Fundstück: Magnus Klaue über Critical Hetness und Knutschverbot

Leszek wies in einem Kommentar auf einen älteren Beitrag auf einen Artikel von Magnus Klaue hin, in dem es um „Kritik an dem gender/queer-feministischen Critical Hetness/Knutschverbot-Schwachsinn“ geht. Das halte ich für so erwähnenswert, dass ich die von Leszek zitierten Passagen hier ebenfalls wiedergebe.

Magnus Klaue – Das gelebte Nichts

„Wer noch Zweifel daran hegt, daß der auf ungeteilte Freiheit zielende Anspruch der Frauen- und Homosexuellenbewegung unter den Vorzeichen von Gender und Queerness zugunsten einer identitären Cliquen- und Blockwartpolitik preisgegeben wird, die im Namen von »Definitionsmacht« und »Heteronormativitätskritik« den an sich und der Welt verrückt gewordenen Restsubjekten erlaubt, ihren Voluntarismus mit dem guten Gewissen moralisch Größenwahnsinniger auszuleben, der sollte ein paar Stundenmit der Lektüre des Blogs »Mädchenmannschaft« (maedchenmannschaft.net) verbringen.

(…)

Und »Katze« plaudert sogar offen aus, daß der zerqueerte Feminismus unter dem Alibi von Respekt und Sensibilität die häßlichsten Wünsche autoritärer Pädagoginnen von anno dazumal erfüllt: »Eine Lehrerin hatte zu uns damals in der siebten Klasse mal gesagt, wir sollen doch bitte nicht auf dem Schulhof rumknutschen, das koennte Menschen verletzen, die gerade Liebeskummer o.ae. haben. Damals haben wir ueber sie gelacht, heute kann ich es sehr gut nachvollziehen. Auch wenn man vielleicht nicht direkt weiss, wie man es konkret in die Tat umsetzen soll, so finde ich, allein schon der Schritt des Reflektierens, Hinterfragens und darueber Nachdenkens ein sehr wichtiger. Privilegien sollten immer hinterfragt werden!«
Daß in der vernunftverhafteten Normsprache ein Privileg einen illegitimen Vorteil bezeichnet, der einer dadurch über eine Mehrheit sich erhebenden Minderheit zukommt, und daß es bei dem wichtigtuerisch so genannten »Hinterfragen von Privilegien«, das die Queer-Community betreibt, im Gegenteil darum geht, von einer Mehrheit gepflegte Verhaltensweisen im Namen von Sonderrechten zu sanktionieren, also für das eigene, zum lebensnotwendigen Identitätsmerkmal hypostasierte Minderheitendasein Privilegien zu schaffen, um der »heteronormativen« Mehrheit im Namen minoritärer Empfindlichkeiten allerlei Verhaltensmaßregeln aufzwingen zu dürfen– das sind fast schon Petitessen angesichts der Mischung aus Idiotie und Dreistigkeit, mit der sich geschlechterpolitisch progressiv dünkende Menschen ihr neuerwachtes Verständnis für die Sexualfeindlichkeit der Großelterngeneration bekunden.

(…)

Während die kleinbürgerliche Prüderie das transzendierende Moment des Sexus in der Mahnung, ihn nicht allzu deutlich zur Schau zu stellen, zumindest negativ festhält, zielt die nachbürgerliche Prüderie darauf, alle noch vorhandene Restlust in die Affirmation der totalisierten Lustlosigkeit zu verwandeln, die ohnehin Status quo ist. Deshalb können Queere, obwohl sie Homosexuelle als Minorität politisch mitzuschleppen suchen, auch mit schwulem und lesbischem Begehren letztlich nichts anfangen, einfach, weil es überhaupt noch ein spezifisches, an spezifische Objekte sich heftendes Begehren ist.

(…)

Gemäß der als »Definitionsmacht« kodifizierten Regel, daß jeder Wahn respektiert werden muß, solange die von ihm Befallenen an ihn glauben, ist man der Definition von »Aven« zufolge asexuell, »wenn man sich selbst so sieht«.“

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Bei dem Zeitschriftennamen „konkret“ muss ich an eine Zeile aus dem Refrain folgenden Liedes denken…

Die Fantastischen Vier: Was geht

8 Kommentare zu „Fundstück: Magnus Klaue über Critical Hetness und Knutschverbot“

    1. @ Chrima

      Danke für den Hinweis, das war mir nicht bekannt.

      Sein Artikel zur Kritik von Critical Hetness ist aber m.E. trotzdem gut und auch manches andere was er so speziell zur Kritik des Postmodernismus und der postmodernen Political Correctness schreibt, ist m.E. lesenswert.
      Scheint sich um eine Person zu handeln, die bei manchen Themen ein Brett vorm Kopf hat, bei anderen Themen aber zu interessanten Analysen fähig ist.

      Eine Mischung aus Einseitigkeit und Beschränktheit bei bestimmten Themen einerseits und der Fähigkeit zu interessanten und intelligenten Analysen bei anderen Themen andererseits, findet sich m.E. häufiger bei Theoretikern aus dem Spektrum der antideutschen Linken, zu dem ja auch Magnus Klaue gehört. In diesem Sinne muss man diese m.E. stets differenziert und kritisch rezipieren.

