Warum Maskulismus und Feminismuskritik rechts sind

rechtsspongebob
Diese zwei Mitbürger in ihren Filterblasen sind nicht gerade für ihre Klugheit bekannt; aber eines wissen sie sicher: rechts = BÖÖÖSE!

Nach feministischer Lesart sind Maskulismus und Antifeminismus rechts. Ich meine, dass sie damit rechts.. äh recht und unrecht zugleich haben.

1. Wenn alle links sind, ist niemand links – die Relativität des politischen Standpunktes

Viele Maskulisten und Feminismuskritiker z.B. Hoffmann, Schoppe und uepsilonniks wehren sich gegen diesen Vorwurf des „Rechts-sein“ und verstehen sich selbst als Linke und zwar eben weil sie Männerrechtler sind und nicht weil sie außerdem auch noch klassische linke Ansichten haben. Mein Vorredner lionosys dazu:

Auf dieses Spiel sollten wir uns nicht einlassen und deshalb finde ich es unproduktiv, beweisen zu wollen, wie „links“ die Männerbewegung doch ist. Da folgt man nur dem Mainstream: links = progressiv und gut, rechts = stehengeblieben und falsch.

Ich sehe das genauso. Doch auch unabhängig davon könnte man sich als Männerrechtler ja einfach geschlechterpolitisch links einordnen, egal was die blöden Femis dazu sagen, oder nicht? Das Prpblem dabei: Man kann nicht einfach selber entscheiden, was „links“ und was „rechts“ ist, wie ich im folgendem ausführlich erklären werde.

Die Natur des Pluralismus

Doch was soll eingentlich diese Wissenschaft über rechts-links-Einordnungen? Viele lehnen heute diese Art der Einordnung generell ab, da sie sich nicht in politische Schubladen stecken lassen wollen; so auch Mitblogger lionosys:

Ist die Männerbewegung also links oder rechts? Ich meine, sie ist weder links noch rechts, sondern gerecht.“

Sowohl Rechte als auch Linke behaupten in aller Regel, dass sie sich für Gerechtigkeit einsetzen. Das Verständnis von Gerechtigkeit ist aber unterschiedlich, einen Konsens darüber gibt es nicht und kann es auch nicht geben. Warum? Eben weil es eine gesellschaftliche Spaltung in ein wie auch immer geartetes „links“ und ein wie auch immer geartetes „rechts“ über genau diese Frage, was Gerechtigkeit ist, gibt. Würden unter „Gerechtigkeit“ alle dasselbe verstehen, braucht es keine Demokratie und keinen Diskurs über links und rechts mehr. Das Rechts-links-Schema liegt in der Natur des Pluralismus.

Aber was heißt nun rechts und links?

Man stelle sich einen Raum vor, indem zwei Personen sitzen, die ein politisches Problem diskutieren. Der eine vertritt Standpunkt X und der andere Y. Der erste sitzt rechts im Raum und der zweite links. Dann ist Ansicht X rechts und Ansicht Y links. Das war es im Prinzip schon. Mehr Bedeutungsinhalt haben diese beiden Begriffe an sich nicht. Man kann sich also nicht aktiv rechts oder links positionieren, sondern man hat eine Meinung und ist durch diese passiv im politischen Spektrum positioniert. Streng genommen kann auch nicht eine Person als Ganzes „rechts“ oder „links“ sein, sondern die rechte oder linke Positionierung ist von der konkreten Frage abhängig. Jemand der geschlechterpolitisch in diesem Sinne rechts steht kann einwanderungspolitisch links stehen etc. De facto ist es aber regelmäßig so, dass es rechte und linke Blöcke oder Lager mit relativ einheitlichen Standpunkten gibt; was sich in der Parteienbildung manifestiert.

Aufgrund dieser Verstetigung des Lagers und der Parteienbildung hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass „links“ und „rechts“ einen konkreten Inhalt(Essenz), also auch eine wie auch immer geartete essenzialistische Definition haben. So z.B. Wikipedia:

„Die […] Strömungen der politischen Linken eint dabei, dass sie von der Gleichheit der Menschen ausgehen.“

und

„[Die Rechte] geht von einer Verschiedenheit der Menschen aus“

Beides mag oft zutreffen, aber ich halte diese Definitionen für unbrauchbar, da „Gleichheit“ zu sehr Auslegungssache ist, wie man z.B. an der aktuellen Geschlechterdebatte gut beobachten kann. Dass die Linke sich nur all zu gerne in identitätspolitischen Unterscheidungen der Menschen übt, ist außerdem kein neuer Trend, sondern hat lange Tradition, wie im Geschichtsteil ausführlich erläutert wird (siehe unten).

Ich halte es generell für aussichtslos, semantisch völlig unpolitischen Wörtern wie links ,rechts, Norden, Süden, hinten und vorne einen festen weltanschaulichen Inhalt anzudichten. Sie bezeichnen eben (theoretisch) nichts anderes als eine Relativität, dh., man ist „links“ weil der Gegner „rechts“ ist und dieser widerum ist „rechts“, weil der Gegner links ist. Diese Begriffe sollen einfach nur zeigen, dass es zwei Seiten im politischen Diskurs gibt.

Gibt es nun einen linken Maskulismus oder Antifeminismus? Nein; denn dies folgt dem problematischen essentialistischem Verständnis von links und rechts. Progressive Maskulisten und liberale oder wertkonservative Antifeministen haben zwar unterschiedliche Ansichten, sind aber trotzdem alle rechts; ganz einfach deswegen, weil Feminismus links sitzt. Ist halt so. Na und? Ist auf der rechten Seite die Luft schlechter oder warum wollen alle links sitzen? Und was passiert, wenn alle links sitzen wollen, obwohl sie komplett konträren Lagern angehören? Dann ist die Bezeichnung „links“ nur noch ein hübsches (und teures) Label und „rechts“ nur noch ein billiger Vorwurf und kein analytischer Begriff. Und das ist genau die Situation, die wir heute haben.

Sicherlich ist es so, dass die Maskulisten, die sich als links bezeichnen, ursprünglich aus dem linken (z.B. sozialdemokratischen) Lager kommen und viele politische Positionen vertreten, die auch heute noch irgendwo links angesiedelt sind. Auch für mich selbst, als ehemaliges Mitglied der Grünen, trifft dies zu. Fakt ist aber trotzdem, dass der Feminismus (bisher noch) fest zum linken Lager gehört und zwischen den Femis und ihren Kritikern ein Graben geöffnet wurde der so breit ist, dass es unzulässig wäre, ihn zu ignorieren. Man kann nicht leugnen, dass man geschlechterpolitisch auf der anderen Seite steht, wenn man es ernst meint mit männerrechtlichen oder antifeministischen Forderungen.

Der Grundgedanke dieses Blogbeitrags ist also keineswegs zu erklären, dass Männerrechtler in Wahrheit fiese Nazitypen sind, sondern mein Anliegen ist es, die Kategorien „links“ und „rechts“ rein relativistisch, inhaltslos und damit politisch wertfrei zu betrachten und damit auch zu entmythifizieren.

2. Rechts und Links im frühen Parlamentarismus bis heute

Ein kleiner historischer Abriss der Geschichte des rechts-links-Schemas um den heutigen Diskurs über links und rechts zu verstehen und um zu sehen, wie wechselhaft „links“ und „rechts“ sind. Er spiegelt nicht immer den geschichts- und politikwissenschaftlichen Konsens wieder, sondern oft eher meine eigene Interpretation.

1789 – Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts

Da das Verständnis von „links“ und „rechts“ heute wesentlich mit dem politischen Spektrum des 20. Jahrhunderts verknüpft ist, geht man oft davon aus, dass „links“ generell was mit Sozialismus und „rechts“ generell mit z.B. Nationalismus zu tun hat. Tatsächlich stammt die rechts-links-Logik aber aus der Zeit der Französischen Revolution. Als Linke galten damals die Anhänger der Revolution, also Republikaner; einfach deswegen weil die links im Plenum der Nationalversammlung saßen, während die Monarchisten bzw. Loyalisten eben rechts saßen. Aus dieser Situation heraus bildeten sich die Bezeichnungen „rechts“ und „links“ als Überbegriffe für die zwei wichtigsten politischen Lager der Zeit.

Dieses französische Schema wurde im deutschen Vormärz übernommen, also in der Zeit der ersten nationalliberalen Bewegungen in Deutschland. Es gab zwar bis zur Revolution 1848 noch kein Parlament, in dem man „rechts“ oder „links“ hätte sitzen können; doch die politische Landschaft war mit Frankreich vergleichbar – mit einem wichtigen Unterschied: Die liberalen bzw. republikanischen Bewegungen in deutschen Ländern waren deckungsgleich mit der deutschen Nationalbewegung. Im Gegensatz zu Frankreich gab es noch keinen geeinten deutschen Nationalstaat sondern die sog. „Kleinstaaterei“; also eine Vielzahl souveräner deutscher Monarchien – die alle mehr oder weniger undemokratisch waren. Die deutschen Linken, die für Freiheit, Verfassung und Menschenrechte kämpften und die alte monarchische (bzw. restaurative) Ordnung abschütteln wollten, waren nun gleichzeitig auch die Vorkämpfer der deutschen Einheit; also Nationalisten (!). Das nationalistische Spektrum des frühen 19. JH. reichte von gemäßigten, liberalen bis hin zu Antisemiten und Franzosenhassern, die eine blutsreine germanische Nation fantasierten. Dazu der Historiker Werner Winkler:

„Der deutsche Nationalismus war von Anfang an belastet durch sein ambivalentes Verhältnis zum revolutionären Frankreich. So stand etwa Fichte im damaligen zeitgenössischen Diskurs zwar eher ‚links‘, er war eher ein Republikaner als ein Verteidiger der bestehenden Ordnung. Andererseits aber führte der Kampf gegen Napoleon dazu, dass Nationalisten wie Fichte, Arndt und Jahn Frankreich zur Bedrohung schlechthin, ja zum ‚Erbfeind‘ erklärten.“

[Winkler im Interview mit dem ZEIT-Geschichte 3/2010 S.25]

wartburgfest
Kleine Koran-Grillparty beim AfD-Ortsverein? Nicht ganz. Es handelt sich um das Wartburgfest 1817. Revolutionäre Studenten versammeln sich, halten demokratische und nationalistische Reden und verbrennen Bücher, die nicht politisch korrekt (zu konservativ oder zu jüdisch) sind. Es ist die erste linke bzw. linksradikale Großdemo der deutschen Geschichte. Doch schau mal, ist der zweite von rechts nicht Björn Höcke? Und da, der ganz linke – Mensch, ich werd verrückt, das ist doch Claudia Roth!

All dies war zusammen mit liberalen, republikanischen und demokratischen Ideen nicht nur irgendwie Teil der Linken, sondern das war die Linke an sich. Und zwar die erste politische Linke auf deutschem Boden. Einen deutschen rechten Nationalismus gab es im Vormärz noch nicht, denn die Rechten (also die konservativen Monarchisten) bekämpften die deutsche Einheit und den Gedanken der Volkssouveränität nach Kräften, um die Herrschaft der Könige und Fürsten aufrecht zu erhalten. Als die Märzrevolution dann in die Paulskirchenversammlung – dem ersten deutschen Parlament – mündete; erfolgte die Sitzordnung und Bezeichnung der Lager nach dem Schema:

Rechts: Monarchisten/Konservative

Mitte: Konstitutionelle Monarchisten

Links: Republikanische Nationalisten

Zweite Hälfte des 19. JH bis 1945

Antisemit? Ja. Aber auch rechts?

