1: Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht hält das neue Frauenförderungsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen wegen der darin allzu offen vertretenen Frauenbevorzugung für verfassungswidrig. Sciencefile.org und Hadmut Danisch kommentieren.
2: Bei der ZEIT sinniert man über den neuen Mann. Zunächst wird es etwas sonderbar:
Sagt ein Mann, dass er wegen des Kindes keine Zeit habe, kann man die Bewunderung fast greifen: So ein toller, emanzipierter Mann! Frauen in exakt derselben Situation müssen sich rechtfertigen: Wie, Sie müssen los? Sind Sie so unemanzipiert? Kann das nicht ihr Mann machen? Die alten Zuständigkeiten, sie schimmern bei allem guten Willen überall noch durch.
Das mag ja vielleicht im Betriebsklima bei der ZEIT so sein, im normalen Leben ist es m.E. andersrum. Da hat man das Verständnis für die Frauen, die ihre Kinder abholen müssen. Und der Mann wird gefragt, ob er denn keine Frau zuhause habe.
Aber dann kriegt der Artikel die Kurve:
Der Sexismus und das Herablassende gegenüber dem jeweils anderen ist offenbar keine Frage des Geschlechts, sondern nicht mehr als eine Verlockung gesellschaftlicher Macht. Wo immer Feministinnen die Diskussion beherrschen, ist Häme gegenüber Männern nicht weit. Alle Männer pauschal als „Penisträger“ zu verunglimpfen? Gar kein Problem! Ohne Widerspruch von der „Problemzone älterer Mann“ zu schwadronieren? Total in Ordnung.
Man muss nicht einmal den simplen Gegentest machen und die entsprechenden Begriffe auf Frauen münzen, um zu merken: So geht das nicht. Seit wann bitte ist „Penisträger“ ein akzeptables Synonym für die Gesamtheit aller Männer? Warum widerspricht keiner? Weil Männer sich nicht zu widersprechen trauen, aus Angst, dass ihnen das sofort wieder als Schwäche ausgelegt wird? Warum ist es vollkommen in Ordnung, von der „Problemzone älterer Mann“ zu sprechen? Ohne wenigstens verstehen zu wollen, warum manche älteren Männer sich so angegriffen fühlen?
Dass diese Schubladen auch dazu führen, dass die wohlgesinnten Männer in ihren politischen, gesellschaftlichen und familiären Überzeugungen einfach übergangen werden, ist ein Drama: Wenn ich als Mann sowieso und immer ein Schwein bin, denkt sich der moderne Mann, warum dann überhaupt noch die Mühen? Vor allem aber: War Feminismus nicht einmal ein inklusives Angebot, zum Vorteil von Frauen und Männern?
Durchaus lesenwert.
3: Der SPIEGEL stellt eine Studie vor, nach der Männer mehr als andere Männer verdienen, wenn sie in Gleitzeit arbeiten, während es diesen Unterschied bei Frauen nicht in dem Maße gibt.
Zu diesem Ergebnis sind die Soziologinnen Yvonne Lott und Heejung Chung von der [DGB-nahen] Hans-Böckler-Stiftung und der University of Kent in einer Untersuchung gekommen. […] Die Forscherinnen begründen die Unterschiede mit der ungleichen Verteilung unbezahlter Arbeit: Weil Haushalt und Kinderbetreuung nach wie vor überwiegend in der Verantwortung von Frauen liegen, nutzten viele Frauen flexible Arbeitszeiten in erster Linie, um ihren familiären Pflichten nachkommen zu können. Männer konzentrierten sich dagegen traditionell auf die Erwerbsarbeit und seien daher eher geneigt, länger zu arbeiten.
Das klingt natürlich wieder so, dass Männer nur deswegen mehr verdienen, weil sie sich vor der Hausarbeit drücken. Man könnte das allerdings auch ganz anders interpretieren. Z.B. so, dass Männer zu einem höheren Anteil in der freien Wirtschaft arbeiten, wo man erst in den hochqualifizierten und damit besser bezahlten Jobs flexible Arbeitszeiten gegenüber dem Arbeitgeber durchdrücken kann. Während im öffentlichen Dienst, wo sich Frauen mehr hingezogen fühlen, eben nicht mehr bezahlt wird, wenn der Job flexible Arbeitszeiten erlaubt, sondern eben stur nach Tarif.
