ZEIT: Männer schuld, dass Sophie Passmann nicht so witzig ist

Die bekannte Poetry-Slammerin, Feministin und selbst ernannte Komikerin Sophie Passmann gibt ein Interview in der Zeit zur Frauenfrage. Wer das Interview vollständig lesen will, kann das prätentiöse Geschwafel am Anfang getrost überfliegen. Erst ab der zweiten Hälfte wird es interessant:

ZEITmagazin: Was glauben Sie: Haben Sie es als lustige Frau karrieretechnisch leichter oder schwerer als männliche Kollegen?

Passmann: Das hängt vom Markt ab, und es gibt gerade eine Nachfrage nach lustigen Frauen. Bei der Planung vieler Shows heißt es oft: Wir brauchen noch eine Frau. Auf der Ebene habe ich es leichter, weil ich Anfragen bekomme, die ich als Mann nicht zwangsweise bekommen hätte.

Ach guck an. Ist das jetzt Feminismuskritik?

Aber wenn man zwei Schritte zurückgeht, muss man sagen: Krass! Wir haben 2018, und das Öffentlich-Rechtliche bekommt es nicht hin, dass 50 Prozent seiner Komiker weiblich sind.

Nein, Gott sei Dank, alles wieder im Lot. Du Dummchen, was willst du den Öffentlich-Rechtlichen hier vorwerfen? Du sagst selber, dass die gezielt Frauen in die Comedy-Shows holen, weil sie Frauen sind und einen Satz später beklagst du dich, dass sie zu wenig Frauen in den Comedy-Sendungen zeigen? Ja, sollen sie die aus dem Hut zaubern? Und warum genau sollte hier 50:50 herrschen? Ist Comedy für dich nur eine Angelegenheit von Geld und Machtpositionen?

ZEITmagazin: Vielleicht sind Frauen weniger lustig.

Passmann: […] Ich glaube, ich kenne mehr lustige Männer. Es liegt an der Erziehung. Mädchen kriegen vermittelt, dass Lächeln und Nettaussehen wichtiger sind als Sprücheklopfen.

Wenigstens gibt sie es zu, aber dann gleich dieser politische Reflex. Woher nimmt sie diesen Eindruck, dass Jungs der Humor anerzogen wird oder er Mädchen abtrainiert wird? Ich habe eine andere Erklärung: Humor braucht ein gewisses Maß an Mut und Aggressivität – beides männliche Eigenschaften. Männer werden auch nicht zum Sprücheklopfen erzogen. Mein Eindruck ist eher das Gegenteil – die Erziehung versucht heute Jungs überzudisziplinieren, eben weil sie für die moderne Gesellschaft zu mutig und aggressiv sind und gibt ihnen obendrein kaum würdevolle Vorbilder. Damit provoziert die Erziehung erst den typisch männlichen frechen Witz als Gegenreaktion gegen das lächerliche, verklemmte und bigotte Gouvernanten- und Spießertum, das die Schulen, Kindergärten, bürgerlichen Elternhäuser, Wirtschaft, Politik und Medien beherrscht. Da Mädchen nun natürlicherweise weniger rebellisch sind als Jungs, sind sie entsprechend auch weniger humorvoll. Das wäre meine Erklärung zum „gender_joke_gap“. Weiter Passmann:

Außerdem hat Humor etwas mit Intelligenz zu tun. Ich habe mal auf Twitter einen Witz gemacht, dessen Pointe ein offensichtlicher Logikfehler war. So was wie: „Alle Allgäuer trinken Milch, alle Milchtrinker sind Allgäuer.“ Daraufhin hat der damalige Chefredakteur einer großen Tageszeitung geantwortet, ich solle mal besser ein Logikseminar belegen. Für Humor muss man ja Dinge verstanden haben, und das hat er mir nicht zugetraut.