Doch warum ist Nationalismus dann heute rechts, wenn er ursprünglich links war?

Dazu wieder Winkler:

„Zu einer ausgeprägt rechten Ideologie ist der Nationalismus erst in den 1870er Jahren geworden, als die Abgrenzung vom internationalen Proletariat für das Bürgertum in den Vordergrund rückte“

[ebd.]

Spätestens als 1871 Bismarck (Im Spektrum von 1848 ein antiliberaler und antirepublikanischer Rechtsextremer) mit „Blut und Eisen“ einen autokratischen deutschen Nationalstaat unter Führung des preußischen Königs errichtete, änderte sich das rechts-links-Schema, denn die deutsche Einheit und Verfassung war nun Konsens; auch der Republikanismus der 48er war marginalisiert, da die gescheiterte Märzrevolution die freiheitlichen Ideen verblassen ließ. Das neue gesamtdeutsche Bürgertum war kaisertreu oder katholisch, aber nicht mehr liberaldemokratisch.

Das Rechts-links-Schema wurde nun durch die neu entstandene Arbeiterbewegung bestimmt. Nationalistische und loyalistische Adlige und Großbürger standen der internationalistischen Arbeiterbewegung gegenüber. D.h.: Die neue Rechte verteidigte die Einheit des Volkes und den preußischen Obrigkeitsstaat gegen den internationalen Klassenkampf der neuen Linken. Hinzu kam noch das katholische Zentrum und Reste der Nationalliberalen in der Mitte. Dieses Rechts-links-Schema blieb bis in die Weimarer Republik (1918-1933) erhalten.

In der Diktatur des Nationalsozialismus gab es kein rechts und links, weil es keinen Pluralismus gab; ähnlich ist es ab 1949 in Ostdeutschland. Hitler, aus dem Rechtsextremismus der Weimarer Republik stammend, war also ab der Gleichschaltung nicht mehr „rechts“ und aus dem gleichen Grund gab es auch in der DDR weder Rechte noch Linke.

BRD bis 2010er

Nach 1945 waren Militarismus, Autoritarismus und radikaler Nationalismus nur noch randständig. Rechts saßen nun erstmals rein bürgerliche Konservative (also keine Adligen und Militärs mehr), die einen liberaldemokratischen Rechtsstaat schufen, die Wirtschaft wieder ankurbelten, Hand in Hand mit der SPD einen Sozialstaat und feste transatlantische und europäische Beziehungen aufbauten. Die Union sozialdemokratisierte sich teilweise, ging aber entschieden gegen den Kommunismus vor. Sich als „rechts“ zu bezeichnen war nun nicht mehr en Vogue. Rechts sind die überwundenen Nationalsozialisten, aber man selbst ist nur „mitte“, „konservativ“ oder „bürgerlich“, denn das klingt nach dem nationalsozialistischen Trauma sozialverträglicher als „rechts“. Aufgrund dieser Diskursstrategie wird der Begriff „rechts“ tabuisiert.

Auf der anderen Seite formt sich in den 60er und 70er Jahren die Neue Linke: die APO (außerparlamentarische Opposition) und die Neuen Sozialen Bewegungen. Sie stehen für Sozialismus, Abrüstung und Antiimperialismus, konsequente Entnazifizierung, Ökologie, Abkehr von der Spießerkultur der 50er, eine neue Frauenrolle und sexuelle Befreiung. Links-sein erfährt eine Aufwertung: Es bedeutet nicht mehr nur grimmiger, moskauhöriger Parteisoldat oder bürgerlicher Sozi zu sein, sondern ist jetzt auch hip, intellektuell, liberal, menschlich, vielfältig und äußerst kreativ; auch wenn der politische Radikalismus bekanntlich nie komplett verdrängt wurde (siehe RAF und K-Gruppen). Ein starkes linkes Selbstbewusstsein entsteht, das im krassen Gegensatz zur Blassheit der konservativen Elite steht. Agenda und Werte der 68er gehen um die Jahrtausendwende in die deutsche Mehrheitsgesellschaft über.

1990 fällt durch den Zusammenbruch des Ostblocks der Kommunismus als Feind der Konservativen weg. Die soziale Marktwirtschaft wird Konsens und „Linkssein“ entkoppelt sich vom Sozialismus. Eine traditionelle Arbeiterklasse gibt es in der Dienstleistungsgesellschaft des späten 20. Jahrhunderts ohnehin nicht mehr. Die fortschreitende Europäisierung und Globalisierung machen den Nationalismus bedeutungslos. Dies alles führt dazu, dass es in den 2000ern kein klares rechts-links-Schema mehr gibt. Stattdessen breiten sich die Phänomene der Post-Politik („alternativlos“) und Politikverdrossenheit aus, deren Erklärung mir hier zu weit geht. Zusätzlich breiten sich von den Universitäten ausgehend der Feminismus der dritten Welle und Antirassismus aus, die die politische Linke erneuern. Weil die konservative „Mitte“ (die ja immer noch nicht „rechts“ sein möchte) dem nichts brauchbares entgegensetzt, gehen sie fließend in den den politischen Mainstream über. Die Herkunft dieser neuen Ideen ist aber zweifelsfrei das Lager der Neuen Linken.

Zum „Einheitsbrei“ der Mitte aus Union und SPD gibt es daher nur eine schwache Opposition von links. Die Linken sind selber in einer Identitätskrise, da sie nun zum einen selber in den Mainstream aufgegangen sind und zum anderen weil klassische sozialistische Ideen moralisch bankrott sind. Die in den 60er Jahren geformte Neue Linke droht unbrauchbar zu werden. Doch sie profiliert sich neu. Ab den 90er Jahren rückte das Problem der Ausländerfeindlichkeit und der Neonazi-Szene verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit; insbesondere in Ostdeutschland. Die Linke; fernab davon, für die Lage der jungen oft proletarischen Männer der rechtsextremen Szene Lösungen anzubieten, entdeckt den Neonazi als neuen Erzfeind und konzentriert sich wie nie zuvor auf den Antirassismus. Sie versucht ferner ihre linke Identität dadurch zu retten, dass sie sich im Feminismus und anderen Formen von Political Correctness versteigt. Als sich in den 2010ern die Neue Rechte als EU- und einwanderungskritische Bewegung bildet, fürchtet die etablierte Linke um ihre Diskurshoheit und ruft zum Kreuzzug „gegen rechts“.

3. Der identitätspolitische Kampf „gegen rechts“ – Der undemokratische Kult um ein Tabuwort

gegenrechts
Omas, Rock und Heiko Maas (also alle relevanten Vertreter der Gesellschaft) sind gegen alles, was recht äh.. rechts ist – also auch gegen Männerrechte und Feminismuskritik.

„Gegen rechts“ – was soll das heißen? Wer oder was ist dieser „rechts“, was ist so schlimm an ihm und warum gibt es nicht auch Kampagnen „gegen links“ und „gegen mitte“ ? Natürlich kann man gerne gegen eine beliebige rechte Position sein, aber dann nenne man diese doch bitte beim Namen und erkläre warum man sie ablehnt; anstatt dass man einfach in einem Akt kollektiver Selbstvergewisserung klar stellt, dass man irgendwie gegen rechts ist. Dieses Bekenntnis ist keine Argumentation sondern reine identitäre Abgrenzung im Sinne eines Lagerdenkens. Die „gegen-rechts“-Kampagnen sind nur deshalb möglich, weil es aufgrund einer linken Diskurshoheit in dieser Gesellschaft möglich ist, mit einem komplett unspezifischen Schlagwort, das ultimativ alles bezeichnet, wogegen Linke sein könnten ein Feindbild beschwören kann; vor dem sich das ganze feige Bürgertum wie ein Kind fürchtet: Den Rechten schlechthin – den herrschsüchtigen, brutalen, autoritären General, Führer, Vater. Und alles, was nun rechts ist, d.h. alles was sich klar von der heute vorherrschenden mitte-links-Agenda abgrenzt, kann nun mit diesem Feindbild belegt werden. Die Rechten denken sich, dass es sie nicht betrifft, schließlich sind sie ja „liberal“ oder „mitte“ oder dergleichen aber doch um Gottes Willen nicht r… r… rechts. Sie leisten also aus Angst vor der Diffamierung keinen Widerspruch und lassen die Linken gewinnen.

ludendorff
Eine Gruppe Männerrechtler, wie sie sich Feministen vorstellen. Man erkennt sie leicht an dem Phallussymbol auf dem Kopf (Bekenntnis zum Patriarchat), den griesgrämigen Gesichtern (Hass) und daran, dass sie grundsätzlich sehr schwarz-weiß abgebildet werden. So oder so ähnlich ist auch das Feindbild vom „Rechten“, das viele Bürger haben, die zwar gegen den mitte-links-Mainstream sind, aber trotzdem um Gottes Willen nicht „rechts“ sein wollen.

So ist auch erklärbar, warum liberale, sozialdemokratische oder progressive Feminismuskritiker bzw. Männerrechtler sich nicht als „rechts“ bezeichnen lassen wollen. Sie verstehen, dass Feministen sie mit Nazismus und AfD in Verbindung bringen wollen, was nichts anderes als eine bewusste Diffamierung ist. Gleichzeitig haben sie genauso wie die Linken ein Feindbild vom bösen Rechten im Kopf, das wesentlich durch die radikalen nationalistischen Kräfte aus der deutschen Geschichte bestimmt ist. Ich kann daher ihre Positionierung als „links“ gut verstehen doch besser wäre es wenn sie das alberne und seinem Wesen nach antipluralistische „anti-rechts“-Tabu brechen und sagen: „Natürlich stehe ich geschlechterpolitisch rechts. Wo sollte ich sonst stehen, wenn links und mitte Ignoranz, Autoritarismus und Prüderie herrschen?“

4. Versuch einer Prognose

Da, wie gezeigt wurde, das rechts-links-Schema großen Schwankungen unterliegt, ist nicht gesagt, dass Maskulismus/Antifeminismus für immer rechts bleiben müssen. Ich prognostiziere, dass die geschlechterpolitische Diskurshoheit des Feminismus in den kommenden Jahren zusammenbricht. In FDP, Union, SPD und AfD wird man sich verstärkt der Männerbewegung zuwenden. Dies hätte zwei Effekte: Erstens würde die Männerbewegung dadurch in verschiedenen Lagern (rechts, links und mitte) anschlussfähig und zweitens wird sie sich politisch ausdifferenzieren in die wertkonservativen, liberalen und sozialdemokratischen Strömungen; die dann rechts, mitte und links sitzen werden.

Der Feminismus hingegen könnte, wenn er nicht völlig bedeutungslos wird, auch bei den Rechtskonservativen eine neue Karriere machen. Wie z.B. Lukas Schoppe dargestellt hat, ist feministische Ideologie dort theoretisch sehr anschlussfähig. Die ganze neumodische Frauenschützerei entspringt meiner Meinung nach eh unbewusstem und stark pervertierten Patriarchalismus. Des Weiteren hat auch der rechte antiislamische Feminismus gute Zukunftsaussichten. Die Geschichte ist noch nicht geschrieben, aber gegenwärtig muss man als Feminismuskritiker nun mal den rechten Platz einnehmen, auch wenn da Leute sitzen, die man nicht leiden kann. Aber sitzen auf der anderen Seite Bessere? Saßen da je Bessere? Sofern ich mich rechts gesinne …äh.. recht entsinne, eher nicht. Es hat daher überhaupt keinen Sinn, darauf zu beharren, dass man „links“ sei.

