Warum ich meine, gute Gespräche mit viel weniger Aufwand hinzubekommen

Bei Alles Evolution erschien vor einigen Tagen ein Artikel namens “Gib Frauen beim Flirten keine direkten Antworten, es sei denn diese ist Nein”. Das ist natürlich erst einmal ein interessantes Spiel.

Ich bin aber überzeugt, dass man sich nicht erst völlig ausgefallene Sachen wie die erwähnte „Lachszucht in Norwegen“-Geschichte antrainieren muss, um interessante Gespräche zu führen und sein vorhandenes sympathisches Wesen rüberzubringen. Deswegen habe ich mir als kleine Herausforderung vorgenommen, zu schreiben, wie es aus meiner Sicht besser geht. Die entscheidende Passage zur Erkenntnis ist dabei diese:

Aber jeder erzählt dabei die Punkte, die er bei jedem kennen lernen erzählt und keinen von beiden interessiert das, was der andere sagt und das, was man selbst sagt wirklich. Es ist nicht spannend von seiner Arbeit zu erzählen und abseits der bloßen Fakten kommt keine Spannung zwischen den beiden auf. Man könnte das gleiche Gespräch auch mit einem neuen Kollegen führen oder auf dem Geburtstag seiner Oma mit seinem Platznachbarn, der besten Freundin der Oma. Man hat es auch schon tausendmal geführt, es ist langweilig und nichts, an das man sich erinnert.

Ja, wieso denn eigentlich? Warum sollte man akzeptieren, dass Gespräche auf Familientreffen oder der Arbeit grundsätzlich langweilig sind?

Das wäre doch ein Ansatzpunkt mit viel niedrigerer Schwelle, um seine Kommunikationsfähigkieten zu verbessern. Da kann man auch trainieren mit Leuten, bei denen es einem nicht dramatisch peinlich ist, wenn man sich einmal verhaspelt und die einem selbst auch mal etwas nachsehen.

Außerdem gibt es dadurch viel mehr Gelegenheiten, die eigene Wirkung auf andere Menschen zu überprüfen (und zu erkennen, wie unterschiedlich diese sein kann). Wer generell mit Leuten besser zurechtkommt, wird „im Ernstfall“ nicht so stark umschalten müssen, wird aber auch generell als „sozialerer Mensch“ wahrgenommen.

In dem Sinne: Ja, Sachgespräche können bei sozialen Anlässen fürchterlich langweilig sein. Wichtiger ist, Emotionen herüberzubringen, und das geht gut bei dem, wofür man brennt. Der eigene Beruf, den man vor allem wegen der Kohle und nicht wegen der allgemein interessanten Arbeit ausübt, ist ein schlechtes Gesprächsthema. Aber es gibt 1000 Sachen, über die man ins Gespräch kommen kann: Urlaub etwa (andere Länder, Sprachen, ungewöhnliche Erlebnisse); bei Feiern kann man vom Essen auf dem Tisch zu Lieblingsspeisen kommen, selbst das berühmt-berüchtigte Thema Wetter kann man verwenden, um in wenigen Sätzen überzuleiten, warum man das so liebt / hasst bzw. was man dann am liebsten macht / so gerne tun würde.

Aber vor allem ist ein gutes Gespräch geben und nehmen. Wenn ich nur über mich selbst rede, ist das sterbenslangweilig. Fragen stellen, es genauer wissen wollen, neugierig sein, sich für andere interessieren – das macht einen Menschen als soziales Wesen aus und letzten Endes auch selbst wiederum interessant. Wenn also als Sachantwort kommt „Ich studiere X“, kann man sofort fragen, wie jemand darauf gekommen ist, was besonders Spaß macht (oder nervt), wieso gerade in Stadt Y, was da sonst so los ist usw. Man kann also selbst die Emotionen ins Spiel bringen.

Das wird einem auf direkte Weise keinen garantierten Flirterfolg bringen. Es hat aber den wichtigen Nebeneffekt, dass man sich unter anderen Leuten wohlfühlt und sich andere in Gegenwart von einem selbst. Außerdem hat man so die Möglichkeit, jede Menge interessanter Leute kennenzulernen (bzw. herauszufinden, wie interessant Leute sind, mit denen man bisher nur wenige Worte gewechselt hat), was ein gutes Rezept gegen Langeweile im Leben ist.

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Wenn es ums Reden geht, gibt es einen idealen Titel…

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