht, beiden geht es nicht darum, den eigenen Egoismus auszuleben, sondern beiden liegt viel daran, die Welt so einzurichten und das Leben der Menschen so zu gestalten, dass es möglichst gut für alle ist.

Und das wäre ja tatsächlich mal eine Gesprächsbasis. Nicht ohne Grund habe ich sowohl Leszek als auch Lucas Schoppe zitiert, die als Linke Konservative würdigen und verteidigen. Genau das ist ein guter Lackmus-Test.

Wenn viele Linke sich heute so schwer damit tun, andere Positionen zu tolerieren, dann liegt es an diesem Missverständnis: Sie halten sich per se für moralisch gut, was sie fast zwangsläufig dazu verleitet, den politischen Gegner als schlecht anzusehen. Dass dieser genauso moralisch motiviert sein könnte, das übersehen sie gerne, umso mehr erlaubt ihnen diese Einstellung, alle Mittel anzuwenden, um einen vermeintlich moralisch so verwerflichen Gegner anzugreifen. Das macht es so gefährlich. Menschen, die sich immer für gut halten, sind das Gegenteil von jenen Leuten, die das Gute tun. Wer sich so sicher ist, dass er auf der richtigen Seite steht, verliert alle Hemmungen, sich durchzusetzen. Der Zweck heiligt die Mittel. Er wird böse, um dem Guten zum Durchbruch zu verhelfen – und merkt nicht mehr, dass er der ­Einzige ist, der böse handelt. Redefreiheit? Aber selbstverständlich, solange es dem entspricht, was gut ist – und was gut ist, wissen wir, nicht die andern.

Hier haben wir in einem einzigen Abschnitt das größte Problem für die politische und gesellschaftliche Debatte zusammengefasst. Es kann natürlich genausogut in die andere Richtung schiefgehen: Konservative, die meinen, die Linken wollten die Welt zerstören, und sich deswegen gar nicht erst anhören, was sie zu sagen haben. Ich habe das persönlich erlebt, ohne mich als besonders linken Menschen zu sehen – es reichte in diesem Fall aus, nicht konservativ zu sein (übrigens auch ein wunderbares Spiegelbild der heutigen Debatten!)…

Es mag keine neue Erkenntnis sein, was in besagtem Artikel steht, aber ich finde viele gute Gedanken so kurz und knapp ausgedrückt, dass ich ihn erwähnen wollte. Genießen wir die Freiheit und lassen wir uns nicht von Kulturpessimisten unterkriegen!

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Lebenslust und eine positive Einstellung: In diesem Lied von Pierre Attaingnant wird nur einer Flasche Wein „der Krieg erklärt“…

Tourdion

Fundstück: Feministinnen und kellnern

In letzter Zeit bin ich dem Thema „Feminismus und als Kellnerin arbeiten“ mehrfach begegnet:

In den USA wurde eine Kellenerin entlassen, weil sie die Gäste mit ihrer Weltanschauung belästigte (gefunden via Genderama). Bei Alles Evolution wird der Fall etwas detaillierter besprochen und wenn man sich manche zitierte Äußerung durchliest, wird einem auch klar, dass das keine liebe, nette Feministin der Sorte „Frauen stark machen“ war, sondern eine Männerhasserin.

In Deutschland kündigte eine Feministin ihren Job als Kellnerin, weil sie mit den Arbeitsumständen nicht klar kam (ebenfalls gefunden via Genderama). Dazu gehörten solche Details wie dass sie eine schwarze Bluse als Frauen-Arbeitskleidung anziehen sollte oder dass sie ein Schild nicht beschriften wollte, nur weil ihre Schrift als besönders schön empfunden wurde. Das Blog Scheidende Geister hat den Artikel näher besprochen.

Drittens und diesmal fiktiv schreibt Barbara aus Slowenien das Tagebuch einer Feministin:

Barbara4u2c: Diary of a conflicted feminist

(Die Dame war übrigens auch schon einmal bei Alles Evolution vertreten.)

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? „You were working as a waitress in a cocktail bar“ – so beginnt das folgende Lied.