4: Auch beim SPIEGEL: Ein Bericht, der sich mit Suiziden beschäftigt und immerhin auch betont, dass laut Statistischem Bundesamt die Betroffenen zu 3/4 Männer sind.
5: Plan International macht in einer neuen Kampagne weiter mit der üblichen Einseitigkeit zu Gunsten von Mädchen. Heute flatterte mir ein Werbebrief ins Haus und schon auf dem Cover ist der Slogan
Mädchen haben es noch schwerer…
zu finden. Drinnen geht es genauso weiter. Sechs Bilder von Mädchen, kein einziger Junge dabei. Und dann die Slogans:
Mädchen brauchen Ihre Unterstützung!
Plan macht sich stark für Mädchen.
Reichen Sie einem Mädchen die Hand!
Zwar darf man auf dem Spende-Formular tatsächlich noch selbst entscheiden, wenn man lieber einen Jungen unterstützen möchte, aber wer traut sich das nach diesem Trommelfeuer noch?
Im Text wird dann klar gemacht, wohin die Reise geht:
Grundsätzlich helfen wird allen Kindern in Not – egal ob Mädchen oder Jungen. Plan startete jedoch eine Bewegung für die Belange der Mädchen.
woraufhin eine Reihe von Aktionen vorgestellt wird, die nur Mädchen zugute kommen. Das einzige Projekt, in dem Jungen erwähnt werden, nennt sich ziemlich unspezifisch
Projekte mit Jungen zur Gleichberechtigung
Ich fürchte, es geht dabei nicht darum, Jungs zu erklären, dass sie dieselben Rechte wie Mädchen haben, sondern wie sie Mädchen angemessen zu behandeln haben. Und jetzt, wo ich nochmal auf der Website gesucht habe, wird auch klar, dass meine Vermutung richtig war. Plan meint damit:
Gleichberechtigung: Wir bestärken Jungen darin, sich mit ihrer Rolle auseinanderzusetzen und sich für ihre und die Rechte von Mädchen einzusetzen.
Was kann es wichtigeres geben für Jungs als schon in jungen Jahren Selbstkritik zu üben!
6: Die Schweizer Nationalratspräsidentin Christa Markwalder empfing eine Kuwaitische Delegation in einem knappen Minikleid. Darüber gab es wohl einige Diskussionen in der Schweiz, die Reaktion der Kuwaitis ist nicht zu mir durchgedrungen. Den Fotos nach zu urteilen waren die Herren jedoch relativ entspannt.
7: Das gerade aktuelle Thema Kuckuckskinder nimmt die Zeitschrift Cicero wie folgt aufs Korn:
Zu PLAN: Diesen „Brief“ hatte ich auch, war in der aktuellen Titanic eingeklebt. Außerdem gehen die scheinbar dazu über, spammen zu lassen, hatte ich letzte Woche auf einer Honeypot-Adresse. Hier ist einer, der wohl auch Spam von denen hatte und Plan per Twitter gefragt hat, da kam nur das in solchen Fällen übliche „wir wissen von nix, können wir uns nicht erklären, rufen Sie uns nicht an, wir rufen Sie an“: https://twitter.com/PlanGermany/status/771617302391300098
Noch ein paar Ergänzungen zu Punkt 1:
Dieser Skandal hat ja eine lange Vorgeschichte. Der erste Akt war 2014 das von Kraft / Löhrmann bestellte Gutachten von Papier/Heidebach. Das Gutachten sollte einen Weg zur „verbindlichen Festlegung von Zielquoten sowie zur Verankerung von Sanktionen“ zeigen. „Verbindliche Zielquoten“, also harte Frauenquoten, sind eklatant verfassungswidrig, deshalb ging es darum, den Verfassungsbruch irgendwie zu kaschieren.
Papier erfand dann den Trick, die „Bevorzugung von Frauen bei gleicher Qualifikation“ zu benutzen, indem man die Beurteilungsmaßstäbe so extrem vergröbert, daß eine konkurrierende Frau sehr oft „gleich qualifiziert“ mit einem konkurrierenden Mann ist. Das Prinzip der Bestenauslese sollte also weitgehend entkernt werden, also Art. 33 Abs. 2 GG unterlaufen werden, um über ein drittklassiges Frauenfördergesetz Art. 3 Abs. 2 GG auszuhebeln. Das Grundgesetz wird also gleich doppelt gebrochen, unsere Feministinnen entwickeln eine unglaubliche kriminelle Energie, wenn sie Männer diskriminieren können. Details dazu hier.