Um noch ein bisschen rechts-links-Verwirrung zu stiften: Ein schöner sozialistischer Schlager aus der DDR. Den würden Linke heute nicht mehr in Mund nehmen, kommt „Nation“ drin vor.

52 Kommentare zu „Warum Maskulismus und Feminismuskritik rechts sind“

  1. Eine sehr schöne Darlegung der ideengeschichtlichen Herkunft und Wandlungen des Links-Rechts-Schemas!

    Mit der Anwendung auf die Männerrechtsbewegung bin ich jedoch nicht so ganz einverstanden:

    »Und alles, was nun rechts ist, d.h. alles was deutliche Kritik am herrschenden linken Diskurs übt, kann nun mit diesem Feindbild belegt werden.«

    Das trifft zwar zu, aber m. E. hast Du selbst auch dargelegt, dass die historischen Wandlungen des Links-Rechts-Schemas nicht ausschließlich positionell bestimmt sind, sondern auch inhaltlich, z. B.: »Verblassen der freiheitlichen Ideen« oder »Sie stehen für Sozialismus, Abrüstung und Antiimperialismus, konsequente Entnazifizierung, Ökologie, Abkehr von der Spießerkultur der 50er und eine neue Frauenrolle.«

    Das heißt, auch wenn man das Links-Rechts-Schema vergleichsweise unverkrampft sieht und sich der genannten Tabuisierung verweigert, kann man inhaltliche Gründe haben, sich selbst als »links« zu verorten, beispielsweise unter Berufung auf den eher linken Emanzipationsbegriff. Oder eben, weil man an einer älteren Bedeutung des Begriffs »links« gegen seine faktische aktuelle Bedeutung festhalten will, wie die nicht wenigen »heimatlosen Linken« in unserer Blogosphäre gegen die »postmoderne Linke«.

    Wenn man nun aber zugesteht, dass es auch auf inhaltliche Festlegungen ankommt, dann kann man Maskulismus und Antifeminismus nicht nur anhand der Fremdzuschreibungen durch ihre Gegner bestimmen – sie sind nicht allein darum schon »rechts«, weil ihre selbsterklärt »linken« Gegner das so behaupten.

    Ich denke, dass es eben mehr als eine Motivation geben kann, um sich der Männerrechtsbewegung zuzurechnen – eine eher konservative Verteidigung der Familie kann ebenso der Grund sein wie die Kritik einer unvollständigen männlichen Emanzipation von weiblichen und gesellschaftlichen Erwartungen. »Die« Männerrechtsbewegung oder »der« Maskulismus ist per se weder links noch rechts – sondern sie ist ein Beispiel für den Umbau einer politischen Frontstellung in dem oben von Dir erläuterten Sinn. In ihre finden Menschen zusammen, die zuvor eher getrennten politischen Milieus angehört haben.

    Entscheidend ist das Bedürfnis und die Bereitschaft, sich über die unterschiedlichen Standpunkte zu verständigen und den jeweils abweichenden Meinungen zuzuhören.

    1. „dass die historischen Wandlungen des Links-Rechts-Schemas nicht ausschließlich positionell bestimmt sind, sondern auch inhaltlich“

      Da hast du was falsch verstanden. Natürlich gibt es immer einen Inhalt von links und rechts. Linke Politik steht für genau die Inhalte, die im linken Lager vertreten werden. Und alles was mit (deutlicher) Feminismuskritik zu tun hat ist im links-mitte Lager zur Zeit noch Todsünde, Teufelszeug und noch schlimmer: Toxic Masculinity. Und bei sowas kennen die Spongebobs und Patricks des Establishments keine Gnade.

      Das kann sich ändern; wenn die ersten im linken Lager etablierten Persönlichkeiten sich zum Männerrechtsgedanken/Antifeminismus etc. bekennen und das auch akzeptiert wird. Dann und nur dann kann man davon reden, dass es eine linke (promännliche) Männerbewegung gibt.

      „kann man inhaltliche Gründe haben, sich selbst als »links« zu verorten, beispielsweise unter Berufung auf den eher linken Emanzipationsbegriff“

      Anschlussfähig ist der Gedanke einer (promännlichen) Emanzipation des Mannes im linken Lager durchaus, weil es inhaltlich nahe liegt. Bisher dominiert dort aber noch der feministische Umerziehungsgedanke. Und „linker Emanzipationsbegriff“ heißt dementsprechend auch genau das: „Emanzipation“ (= Verhätscheln und Fördern) der Frau und „Modernisierung“ (=Unterdrückung) von Männlichkeit und nichts anderes. Wenn man eine (promännliche) linke Emanzipation wünschst, dann trete man einer linken Partei/Organisation bei; stelle dort die Masku-Agenda vor und wenn man dann nicht in den Gulag gesteckt wird, DANN hat man den ersten Schritt getan, einen linken Maskulismus zu etablieren. Vorher ist „links“ nur ein Schmuckstück aus Falschgold, denn „links“ hat eben keinen festen (Lager-unabhängigen) Inhalt. Links ist sein Lager. Was soll es angesichts der Geschichte sonst sein? Mir geht es doch um einen brauchbaren analytischen politologischen Begriff und der kann nur rein relativistisch sein.

      „Oder eben, weil man an einer älteren Bedeutung des Begriffs »links« gegen seine faktische aktuelle Bedeutung festhalten will“
      Das ist (zur Zeit noch) aussichtslos, weil die männerszene nicht im linken Lager verwurzelt ist. Zumindest nicht ansatzweise öffentlichkeitswirksam.

  2. Ein Artikel, der zur weiteren Vernebelung beiträgt. In den naechsten Tagen werde ich mich mal in einem Blog-Artikel dazu aeussern. Es gibt durchaus einen linken Maskulismus, der vor allem deshalb scheitern muss, weil er sich in einem linken (sprich sozialistischen) Weltbild bewegt, in dem die schwaechere ‚Klasse‘ (=Frau) die Diktatur bereits ausgerufen hat. Ein rechter (sprich konservativer oder libertaerer) Maskulismus geht von einem ganz anderen Weltbild aus.

    1. Schreib ich ja bei der Prognose.
      Es gibt vielleicht auch jetzt schon einen linken und rechten Flügel, so wie es auch bei Parteien Flügel gibt, auch wenn sich diese Flügel da nicht so gern „rechts“ nennen. Aber die Männerbewegung als ganzes ist zur Zeit halt rechts, im Sinne des erklärten relativistischen Begriffes.

  3. Ähm, ich habe kurz vor Punkt 2. denn mal aufgehört zu lesen, weil mir überhaupt nicht klar war, was nun ironisch, was sarkastisch, was einfach nur flachwitzig bis albern und was nun Deine Meinung sein soll.
    Teilweise scheint das mitten im Satz zu wechseln.
    Aber vielleicht bin ich auch einfach zu alt ( immerhin noch aus dem letzten Jahrtausend ) für poststrukturalistischen Humor.

    Kann dieses alberne Individualgeblubber, was irgendwer für gefühlt Lechts o. Rinks hält, langsam mal aufhören?
    Bestimmt ( generell UND im konkreten Fall ) wird das sowieso von den Häuptlingen der jeweiligen Stammesidentitäten und denen ist völlig wurstig, ob Du nun meinst die Wikipedia hat recht, oder der Gabriel, oder die Schwarzblock-SA-Führer, oder Uschi v.d.L., oder wer auch immer gerade seine Fans auf irgendeine gerade jetzt wahre Richtungsfarbe ( Linksgrün, Rechtsbraun, o. christlich Multilila ) einschwört, nur um von den inhaltlichen Problemen möglichst radikal abzulenken.

    Das Maasmännchen würde sicherlich z.Zt. Stein&Bein schwören, daß es sehr links, aber garantiert nicht radikal ( ! ) ist, mit den Russen abzusprechen, welche Lagerhäuser in Syrien von Trump bombardiert werden sollen, weil man damit ankündigen will, demnächst den Iran anzugreifen, aber zunächst auf gemäßigter „Verhandlungsbasis“.

    Und die meisten bärliner Stadt(teil)politiker würden genauso vehement beschwören, daß es links ist, zusammen mit der Schwarzblock-SA eine legale, angemeldete, genehmigte und ordnungsgemäß durchgeführte Frauendemo zu steinigen und die Polizei moralisch zu erpressen, den verbrecherischen Terror weder zu verhindern, noch zu beenden, indem sich als „links“ betitelnde Schariafans ( eben jene Regierungsgewalt ausübende Politiker ) sich an den Mordversuchen beteiligen.

    Und die gesamte Linkspartei schwört zur Zeit, das Geschlechterapartheit urlinks ist, während fast die ganze AfD ( bis auf Hedwig Bevervörde, die kotzt vermutlich ) genau so fest überzeugt ist, daß dieselbe Geschlechterapartheit allerfeinst urrechts ist.

    Und mit Gerechtigkeit als Richtungsvorgabe für Rinks o. Lechts ist es noch lächerlicher, da dieselbe ein im ständigen Wandel begriffenes Ideal ist, welches immer und nur von dem momentanten Vorbeterstandpunkt UND dem konkreten Einzelfall abhängt und nie ganz eindeutig sein kann ( ungefähr analog zum Horizont im Hochgebirge, da kriegt man einfach keine gerade Linie rein ).

    Alles was man dazu aus polithistorischer Sicht sagen kann, ist von Leszek, Schoppe, Djad u. Crumer nu schon mehrfach bis zum Kotzen durchgekaut worden und wer es immer noch nicht gecheckt hat, daß das akut auch nix hilft, der hat noch mehr Gründe sich mit dem Mist nicht mehr abzugeben, sondern sein Augenmerk auf die tatsächlichen Schnittmengen der gemeinsamen Realität zu richten. Da gibt es nämlich konkrete Probleme, sehr schwerwiegende sogar.

    Hör doch einfach mal mit dem Scheiß auf und lasse die sonstigen Idioten sich im Kampf um die moralische Oberhoheit zwischen Befreiungsfront von Judäa und judäischer Befreiungsfront gegenseitig zerfleischen, das kann für verstandesbegabte Menschen doch eigentlich nur ein nettes und sehr praktisches Showevent sein, welches man mit Popcorn und Lieblingscocktail ( darf man das noch sagen, „Hahnenschwanz“? ) vom Balkon aus genießt.
    Übrigens genau zu diesem Zwecke ( ! ) wird von den aktuellen Obermuftis dieser Rinkslechtsquark aufrecht erhalten, die sind nämlich auch nicht blöde und kennen die goldene Regel:
    Divide et impera!
    Linksrrrrechts, linksrrrrechts, linksrrrrechts …..

    So, gibt es irgendwas auf der Tagesordnung worüber man sich vernünftig austauschen kann?

    1. Ha! Ich weiß was vlt. nützliches!
      Samstag ist VAfK-Demo in Kölle!
      Ich glaube zwar nicht, daß das Herumgelatsche sehr viel externen Effekt hat, aber fahre trotzdem hin, einfach um ein paar bemühten Aktivlern mal wieder die Hand zu schütteln ( besonders Dennis, der weiß schon warum ). Und wer weiß, vielleicht gibt es da ja auch noch kleinere Engpässe wo man sich möglw. ein wenig gefällig erweisen kann.
      ( Falls es wen interessiert, ich bin der mit der schwarzen Hose, hellbraunen Jacke und in NRW ziemlich rarer MC-Mütze, uralt – 5 Dutzend, seit ein paar Wochen – und latsche da wohl ziemlich lustlos am Rande mit ).

