Noch ein bisschen Pressekommentarschau

Der Beste zum Anfang. Auf Alltagssexismus.de werden in bester Aufkreischmanier wirklich schlimme Vorfälle zusammen mit Genöle und unwichtigen Vorkommnissen gemixt. Ausgeblendet werden –Männer sind ausgeschlossen– die männlichen Erfahrungen mit Sexismus. Letzteres schadet der Diskussion und ersteres schadet Frauen, die wirklich problematisches erfahren haben.

Zahlen-Richtig-Dreher

Deutschland im 21. Jahrhundert:
Frauen bekommen aktuell etwa 50 % der Rente der Männer. Besser gesagt: Männer bekommen 200 % Rente. Frauen bekommen etwa 25 % weniger Gehalt als Männer. Anders gesagt: Männer bekommen 125 % Gehalt. Warum ist der Maßstab eigentlich immer das Einkommen der Männer? Ich finde allein diese Vorgehensweise schon diskriminierend, mal ganz abgesehen von der Tatsache an sich, dass Frauen weniger Geld zur Verfügung steht.

http://alltagssexismus.de/posts/view/8067

Ich finds ja auch superduperdiskriminierend, daß man aus einer männlichen Perspektive ausrechnet, was gar nicht stimmt. Insbesondere finde ich es voll gemein, das alte Klischee zu bedienen, dass Frauen kein Mathe können.

Alt, aber gut: Der von mir durchaus sehr geschätzte Stefan Niggemeier bekommt in den Kommentaren ordentlich Gegenwind. Er hat aber auch so richtig danebengelangt. 225 Kommentare und sie sind richtig genußvoll zu lesen, was insbesondere Stefanolix und „User unknown“ zu verdanken ist, die ruhig und sehr gut argumentieren. Sehr schade, daß Niggemeier die Kommentare irgendwann schließt, ich wollte mich doch noch bedanken. Was hiermit nachgeholt werden soll.

Und klar, ganz aktuell der letzte Feministenartikel im SpOn von heute. Über den Gender Pay Gap..

Warum verdient ein Müllwerker so viel mehr als eine Krankenschwester?

…fragt die feministische Unternehmensberaterin. Ich frage mich, wo die sich überhaupt auskennt, denn daß das eine Lüge ist, kehren direkt mehrere Kommentatoren raus. Sehr witzig fand ich, daß darunter sogar eine Krankenschwester war, deren Mann Müllwerker ist. Es sind ca 300-500,- mehr, die die Krankenschwester nach Hause bringt, wobei anscheinend noch die Nachtzuschläge draufgerechnet werden müssen. Das ist aber auch Wurst, denn es sind beides wichtige Jobs und wir haben es dem Feminismus zu verdanken, daß die unteren Gehaltsgruppen gegeneinander ausgespielt werden, anstatt sich mit den Unterschieden zwischen Arm und Reich zu beschäftigen.

Ansonsten ist es das vorhersehbare. Frauen sind selbstbewußt und können alles, aber man darf doch bitteschön keine Frau für ihre Jobwahl verantwortlich machen. Deshalb ist es total gerechtfertigt von den 23% zu sprechen, selbst wenn selbst Frau Platen gemerkt hat, daß hier Teilzeitkrankenschwestern mit Vollzeitingenieuren verglichen werden. Schön, daß wir ca 112 Kommentatoren haben, die in der Hauptsache den Unsinn im Artikel wieder gerade rücken.

Für mich spannend, weil erst vor kurzem entdeckt. Das Aushängeschild für wirklich gut recherchierten Journalismus, Heise.de, leistet sich in letzter Zeit(?) feministische Aussetzer. Diese wohl ungekennzeichnet oder mit einem Dreibuchstabenkürzel als Autor. Und die berüchtigten Heiseforentrolls leisten wirklich gute Arbeit. Aktuell im Angebot ist Twitters Problem mit den Trolls sowie noch viel besser, das hochaktuelle Problem bei Wikipedia, nein nicht über feministische Spacken die Artikel verfälschen, sondern die behauptete Unsichtbarkeit von Frauen.

13 Kommentare zu „Noch ein bisschen Pressekommentarschau“

  1. „Warum verdient ein Müllwerker so viel mehr als eine Krankenschwester?“

    Das hab ich mir auch mal für mehrere Berufe angeschaut. Leider erhält man bei unterschiedlichen Quellen unterschiedliche Ergebnisse.