The Human League: Don’t You Want Me

Gastartikel: crumar zu den dicken Brettern, die gebohrt werden mussten

Ein weiterer Fall von „der Kommentar ist einen eigenen Artikel wert“: Siggi, der schon einen Gastartikel hier im Blog veröffentlicht hatte, äußerte sich zu der wiederkehrenden Frage „Was tun?“ dahingehend, dass es Zeit für Extrempositionen sei. Ihm antwortet crumar in einem längeren Kommentar und kündigt sogar noch weitere Teile an. Ab jetzt bis zu den Aktualisierungen O-Ton crumar, ich habe allein die Links ergänzt zwecks besserer Nachlesbarkeit:

Du hast am Anfang einen Kommentar auf „telepolis“ (heise) zitiert, aber das Bild wird erst vollständig, wenn du auch den Artikel nennst, auf den sich dieser Kommentar bezieht, bzw. durch den er angeregt worden ist.
Nämlich „Vergewaltigung: Spiel mit den Zahlen“ von Stephan Schleim vom 20.5.2016, in dem nicht nur die Zahlen der feministischen Lobby kritisiert, die unkritisch medial verarbeitet werden, sondern auch die Definition von bspw. der „sexuellen Belästigung“ aus „Studien“, die offensichtlich so weit gefasst worden ist, um solche aufgeblähten Zahlen zu ermöglichen.

Nun muss man wissen, dass „telepolis“ nicht „schon immer“ Kritik der Männerrechtsbewegung an feministischen Mythen veröffentlichte; das Gegenteil ist der Fall.
Auch auf diesem Medium gab es im Lauf der Jahre feministische, feministisch inspirierte, genderistische, gynozentrische Texte in Massen.
Das war mehr oder weniger die Leitlinie der Redaktion (speziell des Chefredakteurs Florian Rötzer).
Die wurden jahrelang gelesen und in den Kommentaren – mehr oder weniger sachkundig und mehr oder weniger radikal – kritisiert.

Eine Zeitenwende trat m.E. am 5.10.2010 ein, als Birgit Gärtner den Artikel „Jammernde Väter“ schrieb und in 854 (!) Kommentaren, größtenteils sachlich und inhaltlich, regelrecht in der Luft zerrissen worden ist.
Sie wurde daraufhin recht offensichtlich von der Redaktion genötigt den ursprünglichen Artikel zu verbessern, zehn Tage später erschien „Die Sorge der Mütter und die Rechte der Väter“ – ihr erging es allerdings in den 1116 (!) Kommentaren zum zweiten Artikel wenig besser.

Bis zu diesem Punkt war es also die beharrliche Kritik aus unserer Perspektive – nur in diesem einen Forum – die offensichtlich eine Veränderung der Mehrheitsmeinung in diesem Forum bewirkte.
Der Katalysator war dieser eine Artikel, bei dem die Forenmeinung offensichtlich war:
„Jetzt reicht es!“.
D.h. die Vorgeschichte zu dem von dir zitierten Kommentar von 2016 ist dieser Artikel von 2010 und das gloriose Scheitern dieses Artikels hat wiederum eine Vorgeschichte, die nach meiner Schätzung bis 2006 zurückreicht.
Es stimmt, es hat eine lange und beharrliche Arbeit erfordert, um an diesem Punkt anzukommen.
Dafür schreiben nun Twister und Schleim und andere *Artikel* auf „telepolis“ und nicht mehr nur *Kommentare* im Forum in unserem Sinne.

Dass die sehr pessimistische Sicht des Kommentators auf den Stand der Bewegung ausgerechnet zum kritischen Artikel von Stephan Schleim erfolgte, ist Angesichts der Tatsache, dass Stephan Schleim diesen Artikel überhaupt auf „telepolis“ veröffentlichen konnte, fast ein Widerspruch in sich.

Ich möchte nun noch einmal deinen Blick auf den Zeitraum von 10 Jahren lenken, der zwischen den Anfängen der Kritik in diesem Forum an der veröffentlichten offiziellen Meinung stand und bis zu dem Punkt reicht, in dem exakt dieses Medium auch die Kritiker selber veröffentlicht.
Es handelt sich bei unseren Anliegen leider um die Bohrerei in ganz dicken Brettern und auf „man tau“ hat Lucas Schoppe in mehreren, sehr lesenswerten Artikeln beschrieben, warum das bei Anliegen der Männerrechtsbewegung (für Männer und Jungen) *zwangsläufig* so ist.