      [Anmerkung Jonas: für themenferne Sachen hast du deinen eigenen Blog. Zur Not kannst du auch hier n Gastartikel schreiben. Gerne auch über deine Lieblingsmütze. Wie du schon richtig erkannt hast – „falls es wen interessiert“]

      1. @ Jonas:
        „[Anmerkung Jonas: für themenferne Sachen hast du deinen eigenen Blog. Zur Not kannst du auch hier n Gastartikel schreiben. Gerne auch über deine Lieblingsmütze. Wie du schon richtig erkannt hast – „falls es wen interessiert“]“
        Danke für die Info!
        Mir ging es logischerweise darum, daß man die dämlichen Lechtsrinksbeschwörungen locker dahin tun kann wo sie hingehören: In’s Reich der Halbintelligenzlerfabeln!
        Aus Deiner Anmerkung schließe ich also, daß Du Deinen Wunschblinker ( vermutlich rechts ) oberhalb der Relevanz von echten Problemen verortest. Thema ist ausschließlich wo der Daumen links ist, gell?

    2. im ersten absatz ist fast nirgendwo ironie; ist so gut wie alles ernst gemeint. und bis auf den spongebob ist da auch nichts, was besonders witzig sein soll. Wahrscheinlich hast du dir nur die Überschriften und die Bilder angeguckt. Das würde auch den weiteren Inhalt von deinem Kommentar erklären.

      1. Okay, wenn Du meinst, daß es irgendwem nützt, wenn Du Dir nicht nur selbst widersprichst, sondern das auch noch ernst meinst, dann werte ich natürlich besonders den Spongebob als ernsthaftes Symbol Deiner politischen Ansichten.Wenn Du schon die einfachen Begriffe „Lesen“ und „Angucken“ nicht zu unterscheiden weißt, wundert mich das nicht.

      2. ah interessant. Wo widersprech ich mich denn selber? (bitte Artikel lesen und nachdenken bevor du antwortest – kein gequassel am thema vorbei bitte)

      3. „Wahrscheinlich hast du dir nur die Überschriften und die Bilder angeguckt. Das würde auch den weiteren Inhalt von deinem Kommentar erklären.“
        So so, ich schreibe also am Thema vorbei.
        Weißt Du was das für’n Ding mitten in Deinem Gesicht ist? Fass ma an.

        Aber okay, der Form halber und OHNE den ganzen Text zu lesen, da das dafür schlichtweg nicht notwendig ist:
        Lionosys:
        „Auf dieses Spiel sollten wir uns nicht einlassen und deshalb finde ich es unproduktiv, beweisen zu wollen, wie „links“ die Männerbewegung doch ist. Da folgt man nur dem Mainstream: links = progressiv und gut, rechts = stehengeblieben und falsch.“

        Darauf Du:
        „Ich sehe das genauso. “

        Dann sofort die Wende um 180°:
        „Doch auch unabhängig davon könnte man sich als Männerrechtler ja einfach geschlechterpolitisch links einordnen, egal was die blöden Femis dazu sagen. Doch ich meine, dass das nicht so einfach ist, weil man nicht selber entscheiden kann, was links und was rechts ist, wie ich im folgendem ausführlich erklären werde.“

        Du siehst es also NICHT „genauso“!
        Und obwohl Du dann erst sagst, daß man gar nicht entscheiden könne was links o. rechts überhaupt sein soll ( wobei ich Dir übrigens teilweise zustimme ) erklärst Du den Rest des Textes, was links u. rechts angebl. ( doch ) sei und DASS nicht nur Maskulismus, sondern auch jede Kritik am Feminismus ( ohne den Zusammenhang herzustellen ) gefälligst rechts zu sein hat.

        Samma, merks Du noch irgendwas?

  4. Ich habe gerade etwas mit mir gerungen, ob ich in diese wissenschaftlich-philosphisch anmutende Elfenbeinturm-Diskussion einsteigen soll oder nicht. Nun, hier bin ich, macht mal (kurz) Platz im Turm. Ich glaube, ein Problem bei der Einordnung in rechts/links ist die Vermischung davon, a) welche „offizielle“ Seite (= Partei) gerade welches Thema propagiert und b) welche Seite sich eigentlich um welches Thema kümmern „müsste“, gemäß des Weltbildes / der Denkweise in den jeweiligen Lägern. Eigentlich ist es ja Sache des linken Lagers, sich um Ausgleich zu bemühen, sich um Benachteiligte zu kümmern usw., während die Rechten eher den Standpunkt „jeder ist seines Glückes Schmied“ vertreten. Das Problem der linken Parteien ist vermutlich, dass sie es als unvereinbar ansehen, gleichzeitig für unterschiedliche Gruppen einzutreten. Sie wollen nicht ihre „DNA“ gefährden, schließlich ist man Jahrzehnte gut mit dem Thema Frauenrechte gefahren, da wäre es doch Hochverrat, sich jetzt um die Männer zu kümmern. Das eindimensionale Wahlvolk würde die Welt nicht mehr verstehen. Warum treten aber eher konservative/rechte Parteien für die Männerrechte ein, wenn sie doch eigentlich sagen könnten, dass jeder zusehen müsste, wo er bleibt? Ich vermute, sie tun das als Korrektiv, weil es bei den Linken und mittigen Kräften zu sehr in nur eine Richtung geht. Sie sehen eine Ungerechtigkeit. Was mich wieder zu meinem eigenen Blogbeitrag bringt: Ist Gerechtigkeitsempfinden tatsächlich in ein links/rechts-Schema einzuordnen? Du, Jonas, schreibst, dass es eben unterschiedliche Ansichten darüber gibt, was Gerechtigkeit ist. Ich denke, es hat mehr mit Empathiefähigkeit zu tun. Zumindest auf dem Themengebiet, auf dem wir uns befinden. Kann ich mich in eine Frau hineinversetzen, die nicht angetatscht und nicht sexistischen Sprüchen ausgesetzt werden will? Ja, kann ich. Können sich Frauen in die Lage von Männern hineinversetzen, denen die eigenen Kinder von der Ex vorenthalten werden? Ja, können sie, das ist meine eigene Erfahrung mit Kolleginnen und Freundinnen, die meine Geschichte miterlebt haben. Unser „Fachgebiet“ hier ist zu menschlich und allgemein, als dass linke/rechte Denkweisen zu einem unterschiedlichen Ergebnis führen müssten. Dass sie es dennoch tun, hat taktische Gründe. Die Frauen- und Männerthemen werden zu Schachfiguren im großen Spiel mit dem Ziel: „Was bringt uns insgesamt mehr ein?“.

    1. Du warst schon von Anfang an im Turm 😉 wer mit ‚rechts‘ und ‚links‘ operiert muss sich auch der theoretischen Diskussion der Bedeutung dieser Begriffe stellen.

      „Ich glaube, ein Problem bei der Einordnung in rechts/links ist die Vermischung davon, a) welche „offizielle“ Seite (= Partei) gerade welches Thema propagiert und b) welche Seite sich eigentlich um welches Thema kümmern „müsste““
      Ja das Problem ist, dass das mitte-links Lager weltanschaulich nicht besonders kohärent ist. Gleichberechtigung wie wild propagieren, aber mit dem selben Eifer Männer diskriminieren, ignorieren und abwerten. Aber das bedeutet nun mal heute ‚links‘.

      „Eigentlich ist es ja Sache des linken Lagers, sich um Ausgleich zu bemühen, sich um Benachteiligte zu kümmern“

      Ausgleich ist hier das falsche Wort. Die Linken kümmerten sich zwar lange unter anderem auch um (sozial) Benachteiligte und tun das sogar immer noch: Sie sind es die den Sozialstaat weiter ausbauen und sie sind es, die Frauenförderung betreiben, weil sie die für benachtteiligt halten. Aber schaffen sie damit einen gesamtgesellschaftlichen Ausgleich? Das hätten sie wohl gerne; ist aber meist nicht so. Sie definieren stattdessen meist nur eine Seite als „unterdrückt“ und die andere Seite als „Unterdrücker“ und ergreifen dann einseitig Partei. Ein Ausgleich kann aber nicht einseitig sondern nur zweiseitig erfolgen, das ist bei allen diesen Klassenkampf und pseudo-Klassenkampfthemen dasselbe.

      während die Rechten eher den Standpunkt „jeder ist seines Glückes Schmied“ vertreten.

      Das tun Liberale. Und Liberale sind je nach politischer Lage rechts oder links angesiedelt. Zur Zeit eher rechts ja.

      „Du, Jonas, schreibst, dass es eben unterschiedliche Ansichten darüber gibt, was Gerechtigkeit ist. Ich denke, es hat mehr mit Empathiefähigkeit zu tun.“

      Ich versteh, was du meinst. Um diese Differenz zu lösen muss es wieder etwas theoretisch werden, also bitte nicht aus dem Turmfenster springen 😉 Man muss unterscheiden zwischen einem normativen Begriff von Gerechtigkeit und einem deskriptiv/analytischen. Keiner ist falsch oder richtig, sie werden nur auf verschiedenen Ebenen verwendet: Normativ (also wertend) über Gerechtigkeit spricht man, wenn man sagt, was man selber für gerecht hält. Und hier sagst du: „Ich halte es für gerecht, wenn Männeranliegen usw.. und den, die das nicht begreifen, fehlt die Emphatie.“ Durchaus nicht falsch. Aber die Femis sehen das andersrum und sagen: „Wir halten es für gerecht, wenn mehr Frauengedöns.. und wer dagegen ist, dem fehlt die Empathie (ist frauenfeindl.)“. Also gibt es einen Dissenz. Um diesen zu beschreiben, muss man auf die deskriptive/analytische (beschreibend,untersuchend) Ebene wechseln, also wertfrei über Gerechtigkeit reden, um z.B. politologisch zu untersuchen, was XY für gerecht hält. Uns ging es ja nun um die objektive politische Einordnung der MR-Bewegung und da hilft es nicht weiter zu sagen: sie ist halt gerecht, wenn es im politischen Spektrum keinen gemeinsamen Gerechtigkeitsbegriff gibt, sondern eben eine Spaltung in z.B. ‚rechts‘ und ‚links‘.

      1. @Jonas:
        „Um diesen zu beschreiben, muss man auf die deskriptive/analytische (beschreibend,untersuchend) Ebene wechseln, also wertfrei über Gerechtigkeit reden, um z.B. politologisch zu untersuchen, was XY für gerecht hält.“
        Bullshit! „Gerechtigkeit“ ist IMMER eine Wertung!
        Das was XY meint, kann man wohl untersuchen, aber nicht „Die Gerechtigkeit“ ( daran ) und schon gar nicht wertfrei, Du verhedderst Dich schon wieder in den eigenen Füssen mit Deinem Worterguss.

        Deine langatmige Erklärung, was Gerechtigkeit sein soll, ist Dein Problem, nicht mehr und nicht weniger.
        Also ich bin ja nix weiter, als ein ehemaliger Hilfsarbeiter. Aber was Gerechtigkeit ist, wußte ich schon lange vor Schulschluss. Nämlich ein unerreichbares Ideal, ohne statische Definition.
        Zack! Ganze 7 Worte, ohne jede Verschwurbelung und das mal eben aus dem Stehgreif!

        Nur weil man eine simple Binse über mehrere lange Absätze zerstückelt, wird sie dadurch noch lange nicht zu Rapunzel’s goldener Frisur an der man das Schwatztürmchen dann erklettern soll.

