Da ich mit meinem Blogpost zum 20. wieder mal nicht pünktlich fertig werde, gibt es heute erneut nur eine Ankündigung: in meinen nächsten drei Blogposts werde ich mich mit dem amerikanischen Männerrechtler Jack Donovan auseinandersetzen, dessen Weg als Autor im Jahre 2007 als Dissident der schwulen Subkultur in den USA beginnt und der seither – in welchem Maße und Umfang, bleibt noch festzustellen – bei der Neuen Rechten, dem Neopaganismus und Neoprimitivismus angedockt hat. Die Dreiteilung folgt inhaltlich den drei von Donovan bislang veröffentlichten Schriften: Androphilia (2007), The Way of Men (2012) und Becoming a Barbarian (2016).
Da seine feminismuskritischen und männerrechtlichen Standpunkte sich mit den in unserer eigenen Blogosphäre anzutreffenden Standpunkten durchaus ein gutes Stück weit überlappen, halte ich es für angemessen und geboten, sich damit inhaltlich gründlich auseinanderzusetzen. Dies umso mehr, als sein zweites Buch für den kommenden Juli bei dem zur deutschen Neuen Rechten zählenden Antaios-Verlag als Der Weg der Männer in einer deutschen Übersetzung angekündigt ist.
Einen ersten Eindruck kann beispielsweise das folgende zweiteilige Interview auf Youtube (leider nur auf Englisch) bieten:
Das sieht ja nun wirklich nach einer interessanten Fallstudie aus. Mir jedenfalls war das überhaupt nicht geläufig.
Auch super, dass nicht immer nur Feminismus kritisch beleuchtet wird!
Applaudieren wir jetzt schon identitären White-Power-Rassisten aus dem Bibelgürtel?
Applaus? Ich hör‘ nix! Im Übrigen lebt er in Oregon, das gehört nicht zum Bible Belt.
Er wird vollkommen unkritisch als „Autor“ und „Dissident“ vorgestellt. Seine Schriften und Bücher werden beworben, inklusive Direktlink zum Kaufen. Er darf sich in zwei Videos auslassen.
Kein kritisches Wort zu seinem homophoben, rassistischen, identitären Geschwurbel.
Also ja, das hier geht als 1a Werbung durch.
@ Skythe
Hast du schonmal einen Text von Djadmoros gelesen?
Wohl nicht, oder? Wenn du Djadmoros politische und geschlechterpolitische Sichtweisen etwas besser kennen würdest, würdest du wohl kaum auf die Idee kommen, es ginge ihm um Applaus oder Werbung für diesen rechten Spinner.
Gedulde dich ein wenig und beurteile Djadmoros Texte dazu, wenn sie hier veröffentlicht sind.
@Skythe:
»Er wird vollkommen unkritisch als „Autor“ und „Dissident“ vorgestellt.«
Das Kriterium dafür, ihn als Autor zu bezeichnen, erfüllt er dadurch, dass er Bücher veröffentlicht. Das Kriterium dafür, ihn als »Dissident« zu bezeichnen, erfüllt er dadurch, dass er sich in Bezug auf sein Verständnis von Homosexualität (er ist selbst homosexuell) im Dissens zum Mainstream der schwulen Subkultur befindet.
»Seine Schriften und Bücher werden beworben«
Damit es sich um Werbung handelt, müsste ich bereits ein positives Urteil ausgesprochen haben. Meine Ankündigung enthält kein solches.
»inklusive Direktlink zum Kaufen«
Das kann man auch als Warnung verstehen: dieses Buch wird demnächst auf Deutsch erhältlich sein. Ich halte nichts davon, die Existenz von Büchern, die man meiner Meinung nach besser kennen sollte, zu verschweigen.