Im Rückblick sollte man auch die Erfolge der Männerrechtsbewegung bis zum jetzigen Zeitpunkt betrachten und dazu gehört zweifellos das Phänomen der „sprechenden Männer“, die in zahlreichen Foren in ihren Kommentaren das Wort ergreifen und die bestehenden Verhältnisse kritisieren.
Auf „telepolis“ hat dies immerhin schon dahin geführt, dass wir in Artikeln selber sprechen dürfen, statt dass – wie in der „Süddeutschen“ – nur *über* uns gesprochen wird.

Aktualisierungen: Christian Schmidt beschäftigt sich bei Alles Evolution mit dem ursprünglichen Artikel. Siggi legt nochmal nach.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Den Ausdruck „sprechende Männer“ kannte ich noch nicht. Er ließ mich sofort an die Talking Heads denken… und die Zeile „you might get what you’re after“, also eine positive Aussicht.

Talking Heads: Burning Down the House

Allein gelassene Familien

Es folgt ein Gastartikel von Siggi, ursprünglich im Blog Scheidende Geister erschienen.

Über die Recherche zu meinem Artikel Allein Gelassene Alleinerziehende bin ich darauf aufmerksam geworden, dass die weit überwiegende Zahl der Alleinerziehenden einen großen Teil ihrer Einkünfte aus öffentlichen Transferleistungen bezieht. Nach Aussage des verlinkten Artikels bekommen 87 Prozent der Alleinerziehenden beziehen Hartz IV-Leistungen. Staatliche Leistungen, beispielsweise Kindergärten, Schulen, Universitäten, öffentlicher Verkehr, Straßen und Polizei werden praktisch nicht durch Alleinerziehende finanziert, aber natürlich genutzt.

Es war die Anspruchshaltung der Autorin, die mich nachdenklich gestimmt hat. Diese habe ich als überzogen empfunden und daher ihre Aussagen hinterfragt. Heraus kam für mich im Wesentlichen, dass man auch auf die Verantwortung der Alleinerziehenden schauen sollte, bevor man nach mehr Geld schreit, und das subtile Gefühl, dass Familien nicht nur für ihre eigenen Kinder zahlen, sondern überproportional auch für Alleinerziehende. So weit habe ich das im Blogeintrag beschrieben.

Mich interessierten die Fakten. Fündig wurde ich beim Statistischen Bundesamt (Seite 34). Dort findet sich der Durchschnitt des Bruttoeinkommens aus unselbstständiger Arbeit aufgeschlüsselt nach Haushaltstyp: 1527 Euro für Alleinerziehende, 3563 für den Hauptverdiener einer Familie und 1007 für den Partner. Männliche Singles verdienen Durchschnittlich 1664 Euro, Single-Frauen 1216 Euro.

Unter „sonstige Haushalte“ sind im Wesentlichen die Familien erfasst, die Kinder über 18 Jahren haben. Das können Rentner mit erwachsenen Kindern und Enkeln sein, aber auch Eltern, deren Kinder studieren. Leider wurde diese Gruppe nicht weiter heruntergebrochen. In dieser Gruppe verdient der Hauptverdiener im Schnitt 2861 Euro, der Partner 684 Euro.

Damit keine Zweifel aufkommen: Familien mit minderjährigen Kind(ern) erzielen mit Abstand die höchsten Einkommen von allen Haushaltstypen, sie sind es, die die höchsten Steuern zahlen und damit die Gemeinschaft und die Alleinerziehenden im Wesentlichen finanzieren. Die sonstigen Haushalte sind die nächsten größeren Leistungserbringer.

