Die Begegnung ist schon eine Weile her. Ich erinnere mich aber immer wieder daran:
Ich bin im europäischen Ausland unterwegs. Es ist Wochenende, ich stehe am Rande einer Fußgängerzone, in der sich jede Menge Läden zum Einkaufen befinden. Die Geschäfte machen langsam zu, es wird bald dunkel, die Leute eilen mit Tüten und Taschen nach Hause. Es ist ein richtiger Strom an Menschen raus aus der Innenstadt.
Eine Gruppe Männer in orange hat jedoch die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen. Sie sind gekommen, um die Spuren des Konsums zu beseitigen. Ihre Arbeit hier beginnt gerade erst.
Während die Einkäufer und Spaziergänger miteinander reden, gehen sie an den Saubermachern vorbei, ohne sie weiter zu beachten – so als ob diese gar nicht existieren würden. Ich bin zutiefst erstaunt, als ich bemerke: Diese Männer sind unsichtbar!
Keiner grüßt sie, niemand schwatzt mit ihnen – so als ob sie zu einer Schicht der Unberührbaren gehören würde. Es scheint kein „reiche Einheimische, arme Ausländer“-Gegensatz zu sein, denn die Männer von der Straßenreinigung sehen nicht anders als die anderen aus.
Da fällt mir an dem, der mir am nächsten arbeitet, etwas auf: Seine orangefarbene Jacke ist auf, darunter trägt er ein Metal-T-Shirt. Na, das ist doch sympathisch, denke ich mir und lächele. Dann schaue ich genauer hin und erkenne sogar Band und Album wieder: „Valley of the Damned“, das Debüt von DragonForce.
Ich bin hin und weg und weise meine Begleitung auf das T-Shirt hin. Das bekommt auch der Mann mit, den ich daraufhin freundlich anspreche. Tolles T-Shirt, guter Musikgeschmack, auf die Band bin ich Ende 2000 gestoßen, als sie noch DragonHeart hieß und ihr erstes Demo-Album draußen hatte. Ein kurzer Plausch von 2-3 Minuten, dann wünsche ich ihm noch einen schönen Tag und gehe weiter.
Was ich bis heute nicht vergessen habe: Wie erfreut der Mann über die Aufmerksamkeit schien; dass er mit jemandem reden und den Arbeitsalltag vergessen konnte, dass ihm jemand etwas Nettes gesagt hat.
Es wird viel über unsichtbare Männer geschrieben. Ich habe an dem Tag tatsächlich einen getroffen. Und nach dieser Begegnung habe ich mir oft überlegt: Wie viele Unsichtbare es wohl noch gibt, an denen ich nach wie vor so einfach vorbeigehe?
Popkultur
Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Die heute Liederauswahl liegt auf der Hand…
DragonForce: Valley of the Damned