Ein Beitrag zur geschlechtergerechten Sprache…
Autor: Miria
Pickup
Oft diskutiert, hochgelobt oder aufs tiefste verachtet. Die Methode für arme schüchterne Männer, endlich bei ihrer Traumfrau zu landen oder frauenfeindliche sexistische Manipulation?
Es geht um Pickup. Eins vorneweg: Ich denke, Pickup kann tatsächlich funktionieren und das sehen ja anscheinend selbst schärfste Kritiker wie beispielsweise Robin so.
Auch ich hatte schon eine Begegnung mit einem Typen, bei dem ich ziemlich sicher bin, dass er sich den Methoden des Pickup bedient hat. Wir trafen uns zufällig in einer Diskothek, kamen ins Gespräch und ja, ich muss zugeben, ich fand ihn trotz diverser Sticheleien ziemlich anziehend. Was natürlich auch daran liegen kann, dass er optisch recht ansprechend war. Aber recht schnell wurde deutlich, dass er nur auf Sex aus war. Normalerweise bin ich solchen Abenteuern gegenüber nicht abgeneigt, aber an dem Abend war ich mit einem Freund unterwegs und wir wollten auch gemeinsam wieder gehen.
Als ich den besagten Herren zum späteren Zeitpunkt an der Garderobe wiedersah, konnte ich beobachten, wie er sich beobachten sich mit einer anderen Frau unterhielt. Keine Ahnung, was geredet wurde, aber sie schien erst ziemlich empört über das Gesagte und ein paar Minuten später standen die zwei küssend in einer Ecke. Da kam mir der Gedanke, dass er anscheinend Pickup Methoden nutzt. Und ich konnte mit eigenen Augen sehen, wie es funktioniert.
Kritik an Pickup konzentriert sich in erster Linie auf die zwei folgenden Punkte:
1. Pickup ist manipulativ, Frauen werden hinterhältig zu etwas gebracht, was sie eigentlich nicht wollen.
2. Pickup ist frauenverachtend, da es die Frauen nicht als Menschen, sondern nur als potentielle Sexpartner sieht.
Natürlich ist Pickup manipulativ, mit einigen psychologischen Tricks. Aber die Frage ist doch, ist das wirklich schlimm? Und hier kommt meiner Meinung nach der Intention desjenigen, der Pickup anwendet eine große Bedeutung zu. Sollte jemand ein frauemverarchtender Arsch sein der Pickup nutzt, um möglichst viele Kerben in den Bettpfosten zu ritzen, so wird er das natürlich entsprechend einsetzen. Und in dem Fall denke ich, kann Pickup tatsächlich frauenverachtend sein. Sollte jemand aber tatsächlich einfach ein Mensch sein, der vielleicht Probleme hat, auf Frauen zuzugehen und dadurch mehr zu sich selbst finden und Hilfe, seine Liebe zu bekommen, so hat es nicht im geringsten etwas mit Frauenverachtung zu tun.
Und da kann es ja egal sein, ob man das Ganze jetzt Persönlichkeitsentwicklung oder Pickup nennt. Wobei Pickup schicker klingt und sich anscheinend besser vermarkten lässt.
Was das Manipulative angeht; gibt es das nicht überall, wenn es um Strategien geht, das andere Geschlecht von sich zu überzeugen? Da wird sich herausgeputzt, geschminkt, gestylt und teilweise operiert, um bei anderen besser anzukommen. All das in einer vermeidlich oberflächlichen Gesellschaft, wo jeder davon redet, dass die inneren Werte zählen. Und wenn dann Menschen versuchen an den inneren Werten zu arbeiten bzw. diese als besonders positiv herausstellen wollen, werden Stimmen laut, die das heftig kritisieren und von Täuschung, Manipulation und Frauenfeindlichkeit reden.
Mein persönliches Fazit ist, dass Pickup funktioniert und in Kombination mit einem entsprechendem Äußeren vermutlich sogar sehr gut. Weiterhin denke ich, dass es bei verschiedenen Dingen davon abhängt, wer mit welcher Intention diese nutzt, ob es sich um etwas positives oder negatives handelt. So auch bei Pickup. Es kann einerseits einem verschüchtertem Jüngling helfen, seine Traumfrau anzusprechen, andererseits aber auch einem Machoarsch, diverse Frauen ins Bett zu bekommen.