Das kann man auch schnell durchrechnen (NRW, Jahr 2017, nicht in der Kirche, Alter 30, Kinder: Ja, gesetzlich versichert, 1,1 Prozent Zusatzbeitrag):

  • Alleinerziehend, Steuerklasse 2: 1527 Euro brutto, Steuern: 51,00 Euro
  • Ehepartner 1, Steuerklasse 3: 3563 Euro brutto, Steuern: 327,74 Euro
  • Ehepartner 2, Steuerklasse 5: 1007 Euro brutto, Steuern 107,40 Euro
  • Single Mann, Steuerklasse 1, kein Kind: 1664 Euro brutto, Steuern: 124,83 Euro
  • Single Frau, Steuerklasse 1, kein Kind: 1216 Euro brutto, Steuer: 27,50 Euro
  • (Sonstiger) Ehepartner 1, Steuerklasse 3: 2861 Euro brutto, Steuern: 163,99 Euro
  • (Sonstiger) Ehepartner 2, Steuerklasse 5: 684 Euro brutto, Steuern 66,08 Euro

Wir sehen: Das Geld für die Alleinerziehenden kommt nicht von einer anonymen Gruppe von Reichen, die unlauter an ihr Geld gekommen sind. Es wird den Familien genommen. Familien, die ihren Status auch ihren verantwortungsvollen Entscheidungen und ihrer eigenen harten Arbeit zu verdanken haben.

Eine Durchschnittsfamilie zahlt monatlich 435,14 Euro Steuern. Ein Durchschnittsalleinerziehender zahlt monatlich 51,00 Euro Steuern. Es braucht mehr als acht Alleinerziehende, um das Steueraufkommen einer Familie zu ersetzen.

Nimmt man an, dass die Mutter die Erziehung übernimmt, zahlt der Vater der Kinder als Single Mann 124,83 Euro Steuern. Eine Alleinerziehende Mutter und der getrennt lebende Vater zahlen gemeinsam 175,83 Euro Steuern. Es braucht fast 2,5 getrennt lebende Durchschnittsfamilien, um das Steueraufkommen einer Durchschnittsfamilie zu ersetzen.

Die Annahmen in dieser Kalkulation habe ich so gewählt, dass sie den geringsten Unterschied im Steueraufkommen nach sich ziehen: Die Beispielfamilie ist verheiratet und profitiert damit von Steuervorteilen. Bei der getrennt lebenden Durchschnittsfamilie habe ich die Steuerklasse 2 dem Partner mit dem geringen Einkommen zugewiesen, so dass hier mehr Steuern als nötig bezahlt werden.

In der Realität ist der Unterschied im Steueraufkommen also noch größer, da nicht alle Paare mit Kindern verheiratet sind und manche Alleinerziehende gemeinsam mit dem anderen Elternteil die Steuervorteile optimieren können.

Zusätzliches Problem könnte sein, dass es attraktiver ist getrennt zu leben, um Sozialleistungen zu bekommen. Wenn der Partner arbeitet kann das ein Motiv sein. Dazu kenne ich keine Zahlen, es ist aber auf jeden Fall ein Fehlanreiz zum Schaden der Kinder. Es macht schon einen Unterschied, als Familie beispielsweise 200 Euro über dem Hartz IV-Satz zu liegen (mit dem Einkommen des Partners) oder Mutter und Kind voll abgesichert zu haben über Hartz IV, während er nur (seine eigene) Miete zahlen muss.

Mit höheren Leistungen für Alleinerziehende – wie im ursprünglichen Artikel gefordert – macht man außerdem den Sozialleistungsbetrug attraktiver – also Paare, die tatsächlich zusammenleben, sie gibt ihn aber bei der Behörde nicht mit an und erhält sämtliche Vergünstigungen einschließlich Hartz IV, sein Einkommen ist komplett verfügbar. Wie dieser Artikel zeigt, wird dies wiederum hauptsächlich durch die Familien finanziert.

Fazit

Mein Gefühl, dass vor allem Familien die Alleinerziehenden finanzieren, wurde durch Fakten bestätigt. Es scheint keine öffentliche Debatte darüber zu geben, zumindest kenne ich keine. Es wird so getan, als seien die Mittel für soziale Wohltaten „da“, so als würden nicht Menschen dafür Leistung erbringen müssen.

Und oft bringen Familien Opfer, um hohe Einkommen erzielen zu können, etwa lange Pendelstrecken, Überstunden, Umzug in eine wirtschaftsstarke Region oder wochenlanger Einsatz auf Montage.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, zu welchen Transferleistungen Familien moralisch verpflichtet sind und welches Verhalten man von (zukünftig) Alleinerziehenden und ihren Sexualpartnern erwarten kann.

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