Mir ist neben den Flirttipps von Erzählmirnix noch ein anderer Text zum Thema „Was sind gute Bedingungen, um auf Frauen anziehend zu wirken?“ im Gedächtnis geblieben. Da er ebenfalls von einer Frau stammt, hat das gleich zwei Vorteile: Zunächst kann ich als Mann überprüfen, inwieweit sich das mit meinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen deckt. Was Menschen mit verschiedenen Geschlechtes (und auch sicherlich in vielen Punkten unterschiedlicher Weltanschauung) geteilt wird, das ist zumindest durch ein sehr feines Sieb gegangen. Außerdem ist das eine gute Gelegenheit, den Spruch „Frauen sagen A und machen B“ auf seinen Wahrheitsgehalt zu testen.
Der Artikel heißt „Männlichkeit, die attraktiv macht“ und stammt von Onyx. Sie schreibt am Anfang ihrer Aufzählung, Maren habe es bereits ähnlich angedeutet, verweist aber leider auf keine Quelle.
Wenn ich mal die Einleitung (den ersten Abschnitt) überspringe und den Nachtrag (ersten Kommentar) dazunehme, dann lese ich folgende Punkte:
- körperliche Attraktivität – wird zwar als letzter Punkt genannt, aber nicht unter den Teppich gekehrt oder marginalisiert. Finde ich so wie es dargestellt wird sehr treffend: Natürlich spielt das eine Rolle, aber das alleine reißt nichts raus (d.h. wenn das ganze Verhalten schrecklich ist).
- Empathie, sich für andere interessieren – ja. Der Mensch lebt davon, zu anderen Menschen positive Beziehungen aufbauen zu können.
- lachen können und freundlich sein – ja! Ich bin inzwischen überzeugt, dass wir in Deutschland eine absolute Lächelwüste haben. Meine eigenen Experimente mit „grundlos lächeln und über die Maßen freundlich sein“ waren so verblüffend erfolgreich, dass ich nicht beabsichtige, dieses ungewöhnliche Verhalten abzustellen. Viele Leute scheinen nur darauf zu warten, dass jemand anderes das Eis aufbricht, und tauen dann selbst total auf.
- sich nicht todernst ernst nehmen und seine Grenzen kennen – das trifft es schon sehr gut. Das sind zwei Eigenschaften, die Leute viel erträglicher machen und damit geeignet dafür, mit ihnen mehr Zeit zu verbringen.
- Lebensinhalte haben – das kann in zweierlei Hinsicht gelten. Zum einen bezogen auf Intelligenz und Intellekt. Zum anderen aber auch auf eigene Aktivität. Tatkräftigkeit wird bei Männern belohnt und ermutigt. Selbst wenn man sich mal irrt und in etwas verrennt, wird das besser aufgenommen als allzu vorsichtiges, zögerliches Handeln.
- Verantwortung für sich selbst (und das eigene Handeln) übernehmen – oh ja. Das ist ein Punkt, der immer wieder aufkommt und der für Menschen allgemein gilt.
- mit Klischees brechen, über ihnen stehen – nun, man wird nicht alle Klischees auf einen Schlag brechen können und man wird auch nicht ständig über den Dingen stehen. So funktionieren Menschen nicht, die in eine Gesellschaft eingebettet leben. Aber eben nicht einfach alles zu 100% an- und übernehmen, was einem vorgesetzt wird, sondern sich in gewisser Weise daraus zu erheben, und das noch humorvoll – das ist großes Kino, weil es in positivem Sinne so unheimlich menschlich ist. Denn der Wunsch, etwas zu ändern, ist idealistisch, und ein lockerer, spielerischer Umgang verhindert, dass man sich allzu wichtig nimmt. Ich glaube, dass das tiefe Bedürfnisse in uns Menschen anspricht und dass jemand, der das macht, auch nach außen strahlt.
Insgesamt eine Liste, der ich sehr viel Wahres und Positives abgewinnen kann. Das passt in weiten Teilen zu meiner Wahrnehmung und meinen Erfahrungen. Zudem wird zu keinem Zeitpunkt behauptet, dass dies ausreicht, um als Partner interessant zu sein.
