Warum ich jetzt auch mein eigenes Gender will

Jeder sollte sich einmal die Gender-Liste durchlesen und inzwischen erschienene weiter Gender – inklusive Mehrfachauswahl (via Genderama). Da kommt man aus dem Staunen nicht heraus!

Kekistan

Dann erfuhr ich von Kekistan. „Kekistani“ ist eine erfundene Ethnie, die die Angabe „Jedi“ als Religion bei der Volkszählung an Skurrilität übertrifft. Der spezielle Unsinn bei der Bevölkerungserfassung in Großbritannien ist, dass es für die Angabe „Ethnie“ angeblich keinerlei objektive Kriterien gibt, sprich: Jeder darf das selbst definieren, wie er mag, und bei hinreichend vielen Nennungen wird eine Angabe irgendwann relevant. Das lädt ein zu einer Trollerei auf hohem Niveau.

Die Kekistani sind eine selbstdefinierte Ethnie. Wenn immer wahr ist, was jeder von sich selbst behauptet, wie kann dann jemand sagen, das sei Quatsch? Tja, so sieht die Welt aus, wenn „ich identifiziere mich als“ und „ich fühle so“ die entscheidenden Kriterien sind!

Eine der absurdesten Konsequenzen: Das kann plötzlich Förderwürdigkeit in Diversity-Programmen erzeugen, denn als Kekistani ist man in Großbritannien Mitglied einer Minderheit – im Gegensatz zum Feindbild weißer Mann, versteht sich.

Aber es kommt noch besser: „Trollen ist Teil der kekistanischen Kultur, darf also nicht unterdrückt werden.“ Nebenbei wird auch noch das hirnverbrannte Konzept der kulturellen Aneignung („cultural appropriation“) abgefrühstückt: Jetzt kann man beliebig herumtrollen und dasselbe auch noch anderen (also Nicht-Kekistani) verbieten.

Selbst ist der Mann, äh, irgendwas!

Und da kam mir doch die Idee, auch die Liste der Gender ad absurdum zu führen, indem ich sie um einige Einträge erweitere:

  1. erratogender: es ist immer ein anderes Gender, als Du annimmst
  2. voldemortgender: das Gender, dessen Name nicht genannt werden darf
  3. paradoxogender: es ist und es ist nicht
  4. sui-genere-gender: ein Gender, das kein Gender ist
  5. loriot-liberal-gender: ein Gender, für das Gender nicht nur Gender ist
  6. sine-explicatione-gender: das Gender, das auf keinen Fall erklärt werden darf

Zu den korrekten Pronomen, die ja eine eigene Liste bilden: Die zusätzlichen Pronomen werden in einer Mischung aus Klingonisch und Elbisch geschrieben (beide nicht Teil von Unicode) und verwenden in der Aussprache Plosive (wie im Georgischen) sowie Klicklaute aus afrikanischen Sprachen. So, und wehe, das spricht jetzt einer falsch aus oder schreibt es anders, als es sich gehört!

Weitere Vorschläge gerne in den Kommentaren!

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Tja, der Titel kommt mir auch in den Sinn, wenn ich mir Gender- und Pronomenlisten anschaue…

Supergrass: What Went Wrong (In Your Head)

4 Kommentare zu „Warum ich jetzt auch mein eigenes Gender will“

  1. Seit ein paar Wochen bin ich jetzt auch Trans-Immortal und meine Pronomen sind „Osiris“ und “ Quiitgjhrrert“.

    Voldemortgender – lol

  2. „Und da kam mir doch die Idee, auch die Liste der Gender ad absurdum zu führen, indem ich sie um einige Einträge erweitere…“

    Großartig! Habe sehr gelacht.

    Übrigens nicht nur als Parodie auf den politisch korrekten Gender-Blödsinn, sondern auch als Parodie auf den typisch poststrukturalistischen Schreibstil sehr gelungen.
    Poststrukturalistische Texte sind ja unter anderem auch deshalb zum Teil in einem nicht immer leicht zu lesenden Stil verfasst, weil dadurch eine der Grundaussagen des Poststukturalismus – nämlich die Nicht-Fixierbarkeit von Bedeutung – auch stilistsch vermittelt werden soll. Und eben das führt in poststrukturalistischen Texten zum Zeil zu entsprechend seltsamen Stilblüten, bei denen der Versuch der Darstellung der Nicht-Fixierbarkeit von Bedeutung dann mehr oder weniger stark ins tatsächliche Bedeutungslose – nämlich ins Unverständliche oder Unsinnige – abdriftet.

    Dieser poststrukturalistische Schreibstil wirkte auf mich, als ich ihn zum ersten Mal las, noch ganz unterhaltsam, nachdem ich dann aber zum x-sten mal in einem poststrukturalistischen Text z.B. „vom abwesenden Grund, der in seiner Abwesenheit anwesend bleibt“ und viele ähnliche Formulierungen las, wünschte ich mir dann doch etwas mehr Klarheit in der Darstellung – insbesondere, wenn ich mit konkreten Erkenntnisinteressen an einen poststrukturalistischen Text herangehe, also z.B. wissen möchte, welchen Standpunkt der Verfasser zu einem bestimmten Thema denn nun genau vertritt und ich mich erst durch zig bewusst unklar gehaltene und paradoxe Formulierungen durcharbeiten muss, bevor sich langsam erschließt, worauf der Autor eigentlich hinaus möchte.

    Insofern freue ich mich, dass dies hier auf die Schippe genommen wird. 🙂

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