Fundstück: Globalisierung erhöht die Suizidrate in den USA

Die Nachdenkseiten wiesen gleich zweimal auf einen Artikel von Thomas Fricke hin, der sowohl bei Spiegel online als auch WirtschaftsWunder erschienen ist. Unter dem Titel „Donald Trump und der Freihandel – Globalisierung kann tödlich sein“ bespricht er eine Studie namens „Trade Liberalization and Mortality: Evidence from U.S. Counties“ von Justin R. Pierce und Peter K. Schott (Entwurf vom Dezember 2015 als PDF). Dabei wurde untersucht, „welche Wirkung es auf die Menschen in besonders betroffenen Regionen in Amerika hatte, als im Herbst 2000 der Handel mit China stark liberalisiert wurde.“

Wo die neue Konkurrenz besonders stark zunahm, fielen Jobs weg – und es gab in den Jahren darauf deutlich mehr Suizide und Drogentote; oft stieg auch die Zahl der Alkoholtoten.
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Noch während der Neunzigerjahre hätten die Suizidraten in etwa stagniert. Merklich nach oben gingen die Fälle erst um das Jahr 2000 – als die Importbarrieren fielen. Damals beschleunigte sich auch die Zunahme der Todesfälle durch Drogenkonsum. Wo die Arbeitslosenquote um 2,6 Prozentpunkte stieg, schnellte die Suizidrate im Schnitt um fast ein Drittel hoch. Kein Zufall, sondern im Wirkungszusammenhang, wie die Experten über diverse Gegenchecks herausfanden.
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Nun hat sich natürlich nicht jeder, der seinen Job verlor (oder zu verlieren drohte), das Leben genommen, klar. Die Diagnose der beiden Experten lässt aber erahnen, welche seelischen Folgen der Bruch des Jahres 2000 auf Menschen etwa im viel zitierten Industrieraum des Rust Belts hatte.
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Nach Auswertung von Pierce und Schott gilt der Befund steigender Todesraten vor allem für weiße Männer. Jene Gruppe von Arbeitern, die eben auch überproportional in jenen Industrien arbeiteten.

Das finde ich in zweierlei Hinsicht beachtlich: Zum einen ergibt sich hier dasselbe Bild wie bei den Suizidziffern Osteuropas: In wirtschaftlich oder gesellschaftlich unsicheren Zeiten gehen diese bei Männern in die Höhe.

Zu anderen: Vielleicht waren die weißen Männer im Rust Belt doch nicht so doof bei der US-Präsidentschaftswahl. Vielleicht haben, wie schon mehrfach als Gegenthese in den Raum gestellt wurde, vielmehr die Massenmedien (und die Linke) diese Leute und ihre Bedürfnisse völlig aus den Augen verloren und hängen lieber Verschwörungstheorien nach, als ihre Wahrnehmung der Realität zu prüfen.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Wenn es um „Nicht aufgeben!“ geht, fällt mir immer ein Lied von Chicane aus dem Jahr 2000 ein. Das gibt es in vielen Versionen, zuletzt ist mir diese hier aufgefallen:

Chicane feat. Bryan Adams – Don’t Give Up (Reboot 2013)

3 Kommentare zu „Fundstück: Globalisierung erhöht die Suizidrate in den USA“

  1. Da sollte man doch nochmal auf die Rede von Michael Moore verweisen, in der er vor der Wahl erklärt hat, warum Donald Trump gewinnen wird:

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