Mal von der körperlichen Attraktivität abgesehen (an der man viel mehr machen kann, als man gemeinhin glaubt – siehe Fettlogik überwinden), lassen sich all diese Punkte zu einem Stichwort subsummieren: Souveränität.
Das ist die eine große wichtige Sache, die ein Mann anstreben muss. Darum hat MANNdat mit dem Text „Lebenssituation junger Männer“ so recht, wenn da steht:
Das Schlüsselanliegen besteht darin, Männer zu den Autoren ihres eigenen Lebensentwurfs werden zu lassen.
Genau. Das dient nämlich nicht nur den Männern, sondern macht sie attraktiv und bringt damit die Gesellschaft insgesamt weiter. Nun läßt sich Souveränität nicht wie ein Geschenkkarton übergeben – das muss man jeweils selbst leisten (allein schon aufgrund des Punktes mit der Verantwortung für das eigene Handeln). Allenfalls kann ich anerkennen, wenn sich jemand souverän verhält.
Vielmehr ist die umgekehrte Frage interessant, was denn verhindert, dass Männer souverän werden. Dass dem vielfach so ist, darüber trifft oben erwähnter MANNdat-Texte eine klare Aussage:
Das Lebensgefühl vieler junger Männer ist geprägt von einer tiefen Verunsicherung.
Also, was sind die Hindernisse, die es aus dem Weg zu räumen gilt? Das ist einen eigenen Artikel wert.
Popkultur
Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Diesmal eine Coverversion eines Klassikers. Irgendwie kommt mir das Lied immer in den Kopf, wenn ich über das Thema schreibe.
Salt ‚N‘ Pepa (featuring En Vogue): Whatta Man
„Vielmehr ist die umgekehrte Frage interessant, was denn verhindert, dass Männer souverän werden“
Möglicherweise die Umarmung von Kriterien, die ein Tussi-Feminismus zu Gradmesser für männliche Attraktivität kürt. 🙂
Das ist also die Liste, an der sich Männer orientieren sollen:
körperliche Attraktivität (= fat shaming, ageism), Empathie (=sich für die Wünsche der Frau einsetzen), zum Lachen bringen können (Spaßbremsen wie Onyx erheitern), seine Grenzen kennen (= ggü den Wünschen von Frauen zurückstecken), Tatkraft ( = soweit sie die Libido der Frau anregt, ansonsten keine Konkurrenz), Verantwortung (=heforshe), mit Klichees brechen (= Bestehen des Shittests).
Ich weiss, das ist jetzt ein wenig böse. Man kann diese Liste, so wie du, auch wohlwollend deuten. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass die positive Erwähnung von Männlichkeit von seiten einiger Tussifeministen, die jahrelang jokes über Männlichkeit machen, kein Grund darstellt, sie lobend zu erwähnen. Stell doch mal eine Liste für Frauen auf und schaue ob Onyx einen Beitrag über graublau schreibt und ihn lobt.
Zum Beispiel:
Frauen müssen körperlich attraktiv , d.h. , nicht älter als 27 sein (wg. Fruchtbarkeit). Sie sollten empathisch sein, also in der Lage sein, sich in ihrem männlichen Partner hineinzufühlen und seine Wünsche (zum Beispiel nach Sex) wahrzunehmen. Sie sollten nicht so übervorsichtig, ängstlich und kritisch sein, damit man auch mal gemeinsam über einen derben Witz lachen kann. Frauen sollten Männern den Freiraum lassen und sich nicht immer einmischen und partizipieren wollen. Frauen sollten Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und sich nicht hinter der Opferrolle verstecken. Insgesamt wäre ein konsequenteres Denken und Handeln wünschenswert. Sie sollte ihre Rolle in der Familie verantwortungsvoll wahrnehmen und auch mal Opfer für den Mann bringen zum Wohle für das Familienganze. Macht der Mann ja auch. Und zuletzt wäre es schön, wenn es mehr Frauen gäbe, die vom Tussi-Klichee abweichen würden, weil Tussis mit der Zeit so langweilig werden.
Hört sich irgendwie seltsam an. Warum wohl?
