Über DEN Feminismus

Immer wieder interessant, Diskussionen im Netz zu beobachten oder mich daran zu beteiligen. Besonders wenn es um Geschlechterthemen geht, werden Leute schnell ausfallend und beleidigend. Ein Großteil der Menschen würde sich niemals so äußern, wenn man sich im echten Leben gegenüber stehen würde. Genau das finde ich schade. Ich habe einige „Netzfeministinnen“ bereits real getroffen und hatte wirklich angenehme Gespräche.  Die gleichen Leute werfen einem im Netz alles Mögliche vor und werden schnell beleidigend. Kaum einer im realen Leben kennt mein zweites Leben im Netz und besagte Personen wussten vermutlich nicht, dass sie sich mit derselben Person unterhalten. Obwohl meine Meinung sich natürlich nicht von der im Netz geäußerten unterscheidet. 

Häufig werden Feministinnen mit Vorwürfen konfrontiert, mit denen sie nichts zu tun haben. Es werden Meinungen unterstellt, die gar nicht ihre sind. Ein gutes Beispiel hat Onyx vor kurzem in ihrem Blog: Solanas. Das nimmt dann doch kein Mensch mehr ernst und man muss sich nicht wundern, wenn man damit nicht unbedingt auf Gesprächsbereitschaft stößt. Außerdem gibt es innerhalb des Feminismus so viele Strömungen und Unterschiede, dass es ein Leichtes ist, jemandem etwas vorzuwerfen, was er gar nicht vertritt. Egal ob Quote oder Prostitutionsverbot, genug Feministinnen vertreten die eine, genug die andere Position. Schön finde ich, das in letzter Zeit immer mehr gesehen wird wie unterschiedlich doch die Positionen und Ansichten sind und wie wahr die Aussage ist: DEN Feminismus gibt es nicht! 

Unterschiede zwischen den Strömungen wie Gleichheits- oder Differenzfeminismus, die unterschiedlichen Wellen, sexpositiven und sexnegativen Feminismus. Und auch innerhalb dieser Kategorien gibt es wieder haufenweise unterschiedliche Meinungen. Allen gemeinsam ist nur die Grundlage, dass man sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzt und dabei schwerpunktmäßig das weibliche Geschlecht im Blick hat. Ich selbst gehöre eher zu den sexpositiven Differenzfeministinnen, obwohl ich damit jetzt nicht sagen will, dass ich allen Meinungen aus dem Lager kritiklos zustimme. Außerdem würde ich mich auch eher zu den gemäßigten Feministinnen zählen. Ich finde es nicht richtig, beleidigendoder verletzend gegenüber anderen Menschen zu werden, nur weil sie anderer Meinung sind. Auch bin ich im Gegensatz zu vielen radikalen Feministinnen nicht der Ansicht, der Zweck heilige die Mittel. Wobei radikal einerseits auch wieder nach Methoden und anderseits nach Position kategorisiert werden kann. Mit Leuten, die zwar radikale Meinungen vertreten, aber andere Meinungen zulassen und allgemein einen angenehmen Diskussionsstil pflegen, kann ich mich gut unterhalten, auch wenn die Meinungen teilweise gegenteilig sind. Beispiele hierfür sind Onyx oder auch Antje Schrupp, deren Blogs ich ausgesprochen gerne lese, auch wenn ich inhaltlich vielem nicht zustimmen kann. 

Auf der anderen Seite sind dann wieder gemäßigte Maskulisten, die auch angeben, sich für Gleichberechtigung einzusetzen. Deren Themen sind dann häufig die Benachteiligung von Vätern bei Trennung oder das Klischee vom gewalttätigen Mann. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem männlichen Geschlecht. Leider finden sich auch bei den Maskulisten radikale Auswüchse, die oft beleidigend gegenüber Frauen sind und diese nicht als Menschen wertschätzen. Wobei es vermutlich auch bei diesen einen Unterschied macht, ob man ihnen im Netz oder auf der Straße begegnet.

Ich glaube, wenn man die Bezeichnungen außen vor lässt, die künstlich ein Feindbild produzieren, haben die gemäßigten Vertreter beider Richtungen vermutlich mehr gemeinsam als viele denken.Beide Seiten wollen die tatsächliche Gleichberechtigung der Geschlechter, betrachten das Thema nur mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Und auch die Radikalen stehen sich, was ihren Umgangston und die Feindlichkeit gegenüber dem anderen Geschlecht angeht, in nichts nach. 

Häufig ist es leider ziemlich schwierig zu erkennen, wo sich jemand verortet, wenn er sagt, er sei Maskulist oder Feminist. Deshalb würde ich mich freuen, wenn man sich in Zukunft mehr mit den konkreten Ansichten einer Person auseinandersetzt und nicht anhand des Labels sofort urteilt!

 

 

 

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