Direkt danach meint sie, dass sie oft nicht ernst genommen werden würde, weil sie weiblich und unter 50 ist. Insofern wirft sie diesem Chefredakteur also vor, dass er ihr als junger Frau wenig Intelligenz zutrauen würde, weil er nicht gemerkt hat, dass irgendein Tweet von ihr ein Witz gewesen sei. Implizit will sie damit sagen, dass die Männer die Witze der Frauen nicht verstehen, weil sie den Frauen keine Intelligenz zutrauen. Das halte ich für groben Unfug. Könnte es nicht einfach sein, dass dieser Chefredakteur deswegen ihren Witz nicht verstanden hat, weil der „Witz“ einfach nicht lustig war? Oder könnte es nicht auch sein, dass er deswegen den Witz nicht bemerkt hat, weil er dieser Frau zurecht wenig Intelligenz zutraut und weil Feministen eben auffällig oft zu Logikfehlern neigen, die sie aber ernst meinen?

Von welchem Tweet sie redet ist unbekannt und kaum recherchierbar. Zur Beantwortung dieser Fragen müssen wir also wohl die Witzigkeit, das logische Denken und auch die Ehrlichkeit dieser Frau einschätzen. Anhand ihrer nachfolgenden Aussagen gelingt das ganz gut:

[…] Ich mache zum Beispiel öfter Witze über Lohnungleichheit und bekomme dann von älteren Herren im Internet erklärt, warum der Gender-Gap von 21 Prozent statistisch so nicht stimme. Dann sage ich: Ich habe an der Uni Statistik-Tutorien gegeben, das brauchst du mir nicht zu erklären. Vor allem: Du hast es mir gerade falsch erklärt.

Das selbstgerechte Gejammer über „Mansplaining“. Jede Wette, dass die „älteren Herren“, ihr einfach nur erklärt haben, dass bei den 21% unbereinigten GPG Äpfel mit Birnen verglichen werden und diese Zahl daher keine Aussage über Diskriminierung zulässt. Die ZEIT hakt hier natürlich nicht nach, sondern lässt Passmann diese höchst wahrscheinlich entweder gelogene oder dumme Aussage durchgehen, auch wenn die ZEIT natürlich längst weiß, was hinter dem GPG steht. Weiter im Text:

Passmann: […] Ich lebe in einem System, in dem man als junge lustige Frau mehr machen muss als ein Kerl. Ich habe mein Studium schneller beendet, als ich gemusst hätte. Ich lese wie besessen. Es ist eine Mischung aus Besessenheit und Fleiß.

Sagtest du nicht vor zwei Minuten noch, dass Frauen es in der Comedy-Branche leichter haben, weil sie gezielt gesucht werden? Ein Logikfehler oder einfach nur gelogen? Und schön, dass du so fleißig und belesen bist. Aber erstens scheint es dich nicht groß weitergebracht zu haben und zweitens hat das nichts mit Comedy zu tun.

Was sagt ihr? Ist das nicht eine super witzige, kluge und sympathische Frau? Würdet ihr die nicht auch sofort zu einem Interview einladen und habt ihr jetzt nicht alle meeega Bock, euch einen richtig hippen, flippen und feministisch korrekten Poetry-Slam von ihr reinzuziehen?

JAAAA!!!! 😀 😀 😀

Naaaa gut, aber nur einen! Einen Poetry-Slam hab ich auf YT allerdings nicht gefunden, was vielleicht etwas über deren Qualität aussagt. Dafür gibt’s einen Auftritt bei Böhmermann:

Ich bin mir nicht sicher, ob ihre anstrengende schmallippige Genervtheit zu ihrer Rolle gehört oder ob sie es einfach nicht besser kann, weil sie Böhmermanns feminismuskritischem Spott nichts entgegensetzen kann. Wahrscheinlich verstehe ich als Mann auch einfach ihre komplexe humoristische Performance nicht, weil ich ihr als Frau zu wenig Intelligenz zutraue. Jedenfalls finde ich sie hier echt nicht lustig und teilweise oberlehrerhaft und vermute mal, dass sie vor allem wegen ihrer Vagina und ihrem politischen Profil in die ZDF-Show gekommen ist (siehe ihre Aussage am Anfang des Interviews). Wenn Passmann ihre Femi-Platte auflegt ist sie in etwa so humorvoll wie Erich Honecker. Und nein, Honecker war nicht deswegen so unlustig, weil ihm die patriarchale Erziehung vermittelt hat, dass „Lächeln und Nettaussehen wichtiger sind als Sprücheklopfen“, sondern einfach deswegen, weil er ein versteifter, heuchlerischer, maschinenhafter und würdeloser Funktionär war. Witzig kann nur ein autarker Geist sein, aber ein Hampelmännchen der eigenen Ideologie kann nur Propaganda von sich geben. Man kann sich höchstens noch darüber lustig machen.