Über DEN Feminismus
Immer wieder interessant, Diskussionen im Netz zu beobachten oder mich daran zu beteiligen. Besonders wenn es um Geschlechterthemen geht, werden Leute schnell ausfallend und beleidigend. Ein Großteil der Menschen würde sich niemals so äußern, wenn man sich im echten Leben gegenüber stehen würde. Genau das finde ich schade. Ich habe einige „Netzfeministinnen“ bereits real getroffen und hatte wirklich angenehme Gespräche. Die gleichen Leute werfen einem im Netz alles Mögliche vor und werden schnell beleidigend. Kaum einer im realen Leben kennt mein zweites Leben im Netz und besagte Personen wussten vermutlich nicht, dass sie sich mit derselben Person unterhalten. Obwohl meine Meinung sich natürlich nicht von der im Netz geäußerten unterscheidet.
Häufig werden Feministinnen mit Vorwürfen konfrontiert, mit denen sie nichts zu tun haben. Es werden Meinungen unterstellt, die gar nicht ihre sind. Ein gutes Beispiel hat Onyx vor kurzem in ihrem Blog: Solanas. Das nimmt dann doch kein Mensch mehr ernst und man muss sich nicht wundern, wenn man damit nicht unbedingt auf Gesprächsbereitschaft stößt. Außerdem gibt es innerhalb des Feminismus so viele Strömungen und Unterschiede, dass es ein Leichtes ist, jemandem etwas vorzuwerfen, was er gar nicht vertritt. Egal ob Quote oder Prostitutionsverbot, genug Feministinnen vertreten die eine, genug die andere Position. Schön finde ich, das in letzter Zeit immer mehr gesehen wird wie unterschiedlich doch die Positionen und Ansichten sind und wie wahr die Aussage ist: DEN Feminismus gibt es nicht!
Unterschiede zwischen den Strömungen wie Gleichheits- oder Differenzfeminismus, die unterschiedlichen Wellen, sexpositiven und sexnegativen Feminismus. Und auch innerhalb dieser Kategorien gibt es wieder haufenweise unterschiedliche Meinungen. Allen gemeinsam ist nur die Grundlage, dass man sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzt und dabei schwerpunktmäßig das weibliche Geschlecht im Blick hat. Ich selbst gehöre eher zu den sexpositiven Differenzfeministinnen, obwohl ich damit jetzt nicht sagen will, dass ich allen Meinungen aus dem Lager kritiklos zustimme. Außerdem würde ich mich auch eher zu den gemäßigten Feministinnen zählen. Ich finde es nicht richtig, beleidigendoder verletzend gegenüber anderen Menschen zu werden, nur weil sie anderer Meinung sind. Auch bin ich im Gegensatz zu vielen radikalen Feministinnen nicht der Ansicht, der Zweck heilige die Mittel. Wobei radikal einerseits auch wieder nach Methoden und anderseits nach Position kategorisiert werden kann. Mit Leuten, die zwar radikale Meinungen vertreten, aber andere Meinungen zulassen und allgemein einen angenehmen Diskussionsstil pflegen, kann ich mich gut unterhalten, auch wenn die Meinungen teilweise gegenteilig sind. Beispiele hierfür sind Onyx oder auch Antje Schrupp, deren Blogs ich ausgesprochen gerne lese, auch wenn ich inhaltlich vielem nicht zustimmen kann.
Auf der anderen Seite sind dann wieder gemäßigte Maskulisten, die auch angeben, sich für Gleichberechtigung einzusetzen. Deren Themen sind dann häufig die Benachteiligung von Vätern bei Trennung oder das Klischee vom gewalttätigen Mann. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem männlichen Geschlecht. Leider finden sich auch bei den Maskulisten radikale Auswüchse, die oft beleidigend gegenüber Frauen sind und diese nicht als Menschen wertschätzen. Wobei es vermutlich auch bei diesen einen Unterschied macht, ob man ihnen im Netz oder auf der Straße begegnet.
Ich glaube, wenn man die Bezeichnungen außen vor lässt, die künstlich ein Feindbild produzieren, haben die gemäßigten Vertreter beider Richtungen vermutlich mehr gemeinsam als viele denken.Beide Seiten wollen die tatsächliche Gleichberechtigung der Geschlechter, betrachten das Thema nur mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Und auch die Radikalen stehen sich, was ihren Umgangston und die Feindlichkeit gegenüber dem anderen Geschlecht angeht, in nichts nach.
