Witzig. Fefe schreibt einen Text, der sich wahrscheinlich auf die Refefe-Geschichte bezieht. Bei „krank“, „Pille“ und „Ritzen“ ist mir direkt diese Tofutastisch-Geschichte eingefallen. Ist aber auch nicht die erste Feministin, die mit ihren Störungen hausieren geht. Versteht mich nicht falsch, ich will niemand wegen einer Erkrankung runtermachen, aber es sei doch erlaubt, zwischen Hasspredigten und Krankheiten eine Verbindung zu sehen.
http://blog.fefe.de/?ts=adc06a6b
Es paßt doch ziemlich gut. Nicht nur auf Fefes ursprüngliches Ziel, nicht nur auf die erwähnten Homophobenphoben, sondern auch auf Antifa, Feministinnen und natürlich im Kontext dieses Blogs.
Das Problem wären auch nicht die Personen mit ihren Erkrankungen an sich. Das Problem ist ein Umfeld, dass diese Erkrankungen neutralisiert und nach außen verlagert. Sie werden auf die Gesellschaft projiziert. Diese ist der Ursprung des eigenen Unbehagens. Wäre die Gesellschaft „gut“, müsste man nicht mehr sich ritzen oder sonstiges tun. Damit werden die eigenen Gefühle aber auch zu Wahrheitsanzeigern. Ich fühle mich schlecht, weil die Gesellschaft schlecht ist. Und wenn ich mich schlecht fühle, in Umkehrung, dann kann mit der Gesellschaft etwas nicht stimmen. So wird jede Distanz zu der eigenen Emotionalität aufgehoben. Die Emotionen werden zum Teil der Politik. Man überschüttet jeden damit. Das gilt übrigens auch für maskulistische Vertreter. Da passiert das ganz genauso. Das Problem ist, dass zwischen nüchterner Betrachtung und Emotion nicht mehr unterschieden wird und man es nicht mehr für nötig hält, zu hinterfragen, warum man so emotional reagiert und ob die Emotionen wirklich ein guter Ratgeber sind.
Ich finde es auch erstaunlich, wie stark psychische Probleme und gewisse ideologische Einstellungen miteinander korrelieren. Gerade im Netzfeminismus und in der amerikanischen Social-Justice-Warrior-Szene scheinen psychisch Unauffällige die Ausnahme zu stellen.
An dieser Stelle tun sich natürlich einige gefährliche Fallstricke auf.
Erstens haben wir keine Möglichkeit, diesen unseren Eindruck empirisch zu überprüfen. Es gibt leider keine Studien zur Prävalenz psychischer Krankheiten innerhalb gewisser Bewegungen. Ich habe diesen Eindruck, du hast diesen Eindruck und viele andere mehr. Es scheint legitim, hier eine gewisse Häufung zu vermuten, aber es bleibt eine Vermutung.
Zweitens verleitet dieser Eindruck zu unzulässigen Pauschalisierungen. Nicht alle Feministen sind psychisch auffällig, nicht alle psychisch Auffälligen sind Feministen.
Drittens muss die Einordung eines Glaubensinhaltes unabhängig vom Geisteszustand desjenigen erfolgen, der ihn hält. Ein psychisch Auffälliger kann zu richtigen Überzeugungen gelangen, ebenso wie ein psychisch unauffälliger zu falschen kommen kann. Auch sind bestimmte menschenfeindliche Überzeugungen von Feministen nicht deshalb menschenverachtend, weil sie von psychisch Kranken gehegt werden, sondern weil sie unabhängig vom Autoren des Gedankens menschenverachtend sind.
Was also können wir aus unserer Vermutung lernen?
Vielleicht können wir einige Hinweise für unsere Gesprächsführung mit Feministen mitnehmen un ein besseres Verständnis entwickeln. Wenn wir wissen, dass das Selbstbild eines Menschen am Festhalten an gewissen Überzeugungen abhängt, dann verstehen wir, warum es so viele als persönlichen Angriff interpretieren, wenn man ihre Überzeugungen in Frage stellt. Sie halten es für einen persönlichen Angriff, weil es aus ihrer Perspektive eine Gefährdung ihrer Identität darstellt. Sie reagieren entsprechend.
Leider scheint mir die Erkenntnis diejenige zu sein, dass das Gespräch mit manchen Leuten schlicht vollkommen sinnlos ist.