13 Kommentare zu „ZEIT: Männer schuld, dass Sophie Passmann nicht so witzig ist“

  1. “ Mein Eindruck ist eher das Gegenteil – die Erziehung versucht heute Jungs überzudisziplinieren, eben weil sie für die moderne Gesellschaft zu mutig und aggressiv sind und gibt ihnen obendrein kaum würdevolle Vorbilder. Damit provoziert die Erziehung erst den typisch männlichen frechen Witz als Gegenreaktion gegen das lächerliche, verklemmte und bigotte Gouvernanten- und Spießertum, das die Schulen, Kindergärten, bürgerlichen Elternhäuser, Wirtschaft, Politik und Medien beherrscht. “

    Schöne Idee, volle Zustimmung. 🙂

    1. Der Absatz geht weiter mit
      “ Da Mädchen nun natürlicherweise […]“
      Wie Mädchen darauf „natürlicherweise“ reagieren, finde ich höchst relevant, und zwar sehr viel mehr als das angebotene Satzende

      “ weniger rebellisch sind als Jungs, sind sie entsprechend auch weniger humorvoll. “

      Vor allem reagieren Mädchen so darauf, dass sie selbst eine solche humorig-witzige rebellion eines Jungen sehr viel attraktiver wahrnehmen als die Erziehungstechnisch eingeforderte Unterwerfung unter die erwähnte „überdisziplinierung“.

      Die „Erziehung“ der Erzieher schlägt fehl, nicht nur als Gegenreaktion auf deren „provokation“, sondern weil die aktive Botschaft der gleichaltrigen und viel wichtigeren, interessanteren Mädchen das genaue gegenteil signalisiert. Von denen wird die unterwerfung gestraft, mit Verachtung und Desinteresse, und die Rebellion dagegen wird belohnt.

      Diejenigen, die am frühesten sex bekommen, waren noch nie die braven und unterwürfigen.
      Und jeder weiß das, jeder sieht das.
      Der Humor ist dabei allerdings nur eine von mehreren möglichkeiten der rebellion – allerdings definitiv eine, die sehr gut funktioniert und deshalb genutzt wird.

      1. „Die „Erziehung“ der Erzieher schlägt fehl, nicht nur als Gegenreaktion auf deren „provokation“, sondern weil die aktive Botschaft der gleichaltrigen und viel wichtigeren, interessanteren Mädchen das genaue gegenteil signalisiert. Von denen wird die unterwerfung gestraft, mit Verachtung und Desinteresse, und die Rebellion dagegen wird belohnt.“

        bingo. an diesen Aspekt hatte ich gar nicht gedacht. Allerdings muss man das dahingehend einschränken, dass Jungs den Bogen auch überspannen können und sich durch allzu rebellisches (nerviges, albernes) Verhalten auch äußerst unbeliebt machen können. Auch politisches und intellektuelles Rebellentum war bei mir an der Schule (2000er Jahre) bei den Mädchen gar nicht gern gesehen, die Mädels standen vor allem auf die rotzigen Hedonisten und Partymacher. T.w. aber auch auf brave, geradlinige Typen aus gutem Haus.

        Und noch was zum umgekehrten Fall: Mädchen, die Autoritäten verhöhnen machen sich dadurch allgemein nicht sexuell attraktiver.

