Warum mich solche Frauenfußballwerbung ärgert

„Dritte Plätze sind was für Männer!“ hieß es zur Fußball-WM der Frauen 2011. Und auch für die diesjährige WM ist es gelungen, eine selten dämliche Werbung zu finden:

#Titeltraum – Ein Kurzfilm mit Carolin Kebekus.

Warum stößt mich das so ab? Was haben beide Werbungen im negativen Sinne gemeinsam?

Wie die Stadtmensch-Chronicles 2011 berichteten: „Von Anfang an wurden die WM-Kampagnen als Kriegserklärung gegen die Männer designt.“

Ja, dieses Element „Wir sind besser als die Männer“ finde ich schon sehr verstörend, zumal es für mich nach „Wir müssen uns unbedingt mit Männern vergleichen!“ klingt. Dabei sollte die eigene Leistung doch einen eigenen Wert haben – unabhängig davon, was andere geschafft haben (außer natürlich, sie waren die direkten Konkurrenten).

Beim Fußball könnte das Bild nicht weiter von der Realität entfernt sein: 2003 verloren die damaligen Weltmeisterinnen gegen die B-Jugend des VfB Stuttgart, also gegen 14- bis 16-jährige (Quelle: taz).

Den Kurzfilm würde man mit vertauschten Rollen sofort als sexistische Werbung brandmarken. Man stelle sich vor, so wie Carolin Kebekus würde ein Mann über Frauen reden (und dabei als positive Figur dargestellt)! Manches geht eben nur mit Männern…

Es ist aber auch bezeichnend, dass die Schiedsrichterin, die eigentlich neutral über einen sportlichen Wettkampf wachen müsste, klar Partei ergreift und das Geschehen genüsslich kommentiert. Man fühlt sich an manche Debatten erinnert, wo einige Leute der Meinung sind, Sprüche dürften nur in eine (die politisch genehme Richtung nämlich) ausgeteilt werden. Stattdessen wäre hier ja eine weitere Chance, die Leistung einer Frau zu zeigen, die in ihrer Rolle als Schiedsrichterin aufgeht und das Spiel nüchtern und zurückgenommen beurteilt.

Der Film ist aber auch ansonsten von vorne bis hinten verkrampft und bemüht: Er wiederholt den alten Grabenkampf Männer gegen Frauen, am dem außer irgendwelchen Extremisten sowieso niemand Interesse hat. Die Männer spielen vorher fröhlich und entspannt und fangen erst gegen die Frauen mit peinlichen Patzern an. Die Botschaft für Männer lautet also: Spielt nie gegen Frauen, da könnt Ihr nichts gewinnen, sondern Euch nur blamieren! Das kollektive Gekicher der Frauen auf die abwertenden Sprüche gegenüber den Männern zeugt auch nicht gerade von einem Frauenbild, das im 21. Jahrhundert angekommen ist.

Es ist schon traurig, dass der Frauenfußballnationalmannschaft ein Wert nur gegen die Männer zugestanden wird. Waren wir da nicht schon einmal weiter?

Popkultur

Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal ein Lied aus dem Jahr, als den Männern bei der Fußball-WM ein dritter Platz zuwenig war.

Andreas Bourani: Auf uns

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