      1. Wohl eher ein bösartiger und vorsetzlicher Demagoge, der genau weiss, was er tut. Ist jedenfalls logischer anzunehmen als „Brett vor dem Kopf“.

      2. @ Alex

        „Wohl eher ein bösartiger und vorsetzlicher Demagoge, der genau weiss, was er tut.“

        Wohl eher jemand, der hinsichtlich seiner geschlechterpolitischen Ansichten klassisch radikal-feministisch – anstatt postmodern gender/queer-feministisch – sozialisiert ist und nicht darüber hinaus denken kann, dafür aber eben über die postmoderne PC hinausdenken kann.

        „Ist jedenfalls logischer anzunehmen als „Brett vor dem Kopf“.“

        Es ist ausreichend und plausibel anzunehmen, dass jemand, bei bestimmten Themen weitgehend beschränkt ist und bei anderen einen klaren Blick haben kann und das ist gerade in dem politischen Umfeld aus dem Klaue kommt auch nicht gerade selten.

      3. @Leszek
        „klassisch radikal-feministisch – anstatt postmodern gender/queer-feministisch – sozialisiert ist“

        Das gemeinsame Muster beider, „Privilegien“ für sich zu vereinnahmen kann ihm eigentlich nicht entgangen sein.

        Vielleicht aber entgeht dem Leser dieses ultralangen Satzes aber die Einsicht in die Einsicht, die Klaue hat:

        „Daß in der vernunftverhafteten Normsprache ein Privileg einen illegitimen Vorteil bezeichnet, der einer dadurch über eine Mehrheit sich erhebenden Minderheit zukommt, und daß es bei dem wichtigtuerisch so genannten »Hinterfragen von Privilegien«, das die Queer-Community betreibt, im Gegenteil darum geht, von einer Mehrheit gepflegte Verhaltensweisen im Namen von Sonderrechten zu sanktionieren, also für das eigene, zum lebensnotwendigen Identitätsmerkmal hypostasierte Minderheitendasein Privilegien zu schaffen, um der »heteronormativen« Mehrheit im Namen minoritärer Empfindlichkeiten allerlei Verhaltensmaßregeln aufzwingen zu dürfen– das sind fast schon Petitessen angesichts der Mischung aus Idiotie und Dreistigkeit, mit der sich geschlechterpolitisch progressiv dünkende Menschen ihr neuerwachtes Verständnis für die Sexualfeindlichkeit der Großelterngeneration bekunden.“

        Ganz genau die gleiche Masche, die auch der Radikalfeminismus von Anfang an fuhr. Das einzige, was Klaue wohl nicht passt ist, dass seine Bewegung durch einen masslosen Intersektionalismus sich selbst zerlegt und damit weniger schlagkräftig ist.

      4. @ Alex

        „Das einzige, was Klaue wohl nicht passt ist, dass seine Bewegung durch einen masslosen Intersektionalismus sich selbst zerlegt und damit weniger schlagkräftig ist.“

        Klaue ist – wie alle mir bekannten Theoretiker der antideutschen linken Strömung – Kritiker des Poststrukturalismus und der postmodernen PC. Und diesbezüglich schreibt er zum Teil gute Texte.

        Er ist außerdem – was nicht auf alle Theoretiker der antideutschen linken Strömung zutrifft – leider auch feministisch und männerfeindlich. Das ändert aber nichts an dem erstgenannten.

        Mich interessieren ja schließlich die Teilwahrheiten, das weißt du ja. 🙂

        Dieser Text hier von Klaue, den Aranxo hier schon einmal verlinkt hatte, ist z.B. m.E. wieder lesenswert:

        http://www.redaktion-bahamas.org/auswahl/web73-3.html

      5. @Leszek

        Klaue kapriziert sich als „Anideutscher“ durch die Passage, wo er die Verhaltensregeln im Schwimmbad mit dem Schlüsselwort „arisch“ brandmarkt?
        Das wiederum wird mit den Begriff „antisexistisch“ (hierbei ist natürlich der real existierende Sexismus gemeint) verküpft.

        Der Text ist sehr komplex und endlos ablenkend! Allein die Zusammensetzung der Sätze, die mäanderartig aneinandergereiht in ihrer Endlosigkeit zur Gedankenlosigkeit reizen, mutet dem Leser etwas zu.

        Lustig ist der Abschnitt über Knigge, ich glaube Klaue missversteht ihn, damit er – ganz marxistisch – auf die Ökonomie umlenken kann, die er so verdammt wie Knigge.

        Dieser Exkurs (am Wendepunkt der Darstellung):

        „Während Knigges Ausführungen über den „Umgang mit Damen“, das „Verhältnis zwischen Herren und Dienern“ oder den „Umgang mit Hof- und Weltleuten“ heute nur noch von historischem Interesse sind ….“

        .. lässt vermuten, dass Knigges Beschreibungen sicherlich von höchstem Interesse sein könnten. Denn man sollte erwarten, dass Knigge gerade hier ironisiert und Spässe macht und damit gewisse allgemeine Menschlichkeiten beschrieben haben könnte.

        Man bekommt geradezu den Eindruck, dass Klaue diesen Text nur um Knigge herum geschrieben hat, um den zu begraben.

        Männerfeindlichkeit habe ich in diesem Text allerdings nicht wahrnehmen können. Wo sollte der drinstecken?

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