      2. „Allerdings muss man das dahingehend einschränken, dass“ [Beispiele]

        Sicher.
        Es ist die logische Fortsetzung, dass sich eine Verteilung um ein erfolgreiches Verhalten herum ausbildet.
        In anderen Worten: Alle (na, sagen wir mal die meisten. Oder alle außer den Autisten. Oder so ähnlich) nehmen wahr, dass man mit einem gewissen rebellentum, optimalerweise gepaart mit einem satten Schuss Witz, bei den Mädels gut ankommt.
        Und viele versuchen, das auf ihre Art auszugestalten. Ist aber leider nicht jedem gegeben, und geht deshalb auch öfter nach hinten los.

        „Auch politisches und intellektuelles Rebellentum war bei mir an der Schule (2000er Jahre) bei den Mädchen gar nicht gern gesehen“
        Kommt auf die Mädels an – definitiv gibts auch heute noch welche, die sowas mögen werden.
        Und die Zeiten ändern sich:
        Bei den alt-68ern war genau das der Renner, und auch zu meiner Zeit (späte 70er/frühe 80er) war politisches Rebellentum noch durchaus sexy.

        Was die Jahrzehnte hindurch durchgängig der Rohrkrepierer war ist das rebellische potential des Nerds – so sehr, dass ich mindestens skeptisch darüber bin, den Nerd neuerdings als mit einer gewissen sexyness bewertet zu sehen. Was sicher damit zusammenhängt, dass nerds eher unkomisch bzw. Nerd-Humor eher speziell ist (und ohne die jewilige Nerdkultur auch arg schwer verständlich – stichwort insider-jokes)

        [ P.S. ich war auch eher ein Nerd… ]

  2. „Ich habe eine andere Erklärung: Humor braucht ein gewisses Maß an Mut und Aggressivität “

    Ich habe ebenfalls eine andere Erklärung: Humor setzt die Fähigkeit voraus, über sich selbst lachen zu können. Das ist etwas, was Jungen früh gezwungen sind zu lernen, sobald sie merken, dass sich niemand für ihre Gefühle interessiert, sondern im Gegenteil ihre Schwächen mit Hohn kommentiert werden. Eine Frage des Überlebens: Lache ich zuerst über mich, tut es nicht mehr so weh, wenn es andere tun. Das Geschlecht, dessen Befindlichkeiten jahrelange #metoo-Hysterien nach sich ziehen, hat es nicht nötig, so etwas zu lernen.

    1. ja könnte sein. Ich denke, beide Erklärungen schließen sich nicht aus. Kannst du deinen Gedanken genauer ausführen?

      Ich bewerte metoo aber etwas anders als du und behaupte, dass weibliche Gefühle ebenfalls systematisch missachtet werden. Nur findet dies auf anderer Ebene statt und die weibliche Art darauf zu reagieren unterscheidet sich von der männlichen. Hier muss ich jetzt sehr psychologisieren:
      Die Situation der modernen Frau ist komplex. Zum einen wird sie verhätschelt, kriegt Sonderrechte und wird kaum öffentlich kritisiert und zum anderen lebt sie real trotzdem mehr oder weniger „als Mann“, also wirtschaftlich und rechtlich selbstverantwortlich (also „emanzipiert“). Das führt zu einem Identitätskonflikt und zu einem großen Mangel an Selbstvertrauen und zu der typisch feministischen Hassliebe für bzw. gegen den starken herrschenden Mann- also dem Patriarchat. Ihr Wunsch nach patriarchaler Unterwerfung ist unbewusst, findet keine Aussprache und bleibt ihr aufgrund der gesellschaftlichen Umstände versagt. Daher werden diese Wünsche in die Dunkelheit verdrängt und/oder auf den Mann projiziert um sie dann anzuprangern. Das ist die Geburt des neuen Sexskandal-versessenen Feminismus. Mit diesem schlägt die Frau zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie ist ihr dunkles Unbehagen los und sie hat das Versager-Patriarchat gedemütigt, sich also für die männliche Liebesverwehrung gerächt. Zufrieden wird sie dadurch natürlich nicht dauerhaft.