    Müllfahrer/in:
    http://www.gehaltsvergleich.com/gehalt/Muellfahrer-Muellfahrerin

    Krankenpfleger/in:
    http://www.gehaltsvergleich.com/gehalt/Krankenschwester-Krankenpfleger

    Maurer/in:
    http://www.gehaltsvergleich.com/gehalt/Maurer-Maurerin

    Erzieher/in:
    http://www.gehaltsvergleich.com/gehalt/Erzieher-Erzieherin

    Mechatroniker/in:
    http://www.gehaltsvergleich.com/gehalt/Mechatroniker-Mechatronikerin

    Grundschullehrer/in:
    http://www.gehaltsvergleich.com/gehalt/Lehrer-Lehrerin-Grundschulen-Primarstufe

    Entweder sind die Daten Mist oder die Ansicht das Frauenberufe schlechter bezahlt werden ist es. Die Ausbildung zum Erzieher muss man, glaub ich, selbst bezahlen und bei einigen Pflegeberufen ist das auch so. Das ist Mist und kenne ich von den Ausbildungsberufen die Männer so i.d.R. ergreifen nicht. Ich denken da würden sich dann aber auch keine Männer dafür finden.

    1. Da habe ich gerade noch einen passenden gefunden:

      http://alltagssexismus.de/posts/view/8066

      Alleinerziehende Steuerzahlerin

      Dass Alleinerziehende (in der absoluten Mehrheit Frauen) steuerlich schlechter gestellt sind als verheiratete kinderlose Paare. Das ist eine Sauerei! Und ich bezweifle, dass es so wäre, wenn die Mehrheit der Alleinerziehenden Väter wären.
      —————————-
      Ach ja, die Mehrzahl der Unterhaltszahler sind Väter. Diese haben einen Selbstbehalt von 1080,- und eine Erwerbsobliegenheit. Sie müssen zahlen, egal ob sie sich zu Null oder zu 49% an der Sorge beteiligen. Und –Überraschung– im Gegensatz zu den Alleinerziehenden mit II haben sie Steuerklasse I. Das ist so skandalös, dass sich sogar der deutsche (feministische) Juristinnenbund beschwert, daß es den Zahlvätern noch viel zu gut geht. http://www.djb.de/Kom/K2/pm14-32/

      1. „Selbstbehalt von 1080,-“ gegenüber de Ehefrau, der für Kinder liegt bei 960 Euro im Monat. Dabei ist aber durch den Barunterhaltspflichtigen die gesamte gesetzlich zulässige Arbeitszeit von 48 h die Woche auszunutzen, d.h. ist er mit einem 40 h/Woche Job nicht leistungsfähig wird für die restliche 8 h ein Unterhalt fingiert und auf den Selbstbehalt angerechnet. Es sei denn der Barunterhaltspflichtige kann nachweisen, dass er sich außerordentlich aber ohne Erfolg bemüht hat.
        90% der unterhaltspflichtigen Frauen sind nicht leistungsfähig, jedoch nur 20 % der Männer.

  2. ähm, das ist vielleicht ein Grund, warum Männer mehr verdienen: Sie beherrschen Mathematik.
    Wenn Frauen 75 % des Gehalts der Männer verdienen, dann verdienen Männer nicht 125% vom Gehalt der Frauen, sondern 133,33%.
    Die 8,33 % sind wohl Patriarchatsdividende.

  3. Alltagssexismus.de ist wirklich eine Fundgrube.

    http://alltagssexismus.de/posts/view/8058
    Carolin (Berlin)

    Meine erste WG zum Studiumsanfang, 8er-Wg, super Stimmung, viel Party, aber eines Tages Waschmaschine kaputt. 2 von uns (2 junge Männer die grade Zeit hatten) sind mal in den Haushaltswarenladen um die Ecke um zu kucken ob die da gebrauchte Waschmaschinen haben. Es gab welche, eine sah ganz gut aus, und einer von beiden hat gefragt ob es zu der Waschmaschine noch eine Gebrauchsanweisung gibt. Der Verkäufer daraufhin zu den beiden: „Sagen Sie, haben Sie keene Frau zu Hause?!“. Die beiden meinten daraufhin wahrheitsgemäß „wir haben 5 Frauen im Haus, aber die haben von Waschmaschinen auch keine Ahnung.“

    Wir haben uns damals in der WG kollektiv über diese Anekdote totgelacht, so absurd schien sie uns. Mittlerweile verstehe ich dass das für viele Frauen – mitten in unserer Großstadt, mit guter Bildung und eigenem Einkommen – wohl immernoch Realität ist.

    Tja, ist bestimmt nicht so wahnsinnig absurd, daß Frauen mit guter Bildung und eigenem Einkommen in der Großstadt keine Ahnung von Waschmaschinen haben. Dann haben wir noch Nachwuchs für Femen, die sich wundert, daß sexualisierte Kleidung sexualisiert wirkt.

    http://alltagssexismus.de/posts/view/8057

    Elfe im Furor

    Immer wenn ich höre oder lese, dass Frauen sich nur deshalb „sexy“ anziehen, um die Blicke von Männern auf sich zu ziehen, und dass sie dann schließlich selber schuld seien, wenn das und schlimmeres passiert, muss ich an ein Erlebnis meiner Jugend denken.