  5. Im Zentrum der rechts – links Identifikation steht doch neben der Sehnsucht zu den Guten zu gehören und die Schlechten diffamieren zu müssen der gesellschaftliche Fortschritt. Aber über genau diesen springenden Punkt was Fortschritt ist und in welche Richtung die Gesellschaft sich entwickeln soll, wird nicht offen diskutiert. Es gibt Glaubensbekenntisse: Diversität, Ergebnisgleichheit, Empathie ist progressiv. Aber warum das zwingend eine bessere Gesellschaft hervorbringen soll bleibt weitgehend unbegründet. Es scheint eher um die Aneignung bzw. Verweigerung von Privilegien einzelner Gruppen zu gehen anstatt von gesamtgesellschaftlichem Fortschritt motiviert zu sein. Die archaische tribalistische Natur des Menschen dominiert. Was soll daran fortschrittlich sein?

    1. „Die archaische tribalistische Natur des Menschen dominiert. Was soll daran fortschrittlich sein?“
      Jupp!
      Jeder will bei der guten Mannschaft mitspielen, deshalb muß die andere die böse sein und feddich.
      Mehr steckt da ( auch inhaltlich ) nicht hinter.
      Und vor lauter Gedröhne, was denn nun „das gute Links“ ist und Ausredenerfinderei, warum es das nicht ist, wenn „der da“ das sagt, blubbert man immer weiter vom Topic weg…

    2. @Jochen
      Guter Punkt. Wie ich schon oben ausgeführt habe, spalten sich rechts und links im Verständnis von Gerechtigkeit. Genau dasselbe auch betrifft auch die Meinung über Fortschritt.
      Ursprünglicher Gedanke des Konservatismus (als Reaktion auf die frz. Revolution) war es, den Fortschrittsgedanken an sich kritisch zu sehen. Ich denke hier vor allem an den klassischen konservativen Denker Edmund Burke: https://de.wikipedia.org/wiki/Edmund_Burke. Da Burke der Ratio misstraute, lehnte er die revolutionäre Veränderung zu einer „vernunftsgeleiteten“ Ordnung ab und bestand auf der Tradierung und schrittweisen Veränderung des Bestehenden. Sofern ich ihn richtig interpretiere, ist die Richtung von gesellschaftlicher Veränderung dabei prinzipiell offen – er hat also keine Idealgesellschaft (Utopie) vor Augen, in deren Richtung man sich entwickeln müsste; dementsprechend auch keine Ideologie und kein lineares Geschichtsbild (wie Hegel). Er ist daher auch nicht anti-progressiv (reaktionär) sondern, sondern er lehnt es generell ab, der Geschichte irgendeine Richtung zu geben und kann daher mit dem Fortschrittskonzept nichts anfangen.

      Der Fortschrittsgedanke setzt sich im 19. Jh. und 20. Jh. aber durch. Auch die Nazis waren übrigens progressiv, also fortschrittlich. Aber natürlich war ihr Konzept des Fortschritts ein anderes als das der Liberalen oder der Sozialisten der Weimarer Rep. Aber nichts desto trotz hatte ihr Geschichtsbild eine klare Richtung, eine Utopie. Sie richteten sich nicht nur gegen Juden und linke, sondern auch gegen Konservative und reaktionäre Anhänger des Kaiserreiches und haben mit voller Absicht etwas ganz neues geschaffen und eben nicht das Alte wiederhergestellt. Die Linken sind ebenfalls so gut wie immer progressiv. Fortschrittlichkeit im deskriptiv-wertfreien Sinne bedeutet eben keineswegs „hin zum Besseren“ sondern eben nur, dass man irgendein Fortschrittskonzept, also eine Utopie hat.

      Von dem unideologischen Burk’schen Erbe ist bei heutigen „Konservativen“ nicht mehr viel übrig. „Konservativ“ bedeutet heute entweder ein alternatives Fortschrittskonzept zu verfolgen (vor allem wirtschaftliches Wachstum) oder das linke Fortschrittskonzept zu kopieren, abzuspecken und zu verlangsamen. Aber darüber, dass es unbedingt irgendeinen „Fortschritt“ geben muss, ist man sich rechts, links und mitte heute einig.

      Fortschrittskonzepte von rechts hingegen, sind aufgrund der NS-Vergangenheit heute weitgehend Tabu (abgesehen natürlich von der Wachstumsideologie) und daher haben wir heute die Stuation, die du richtig beschreibst:

      „Aber über genau diesen springenden Punkt was Fortschritt ist und in welche Richtung die Gesellschaft sich entwickeln soll, wird nicht offen diskutiert. Es gibt Glaubensbekenntisse: Diversität, Ergebnisgleichheit, Empathie ist progressiv. Aber warum das zwingend eine bessere Gesellschaft hervorbringen soll bleibt weitgehend unbegründet.“

      Anders ausgedrückt: Mitte-linke hat die Diskurshoheit.

      „Die archaische tribalistische Natur des Menschen dominiert. Was soll daran fortschrittlich sein?“

      Sie dominiert immer, wenn auch heute meist in pervertierter Form. Der Mensch ist halt kein Roboter, er kann seine Natur nicht abstellen. Ein tatsächlicher Fortschritt, den sogar ein Fortschrittsskeptiker wie ich akzeptieren würde, wäre daher, der Natur des Menschen endlich einmal Platz zu lassen, damit es eben nicht zu solchen pervertiert-archaischen Ideologien wie Feminismus oder Nationalismus kommt.

      1. Jonas schrieb:
        „Da Burke der Ratio misstraute, lehnte er die revolutionäre Veränderung zu einer „vernunftsgeleiteten“ Ordnung ab und bestand auf der Tradierung und schrittweisen Veränderung des Bestehenden. Sofern ich ihn richtig interpretiere, ist die Richtung von gesellschaftlicher Veränderung dabei prinzipiell offen – er hat also keine Idealgesellschaft (Utopie) vor Augen, in deren Richtung man sich entwickeln müsste; „

        So hatte ich die Idee der ‚Offenen Gesellschaft‘ von Karl Popper immer verstanden. Die Entwicklungsrichtung der ‚Offenen Gesellschaft‘ ist eben dies: offen. Anders als die utopischen Umerziehungsideale der Kommunisten oder der ‚ethnisch homogenen‘ Gesellschaften der Alt-Right. Und die gesellschaftsverändernden Schritte werden durch öffentlichen Diskurs ausgehandelt ;-). Liege ich falsch?

      2. @CountZero

        Eine interssante Parellele, an die ich gar nicht gedacht habe. Poppers offene Gesellschaft ist aber grundsätzlich eine liberale Demokratie, während es bei Burke so weit ich das beurteilen kann keine bevorzugte Staats- oder Herrschaftsform gibt. Burke hat die Monarchie gegen revolutionäre Umsturzversuche verteidigt und heute würde er wahrscheinlich (wie eben auch Popper) den liberalen Rechtsstaat gegen ideologische Utopisten verteidigen, einfach weil er eben konservativ ist. Popper hätte aber auch zur Zeit der frz. Revolution die liberalen Bewegungen unterstützt, weil der Liberalismus eben im Zentrum seines Denkens steht. Seine offene Gesellschaft ist auch eher eine „vernunftgeleitete Ordnung“, vielleicht sogar eine utilitaristische Ordnung, deren Ziel es ist, die persönliche Freiheit nicht zu unterdrücken; also den Bürger nicht von oben fremd zu bestimmen.

  6. Ich mochte v.a. die Brücke im 19. Jhd. Da hab ich eine gewisse Lücke. Ich seh vieles bei den Jakobinern, das sich später in den Sozialismus und noch später in die heutige Linke umgewandelt hat. Die Denkschule der heutigen Linken hat gewiss viele Einflüsse aus früheren Denkschulen, aber der Einfluss der Jakobinern ist unübersehbar. Rechts ist immer, wer nicht mitmacht. Das drückt sich ja auch in der Verachtung aus, „ewig gestrig“ und so. Ich weiß noch nicht genug über die Maskulismusbewegung, um sagen zu können, ob die von den Linken gebraucht werden kann.

    1. „Ich seh vieles bei den Jakobinern, das sich später in den Sozialismus und noch später in die heutige Linke umgewandelt hat.“

      Ja, genau diesen Gedanken hatte ich auch. Das verbindende Element ist hier der unbedingte Wille zur Revolution, zur Abschaffung der alten Ordnung und gewaltsamen Einführung einer egalitären Diktatur- also ein radikal modernistischer Gedanke. Einen ähnlichen ideologischen Eifer haben radikale Linke bis heute in verschiedenen Formen und Farben.
      Aber man muss auf jeden Fall auch sehen, dass die Rechten zu demselben Extremismus neigen, und zwar lange vor Hitler. So wurden z.B. im Kaiserreich lange die Sozialdemokraten verfolgt. Sie galten „vaterlandslose Gesellen“(-> gehören nicht zu uns und sind böse). Über „die Linken“ hat man damals in bürgerlichen und adligen Kreisen wahrscheinlich genauso geredet, wie heute über „die Rechten“ – also nich nur abfällig oder kritisch, sondern feindselig.
      Außerdem ist der Jakobinismus keineswegs ein durchgehendes Merkmal der politischen Linken. Z.B. entstand in den 70ern die Neue Linke, die sich gegen den Dogmatismus und Autoritarismus der traditionellen Kommunisten gewandt hat und ihnen den Linksliberalismus entgegengestellt hat – ein Narrativ, von dem zum Beispiel die Grünen bis heute zehren, auch wenn von dem freiheitichen Geist ihrer politischen Vorfahren heute leider nicht mehr viel übrig ist. Abgesehen davon ist die SPD lange Zeit ein Anker der Demokratie in Deutschland gewesen (heute eher nicht so).

      Ich würde sagen, weder die Rechten, noch die Linken sind grundsätzlich autoritär, jakobinisch oder antidemokratisch. Es ist immer ganz von der politischen Situation abhängig, weshalb ich ja auch dafür plädiere, es nicht als Schande anzusehen, zur politischen Rechten zu gehören, auch wenn man kein Nationalist oder dergleichen ist.

      Ich meine, dass der progressive Maskulismus in der Linken anschlussfähig ist, weil er ja, ganz ähnlich wie die herkömmliche Frauenbewegung, eine egalitäre Bewegung ist, die an die Ideale der 70er anknüpft. Der konservative Maskulismus wird bei den Linken natürlich kein Zuhause finden und daran auch kein Interesse haben.

      1. Du hast gewiss recht, wenn du von der gewaltbereitschaft der Rechten im 19. Jahrhundert sprichst. Der erste Weltkrieg ist eigentlich ohne linke Schuld ausgekommen (wenn ich das richtig überblicke). Ich glaub die Neue Linke war aber alles andere als gewaltfrei und antiautoritär. Einer der einflussreichsten Mitbegründer, David Horowitz, ist ja schon seit Jahrzehnten nur noch damit beschäftigt vor dem Monster zu warnen, das er geholfen hat zu erschaffen. Es gab schon eine demokratische Sozialdemokratie als die Neue Linke jakobinisch aufschlugen.

      2. @Goldstein
        mit der amerikanischen Neuen Linken kenne ich mich ncht so gut aus, aber in Deutschland war es jedenfalls so, dass die Neue Linke aus sehr vielen äußerst zerstrittenen Strömungen bestand, die man, soweit ich weiß, grob einteilt in die Dogmatiker (K-Gruppen, Maoisten, Leninisten etc. also alles was für Revolution, Gewalt und Unterdrückung zu haben ist) und die Undogmatische Linke (Neue Soziale Bewegungen, antiautoritär, gewaltfrei)

        WK I wurde in Dt. von einem großen Teil der Sozialdemokraten unterstützt; zumindest von den meisten Reichstagsabgeordneten. Im Arbeitervolk war der Krieg eher unbeliebt. Eine starke Linke links von der SPD gab es damals noch nicht, die hat sich erst nach dem Krieg gebildet. Ein wesentlicher Verdienst der Linksradikalen aus dieser Zeit ist es, den Krieg beendet zu haben (Novemberrevolution in Dt. 1918 und Oktoberrevolution in Russland 1917), daher rührt wahrscheinlich auch der bis heute anhaltende Nimbus der Linken friedlich zu sein.