»Er darf sich in zwei Videos auslassen.«
Die sich innerhalb von zehn Sekunden auch direkt bei Youtube finden lassen. Zudem weigere ich mich grundsätzlich, Berührungsverbote auszusprechen oder zu befolgen, weil jemand eine »falsche Meinung« vertritt. Das ist die Vorgehensweise von Blockwarten und Politkommissaren, die ich zutiefst verabscheue.
»Kein kritisches Wort zu seinem homophoben, rassistischen, identitären Geschwurbel.«
Das ist auch nicht der Zweck einer Ankündigung.
»Also ja, das hier geht als 1a Werbung durch.«
Dieses Urteil liegt allein im Auge des Betrachters. Im Übrigen führt die Verwendung der Vokabel »Geschwurbel« zwangsläufig dazu, dass ich die Kompetenzvermutung in Bezug auf mein Gegenüber sehr, sehr tief ansetze.
Wenn Donovans Bücher nämlich eines nicht sind, dann »Geschwurbel« – und genau darum halte ich es für wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, auf welche Weise genau er zu seinen politischen Konsequenzen gelangt. Und zwar möglichst bevor irgend ein feministischer Schmierlapp aufgrund der Verfügbarkeit des deutschen Textes daran geht, die Männerrechtsbewegung mal wieder per guilt by association zu denunzieren.
@Leszek: Danke! 🙂
Der passende Text zum Buch:
Martin Lichtmesz: „Wege und Sackgassen für Männer: Hannah Lühmann über die eierlose Linke“
http://www.sezession.de/54448/wege-und-sackgassen-fuer-maenner-hannah-luehmann-ueber-die-eierlose-linke.html
Lichtmesz ist auch der Übersetzer von Donovans Buch. In dem verlinkten Blogpost wird die Botschaft klar, die mit seiner Donovan-Übersetzung verbunden wird (mit Bezug auf den auch bei Genderama verlinkten Lühmann-Artikel):
»Man kann heute nicht mehr „links“ und zugleich ein Mann sein, wie ihn sich Lühmann wünscht – oder wie viele Männer selbst gerne wären. Die Linke wird euch nur „auffressen“ und zerfressen, bis andere, linksresistente, von ihr selbst importierte Männer kommen und sie ihrerseits auffressen werden. Der Weg der Männer kann heute nur nach „rechts“ führen.«
Und genau diese Behauptung kann man in meinen Augen nicht unbeantwortet lassen.
Ich bin gespannt, was du darauf antworten wirst.
Zufälligerweise lese ich gerade ein Buch (Lee Harris: The Suicide of Reason), in dem der Gegensatz zwischen „rational actor“ und „tribal actor“ eine wesentliche Argumentstionslinie ist. Der rational actor ist ist gewissermaßen das westliche Ideal des zivilisierten, aufgeklärten, universalistisch denkenden Menschen, der Konflikte mit Vernunft und Diskussion beenden will. Im Gegensatz dazu ist der tribal actor fanatisch, loyal gegenüber seinem Stamm, von dessen Überlegenheit überzeugt und vor allem bereit, zur Durchsetzung seiner Interessen Gewalt anzuwenden und im Extremfall auch zu sterben.
Harris meint nun, dass wir im Westen (genauer: westliche Intellektuelle) uns Illusionen darüber machen, wie rational in diesem Sinne der Mensch wirklich ist (für ihn ist das alles ein Kulturprodukt) und in einer Welt, in der es zu Konflikten zwischen diesen beiden Akteuren kommt, der tribal actor auf Grund seiner Haltung als Sieger hervorgehen wird.
Donovan und Lichtmesz knüpfen gewissermaßen hier an und sagen: „Liebe deutsche / europäische / weiße Männer, ihr steht einem fanatischen Feind gegenüber, der an Diskussionen nicht interessiert ist und euch für eure Schwäche verachtet. Ihr müsst jetzt selbst wieder stark, ja notfalls wieder zu Babaren werden, um in dieser Auseinandersetzung zu bestehen.“
Ich sehe im Moment nicht, wie man sich dieser Logik entziehen kann.