    Ich war 17 und das, was man einen Spätzünder nennt, hatte also keinerlei Interesse an Jungs, las sehr viel, speziell Märchen und Fantasy, und hatte einen Faible für Kleider aus ganz zarten dünnen indischen Baumwollstoffen, wie sie in den frühen 80ern in waren. Eines Tages kaufte ich mir ein Kleid, einen Traum von einem Kleid: weiß, weit, zarter Crinklestoff, kurz: Elfe pur. Und, da nicht gefüttert, logischerweise sehr transparent.

    Meine Mutter war entsetzt: Kind, das kannst du du nicht ohne Unterkleid tragen, da sieht man ja ALLES! – Wieso denn, ich hab doch einen Slip und einen BH drunter an, das reicht doch. Im Hochsommer unter das luftige Sommerkleid noch ein Unterkleid anzuziehen, führt die Luftigkeit eines Sommerkleides ziemlich ad absurdum.

    Ich setzte mich durch, war aber durch die Reaktion meiner Mutter sensibilisiert. Sonst waren mir Blicke von Männern nie sonderlich aufgefallen, weil ich eher introvertiert war und auf sowas einfach nicht achtete.
    Ja, und leider hatte meine Mutter recht. Das Traumkleid verschwand nach zwei Tagen im Schrank und wurde nie wieder angezogen.

    Ich hatte dieses Kleid getragen, weil seine Leichtigkeit mir ein wunderbares Körpergefühl vermittelte und ich mich darin ein bisschen elfenmäßig fühlte. Keinen einzigen Gedanken hatte ich daran verschwendet, wie ich damit auf Männer wirke. Und nun empfand ich einen gewaltigen FUROR gegen eine Welt, in der Männer, die sich nicht beherrschen können, durch ihr Gegaffe oder schlimmeres Frauen in ihrem Verhalten einschränken. Das hat mit TUGEND nichts zu tun, Herr Bundespräsident, sondern mit FREIHEIT.

    Kennt jemand eigentlich einen Mann, der Cola Light trinkt? Ich nicht.

    http://alltagssexismus.de/posts/view/8055

    Carolin (Berlin)

    Ich radle jeden Tag zur Arbeit. Auf dem Weg dahin hängt derzeit (Anfang März 2013) ein Werbeplakat zum Frauentag:

    „Coca Cola wünscht einen schönen Frauentag!“ darunter der Slogan zum beworbenen Produkt: „Coca Cola Light – OHNE KALORIEN!“

    Aha, Kalorienzählerei ist es also was Frauen ausmacht und was sie brauchen. ?! oder was?

    Das ist Sexismus. Und absoluter Alltag.

    1. Das erste Beispiel mit der Waschmaschine ist gegen Männer gerichteter Sexismus von einem Mann („Nur Frauen sind fähig eine Waschmaschine zu bedienen, Männer sind zu blöd dafür“)

      Das zweite Beispiel mit der Elfe ist kurios. Sie merkt – von der Mutter wachgerüttelt – die Grenzen, ihre Traumwelt in die Realität mitzunehmen und gibt dafür Männern die Schuld? Ich würde hier übrigens eher wetten, dass andere Frauen sehr viel kritischer auf ihr Outfit geschaut haben und dies wohl eher der Grund war, es nicht mehr anzuziehen. Aber in der Version kann man es ja nicht als Sexismus verkaufen…

      Und das dritte Beispiel: Haben die Marketing-Leute von Coca-Cola deswegen nicht Coke Zero erfunden? Um das umsatzeinschränkende Mädchen-Image von Coca Cola light zu umgehen und Marktanteile bei Männern zu gewinnen?

    2. Danke für diesen Hinweis zu Alltagssexismus. Teilweise ist es amüsant, zum Teil opfertriefend und ab und an richtig absurd. Da referenziert sich eine Opfergeneration selbst.

      Vermutlich würde ich, nach dem ich Alltagssexismus in einer Fleischerei von den (nicht gloreichen) Sieben Fachverkäuferinnen erfahren habe, mit dieser ’schröcklichen‘ Erfahrung gar nicht freigeschaltet werden dort. (es hatte etwas mit Weißwürsten und Zutzeln (Lutschen) zu tun.

      Meine Antwort an die anwesenden Grazien, postiert zwischen Hackfleisch, Mett und und Schinkenspeck: „Na die Damen, noch so jung und schon verwitwet“ hätte wohl eher eine Chance – Mit Triggerwarnung versehen selbstverständlich.

      1. Falls das m in „vom Twister“ nicht ein n sein sollte hier nur kurz der Hinweis: „Der“ Twister heisst Bettina Hammer (und ist meiner Meinung nach fast immer lesenswert).

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