Bei aller Liebe, und auch wenn es da vielleicht gewisse Zusammenhänge geben könnte: Ich halte gar nichts davon, bestimmte Einstellungen und Sichtweisen zu pathologisieren. Denn das führt auf die schiefe Ebene, dass man bestimmte Ansichten und dann auch Menschen nicht mehr ernst nehmen muss. Das würden Feministinnen zurecht als „mundtod machen“ anprangern. Auf der anderen Seite versucht es die PC-Fraktion ja auch immer wieder, Leute mit anderen Ansichten für meschugge zu erklären, wie man an aktuellen Beispielen wie Thilo Sarrazin und Akif Pirinçci sehen kann. Dass etwas in einem rüden Ton vorgetragen wird, muss noch nicht heißen, dass es gleich falsch ist. Der Inhalt ist entscheidend. Das gilt aber für beide Seiten.
Argumente und Einstellungen sollten unabhängig davon, wer sie ausspricht, geprüft werden. Ich weiß, ein hehres Ideal, und auch nicht immer einzuhalten, wenn man den Verkünder kennt und schon eine gewisse Vorstellung hat, was von demjenigen zu erwarten ist.
Aber wir sollten uns nicht damit aufhalten, Leute zu pathologisieren. Schließlich gibts genug gute Argumente gegen den Radikal-Feminismus wie auch den Radikal-Maskulismus.
Wir sind da einer Meinung.
Dennoch muss man diesen (vermuteten) Zusammenhang mal ansprechen, auch wenn er viele Gefahren bereit hält. Es bringt nichts, diese Ahnung ständig zu verdrängen, dann aber doch ständig irgendwo im Hinterkopf zu haben.
Die Frage lautet nur: Wie spricht man vernünftig darüber, wie vermeidet man die Fallstricke, die oben angesprochen wurden?
Mir geht es nicht um Pathologisierung. Mir geht es um Verhältnisse, die es begünstigen, dass in der Diskussion keine Distanz mehr zu den Emotionen hergestellt wird. Das Definitionsmachtkonzept mit seiner einseitigen Kommunikation ist so ein Umstand, dass es erlaubt, auch neurotische Deutungen problemlos als vernünftig zu verkaufen. Da geht es dann nicht um Neurotiker, sondern um eine Kultur, die Neurotikern Plattformen bietet. Ich weiß nicht, ob ich das gut ausdrücken konnte. Pathologisieren würde ich Einstellungen auch nicht. Pathologisch ist eher ein Umfeld, sagen wir mal die aktuelle Piratenpartei, in der eine sachliche Diskussion mittlerweile strukturell nicht mehr möglich zu sein scheint.
@LoMi
Du hast das schon ganz gut ausgedrückt.
Mir ist auch schon aufgefallen, dass hierzulande eine Tendenz zu spüren ist, nach der eine rein emotionale Äußerung schon alleine deshalb, weil sie aus einer persönlichen Sicht heraus geäußert wird, ernst genommen werden muss. Das ist zum einen ja prinzipiell sympathisch, weil ja jeder gerne ernst genommen werden möchte.
Allerdings scheint es da eine Überhöhung von Authentizität zu geben, was auch eine spezifisch deutsche Befindlichkeit zu sein scheint. Menschen anderer Länder können diesen deutschen Zwang zur manchmal brutalen Ehrlichkeit oft nicht nachvollziehen. In England ist es eher wichtig, distanziert zu sein, in Frankreich ist Emotionalität wichtiger als Authentizität.
Die Schattenseite dieser Überhöhung von Authentizität ist aber eine gewisse anti-aufklärerische Tendenz. Nur weil jemand etwas so empfindet, wie er es tut, muss es deswegen noch lange nicht „wahr“ sein. Es wird da wenig zwischen persönlicher Wahrheit und objektiver Wahrheit unterschieden. Letzteres wird ja in bestimmten Feministenkreisen eh nur als patriarchales Konstrukt betrachtet.
Auch wenn es schwierig ist, sollte man nicht müde werden zu kommunizieren, dass man durchaus den Respekt vor einer Person von dem (weniger vorhandenen) Respekt vor ihrer Anschauung trennen kann. Neuer Peter hat das ja schon angedeutet: „Wenn wir wissen, dass das Selbstbild eines Menschen am Festhalten an gewissen Überzeugungen abhängt, dann verstehen wir, warum es so viele als persönlichen Angriff interpretieren, wenn man ihre Überzeugungen in Frage stellt.“
Natürlich kann man es leicht als Abwertung der eigenen Person empfinden, wenn einem jemand sagt, dass die eigenen Anschauungen kompletter Bullshit seien. Das kann man auch am Phänomen der „religiösen Gefühle“ beobachten. Insofern scheint es auch so etwas wie „feministische Gefühle“ zu geben.