Das Dienstrechtsmodernisierungsgesetz ist genau nach diesem Muster gestrickt, mehr dazu hier.
Daß das Verwaltungsgericht Düsseldorf sein Urteil mit der Unzuständigkeit des Landes begründet, erweckt den Eindruck, das Gesetz sei an einer rein bürokratischen Klippe gescheitert. Dieser Eindruck ist mMn falsch.
Das Gesetz ist deswegen verfassungswidrig, weil es dem Beamtenstatusgesetz (BeamtStG) und dort dem § 9 „Kriterien der Ernennung“ widerspricht. Dieser § 9 wiederholt aber nur die wesentlichen Inhalte von GG Art.3. Der § 9 könnte also eigentlich wegfallen, weil er mit Blick auf das übergeordnete Grundgesetz redundant ist. In vielen Gesetzestexten werden Inhalte aus übergeordneten Gesetzen wiederholt, diese theoretisch verzichtbaren Anteile verbessern die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Gesetze, sie sind zulässig, obwohl diese Gesetze bzw. deren Gesetzgeber dafür gar nicht zuständig sind.
Im Dienstrechtsmodernisierungsgesetz hätte also auch eine Wiederholung von Teilen des BeamtStG oder GG stehen können (vermutlich findet man solche Stellen sogar). Solche redundanten Passagen stören niemanden.
NRW ist unzuständig, ein dem BeamtStG § 9 direkt widersprechendes und GG Art.3 indirekt widersprechendes Gesetz zu erlassen. D.h. die Feststellung der Unzuständigkeit des Landes stellt implizit auch den Verfassungsbruch (GG Art.3) fest.
Eine zweite Klatsche ist die folgende im Prinzip überflüssige Erwähnung in der Urteilsbegründung:
Das Gericht hat also deutliche Zweifel, ob die oben erwähnte Entkernung von Art. 33 Abs. 2 GG verfassungsgemäß ist. Das ist selbst mit als Amateurjurist sofort aufgestoßen.
Na, das ist ja schon fast der nächste Artikel… schön mit Hintergrund zum Nachlesen aufbereitet. Ich wollte ohnehin mal wieder etwas über Quoten schreiben, weil da neulich wieder etwas aufgeflammt ist.
Hallo Graublau! Ich würde Dir gerne meinen Text für den 09. des Monats zukommen lassen und lieber nicht selbst einstellen, weil wie gesagt, meine Kenntnisse sind nicht sooo wahnsinnig und ich möchte da lieber nicht alles sabotieren. 🙂 Hättest Du mir eine E-Mail-Adresse, wo ich Dir den Text zukommen lassen kann? Wäre super! Danke!
Die Emailadresse findest du zB hier
https://geschlechterallerlei.wordpress.com/wie-kann-man-mitmachen/
geschlechterallerlei ät gmail.com (also mit @)
geschlechterallerlei ät gmail punkt com
Der Artikel ist vorbereitet und eingestellt für morgen früh!
Wir bestärken Jungen darin, sich mit ihrer Rolle auseinanderzusetzen und sich für ihre und die Rechte von Mädchen einzusetzen.
Jungen haben nur Probleme solange Mädchen Probleme haben. Wie hoch war nochmal der Gender Empathy Gap? 95%?
Zur Zeit: Was soll Mann auch auf die immergleichen, immerdummen Vorhalte antworten. Es ist sinnlos gegen den Wind zu sprechen, und mit Frauen zu reden, die einem was vom dem Patriarchat erzählen wollen. Hier versucht eine Frau z.B. über Amokläuferinnen zu schreiben, lässt aber nur ihrer Mysandrie freien Lauf. Zum Schluss aber gibt sie ungewollt eine Rezeptur, wie man mit feministischen Stumpf-und-Widersinn umgehen sollte:
„Hört das denn nie auf?, diese Frage wird derzeit ständig zitiert. Wir hätten es in der Hand, dass es aufhört. Wir müssten unsere mediale Aufmerksamkeit für abartige Taten drastisch zurückfahren und uns selbst und der Welt zeigen, das wir uns für andere Dinge mehr interessieren“