      Ich meine außerdem, dass der Grund, dass Frauen wenig über sich selbst lachen, Männer hingegen viel, ebenfalls seelisch determiniert ist – ich komme aber trotz reichlicher Überlegung nicht darauf warum.

      Das sind alles nur Mutmaßungen über die weibliche Seele, die mir aber auch teilweise verschlossen ist. Ich hoffe meine Gedanken sind nicht all zu unklar. Grundsätzlich sollte man sich deutlich mehr mit den weiblichen Wünschen auseinandersetzen. Doch die feministsiche Perspektive ist dabei nur irreführend

      1. Hallo Jonas,

        ich habe leider nicht verstanden, wo genau du der Meinung bist, dass weibliche Gefühle (in der Kindheit, denn davon sprach ich ja; Humor bildet sich ja nicht erst beim Erwachsenen heraus) missachtet werden. Der Mythos, Mädchen dürften nicht wild und aggressiv sein, mag vor fünfzig Jahren zugetroffen haben, heute definitiv nicht mehr. Und das wäre der einzige Punkt, der mir dazu einfiele. Ansonsten überschlagen sich sowohl die Gesellschaft, vertreten durch Politik, Justiz und Medien, als auch die Eltern, um Mädchen alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen; ihre Gefühle werden grundsätzlich ernst genommen, wenn sie sich wodurch auch immer verletzt fühlen. Von Jungen wird im Prinzip nach wie vor, allen Lippenbekenntnissen zum Trotz, die Haltung Ein-Indianer-kennt-keinen-Schmerz erwartet.

        Ich sehe auch nicht, dass Frauen per se in unserer Gesellschaft selbstverantwortlich leben, im Gegenteil: Verantwortung wird häufig an den Mann (oder Vater Staat) delegiert. Dass daraus mangelndes Selbstvertrauen und die Projektion von Schattenseiten resultieren, da gebe ich dir recht. Metoo hat aber eindeutig auch eine viktorianisch-lustfeindliche Seite, die auf traditionellen Geschlechterbildern beruht, denen die Metoo-Bejubler verhaftet sind, auch wenn sie sich das nicht eingestehen können oder wollen.

        Ich bin nicht sicher, wie du den vorletzten Absatz gemeint hast; ehrlich gesagt, bin ich der Ansicht, dass wir uns die letzten Jahrzehnte genug mit weiblichen Wünschen auseinandergesetzt haben. Höchste Zeit, dass wir anfangen, uns mit unseren eigenen Wünschen auseinanderzusetzen.

  3. @gunnar

    Nur auf die Kindheit bezogen hast du wahrscheinlich recht damit, dass die Wünsche von Mädchen grundsätzlich ernster genommen werden als die von Jungen. Allerdings kann ich das auch nicht so gut beurteilen. Ich bezog mich darauf, dass du geschrieben hast, dass weibliche „Befindlichkeiten jahrelange #metoo-Hysterien nach sich ziehen“. Und das bezieht sich ja nicht mehr auf Kinder. Ich hab das so verstanden, dass du meinst, dass die Gefühle/Wünsche auch von erwachsenen Frauen grundsätzlich berücksichtigt werden und genau das bezweifle ich in meinen psychologischen Ausführungen.

    „Ich sehe auch nicht, dass Frauen per se in unserer Gesellschaft selbstverantwortlich leben, im Gegenteil: Verantwortung wird häufig an den Mann (oder Vater Staat) delegiert.“

    Ja weiß ich ja. Das propagierte gesellschaftliche Ideal ist aber trotzdem die wirtschaftlich/rechtliche Selbstverantwortlichkeit. Ein Ideal, dem aber viele Frauen nicht gerecht werden können oder wollen; auch Feministinnen nicht -auch wenn die das natürlich vehement abstreiten. Der Vater Staat, der heute bei den Femis so hoch im Kurs steht, fungiert dabei psychologisch als Ersatz für die Herrschaft des echten Vaters oder Ehemanns, denn diese sind heute aufgrund der gesellschaftlichen Umstände, zu schwach.