    2. Auch die Jakobiner waren Kinder ihrer Zeit. Sie waren es, die den Pfaffen und dem Adel derart in den Hintern getreten haben, so dass sich die bürgerliche Revolution durchsetzen konnte („bürgerliche Revolution“ als Beendigung der Feudalherrschaft). Aber das ist hier nicht das Thema.

      Wer mit einem eindimensionalen Koordinatensystem – links, mittig, rechts – operiert, dessen Standpunkt und Verortung ist sodann nulldimensional. Es ist offensichtlich, dass ein derartiges Modell der politischen Wirklichkeit nicht annähernd gerecht werden kann und primär nur der Abgrenzung gegen „das Andere“ dient. Die (grafische) Abbildung der politischen Verortung müsste multidimensional sein – was aber aus offensichtlichen Gründen scheitern muss.

      Ideengeschichtlich betrachtet ist für mich wichtig festzustellen, dass sich „linke Politik“, so wie sie von den Grünen und der Sozialdemokratie vertreten werden, sich grundlegend verändert hat und nur noch wenig mit dem zu tun haben, was eine SPD vor 40 Jahren auszeichnete. DAS zu erkennen ist wichtig, was auch immer die Etikettierung sein mag.

      1. Das siehst du aber alles ganz schön drastisch. Ich finde, dass das rechts-links-Schema die politischen Fronten in der westlichen Welt gerade heute sehr gut beschreibt. Allerdings ist es in der Tat so, dass es immer Menschen oder ganze Gruppen gibt, die hier nicht eindeutig zuzuordnen sind. Ich selbst z.B.: Einwanderungspolitisch steh ich eher links, geschlechterpolitisch rechts. Bei anderen Fragen ist das ähnlich. Man kann meine ganze Person also keinem Lager zuordnen, meine einzelnen Ansichten aber schon. Ich denke, so ist das bei den allermeisten. Den Aspekt, dass die rechts-links-Einteilung zur Abgrenzung, also zum puren Gezänk dient, seh ich auch; aber genau das ist ja nur dann möglich, wenn die ganze Gesellschaft die eine Bezeichnung (heute eben rechts) als Synonym für „böse“ ansieht, also einen Fetisch um ein Wort betreibt.

        Multidimensionale Verortungen des politischen Lagers sind in der Politikwissenschaft durchaus üblich:

        https://de.wikipedia.org/wiki/Politisches_Spektrum#Andere_Modelle

  7. Ich finde, in einem so ausführlichen Text über den Zusammenhang zwischen Feminismus und dem rechts/links Schema in der Politik sollte dieser Zusammenhang auch irgendwo erwähnt werden.

    Es ist ja nicht so, dass es zu den Themen traditionelle Mutterrolle, Familie, Schwangerschaftsabbruch, sexuelle Selbstbestimmung, rechtliche Gleichberechtigung etc. keine dezidierten rechten und linken Positionen gibt.

    1. Ich versteh leider nicht, was du meinst. Ich sage: Feminismus ist heute links und Ablehnung des (heutigen Feminismus) ist rechts. Ein linker Antifeminismus, ein linker Maskulismus oder auch nur grundsätzliche Kritik an Gleichstellungspolitik ist bisher weit entfernt davon, im linken Lager etabliert zu sein und ist daher eben auch nicht links, wenn man rechts/links relativistisch oder deskriptiv und eben nicht normativ definieren möchte.
      in Zukunft kann sich das ändern. Die linken von heute sind die rechten von morgen und umgekehrt. Wer rechts und wer links sitzt entscheidet die politische Lage.

      Kannst du deinen Kritikpunkt etwas genauer fassen?

  8. Gratulation zu einem wichtigen und richtigen Gedanken, der hier zum Ausdruck kommt. Als Beobachter der m. Szene hegt man ja den Verdacht, dass ausgesprochen linke Maskulisten – als prominentes Beispiel möge Arne Hoffmann dienen – zugleich einen fatalen Hang zum Masochismus aufweisen müssen. Man fragt sich, wie oft sich solche Leute ins Gesicht spucken lassen wollen, bis sie begreifen, dass sie links einfach unerwünscht sind. Linke Maskulisten sind wie Neger/Schwarze/Afro-Amerikaner, die gerne im Ku Klux Klan mitmachen würden.

    Natürlich ist der Maskulismus zu monothematisch, und wäre als ideologische Basis zu monokausal, um zu einer grundsätzlichen Verortung bezüglich aller politischen Fragen zu taugen, daher kann es passieren, dass Maskulisten ausgesprochen linke Meinungen zu Themen hegen, die nichts mit der Geschlechterdifferenz zu tun haben. Hier müssen dann eben Prioritäten gesetzt werden, die entsprechenden Personen müssen sich entscheiden, was ihnen wichtiger ist, beides zugleich geht halt nicht.

    Der historische Abriss zur Semantik des rechts/links Schemas ist allerdings weniger gelungen bzw. zu unterkomplex geraten, was vermutlich daran liegt, dass er zu sehr auf Deutschland fixiert ist und die historische Entwicklung in Frankreich zu sehr vernachlässigt, wo das Ganze, wie ja richtig erwähnt wurde, in die Welt kam. Ein Fehler, den auch Werner Winkler begeht. So entsteht der Eindruck, die französischen Linken der großen Revolution und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, seien im Gegensatz zu den deutschen Linken, keine Nationalisten gewesen. Das Gegenteil ist der Fall. Der typisch jakobinische Fortschrittsgedanke bestand zu einem sehr wesentlichen Teil darin, mit rabiaten Methoden eine einheitliche französische Nation über Sprach- und Bildungspolitik zu erschaffen, die es vorher nicht gab und die z.B. an der Ausrottung der Langue d’Oc und anderen Dialekten abzulesen ist.

    Dagegen ist die vielzitierte politische Einheit Frankreichs, die von der gr. Revolution vorgefunden wurde, wenig mehr als der Umstand, dass der französische Adel von Richelieu & Ludwig XIV bereits weitgehend entmachtet worden war, zu Gunsten einer absolutistischen Königsherrschaft. Ähnliche Entwicklungstendenzen gab es auch in Deutschland, die aber während des 30-jährigen Kriges gescheitert sind. Technisch handelt es sich um den Übergang von einer Oligarchie zu einer Monarchie, von einem bürgerlichen Nationalismus, kann keine Rede sein. Letztere ist vor allem ein Produkt der gr. Revolution und da besonders der Linken und Linksradikalen, die das als Ersatz für die metaphysische Rolle des Königs als ein durch Gottes Gnade legitimierten Herrscher benötigten. Gleichzeitig führte dieser entstehende französische Nationalismus zu einer unerhörten Steigerung der militärischen Leistungsfähigkeit Frankreichs. Die Erfolge Napoleons waren und wären mit einem vorrevolutionären Frankreich schlicht nicht denkbar.

    Die revolutionären Deutschen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren daher in jeder Hinsicht Epigonen der französischen Revolution. Sie hatten auch kein gestörtes Verhältnis zu deren abstrakteren Idealen, allerdings notwendiger Weise zum französischen Nationalismus, den man ja während der napoleonischen Kriege kennengelernt hatte. Notwendig, weil sie sich eben in dem gleichen Dilemma befanden, wie schwarze KKKler oder linke Maskulisten.

    Die Internationalisierung der Linken, ging wesentlich auf das Marxistische Theoriegebäude zurück, das den Gegensatz zwischen „Arbeiterklasse“ und „Bourgeoisie“ postulierte und als geschichtsformend definierte, und die nationalen Gegensätze für unerheblich erklärte. Dabei dürfte das Scheitern der 48er Revolution in D. wie in F. ein wesentliches Motiv für die Genese dieser Theorie gewesen sein. Die Marxistischen Praktiker, allen voran Lenin (gefolgt von Stalin, Mao etc.), haben das allerdings ganz wesentlich revidiert, würde hier aber zu weit führen.

    1. Danke für den geistreichen Kommentar.
      Masochismus würde ich hier nicht vermuten, sondern eben eine Reaktion auf ein Dilemma. Wenn man selbst das Feindbild vom bösen Rechten im Kopf hat, muss man sich selber eben Links oder Mitte definieren, vorallem dann, wenn man ursprünglich aus der Linken kommt und diese politische Identität nicht aufgeben will. Der Schwarze, der so gerne beim KKK mitmachen möchte, ist ein witziges Bild, aber etwas überspitzt. Das Problem ist, dass die Werte der progressiven (im Sinne: nicht konservtiven) Männerrechtsbewegung ja tatsächlich gut zur klassischen Linken passen würden, aber zur Neuen Linken (1968 bis heute) eben überhaupt nicht, denn diese ist ganz wesentlich vom Feminismus der zweiten und dritten Welle geprägt. Dennoch ist eine maskulistische Linke durchaus denkbar, denn der Leitgedanke der politischen Linken ist es ja nicht, Männer zu diskriminieren, sondern dies ist eher ein Nebenprodukt. Ein antirassistischer KKK hingegen ist nicht denkbar, da der Rassismus die Leitidee dieser Gruppe ist und der Klan genau dazu gegründet wurde.

      „daher kann es passieren, dass Maskulisten ausgesprochen linke Meinungen zu Themen hegen, die nichts mit der Geschlechterdifferenz zu tun haben. Hier müssen dann eben Prioritäten gesetzt werden, die entsprechenden Personen müssen sich entscheiden, was ihnen wichtiger ist, beides zugleich geht halt nicht.“

      Das seh ich etwas anders. Man kann sehr wohl Linker und Maskulist zugleich sein. Aber (und genau das ist die These meines Artikels) man kann nicht als Maskulist links sein und so tun als wäre Feminismus rechts (weil rechts so schön böse klingt). In der Geschlechterfrage steht jeder der kein Feminist ist grundsätzlich rechts (oder meinetwegen mitte-rechts) aber keineswegs links. So wie jeder, der 1848 die Monarchie verteidigt hat rechts (oder mitte) stand. Das ist keineswegs als Vorwurf zu verstehen und dieselbe Person kann in anderen Fragen problemlos links stehen. Man muss sich hier für nichts entscheiden und keine Prioritäten setzen. Das klingt so als wenn du meinst, dass Maskus auch automatisch noch (z.B.) Einwanderungsgegner sein müssen und wenn sie das nicht wollen, können sie eben auch keine Maskus sein. Aber das wäre ja völliger Quatsch, also denke ich mal dass du das nicht wirklich so meinst. Aber was meinst du dann mit den „Prioritäten“ die man setzen muss? Meinst du dass man Prioritäten setzen muss bei Wahlentscheidungen oder wenn man einer Partei betreten möchte?

      „So entsteht der Eindruck, die französischen Linken der großen Revolution und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, seien im Gegensatz zu den deutschen Linken, keine Nationalisten gewesen.“

      ok, war aber so nicht gemeint. Ja, die frz. Linken waren Nationalisten und sie hatten auch sicher eine nationalistischere Einstellung als ihre rechten Zeitgenossen. Aber nichts desto Trotz, gab es den frz. Nationalstaat schon vor der Revolution. Der absolutistische frz. Staat war ein geeinter Nationalstaat, auch wenn Ludwig XIV ideologisch kein Nationalist gewesen sei mag. Der wesentliche Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich ist nun der, dass die deutsche Rechte ursprünglich antinationalistisch war. Mir ging es ja darum zu zeigen, welchen Schwankungen das rechts-links-Schema ausgesetzt ist und das links keineswegs immer „die Guten“ saßen und dass jede essentialistische Definition von rechts und links unrealistisch ist.