„Hört sich irgendwie seltsam an. Warum wohl?“
Ganz einfach, weil einige dieser Forderungen schlicht nicht realistisch sind. Man wird nun mal älter als 27. Es wäre schön, wenn es etwas gegen das Altern gäbe, aber momentan sind wir noch nicht soweit. Frauen machen das nicht absichtlich, dass sie mit 28 plötzlich Falten entwickeln, graue Haare kriegen und nicht mehr schwanger werden können 😦
Ganz einfach, weil einige dieser Forderungen schlicht nicht realistisch sind.
Solche Ansprüche beruhen auf Ideale und sind insofern immanent schlicht nicht realistisch. Daran krankt allerdings auch Onyx‘ Anspruchsliste.
Dadurch, dass Onyx hinter jedem Anspruch ein Pejorativ für das Gegenteil formuliert wird eigentlich auch recht deutlich, dass es ihr eher um „Männlichkeitskritik“ geht als darum, zum Ausdruck zu bringen was sie attraktiv findet.
Die analoge Liste wäre in etwa:
– „Frauen müssen körperlich attraktiv , d.h. , nicht älter als 27 sein. Es gibt nichts abstoßenderes als alte Schabracken“
– „Sie sollten empathisch sein, also in der Lage sein, sich in ihrem männlichen Partner hineinzufühlen und seine Wünsche (zum Beispiel nach Sex) wahrzunehmen. Frigide Zicken sind absolut widerlich, das lernt schon jeder Säugling“
– „Frauen sollten Männern den Freiraum lassen und sich nicht immer einmischen und partizipieren wollen. Wer will schon eine kontrollsüchtige Gouvernante im Bett haben?“
– „Frauen sollten Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und sich nicht hinter der Opferrolle verstecken.“ (hier hat Seitenblick das Muster recht gut getroffen)
– „Sie sollte ihre Rolle in der Familie verantwortungsvoll wahrnehmen und auch mal Opfer für den Mann bringen zum Wohle für das Familienganze. Narzisstisch gestörte Feministinnen bieten nun mal keine Basis für die Gründung einer Familie und sind ziemlich eklig“
usw.
–
Das ist die nette, quasi die PC-kompatible Liste. So weit, so langweilig.
Wo ist der Rest? Der dunkle Teil? DAS ist, was wir wissen wollen, was letztendlich wiegt.
Na, den weißt du doch eh schon! Du bist ja einer der Eingeweihten, die dieses Geheimwissen besitzen! Wozu noch die Bestätigung, wenn du die einzige Wahrheit doch schon kennst?
Früher … ach, ja, damals in Zeiten, als es noch Zeitungen gab … da war das, was Frauen suchten, ein Mann, der „humorvoll“ ist (das trifft auf die Liste zu) und (das ist dann wohl entscheidend (nicht unvermögend). Was die Männer unattraktiv macht ist die Humorlosigkeit des Feminismus und die Gesetze, die dazu führen, dass der Mann verarmt.
Das was ich Onyx aus der Liste mit abstand am wenigsten abnehme ist die Behauptung, dass ein Mann mit Klischees brechen soll.
Dass diese Aussage ausgerechnet von einer Feministin kommt trägt ein besondere Ironie in sich.
Mit Klischees zu brechen hat sicher ehr viel mit Souveränität zu tun, attraktiv macht es aber nicht.
Im Gegenteil, mit Klischees zu brechen ist gradezu per Definition gefährlich.
Das, was Onyx meinen dürfte, sind Scheinklischees, die vielleicht mal echte Klischees waren, und von irgendwelchen Leuten unter beträchtlichen eigenen Risiken gebrochen wurden.
Wenn bereits ein Umdenken eingesetzt hat und die, die sich dann als Vorreiter des neuen Zeitgeistes präsentieren, dafür bewundert werden, ist es längst kein Klischee mehr. Es ist dann ein neues Klischee, das Gegenteil zu verkörpern.
Was Onyx haben will ist, dass Männer ihren feministischen Klischees entsprechen sollen.
Echte Männliche Klischees zu durchbrechen wäre z.B. Stricken oder Ballettanzen. Da gehört ein gewisser Mut dazu.
Oder noch schlimmer: Das Klischee des Mannes als Gewalttäter nicht zu akzeptieren. Männer als Opfer bei häuslicher Gewalt anzusprechen.Bringt mir das wirklich ein Attraktivitätsmerkmal gegenüber Onyx ein?
Bezweifle ich doch mal sehr.