    „Metoo hat aber eindeutig auch eine viktorianisch-lustfeindliche Seite, die auf traditionellen Geschlechterbildern beruht, denen die Metoo-Bejubler verhaftet sind, auch wenn sie sich das nicht eingestehen können oder wollen.“

    Genau von dieser viktorianischen Prüderie rede ich ja, wenn ich meine, dass die moderne Frau ihre patriarchalen Fantasien auf den Mann projiziert um sie dann anzuprangern. Zum Bsp: Ein typisch metoo-haftes Gesetz ist das Verbot „sexistischer“ Werbung. Dort geht es regelmäßig darum, Darstellungen von weiblicher erotischer Verfügbarkeit und Hingabe an den Mann zu zensieren. Natürlich lieben Frauen es, sich als „verfügbar“ darzustellen (tun sie ja massenhaft – offensichtlicher geht’s ja gar nicht) und natürlich lieben sie es auch, sich starken Männern hinzugeben; und sicherlich lieben das auch Feministinnen. Aber mit diesem politisch hoch brisanten Wunsch können sie heute nicht frei umgehen, sie haben keine Sprache dafür und nach offizieller Lehrmeinung sind solche Wünsche höchstens ein marginaler Fetisch (und sogar den würde A. Schwarzer am liebsten unterdrücken) aber um Gottes Willen nichts, was weibliches Lustempfinden wesentlich prägt. Also lenkt die moderne Frau von sich ab und entlastet ihre gequälte Seele, indem sie so tut, als handele es sich nur um schmutzige männliche Vergewaltigungsfantasien und glaubt, sich durch Zensur davon befreien zu können. Was dabei rauskommt ist ein hochmodernes Gesetz – das man aber auch so ähnlich im viktorianischen 19. JH finden könnte.

    Wer Feminismus verstehen und überwinden will, muss wissen, was Männer und Frauen wollen. Und ich meine: Frauen wollen eben nicht zu neuen Männern gemacht werden und auch nicht wie rohe metoo-eier behandelt werden. Sie wollen nicht all zu selbstverantwortlich sein, sondern wünschen sich unterbewusst von starken Männern erobert (und beherrscht) zu werden. Männer wollen bewusst oder unterbewusst das komplementäre.

  4. Jetzt verstehe ich etwas besser, was du meinst. Das Missverständnis kommt, glaube ich, daher, dass du Gefühle mit (unbewussten) Wünschen gleichsetzt. Das ist aber etwas völlig anderes. Gefühle werden auch bei erwachsenen Frauen grundsätzlich ernst genommen. Wenn sich frau durch ein Plakat, ein Kompliment oder einen schiefen Blick getriggert fühlt, setzt die Weiße-Ritter-Maschinerie ein. Da sich viele Frauen hingegen ihre unbewussten Wünsche nicht eingestehen und demzufolge auch nicht artikulieren, können diese natürlich auch nicht ernst genommen werden, das stimmt.

    „Frauen wollen eben nicht zu neuen Männern gemacht werden und auch nicht wie rohe metoo-eier behandelt werden. Sie wollen nicht all zu selbstverantwortlich sein, sondern wünschen sich unterbewusst von starken Männern erobert (und beherrscht) zu werden.“

    Im Prinzip gebe ich dir recht. Allerdings würde ich nicht von „beherrschen“ reden. Aber das ist möglicherweise eine Frage der Definition.