      „Die Internationalisierung der Linken, ging wesentlich auf das Marxistische Theoriegebäude zurück, das den Gegensatz zwischen „Arbeiterklasse“ und „Bourgeoisie“ postulierte und als geschichtsformend definierte, und die nationalen Gegensätze für unerheblich erklärte. Dabei dürfte das Scheitern der 48er Revolution in D. wie in F. ein wesentliches Motiv für die Genese dieser Theorie gewesen sein.“

      sehr interessanter Gedanke. Top! Gibt es wissenschaftliche Untersuchungen zu dieser speziellen Frage?

      1. Hallo Jonas,

        Du fragst was meinst du dann mit den „Prioritäten“ die man setzen muss? Meinst du dass man Prioritäten setzen muss bei Wahlentscheidungen oder wenn man einer Partei betreten möchte?

        Ganz banal, ja! Und im Vorfeld müssen „linke Maskulisten“ mindestens für sich klären, ob ihnen z.B. Zuwanderung oder Männerthemen wichtiger sind. Man wird also genuin politische Debatten führen müssen (bei denen es abstrakt immer um Gefolgschaftsfragen geht), die sich nicht primär um Männerthemen drehen. Mir fällt es ehrlich gesagt schwer nachzuvollziehen, warum jemand heutzutage überhaupt „links“ sein will, daher wäre es mal nützlich, wenn ein Betroffener darlegen könnte, warum „links“ überhaupt erstrebenswert ist, abgesehen davon dass „links“ im Jargon der entsprechenden sozialen Milieus als „gut“ und „rechts“ als böse kodiert ist.

        Übrigens scheint es mir von außen betrachtet, dass z.B. Arne Hoffmann „linken Maskulismus“ vor allem zur Abgrenzung von „rechten Maskulisten“ verwendet, wobei mir nicht recht klar ist, wo da der substantielle Unterschied sein soll, und die Motivation dafür wohl eher in privaten Fehden mit den so bezeichneten Personen und damit verbundenen Ressentiments zu liegen scheint. Jedenfalls wäre man schon einen Schritt weiter, wenn man Dein Diktum, „Maskulismus ist gemäß üblichem Sprachgebrauch rechts“ akzeptiert, weil man dann mit den oben genannten Debatten beginnen kann.

      2. Ja insofern simmt das mit den Prioritäten. Ich muss auch alle vier Jahre überlegen, welche Überzeugungen ich über Bord werfen möchte. Ich hab mich mit FDP-Wählen leider noch nicht so ganz angefreundet, aber die Alternative wären Leute, die für ihre politischen Wahnvorstellungen Bürgerrechte abschaffen würden.

        „dass z.B. Arne Hoffmann „linken Maskulismus“ vor allem zur Abgrenzung von „rechten Maskulisten“ verwendet, wobei mir nicht recht klar ist, wo da der substantielle Unterschied sein soll“

        Ja, „linker Maskulismus“ ist durchaus doppeldeutig. Zum einen soll es so verstanden werden, dass es innerhalb der Männerbewegung einen linken Flügel in Abgrenzung zu einem rechten Flügel gibt. Soweit gehe mit. Aber zum anderen soll es auch heißen, dass Maskulismus in Agrenzung zum zeitgenössischen Feminismus links sein soll, was ich kritisiere. In diesem Zusammenhang lese ich häufig, dass die Femis „Pseudolinke“ und „rechte“ oder dergleichen seien. Stattdessen sind die Pseudolinken aber die „linken Maskulisten“ (was keineswegs böse gemeint ist), weil sie zwar behaupten links zu sein, aber schlicht und ergfreifend nicht Teil des linken Lagers sind. Das ist einfach Wunschdenken, das durch dieses unsägliche Rechts-Tabu angefeuert wird; durch diesen bemerkenswerten Drang, unbedingt als links gelten zu müssen.

        Was die Flügel angeht, seh ich das so: der rechte Flügel der Mask. ist wertkonservativ (traditionelle Männlichkeit und Weiblichkeit) und der linke Flügel ist emanzipatorisch (im Sinne: Emanzipation von den Rollenvorstellungen starker Mann und schwache Frau). Ich sehe auch nicht, dass diese Flügel besonders ausgeprägt sind, aber ich denke mal, das kommt noch, wenn der gemeinsame Gegner erledigt ist und die Männerbewegung in der Öffentlichkeit angekommen ist.

      3. @ Clovis

        „Mir fällt es ehrlich gesagt schwer nachzuvollziehen, warum jemand heutzutage überhaupt „links“ sein will, daher wäre es mal nützlich, wenn ein Betroffener darlegen könnte, warum „links“ überhaupt erstrebenswert ist,“

        https://man-tau.com/2014/04/04/uber-den-sinn-linker-mannerpolitik/

        „Übrigens scheint es mir von außen betrachtet, dass z.B. Arne Hoffmann „linken Maskulismus“ vor allem zur Abgrenzung von „rechten Maskulisten“ verwendet, “

        Arne Hoffmanns männerrechtliche Bücher sind faktisch alle aus einer linksliberalen politischen Perspektive heraus verfasst worden. Schon in seinem ersten, sehr lesenswerten maskulistischen Standardwek „Sind Frauen bessere Menschen?“ ist Arne Hoffmanns linksliberale politische Einstellung offensichtlich.

        Arne Hoffmann interessiert sich zwar bislang nicht allzusehr für politische Philosophie im engeren Sinne, aber wenn man seine politische Weltsicht hinsichtlich der inhaltlichen Nähe zu bestimmten linken Theorieströmungen zuordnen würde, so wäre sie meiner Einschätzung nach vom egalitären Liberalismus in der Tradition von John Rawls und Ronald Dworkin oder von der linksliberalen Diskursethik in der Tradition von Jürgen Habermas und Karl-Otto-Apel nicht allzu weit entfernt.

      4. Hallo Leszek,

        Schon in seinem ersten, sehr lesenswerten maskulistischen Standardwerk „Sind Frauen bessere Menschen?“ ist Arne Hoffmanns linksliberale politische Einstellung offensichtlich.

        Dieses Buch habe ich vor vielen Jahren – mit Begeisterung – gelesen, aber soweit ich mich erinnere, war dies nicht mein vorherrschender Eindruck. Vielmehr hätte ich es als „Anti-Links“ bezeichnet, eben weil Feminismus üblicherweise politisch links verortet ist.

        Später ließ er dann Bücher oder Texte über Eva Herrmann und Martin Hohmann folgen, vermutlich um vom medialen Hype zu profitieren, die ich durchaus als verdienstvoll bezeichnen würde, weil sie aus einer medienkritischen Perspektive heraus, die Erregungskurven der jeweils recht hysterischen Debatten aufs Korn nahmen. Nichts desto trotz dürfte er unterschätz haben, wie sehr er dadurch in entsprechenden Kreisen als rechtsradikaler Neonazi abgestempelt wurde. Die Betonung, er sei linker Maskulist, folgte dem chronologisch nach und war – so würde ich vermuten – eine Reaktion auf diese Fremdzuschreibung / Diffamierung.

      5. Hallo Jonas,

        Ich hab mich mit FDP-Wählen leider noch nicht so ganz angefreundet, aber die Alternative wären Leute, die für ihre politischen Wahnvorstellungen Bürgerrechte abschaffen würden.

        Wenn damit die Asylpolitik gemeint ist, wären wir also bei dem derzeit dominanten politische Modethema angelangt. Dazu ein paar Anmerkungen aus einer explizit gegensätzlichen Perspektive, die als Denkanstöße zu verstehen sind. Zunächst, eher technisch, sei darauf hingewiesen, dass Asylrecht mit Sicherheit kein Bürgerrecht ist, wie man leicht an dem Umstand ablesen kann, dass kein deutscher Staatsbürger vom Asylrecht betroffen ist.

        Dabei hege ich keinerlei Zweifel, dass passionierte Linke mit dem Hinweis, Asylrecht sei auch im Völkerrecht kodifiziertes „Menschenrecht“ versuchen würden, dem ganzen Fragenkomplex noch wesentlich höhere moralische und ethische Weihen zu verleihen, als es ein bloßes „Bürgerrecht“ suggeriert. Dabei wird aber eine logische Falle gestellt, ein Catch 22, der/die sich vor allem dann angemessen analysieren lässt, wenn man für ethische Erwägungen die bekannte Unterscheidung zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik berücksichtigt (siehe dazu Max Weber).

        Dabei dürfte unstrittig sein, dass die Betonung des „menschenrechtlichen“ Aspektes unter bewusster Reduktion der Komplexität durch Weglassung aller Kontexte, Einschränkungen und Widersprüche, vor allem der maximalen Zuspitzung des Problems auf einen rein gesinnungsethischen Standpunkt dient. Paradox wird es, wenn dann der Gegenseite „Wahnvorstellungen“ unterstellt werden, wo doch die eigene gesinnungsethische Maximalposition höchst utopische Elemente enthält, die man durch die einfache Extrapolation erkennen kann, dass die gesamte Weltbevölkerung Asylrecht in D. genießt, inklusive gerichtlicher Einzelschicksalsprüfung in ca. 7 Milliarden Fällen.

        Dabei wäre die gesinnungsethische Blockade leicht aufzulösen mit einem Blick auf die völkerrechtliche Praxis außerhalb Deutschlands und Europas, der recht eindeutig demonstriert, dass sich die Europäische und Deutsche Handhabung auf der maximal durchlässigen Seite des völkerrechtlichen Rahmens befindet.

      6. @Clovis

        Nein das Asylthema meinte ich nicht direkt. die „Leute, die für ihre politischen Wahnvorstellungen Bürgerrechte abschaffen würden“ sind zum einen die linken Parteien (Gleichstellungswahn, Meinungsfreiheit, Sozialismus), dann die Union (Sicherheits- und Kontrollwahn) und AfD (Islamisierungswahn). Ich weiß auch nicht so genau, welche Seite ich widerwärtiger finde.
        Ich zähle Muslime zu meinen besten Freunden- ich möchte denen keine Islamfeinde an den Hals wählen. Dass allerdings Asylrecht nicht zu den Bürgerrechten gehört, sondern eine andere Kategorie ist, sehe ich so wie du.

    1. Ja so teile ich das auch ein. Der linke Flügel ist progressiv und egalitär (Antisexismus); vielleicht auch individualistisch und ich denke auch etatistischer. Der rechte Flügel (den du hier konservativ nennst) ist konservativ bis traditonalistisch und betont die Verschiedenheit der Geschlechter und den Sinn einer nicht egalitären Geschlechter- und Familienordnung („Sexismus“). Ich würde dem rechten Flügel außerdem eine stärkere Affinität zum klassischen Liberalismus zuschreiben, aber da hast du bestimmt eine andere Meinung. Generell zieht sich aber durch die gesamte Männerbewegung eine relativ liberale Haltung. Einen extra liberalen Flügel seh ich hier nicht, schließlich gibts ja auch keinen autoritären Flügel.

      Beachte: Ich spreche hier nur von Flügeln innerhalb der Männerbewegung. Generell ist die Feminismuskritik dem ungeachtet rechts, denn im linken Lager hat Feminismuskritik (noch) keinen Platz, sondern bisher offensichtlich nur im rechten. Das ist keine moralische Bewertung sondern eine realistische Beurteilung.