Häufig ist es leider ziemlich schwierig zu erkennen, wo sich jemand verortet, wenn er sagt, er sei Maskulist oder Feminist. Deshalb würde ich mich freuen, wenn man sich in Zukunft mehr mit den konkreten Ansichten einer Person auseinandersetzt und nicht anhand des Labels sofort urteilt!
Ich und die Orbiter
Bei Christian las ich letztens diese Aussage und das hat mich zum nachdenken gebracht:
„Ein anderer Typ Frau wäre die Frau, die sich gerne Orbiter hält, also Männer, die sie umschwirren (wie Motten das Licht) und die sie quasi in einer Form der Friendzone hält, gerne immer etwas Hoffnung auf mehr machend, was dazu führt, dass sie die mehr oder weniger heimliche Herrscherin der Gruppe ist.“
Im Verlauf der Kommentare wurde dann teilweise ausführlich dargestellt, dass sie dabei die Männer bewusst ausnutzt, indem sie ihnen eben Hoffnung macht, die sich dann aber doch nicht erfüllt. Ich glaube allerdings, dass dies nicht unbedingt bewusst so sein muss, also bewusst geplant von besagter Frau. Denn in der Beschreibung fand ich mich selbst durchaus wieder. Auch ich habe viele männliche Kontakte, von denen ich auch profitiere. Der eine ist ausgebildeter Bergführer und macht Touren mit mir, für die andere zahlen, der andere hat mir das Skilaufen beigebracht und am Wochenende komme ich beim Ausgehen fast immer mit kaum mehr als fünf Euro aus.
Bevor ich jetzt die obige Aussage gelesen habe, war mir das so nicht bewusst. Und ich versuche nie absichtlich bewusst jemanden auszunutzen, indem ich ihm Hoffnungen auf mehr mache. Allerdings kann gewisses freundschaftliches Verhalten meinerseits, zum Beispiel Umarmungen oder Küsse auf die Wange natürlich dahingehend interpretiert werden.
Bin ich jetzt diejenige, die sich Orbiter hält und diese ausnutzt? Ich bin immer davon ausgegangen, dass auch männliche Wesen in der Lage sind, selbst zu denken und genau wissen, was sie tun. Also liegt es doch nicht in meiner Verantwortung, sie davon abzuhalten, für mich zu bezahlen?!
Ich habe das sogar mal versucht und wollte die Rechnung für mich und einen Freund übernehmen. Seine Reaktion war, dass er trotzdem für uns beide bezahlt hat und zu mir meinte: „Wie sieht das denn aus, wenn ich mich von einer Frau einladen lasse!“
Also bitte! Wieso bin ich dann „die Böse“?
Allerdings finde ich die Theorie von den Orbitern ziemlich interessant, da sie ein für mich bisher unerklärliches Verhalten eines Bekannten erklärt. Er war in der Vergangenheit immer sehr nett und aufmerksam und ist in letzter Zeit komisch abweisend mir gegenüber, was ich nie verstanden habe. Nun glaube ich, vielleicht hat er sich mehr erhofft, das nicht bekommen und fühlt sich ausgenutzt. Danke, Christian, ich habe das bisher nie aus dieser Perspektive gesehen!
Ich selbst betrachte einige der Männer durchaus als Freunde, von denen ich nie etwas verlangen würde, was ich nicht selbst auch andersrum für denjenigen tun würde. Aber vielleicht ist die andere Perspektive doch eine komplett andere Sichtweise.
Und was das „Mehr“ angeht: Bei einigen gibt’s das schon, wenn ich mal Lust habe, andere wiederum sprechen mich auf der Ebene gar nicht an. Komisch werden diejenigen, mit denen ich was hatte, auch manchmal, wenn sie merken, dass sie nicht der Einzige sind. Aber da hat sich bisher glücklicherweise jeder wieder beruhigt.
Eigentlich war ich immer nur zu jedem Menschen nett und freundlich, aber diese Theorie beschäftigt mich jetzt doch ein wenig. Verletze ich vielleicht unbewusst Menschen, die ich eigentlich mag?