    1. Ja du hast recht, was die Unterscheidung zwischen unterbewussten Wünschen und Gefühlen angeht. „Gefühl“ ist sicher ein zu zwiespätiges Wort. Das Gefühl, das eine Feministin – meiner Vorstellung nach – hat, wenn sie z.B. ein (gut gemachtes) „sexistisches“ Plakat sieht, ist, dass auf unterbewusster Trieb-Ebene (Freud: Es) Wünsche entstehen, auch so sexy zu sein wie die Tussi auf dem Bild oder auch von so einem hotten Typen erobert zu werden. Doch genau diese Wünsche rufen einen früh erlernten moralischen Reflex (Freud: Über-Ich) hervor, der diesen Trieb automatisch unterdrücken will. Zwei gleichzeitige Gefühle sind hier also widersprüchlich. Genau der gleiche Mechanismus wird auch bei klassischer 19.JH/Taliban-Prüderie ablaufen.
      Dieser Reflex wurzelt meiner Meinung nach darin, dass Mädchen schon früh (Schule) beigebracht wird, in Jungs gleichrangige Konkurrenten oft sogar unterlegene, aber zumindest keine Eroberer und Herrscher zu sehen. Ihr weiblicher Trieb passt also nicht zur Gesellschaft und sie versuchen eine männliche Rolle anzunehmen. Daher haben Mädchen Angst davor, an ihre Weiblichkeit erinnert zu werden und verdrängen sie bzw. entwickeln ein gestörtes Verhältnis zu ihrer Natur.

      Ein gute Freundin von mir schwankte in ihrer Kindheit zwischen zwei Extremen: Erst wollte sie lange Zeit ein Junge sein und dann entwickelte sie einen rosa-pink-Wahn. In ihrer Jugend war sie dann prüde Feministin mit einer merkwürdigen Mischung aus Rücksichtslosigkeit und kompletter Naivität gegenüber ihren eigenen Gefühlen (bzw: Wünschen 😉 ) und gegenüber Männern. Heute (Mitte 20) hat sie sich zwar eingekriegt, leidet aber schwer an unerfüllter Liebe, weil sie sich an einen Typen klammert, der wahrscheinlich der erste Mann ist, den sie wirklich lieben gelernt hat.
      Die Eltern sind alt-68er, allerdings von der wirklich klugen und angenehm entspannten Sorte, wie ich fairerweise dazu sagen muss, nichts desto trotz schien die feministische Erziehung hier einige Schwierigkeiten gebracht zu haben.
      Das wäre ein Beispiel für so ein gestörtes Verhältnis zur eigenen Natur.

      Das Wort „Herrschaft“ ist aus historischen Gründen negativ konnotiert. Man denkt sofort an Gewaltherrschaft, Tyrannei, Fremdherrschaft, Unterdrückung etc.. Ich hingegen meine mit dem Wort mehr sowas wie Souveränität und Übernahme von Verantwortung und ich meine nunmal, dass es das Schicksal des Mannes ist, für die Frau ein Teil der Verantwortung zu übernehmen. Tut der Mann dies und bewahrt er dabei seine Souveränität (sprich: lässt sich von ihr nicht ausnutzen) – dann herrscht er über sie.

  5. Oh mann ich muss gleich wieder an den Idioten Jan Böhmermann denken
    https://man-tau.com/2018/10/30/boehmermann-ironie-polak/

    Intelligente Kabarettisten sind im Fernsehen unerwünscht, sonst könnte sich das Volk auf einmal Gedanken über ein anderes gerechteres politisches und soziales System machen. Dann hätten wir eine Revolution in ein paar Monaten am Hals. Und das ist ein No Go.
    Ich fand früher beispielsweise Volker Pispers Witze sehr gelungen. Aber da dort sehr viel Regierungskritik und Wahrheit steckte, wurde er schnell aus dem Fernsehen verbannt. Er machte danach nur noch in kleinen Dörfern und Städtchen mit kleinen gemieteten Wohnanlagen seine Kabaret-Shows.
    Seine Witze sind jetzt aber auch nicht mehr das, was sie mal waren. Auch einen Georg Schramm fand ich manchmal nicht schlecht.
    Die Heute Show ist nun wahrlich zu einer Satireveranstaltung für Idioten verkommen. Sorry, aber noch vor 5-6 Jahren war die Heute Show wikrlich besser als heute.

    1. ja das angebot ist echt mau. Böhmermann hat aber manchmal seine lustigen Momente. Sein Auftritt in dem verlinkten Video find ich z.B. recht gelungen

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