Ich hatte es schon einmal woanders gesehen und nach dem Anfang mit Schaudern schnell weggeklickt. Jetzt hat es Gerhard aber in einem Kommentar erwähnt und deswegen gehe ich ausdrücklich darauf ein: Jemand vergleicht in einem Video Sex mit „jemandem eine Tasse Tee machen“ und will daran das Konzept der Zustimmung (consent culture) erklären.
Tea Consent
Nette Idee, aber hanebüchen. Der Vergleich hinkt einfach an zu vielen Stellen – oder offenbart ein völlig verqueres Weltbild:
- Tee trinken ist nicht etwa etwas, was gegenseitig geschieht, nein, eine der Personen „erleidet“ das quasi und läßt es über sich ergehen. Besser kann man Frauen nicht als völlig passiv darstellen. (Machen wir uns nichts vor, es geht um Männer und Frauen.)
- Nicht der aktive Part, also die Arbeit um das Tee zubereiten und das vorschlagen, ist irgendwie eine Leistung. Nein, der großartige Teil ist die Gnade der Person, der der Tee angeboten wird, sich dazu herabzulassen, ihn anzunehmen!
- Die Person, der der Tee angeboten wird, kann nicht von sich aus einfach sagen, dass sie heute keine Lust auf Tee hat, selbst wenn sie weiß, dass die andere Person ständig Tee trinken will. Sie kann auch nicht von sich aus eine andere Zeit vorschlagen oder etwas ganz anderes zu machen.
- Es ist überhaupt nicht möglich, bereits vorab auf das Thema Tee trinken zu kommen. Weder kann man Durst signalisieren noch Lust auf Tee. Es gibt auch keinerlei Phasen, die überlicherweise vor dem Teetrinken ablaufen. Man kann keine Stimmung für Tee trinken erzeugen.
- Man stelle sich den Horror vor, plötzlich Tee zu trinken, nur weil man vorher gemeinsam die Sorte ausgesucht, das Wasser zum Kochen gebracht und die Tassen hingestellt hat. Wenn man dann nicht noch einmal ausdrücklich vor jedem Schluck nachfragt, ist es ganz klar rape tea!
- Wenn eine Person, so wie in dem Video dargestellt, ständig Tee trinken will, warum trinkt sie den nicht alleine oder sucht sich jemand anderes dafür? Scheint ja keine gute Konstellation zu sein, wenn einer ständig will und der andere nicht.
- Was passiert eigentlich, wenn die passive Person gerne Tee hätte, aber die aktive ausnahmsweise keine Lust, welchen zu machen und zu trinken?
Lustige Anekdote am Rande: Die Autorinnen des Films „Mädchen Mädchen 2“ haben „Teetrinker“ als synonym für „Langeweiler“ verwendet. Konkret bekommt es der eigentlich ganz okaye Junge ab, der ständig Tee für eines der Mädchen macht.
Popkultur
Was wäre ein Blogeintrag ohne Popkultur? Die Ärzte haben mal ein Wortspiel auf „Liberté“ gemacht. Durch die neue Metapher bekommt das Lied jedoch eine andere Bedeutung.
Die Ärzte: Lieber Tee