    1. Dass Feminismus und Konservatismus Parallelen aufweisen ist richtig, aber hier in diesem Zusammenhang nicht von Belang. Denn ich rede davon dass Maskulismus/Feminismuskritik grundsätzlich rechts sind, aber nicht davon, dass sie grundsätzlich konservativ sind. Dass ein integral-antisexistischer Maskulismus viel progressiver und egalitärer ist als diese prüde, pervertiert-patriarchale Scheiße, die einem täglich von den linken Nannys reingewürgt wird, ist mir klar. Aber darum gehts mir gar nicht: Es geht mir darum, dass Maskulisten (ob Konservative oder Progressive) diesen fürchterlich albernen Tabukult um das Wort „rechts“ aufgeben solten, den ich als Gefahr für den Pluralismus ansehe (siehe Artikel).

      Stammt der Begriff „integr. Antisex.“ eig von dir? Einer der verlinkten Artikel macht diesen Eindruck, aber ich dachte immer das kommt von Hoffmann.

      1. @ Jonas:
        „Es geht mir darum, dass Maskulisten (ob Konservative oder Progressive) diesen fürchterlich albernen Tabukult um das Wort „rechts“ aufgeben sollten, den ich als Gefahr für den Pluralismus ansehe (siehe Artikel).“

        Wenn Du das ( ohne Klammer ) zu Deinem Artikel gemacht hättest, wäre das ein hübsch kurzer und klarer Thread geworden.
        Darunter vlt. noch „Ich meine mit ‚Links‘ [ xyz ] und mit ‚Rechts‘ [uvw ] und ordne mich als [ … ] ein“ und fertich ….
        Alles ganz locker, selbst wenn der gesamte Rest der Geschlechterrechtler, Kinderrechtler, Familienrechtlicher, Maskulisten … und sonstiger Feminismuskritiker aus Deiner Perspektive ausschließlich Geisterfahrer sind.

        Da wäre sogar noch Zeit und Platz satt übrig gewesen, Leszek ( und dem dummen Rest ) zu verklickern was Du unter Pluralismus gerade so verstehst, welche Deine Lieblingsströmung ist und worum es Dir hier dabei ansonsten noch so geht.

      2. hättest du meinen Artikel gelesen und verstanden, hättest du dir deine ganze Kommentare sparen können.

        der „dumme Rest“ – naja, da würde ich jetz mal am ehesten dich bei einordnen.

      3. @ Jonas:
        A – Ich habe ihn gelesen
        B – Ich habe ihn verstanden
        C – Daß der Quark nicht in’ne Wurst taugt, habe ich ja bereits ausführlich dargelegt

        Ich zähle also auf:
        1. Du erklärst „links und rechts“ zu rein willkürlichem Quatsch ohne wirkliche Relevanz ( stimme ich zu, der Teil ist auch einigermaßen direkt und gerade dargestellt, kurz&knapp, aber okay )
        2. Du führst ein paar historische Aspekte an ( die zwar für den einen o. anderen interessant sein können, für den Inhalt Deines Blogspots spätestens nach 1. keinen Sinn mehr machen, da schlichtweg überflüssiger Füllstoff. Eins ist völlig ausreichend für den Zweck und eine eindeutige, oder gar umfassende Definition was – in Deiner Welt – nun „links“ o. „rechts“ sein soll lieferst Du nicht ).
        3. Du erklärst Feminismus für „links“ mit der klaren Begründung „issso“ ( oder weil Femis und sonstige linksrechts-Deppen das sagen, oder so … ) wodurch das davor vollständig zu Unsinn ( m.E. unberechtigterweise ) umgestülpt wird. Entweder ist die Festlegung auf irgendwelche Richtungsvorgaben ohne konkreten inhaltlichen Bezug sinnvoll ( dann wäre eins falsch und der Teil dummes Geschwätz ), oder eben nicht ( dann ist Feminismis nicht „links“ und Du könntest Dir den „isso“-Unfug einfach besser sparen – ist ja peinlich, glücklicherweise lache ich über sowas lieber, als mich für Blödfug fremdzuschämen ).

        4. Folgerst Du aus „issso“, daß jede Kritik am Feminismus „deshalb“ ( hust ) „rechts“ sein muß ( also Doppel-„issso“ ), ergo: Doppelter Nonsens. Noch so’n Ding und man könnte ’ne Marmelkaskade draus basteln.

        5. Und in den Kommentaren sagst Du dann noch was von „Tabus über rinks & lechts irgendwie aufweichen, abschaffen“ o.ä., wodurch Du Dich nochmal in Relation zu den vorher abgesonderten wilden Tüdeleien vollständig ad absurdum führst.

        Mal ’ne ernsthafte Frage, Jonas:
        Was soll das?
        Was willst Du überhaupt?
        Wieso investierst Du Unmengen an Zeit in solchen Kasperkram?
        Hat das irgendeinen ( bewußten ) Grund?
        Wäre es nicht auch für Dich sinnvoller, wenn Du erstmal die riesigen Löcher in Deinen Zick-Zack-Phantasien stopfst und zu ein paar halbwegs durchgehenden Gedankengängen kommst, die Du dann ja gern ggf. gegeneinander abwägen kannst, bevor ( ! ) Du Deine Tastatur verprügelst?

  9. Ich habe mich durch einige Texte des Gymnasiallehrers Schoppe gequält und bin auf diese seltsame Stelle gekommen:

    Dass Gewalt nicht nur abzulehnen ist, wenn sie gegen Angehörige bestimmter Gruppen oder von Angehörigen bestimmter anderer Gruppen verübt wird – sondern dass Gewalt schlicht allgemein abzulehnen ist – dafür haben ausgerechnet Vertreter von Gruppen, die sich als „links“ verstehen, den Sinn verloren. Dabei ist eine klare, unzweideutige Ablehnung von Gewalt gerade für eine demokratische linke Politik von enormer Bedeutung.

    Das ist bestenfalls naiv illusionär, eigentlich komplett ignorant. Die Linke (bis auf wenige Ausnahmen) war historisch immer ausgesprochen gewaltaffin. Wie soll das auch anders gehen, wenn die linke Heilserwartung über Jahrzehnte & Jahrhunderte die Revolution war? Gerade die Bereitschaft zur Gewalt zu greifen, und zwar gegen Angehörige bestimmter Gruppen, nämlich den Klassenfeinden, dürfte einen großen Teil ihrer Faszination und Anziehungskraft ausgemacht haben. Wenn die Linken pazifistisch waren, dann nur taktisch-situativ, bei der Ablehnung konventioneller (National-)Staatenkriege. Dagegen waren sie immer mehr oder minder offen begeisterte Anhänger des Bürgerkrieges.

    Das zur Geschichte. Auf einer eher philosophischen Ebene stellt sich allerdings auch die Frage, warum ausgerechnet eine Männerbewegung besonders pazifistische Neigungen haben sollte. Sicher ist es die zentrale Funktion des bürgerlichen Staates die ungeordnete Gewaltausübung einzuhegen und zu konventionalisieren, eben den Bürgerkrieg, den Krieg Aller gegen Alle (Hobbes) zu beenden, aber dass dies mit einer streng pazifistischen Ethik gar nicht geht, ist eigentlich auch recht offensichtlich. Bedingungsloser Pazifismus ist eher eine Domäne christlicher Ethik, und zwar weil eine solche Strategie ohne den speziellen metaphysischen Überbau, den Adepten stets im Nachteil (ausbeutungsanfällig) gegenüber einem gewaltbereiten Akteur beläßt.

    1. „Die Linke (bis auf wenige Ausnahmen) war historisch immer ausgesprochen gewaltaffin.“

      Da muss ich widersprechen. Es gab während der gesamten (dt.) Geschichte eine gewaltbereite und eine friedliche Linke. Das fängt bei den bürgerlichen Liberalen des 19. Jahrhunderts an. Der Vormärz war weitgehend friedlich. die Barrikadenkämpfe 1848 wurden von der preußischen Regierung ausgelöst. Die spätere Linke, die SPD hatte soweit ich weiß nie einen starken Hang zum gewaltsamen Umsturz, obwohl hart gegen sie vorgegangen wurde. Erst ab 1918 gibt es mit USPD, Spartakus und KPD eine echte gewaltsame Linke. Diese existierte aber nur als Minderheit parallel zur gewaltlosen SPD.
      Mit den 68ern bilden sich dann die Neuen Sozialen Bewegungen (Hippies und Undogmatische Linke) die teilweise explizit pazifistisch sind. Gleichzeitig bekommen aber auch Maoismus, Leninismus und andere revolutionäre Strömungen Aufwind, was in die RAF mündet.

      Wenn Schoppe nun davon redet, dass linke Politik ausmacht, dass sie für Gewaltlosigkeit steht, dann denkt er vermutlich an die Gewaltlosigkeit der Neuen Linken der 70er, von deren Idealen er als politisch engagierter, sich als links verstehender Lehrer wahrscheinlich sehr geprägt ist.

  10. Jonas,

    Es gab während der gesamten (dt.) Geschichte eine gewaltbereite und eine friedliche Linke.

    Na immerhin. Für einen Linken wäre das schon beinahe akurate Geschichtsbetrachtung. Aber wie kommt man dann auf die bizarre Idee, Gewaltlosigkeit sei ein herausragendes, kennzeichnendes Merkmal der Linken?

    Schoppes persönliche Prägungen interessieren mich allerdings weniger, aber vielleicht würde es ihm mal helfen, ein Geschichtsbuch zu lesen, um zu erfahren wer die Herren Lenin und Mao so waren, die seine, wie soll ich sagen, „Genossen“ so toll fanden. Ich meine, gerade die Linke hat doch den engen Blick auf Deutschland überwunden.

    1. „Aber wie kommt man dann auf die bizarre Idee, Gewaltlosigkeit sei ein herausragendes, kennzeichnendes Merkmal der Linken?“

      na weil das zu den herausragenden Idealen der Neuen Linken der 70er zählt. Damals fand eben nicht jeder Linke Mao und Lenin toll, sondern die 70er sind eben genau die Zeit, in der innerhalb der Linken der alte Dogmatismus und Revolutionismus schrittweise verdrängt wird. Ich würde sagen, dass seitdem Gewaltlosigkeit als Idee bis heute eher links ist. Das zeigt sich in der größeren Zurückhaltung gegenüber Krieg/Militär, Grenzschutz, polizeilichen Eingriffsrechten u.ä.

      1. Jonas,

        Ich würde sagen, dass seitdem Gewaltlosigkeit als Idee bis heute eher links ist. Das zeigt sich in der größeren Zurückhaltung gegenüber Krieg/Militär, Grenzschutz, polizeilichen Eingriffsrechten u.ä.

        Hatte ich schon erwähnt, dass Gewaltlosigkeit keine realistische Globaloption und daher ein rechts-links Vergleich sinnlos ist? Aber wenn wir uns darauf einlassen, hat sich Dt. nach dem WK II an insgesamt zwei militärischen Kampfeinsätzen beteiligt, Kosovo & Afghanistan, beide unter Schröder & Fischer. Ich will das gar nicht kritisieren, zumal dies im Konsens mit rechts geschah.

        Interessanter ist da schon die innere Sicherheit. Wenn sich Links eine pazifistische Polizei wünscht, könnte man antworten, ein Schelm der Böses dabei denkt, z.B. an den G20 Gipfel in Hamburg letztes Jahr. Ich würde ziemlich viel darauf wetten, dass da für den „Weltfrieden“ demonstriert wurde.

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